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Auch Dreijährige folgen schon der Mehrheit

menschenmenge-2Interessante Studie, die österreichische Die Presse da veröffentlicht hat: „Auch Dreijährige folgen schon der Masse“ [via]:

Wenn Menschen zu einem Thema keine klare, eigene Meinung haben, schließen sie sich gewöhnlich dem Urteil der Mehrheit an. Diese Tendenz zeigt sich nicht erst in der Pubertät, in der die Meinung einer Gruppe für Kinder sehr wichtig wird. Sondern sie beginnt schon im Vorschulalter, wie eine US-Studie eindeutig zeigt.

Psychologen der Universität Harvard  ließen für diese Untersuchung Kinder im Alter von drei bis vier Jahren mehrere Personen beobachten. Diese stritten sich über den Namen eines Gegenstands. Bis auf eine Ausnahme teilten alle Beteiligten die gleiche Ansicht. Die Kinder schlossen sich dieser Mehrheitsmeinung an.

Offenbar erkannten sie auch schnell, wer denn der “Außenseiter” war. Und der war offensichtlich gebrandmarkt. Denn in einem Zusatzversuch blieben zwei der vorher Streitenden in dem Raum – darunter die Person mit der zuvor abweichenden Meinung. Stritten beide dann über die Bezeichnung eines neuen Objektes, folgten die Kinder dem Urteil jenes Menschen, der im vorherigen Experiment die Mehrheit vertreten hatte.

Das erklärt wohl so manches…

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Global Change 2009

Kleine, professionell gestaltete und unterhaltsam dargebotene Filme, die sich mit den aktuellen Problemen unserer Gesellschaft und der Wirtschaft befassen, liegen derzeit offenbar voll im Trend (man denke an „The Story of Stuff“ oder „Unsere kleine Welt“). Vor ein paar Tagen ist nun ein neuer Kurzfilm erschienen, der seine Kreise in den Weiten des Internets zieht – er stammt vom erst jüngst gegründeten Verein Global Change 2009, die sich ein hehres und recht aufgeblasen klingendes Ziel gesetzt haben:

Wir wollen den Menschen aus der Warum – Frage heraus Denkanstöße geben, wie wir einen erfolgreichen Weg in ein goldenes Zeitalter finden können.

Der dazugehörige Film soll Lösungswege aus der Krise und dem derzeitigen Wirtschaftssystem, dem von den Autoren sog. „Kapitalsozialismus“ aufzeigen. Ich will ihn hier einfach mal zur Diskussion stellen – was natürlich nicht heißen soll, dass ich etwa mit allem, was da gezeigt wird, überein stimme, sicher nicht, zumal so manche Behauptung, die in dem Film auftaucht, für mein Empfinden etwas sehr locker als Fakt/Naturgesetz hingestellt (z.B. das mit der „unsichtbaren Hand des Marktes“, dem „Eigennutz“, der „Förderung der Leistungsbereitschaft“ oder gar die sehr forsche Behauptung mit „ewigem Frieden“) oder sehr pathetisch bzw. naiv präsentiert wird. Aber ich finde, es kann niemals schaden, sich über die immensen Probleme, vor denen wir stehen, aus verschiedenen Perspektiven Gedanken zu machen. Eine einfache, allein seligmachende Lösung wird es eh nicht geben können. Gut gefallen mir auf jeden Fall die Einlassungen zu den Marktmonopolen, die ich hier im Blog ja auch des öfteren beklage (also Firmen mit übergroßer Marktmacht, wie die Discounter, Energiekonzerne etc.), und das bedingungslose Grundeinkommen halte ich auch für ein durchaus überlegenswertes Konzept.

Edit: Ich empfehle auf jeden Fall hier in den Kommentaren zu dem Film sich einmal den kritischen Beitrag von „Mitleser“ anzuschauen, der doch einiges von dem realativiert, was einem die Macher des Films als Lösung verkaufen wollen.


Global Change 2009 from Global Change 2009 e.V. on Vimeo.

(Übrigens sorry, dass ich schon wieder einen Film poste, aber ich habe gerade ziemlich viel zu tun – demnächst dann wieder mehr originärer Text.)

