Okt
23
2013
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Guerilla-Strom

Über diesen Beitrag der BR-Sendung quer habe ich mich gefreut, zeigt er doch, dass man die Energiewende nicht den großen Konzernen überlassen darf und dass der Widerstand gegen die Unternehmen wächst – „Guerilla-Strom: Solarzwerge proben Unabhängigkeit“:

Wir können es auch allein! Immer mehr unerschrockene Pioniere vermarkten ihren hausgemachten Ökostrom auf direktem Weg: Sie verkaufen ihren überschüssigen Solarstrom an Nachbarn, bei Mehrfamilienhäusern kommt der Strom direkt vom Dach und wird mit dem Hauseigentümer abgerechnet. Ökostromvermarktung – ganz dezentral und ohne Umwege über Stromriesen und Stromnetze. Das rechnet sich im besten Fall auch für die Abnehmer.

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Sep
20
2012
6

Die Energiewende als unsoziales Projekt auf dem Rücken der Bürger

Ja, heute gleich mal wieder ein Beitrag, der einen die Haare zu Berge stehen lässt – das BR-Magazin quer hat sich frisch aus der Sommerpause gleich mit einigen heißen Eisen befasst, beispielsweise der Energiewende, die in Deutschland zu Lasten der Bürger und zum Vorteil der Konzerne durchgeführt wird. Das ist zwar schon etwas länger bekannt, aber so kompakt auf den Punkt wurde das selten gezeigt wie hier. Da fällt mir nichts mehr zu ein… „Öko-Paradox: Geld sparen mit Stromverschwendung

Letztes Jahr sagte Angela Merkel, die Umlage für den Ökostrom würde nicht mehr steigen. Jetzt steigt der Strompreis aber wieder gewaltig. Nur für Privathaushalte, wohlgemerkt. Eine steigende Anzahl “energieintensiver” Unternehmen wird davon befreit. Das Paradoxe am Ökostrom: ökologisch handelnde Firmen werden für ihre Nachhaltigkeitsbemühungen bestraft. So wie Helmut Drechsel aus Oberfranken. Er hat in einen energiesparenden Maschinenpark investiert und bleibt dadurch unter der Befreiungsgrenze. Gleichzeitig beobachtet er, wie manche Betriebe ihre Maschinen jetzt sogar extra Tag und Nacht leer laufen lassen, nur um die Befreiungsgrenze zu überschreiten.

 

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Jul
08
2012
3

Blockade: Wie die Stromriesen die Energiewende sabotieren

Nachdem ich vor einigen Tagen ja schon den ethecon-Bericht über Tepcos schwer erträgliches Problemaussitzen und -leugnen gebracht habe, möchte ich Euch heute einen Beitrag von quer empfehlen, der zeigt, dass wir hierzulande mit „unseren“ Energiekonzernen keineswegs besser fahren. Diese behindern die Energiewende und treiben die Preise nach oben, ohne dass die Politik hier das Bedürfnis verspürt einzugreifen. Nicht, dass man irgendwas anderes erwartet hätte, aber etwas deprimierend ist das schon. Wieso angesichts dieser Fakten, die ja nun weithin bekannt sein sollten, überhaupt noch Leute ihren Strom von diesen Firmen beziehen, statt woandershin zu wechseln, ist mir auch ein Rätsel! „Blockade: Wie die Stromriesen die Energiewende sabotieren“:

15 Milliarden Euro Schadenersatz fordern die großen Stromkonzerne wegen des Atomausstiegs. Und nicht nur das – die großen Vier blockieren, wo sie nur können. Die Verzögerungstaktik folgt einem Profitziel: denn je länger die Versorgung mit neuen Energien nicht funktioniert, desto länger können die Konzerne mit ihren längst abgeschriebenen Atom- und Kohlekraftwerken Milliarden verdienen.

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Jun
19
2011
3

Regenerative Energie dezentral gewinnen und dezentral speichern

© ohzara, stock.xchng

Jetzt, wo der Atomausstieg scheinbar (mal wieder) beschlossene Sache ist und die Bundesregierung nur wenige Monate nach der ersten „Energierevolution“ die zweite epochale Umwälzung in der Energiepolitik proklamiert hat, stellen sich viele Fragen. Wie lange lässt man die Atommeiler tatsächlich noch laufen? Wohin mit dem Atommüll, der uns und die nächsten hundert Generationen noch freudig strahlend begleiten wird? Wer zahlt das alles? Und sollte man die großen Energiekonzerne für ihre unverschämte Gier, also den Forderungen nach Entschädigung für entgangene Gewinne, die sie eh nie bekommen hätten, wenn Schwarz-Gelb den ursprünglichen Atomausstieg von Rot-Grün nicht kassiert hätte, alle teeren und federn oder genügt ein einfaches Abwickeln? Auf jeden Fall sind die technischen Herausforderungen des Atomausstiegs nicht zu unterschätzen, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass man in den vergangenen Jahrzehnten lieber Geld in die Atomkraft gesteckt hat, statt sich rechtzeitig Gedanken über die Zeit danach zu machen.

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Mai
11
2011
5

Lesetipps: Wie Goldman-Sachs die Agrar-Symmetrie zerstörte | Energiewende | Gärtnern in der Stadt | Die Datenfresser | Apple(-Fanboys) in der Kritik

© gloriaheid, stock.xchng

© gloriaheid, stock.xchng

Darüber, dass mit Spekulation auf Nahrungsmittel weltweit die Preise nach oben getrieben werden und dass