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Buchbesprechung: Robert W. McChesney, John Nichols „Unsere Medien? Demokratie und Medienkonzerne in den USA“

mcchesney-nichols-unsere-medienNicht immer muss ein Buch dick und schwer sein (wie z.B. Naomi Kleins Bestseller „No Logo!“ oder „Das neue Schwarzbuch Markenfirmen“) um zu beeindrucken. Schlank und elegant kommt beispielsweise „Unsere Medien? Demokratie und Medienkonzerne in den USA“ von Robert McChesney, John Nichols u.a. daher, veröffentlicht in der Open Media-Reihe des Verlags Schwarzerfreitag aus Berlin. Die Open Media-Reihe wurde ursprünglich Anfang der 90er Jahre in Amerika ins Leben gerufen, als Opposition zum ersten Golfkrieg, und konnte bislang auch Autoren wie Noam Chomsky (der auch zu diesem Buch einen Kommentar beisteuert) gewinnen.

Der Titel macht bereits klar, worum es den beiden Autoren in ihrem Buch geht – sie wollen eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Entwicklung des Mediensektors in den USA bieten, die so oder in ähnlicher Form mittlerweile auch weltweit zu beobachten ist. Innerhalb weniger Jahrzehnte hat die Zahl der den Markt bestimmenden Konzerne von über 50 auf inzwischen nur noch 10 Big Player abgenommen. Solch eine Konzentration wäre auch auf anderen, „normalen“ Gütermärkten bereits bedrohlich und eine potentielle Gefahr für die freie Gesellschaft, aber gerade im Medienbereich, wo schließlich auch Meinungen gemacht und beeinflusst werden, ist dies mehr als nur eine latente Bedrohung der Demokratie.

McChesney (Professor an der University of Illinois) und Nichols (Korrespondent von The Nation) legen in ihrem dreigeteilten Werk (Teil 1: Analyse, Teil 2: Problembeschreibung/Unzufriedenheit und Teil 3: Aufbau einer Medienreform-Bewegung) den Finger sehr eindringlich auf mehrere Wunden, die sich diesbezüglich auftun. Die ursprüngliche Aufgabe der sog. „freien Presse“, die auch die Gründerväter der USA so in der Verfassung vorgesehen haben, war die Kontrolle derjenigen, die die politische Macht innehaben – sie sollte dazu dienen, „die Freiheit zu beschützen“, wie James Madison im 18. Jahrhundert schrieb.

Weit entfernt davon, die Zivilisation insgesamt zu stärken, liefert das Mediensystem, wie es zur Zeit in den Vereinigten Staaten opereriert, noch nicht einmal die Grundlagen für die Staatsbürgerschaft: Es beschützt nicht und dient nicht dem Allgemeinwohl. Es ist kein Mediensystem nach unserem Bedarf, aus unseren Händen oder in unserem Interesse – weil wir es heute nicht mit unseren Medien zu tun haben. Es sind deren Medien.

Doch wer sind sie? Eine Handvoll enormer Konglomerate, die sich die monopolistische Kontrolle über weite Teile der Medienlandschaft gesichert haben. Die Oligopole spotten der traditionellen Vorstellung einer freien Presse, in der jeder am freien Markt der Ideen teilhaben kann. Dabei werden die Monopole von Jahr zu Jahr erdrückender.

Wem dienen diese Medien? Zu allererst den Aktionären – große Medienunternehmen in den USA können hochprofitabel sein. Um diese Profitabilität aufrechtzuerhalten, dienen sie den Interessen der großen Konzerne, die weite Teie der Medien mit ihren Werbegeldern finanzieren. Um einer Regulierung im öffentlichen Interesse zu entgehen, dienen sie einer politischen Klasse, die sich revanchiert, indem sie den Medienkonzernen kostenlosen Zugang zu den öffentlichen Rundfunkfrequenzen gewährt und regelmäßig Grenzen der kommerziellen Kontrolle unserer Kommunikation einreißt. (…) Profit geht dabei immer vor Gesellschaft.

Bereits diese wenigen Absätze im vorderen Teil des Buches umreißen sehr gut, worin die Autoren die Probleme mit dem heutigen Mediensystem sehen – es dient primär kommerziellen Interessen und ist somit, auf Grund dieser Verquickung mit anderen Konzernen, weit davon entfernt, wirklich kritisch zu berichten. Diese mangelnde Kritik bewirkt aber nicht nur, Zuschauer und Leser primär als Zielgruppe für Konsum zu sehen, sondern lässt auch viele politische Geschehnisse, die eigentlich hinterfragt werden müssten, nahezu propagandistisch verbrämen.

Die Konzentration führt zu zwei zentralen Problemen: extreme Kommerzialisierung und Vernachlässigung des Dienstes am Bürger. Je besser die großen Medienkonzerne die Gesellschaften kommerziell durchdringen, desto weniger sind sie gewillt oder in der Lage, kreative oder redaktionell integre Inhalte zu erzeugen.

Ausführlich wird geschildert, wie diese Marktmachtkonzentration im Zeitungsbereich dazu führt, dass lokale Redaktionen nach und nach abgebaut und ausgedünnt werden, bis sie schließlich kaum noch in der Lage sind, kritisch zu recherchieren, sondern statt dessen PR-Meldungen etc. übernehmen, um ihr Blatt termingerecht füllen zu können. So etwas kann man ja auch hierzulande erkennen, wenn selbst honorige Zeitungen wie die FAZ Advertorials abdrucken; von Magazinen wie der Vogue, die eh nur aus Reklame und Produktlobhudeleien bestehen, ganz zu schweigen.

Die politische Kultur, die mit dem weltweiten Aufstieg des kommerziellen Mediensystems einhergeht, ähnelt immer mehr der der USA: An die Stelle informierter Debatten und eines kompletten Spektrums politischer Parteien treten ein leerer Journalismus und Wahlkämpfe, die von PR-Agenturen, Geld, schwachsinniger Werbung und eng begrenzten Debatten bestimmt werden. So entsteht eine Welt, in der der Markt und kommerzielle Werte die Demokratie und die Zivilkultur ersticken – eine Welt sich rasend ausbreitender Entpolitisierung, in der die wenigen Reichen immer weniger politische Hürden zu überwinden haben.

Glücklicherweise belassen es McChesney und Nichols nicht bei dieser bloßen Medienschelte, sondern stellen in dem Kapitel über den sich formierenden Widerstand gegen diese Form der Medienorientierung auch hoffnungsvolle Ansätze für wirklich freie Medien dar (denn wie „frei“ die Medienlandschaft z.B. in Deutschland ist, kann man sehen, wenn man sich die lange Liste der Produkte anschaut, die alleine Bertelsmann unter seinem Dach vereint). So gibt es in Schweden eine Partei, die auch das Verbot von Fernseh- und Radiowerbung in ihrem Programm hat (und immerhin bei Wahlen 10% der Stimmen erhält). In Neuseeland haben fortschrittliche Politiker eine Neuordnung des Rundfunks beschlossen, nach der Rundfunkfrequenzen öffentliches Eigentum sind, das die Bürger kontrollieren sollen – die Übernahme lokaler Stationen durch Großkonzerne wurde erschwert, der öffentliche Rundfunk ausgebaut etc. In Amerika selbst wird die Förderung des sog. „Mikroradios“ (nichtkommerzielle Gemeinderadiostationen) vorangetrieben und man versucht die Torpedierung dieser Projekte durch einige, den Medienkonglomeraten nahestehenden Teilen der Politik aufzuhalten.

Alles in allem ist „Unsere Medien?“ ein gleichermaßen erschreckendes, wie auch aufrüttelndes und Mut machendes Buch, das zudem leicht und locker zu lesen ist.

Robert W. McChesney, John Nichols „Unsere Medien? Demokratie und Medienkonzerne in den USA“, Schwarzerfreitag 2004, 151 S., 11,– €

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Nachbetrachtung zur Fake-ZEIT-Aktion

Die Attac-Aktion der Verteilung von 150.000 gefälschten ZEIT-Exemplaren mit „Nachrichten von morgen“ – also Meldungen, die heutzutage kaum in Zeitungen erscheinen können, die aber durchaus realistisch umsetzbar wären, wenn der entsprechende politische Wille vorhanden wäre – hat hohe Wellen geschlagen und für viel Aufmerksamkeit und Verwunderung gesorgt. Nicht nur bei den Glücklichen, die ein reales Exemplar dieser Zeitung in die Hände bekommen haben (heute lagen noch einmal 100.000 Stück der taz bei), sondern auch bei den Medien- und Pressevertretern. DIE ZEIT selbst reagierte zwar überrascht, aber relativ souverän auf den gelungenen Coup des globalisierungskritischen Netzwerks und wird keine rechtlichen Schritte einleiten:

Die beiden Chefredaktionen und Geschäftsführungen von ZEIT ONLINE und DIE ZEIT wussten nichts von dieser Aktion, wir sind aber beeindruckt von der Qualität der Kopien. Mein Kollege Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Printausgabe, sagte: “Fälschungen der ZEIT können wir natürlich nicht gutheißen, zumal nicht in dieser hohen Qualität. Am meisten staune ich aber über den großen Aufwand, den man sich hier geleistet hat.  Schön, dass es wenigstens Attac in der Krise noch gut geht.”

Die taz war offensichtlich schon etwas früher in die Aktion eingeweiht, denn sie konnte bereits sehr früh am Samstag einen ausführlichen Bericht online präsentieren „Attac kapert Die Zeit – Eine ‚Zeit‘, die ihrer Zeit voraus ist“:

Und auch in Sachen journalistischer Ethik hat sich in der hell strahlenden Zukunft etwas geändert: ein gewisser Matthias Trocken stellt sich als stellvertretender Chefredakteur vor und entschuldigt sich. Die Chefetage der Zeitung sei lange Mitglied in sogenannten Elitezirkeln gewesen, in denen sich die Spitzen aus Politik und Wirtschaft treffen, “um darüber zu diskutieren, welches Schicksal sie der Welt zugedenken wollen.” Über diese undemokratischen Treffen sei nie berichtet worden.

Man habe sich vielmehr als Teil der Macht verstanden denn als ihr kritischer Gegenpart, schreibt Trocken, und damit den journalistischen Ethos verletzt. “Unsere Aufgabe als Journalisten besteht nicht darin, mit am Tisch zu sitzen, sondern zu berichten und kritische Fragen zu stellen”, schreibt Trocken. Der stellvertretende Chefredakteur der echten Zeit heißt Matthias Naß.

Medienlese.com konstatiert „Attac fälscht Die Zeit: Fröhlicher Medienstunt“:

Nicht nur, dass die Wochenzeitung Die Zeit erschreckend dünn geworden ist und neuerdings am Samstag kostenlos auf der Straße verteilt wird. Auch die Nachrichtenlage wird heute sicher den einen oder anderen stutzig machen: Die Nato will sich auflösen, armen Ländern werden Schulden erlassen, die Verantwortlichen des Klimawandels werden angeklagt, und Opel fabriziert fortan nur noch umweltfreundliche Autos.

Der Spiegel berichtet selbstverständlich ebenfalls darüber „Gefälschte ‚Zeit‘: Mit freundlichen Grüßen von Attac“, die Frankfurter Rundschau, Der Freitag und sogar bis in die Tagesschau schaffte Attac es damit: „Attac dreht die ‚Zeit‘ weiter“.

Die aktuellen Berichte über die “globale Wirtschafts-, Finanz- Hunger- und Klimakrise” ließen viele Menschen hilflos zurück, erklärte Attac-Aktivistin Jutta Sundermann. Die Autoren hätten deshalb “die Zeit weitergedreht” und “die Nachrichten verfasst, die wir morgen lesen wollen”. Alles, was in den Artikeln geschrieben sei, könne man “innerhalb von 13 Monaten umsetzen”. Ziel sei es, die Vorstellungskraft der Leser zu erweitern und ihnen Mut machen, sich politisch zu engagieren.

Meine Lieblingsstelle aus der etwas anderen ZEIT ist übrigens die schöne Anti-Anzeige von Nestlé („Lügen, Gentech, Nescafé“) auf Seite 5:

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Die Akte kik

Das Thema Discounter ist und bleibt leider aktuell wie eh und je und ist quasi ein Dauerthema auch in meinem Blog. Dabei stoßen wir nicht nur bei den klassischen Lebensmitteldiscountern wie Aldi und Lidl auf viele Verstöße und Probleme, auch bei Drogerieketten wie Schlecker oder dem „Textildiskont“ kik geht so manches in die völlig falsche Richtung. Ausbeutung und Bespitzelung der eigenen Mitarbeiter, Ausbluten der Dritten Welt, Ausnutzen der Notsituation vieler Menschen, Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltschäden, Ressourcenverschwendung uvm. – von Nachhaltigkeit, Ethik oder Menschenwürde keine Spur. Vor einer Weile gab es schon einmal eine ausführliche Studie, die sich damit befasste, wieso die Jeans bei Lidl & kik so billig sind. Angesichts der aktuellen peinlichen Reklamekampagne von kik via BILD (die ich natürlich nicht verlinke!) erscheint mir nachfolgender Fernsehbeitrag aus dem ORF 2 aktueller denn je. [via]

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Nachrichten von morgen: Attac bringt gefälschte DIE ZEIT in Umlauf

Attac goes Culture Jamming – diese gelungene Aktion im Stile der YES MEN ist natürlich genau mein Ding. Und deshalb werde ich mich auch sogleich aktiv an der Verteilung des ausgesprochen authentisch wirkenden ZEIT-Fakes beteiligen. :-) Hier schon mal die dazugehörige offizielle Pressemitteilung:

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Pressemitteilung  – Attac, 21. März 2009

* Nachrichten von morgen: Attac bringt gefälschte DIE ZEIT in Umlauf
* Aktive verteilen 150.000 Plagiate in mehr in als 90 Städten

attacAktivistinnen und Aktivisten des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac haben am heutigen Samstag in Kiel und ca. 90 anderen Städten eine gefälschte Ausgabe der bekannten Wochenzeitung DIE ZEIT verteilt. Der Clou: Statt der Meldungen von gestern verkündet das täuschend echt gestaltete Plagiat die Nachrichten der Zukunft. „Am Ende des Tunnels” lautet die Schlagzeile auf dem Titelblatt, als Erscheinungsdatum ist der 1. Mai 2010 angeben. „Die Berichte über die globale Wirtschafts-, Finanz- Hunger- und Klimakrise lassen viele Menschen hilflos zurück. Wir haben deshalb die Zeit weitergedreht und die Nachrichten verfasst, die wir morgen lesen wollen – nicht über ein fernes Paradies, sondern über konkrete Verbesserungen, die denkbar und erstreitbar sind”, sagte die Attac-Aktivistin und DIE ZEIT-Redakteurin Jutta Sundermann. „Auf diese Weise wollen wir die Vorstellungskraft der Leserinnen und Leser erweitern und ihnen Mut machen, sich politisch zu engagieren.”

Ca. 2000 Exemplare der gefälschten DIE ZEIT brachten die Attac-Aktivisten allein in Kiel unter die Leute. Fast alle Passanten nahmen das als „kostenlose Sonderausgabe” angepriesene Blatt gern entgegen. „Es hat Spaß gemacht zu sehen, wie viele Empfänger erst mal oberflächlich rumgeblättert haben, bis sie dann nach einer Weile stutzten und interessiert weiterlasen.”, so ein Verantwortlicher. Bundesweit verteilte Attac rund 150.000 Plagiate in mehr als 90 Städten.

Als Autoren der Zukunftsausgabe der ZEIT konnte Attac neben eigenen Aktiven auch mehrere prominente Schreiber gewinnen. So berichtet der Journalist und Buchautor Harald Schumann („Der globale Countdown”) unter der Überschrift “Zeit der Abrechnung” von einem G20-Treffen in Brasilia, bei dem sich die Industrie- und Schwellenländer auf eine weitreichende Besteuerung großer Privatvermögen und internationaler Konzerne geeinigt haben. Lucas Zeise, prominenter Wirtschaftsjournalist, beschreibt in “Ende einer Ära” die Veränderung der deutschen Bankenlandschaft nach dem Untergang zahlreicher Privatinstitute. Der Kabarettist Matthias Deutschmann konstatiert das Ende des Kasinokapitalismus („Nicht die unsichtbare Hand des Marktes hat die Krise beendet. Wir waren es! We, the people!”) und gesteht: „Es gibt Momente, da kommen dem professionellen Zyniker die Tränen”. Und die Autorin Daniela Dahn schreibt über die neue internationale Fernsehstation Social TV, die es sozialen Bewegungen weltweit ermöglicht, ihre eigenen Themen ins Fernsehen zu bringen.

Weitere Artikel haben das Ende der NATO zum Thema, berichten von Schuldenerlassen für arme Länder, einer dezentralen Konferenz der Weltgesellschaft gegen Hunger und den positiven Auswirkungen der Bildungsproteste. Die letzte Seite blickt zurück auf die Demonstrationen am 28. März 2009 in Berlin und Frankfurt am Main: Die Proteste unter dem Motto „Wir zahlen nicht für eure Krise” markierten bundesweit den Aufbruch der Zivilgesellschaft. DIE ZEIT-Redakteur Fabian Scheidler: „Kurzum: In unserer Ausgabe der ZEIT zeichnen wir das Bild einer Welt, wie sie denkbar wäre, wenn die Vorschläge der globalisierungskritischen Bewegung umgesetzt werden würden.”

Inspirieren ließen sich die Blattmacher von Attac von der US-amerikanischen Gruppe Yes-Men, die im vergangenen Jahr eine Zukunftsausgabe der New York Times veröffentlichte.

Für Rückfragen:
* Fabian Scheidler, DIE ZEIT-Redaktion, Tel. 0151-2173 9858
* Jutta Sundermann, DIE ZEIT-Redaktion, Tel. 0175- 866 6769

Im Internet:
* Online-Ausgabe der ZEIT:
http://www.die-zeit.net

* Druckausgabe zum kostenlosen Download:
http://www.die-zeit.net/pdf

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Stoppt die Biopiraten

biopirateriePiraten, das sind wilde Gesellen, wie man sie heutzutage vermutlich am ehesten aus Hollywoodschmock der Marke „Fluch der Karibik“ kennt – oder aus den jüngsten Medienberichten über die bösen Banden vor Somalias Küsten, wie sie brave EU-Handelsschiffe ausplündern. Dass jedoch eine legalisierte Form der Piraterie seit vielen Jahren und Jahrzehnten weltweit betrieben wird, ohne dass Regierungen oder Armeen eingeschaltet werden, ja, dass diese Piraten nicht mit Kopftuch und Augenklappe, sondern in Anzug & Krawatte und im Namen großer Konzerne unterwegs sind, ist leider weniger bekannt. Biopiraterie nennt man die inzwischen beliebte, von Pharma- und Genkonzernen betriebene Form der Raubzüge, bei denen sie sich Patente und Eigentumsrechte auf Pflanzen (Heil- und Nutzpflanzen) sichern und so für sich exklusiv vermarktbar machen. Die Rechte der ansässigen Bevölkerungen, die dieses Wissen seit Jahrhunderten entwickelt haben und bewahren, werde dabei mit Füßen getreten – das einzig wichtige für diese Firmen ist, Profit aus jeder Pore dieses Planeten zu schlagen, und nicht, Rücksicht auf Menschen(-rechte) zu nehmen. Die Politiker der reichen westlichen Industrienationen interessiert dies naturgemäß eher wenig, schließlich profitieren „unsere“ Konzerne ja von der bestehenden Rechtslage und Machtverteilung.

Doch in den letzten Jahren regt sich vermehrt Widerstand – sowohl in den betroffenen Ländern vor Ort (z.B. gegen das Patent auf den indischen Neem-Baum), als auch bei uns. Dabei tut zunächst auch die Aufklärung über diese Form des Raubrittertums not, da weite Teile der Bevölkerung davon eben noch nie etwas gehört haben dürften. Von daher sind Bücher wie „Die Biopiraten – Milliardengeschäfte der Pharmaindustrie mit dem Bauplan der Natur” (Econ) von Michael Frein und Hartmut Meyer ein wichtiger Schritt, diese Problematik ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit zu heben. Ebenso wie die BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie, einer von der Bundeskoordination Internationalismus (ein Dachverband von über 120 Dritte-Welt- und Solidaritätsgruppen) und anderen Einrichtungen getragenen und unterstützten Initiative.

Mit dem Begriff “Biopiraterie” bezeichnen wir grundsätzlich die Aneignung genetischer Ressourcen von Pflanzen und Tieren und des Wissens um ihre Verwendung. Biopiraterie geschieht meist durch transnationale Saatgut-, Pharma- und Kosmetikkonzerne des “Nordens” (OECD-Staaten) im Verbund mit Forschungseinrichtungen und lokalen Helfern in den Zentren biologischer Vielfalt des “Südens”. Biopiraterie bleibt Biopiraterie, auch wenn eine kleine Entschädigung gezahlt werden sollte.

Die BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie kritisiert die vorherrschende Art und Weise, in der über biologische Vielfalt nur als Naturschutzthema geredet wird. Dadurch wird verschleiert, dass es multinationalen Konzernen in Zusammenarbeit mit staatlichen Forschungsinstituten um die Aneignung biologischer Vielfalt geht. Die Ablehnung von Biopiraterie steht im Zusammenhang mit einer radikalen Kritik des bestehenden Nord-Süd-Verhältnisses und des globalen Kapitalismus’, seiner Herrschaftsformen und Machtstrukturen.

Die Kampagne will Widerstand gegen Biopiraterie aufbauen und gesellschaftliche Alternativen diskutieren und unterstützen.

grane-beuteZusätzlich zu der informativen Website, auf der der Besucher mehr über die Hintergründe, über die bekanntesten Fälle, aber auch die Auswirkungen der Biopiraterie erfährt und wo Kampagnen koordiniert und Widerstand organisiert wird, haben die Verantwortlichen auch ein eigenes Buch zur Thematik verfasst – „Grüne Beute: Biopiraterie und Widerstand“ (Trotzdem Verlag). Dieses Buch wird auf einer eigenen Internetseite präsentiert, und dort kann man es auch kostenlos als pdf herunterladen (unter Creative Commons, also der passenden offenen Veröffentlichungsform).

Selbst das überlieferte Wissen einheimischer Spezialistinnen und Spezialisten über die Verwendung dieser Pflanzen betrachten diese Jäger nach grüner Beute als ihren Schatz.

Die »BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie« betrachtet die fortschreitende Privatisierung von Heil- und Nutzpflanzen als illegitim, auch wenn sie geltender Rechtslage entsprechen mag. In diesem Buch wird an konkreten Beispielen aufgezeigt, wie die Biopiraten ihre Beutezüge durchführen und auf welche rechtlichen Rahmenbedingungen sie sich dabei stützen können. Davon ausgehend schildert »Grüne Beute« den Widerstand, der an vielen Orten gegen Biopiraterie aufkeimt.

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Wir zahlen nicht für Eure Krise!

Auf folgende Veranstaltung möchte ich doch gerne alle hinweisen – denn diese „Finanzkrise“, in der Milliarden und in den USA mittlerweile Billionen (trillions!) von Euro und Dollar von staatlichen und damit Steuergeldern zur Rettung eines kranken und abgewirtschafteten Systems verwendet werden, sollte nicht auf unserem Rücken ausgetragen werden (auch wenn alles danach ausschaut, als wenn Politik & Finanzwirtschaft genau darauf hinsteuern). Das Motto ist also, sich nicht alles gefallen zu lassen und auch zu zeigen, dass man den oft hohlen Phrasen der Politiker nicht glaubt und sich andere Lösungen vorstellt. Deshalb:

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Bundesweites Bündnis ruft zu Demonstrationen gegen Krisenpolitik der Regierung auf
Pressemitteilung des bundesweiten Bündnisses “Wir zahlen nicht für eure Krise”

Ein breites Bündnis aus Gewerkschaftsgliederungen, Erwerbslosen- und Sozialprotestorganisationen, dem globalisierungskritischen Netzwerk Attac, entwicklungspolitischen und antikapitalistische Gruppen mobilisiert unter dem Motto “Wir zahlen nicht für eure Krise! – Für eine solidarische Gesellschaft” für den 28. März zu Demonstrationen in Berlin und Frankfurt am Main gegen die Krisenpolitik der Bundesregierung. Die Proteste finden im unmittelbaren Vorfeld des so genannten Weltfinanzgipfels der G20 am 2. April in London statt. Die Veranstalter erwarten mehrere zehntausend Menschen.

“Die Krisenpolitik der Bundesregierung ist dilettantisch und unsozial zugleich. Weiterhin unterschätzt die Regierung völlig die Dramatik der Lage”, kritisiert Bernd Riexinger, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Stuttgart. “Bereits während der vergangenen Boomphase hat ein großer Teil der Beschäftigten Lohneinbußen hinnehmen müssen, und Leiharbeit verdrängte stabile Beschäftigungsverhältnisse. Mit dem Ausbruch der Krise geht es nun Hunderttausenden an den Kragen. Deshalb fordern wir einen Schutzschirm für Beschäftigte”.

Hüseyin Aydin von der Föderation demokratischer Arbeitervereine – DIDF ergänzt: “Insbesondere Migrantinnen und Migranten leiden unter prekären Arbeitsbedingungen. Zusätzlich stehen sie im Fall von Krisen als erste auf der Abschussliste. Die Krise zeigt verschärft, dass wir einen Richtungswechsel bei den sozialen Sicherungssystemen brauchen. Hartz IV muss weg.”

Die bisherige Krisenpolitik der Bundesregierung bewertet das Bündnis aus sozialer Perspektive als katastrophal. “Eine Antwort auf die Krise des neoliberalen Kapitalismus kann nicht die Verstaatlichung der Verluste sein. Sie muss auf Zurückdrängung von sozialer Ungleichheit weltweit und die Demokratisierung der Wirtschaft durch Vergesellschaftung setzen”, erklärt Christina Kaindl von der Gruppe Soziale Kämpfe. “Gegen Krise, Standortkonkurrenz und Profitlogik treten wir ein für eine Zukunft ohne Armut und Ausbeutung. Der Kapitalismus bietet für die Menschen keine Zukunft. Wir brauchen Alternativen zum Kapitalismus.”

Parallel zu den Demonstrationen in Deutschland erwartet der britische Gewerkschaftsdachverband TUC zu seinen Protesten gegen die G20 in London 100.000 Menschen. Auch die Teilnehmer des Weltsozialforums Ende Januar im brasilianischen Belém haben zu globalen Aktionen aufgerufen.

“Diese Krise erfordert einen Paradigmenwechsel in der Regulierung der Weltwirtschaft. Das heißt ein Schrumpfen der Finanzmärkte durch internationale Steuern, Kapitalverkehrskontrollen und das Verbot von Derivaten”, sagt Alexis Passadakis vom Koordinierungskreis von Attac. “Die Liberalisierung der Finanzmärkte, aber auch von Handel muss gestoppt werden, damit der Süden nicht die Zeche zahlt. Erforderlich ist eine Umverteilung von Nord nach Süd. Die bisherigen Ankündigungen der G20 laufen auf ein business as usual hinaus. Es ist Zeit, dass Druck von der Straße das Blatt wendet.”

Die Berliner Demonstration startet um 12 Uhr am Roten Rathaus. Die Frankfurter Protestzüge beginnen ebenfalls um 12 Uhr am Hauptbahnhof und der Bockenheimer Warte. Die Abschlusskundgebungen in Berlin am Gendarmenmarkt und in Frankfurt auf dem Römerberg sind für 15 Uhr geplant.

Kontakt: kapitalismuskrise.org

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Die Krise

Die Krise ist zumindest in den Medien mittlerweile ja doch in aller Munde – überall hört man schauerliche Meldungen und Berichte, wie sehr der Abschwung und die Rezession weltweit zuschlägt. Seit diesem Jahr gibt es praktisch jede Woche beispielsweise in der ZDF-Wirtschaftssendung WISO mindestens einen Beitrag zu diesem Thema – vorletzte Woche u.a. zu den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in den USA und die Folgen für den Anstieg der Armut und Obdachlosigkeit im Land:

Wohingegen das Magazin quer im Bayerischen Fernsehen den Eindruck bestätigte, den ich selbst in meinem Umfeld bisher habe: von einer Wirtschaftskrise, der schwersten seit Menschheitsgedenken gar, ist vielerorts noch nichts zu spüren, das Leben geht weiter wie bisher, man kauft ein wie immer. Allerdings zeichnet sich ein Trend zum „Cocooning“ ab, also zum Sich-Einigeln in der eigenen kleinen Welt, um die böse Welt dort draußen von sich fern zu halten. „Flucht nach Innen:  Wie wir uns in der Krise einrichten“, so der Beitrag:

Kurzarbeit bei BMW, Schaeffler schreit um Hilfe, die Krise hat die Deutsche Wirtschaft voll erwischt. Aber da gibt es auch Gewinner: Möbelhäuser, Feinkostläden und Supermärkte verzeichnen Rekordumsätze. Immer mehr Menschen leben nach der Devise: „Wenn es uns schon schlecht geht, dann wenigstens mit Stil“. Das „Cocooning“, der Rückzug in die eigenen vier Wände, wird zur Krisenstrategie der Deutschen, Und während wir es uns in der neuen Wohnzimmergarnitur bei einem guten Gläschen Wein bequem machen, leidet die Gastronomie.

bild-42(Klicken, um den Film zu starten)

Die Wochenzeitung Der Freitag befasst sich dennoch mit möglichen Szenarien, die uns bevorstehen könnten, wenn der generelle Trend nach unten anhält oder, was manch einer befürchtet, sich noch verstärkt. In „Hallo Apokalypse“ werden neben einer Analyse von Untergangsszenarien der Vergangenheit drei mögliche Optionen dargestellt, wie es weitergehen könnte:

Robert Kurz „Szenario I: Der ‚weiße Tod‘ des Kapitalismus
Hermannus Pfeifer „Szenario II: Das Ende dieser Globalisierung
Werner Vontobel „Szenario III: Harmloser Anfang, düstere Aussicht

Richtig Mut macht eigentlich keines der dort gemalten Zukunftsbilder – dann vielleicht doch lieber ins Möbelhaus gehen und seine Wohnung schön neu einrichten…

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Der 1. Carrotmob in Berlin

Carrotmobs sind ein relativ neues Phänomen, das Geschäftsbetreiber dazu animieren soll, ihr Unternehmen ökologischer und nachhaltiger zu gestalten. Aufgekommen ist dieser Trend (natürlich) in den USA, wie ich vor einer Weile schon einmal berichtete („Politik mit vollen Einkaufswagen“), und nun sind die Carrotmobs auch in Deutschland angekommen. Der betterandgreen-Blog macht in „Carrotmob Berlin – Grün gegen Umsatz“ auf den ersten Carrotmob hierzulande aufmerksam. Die neue Initiative hat sogar eine eigene Website und will nun am 13. Juni möglichst viele Menschen dazu bewegen, bei dem Kreuzberger Geschäft, das sich bereit erklärt, die größte Summe in die umweltfreundlichere Umgestaltung des eigenen Ladens zu investieren, einzukaufen, um den Händler quasi zu belohnen und in seinem Tun zu bestärken. Das ist direkte Demokratie via Geldbörse. :-) Wer also mitmachen will, melde sich bei den Initiatoren via E-Mail: carrotmobberlin@gmail.com

Und so schaut das Ganze in San Francisco aus:

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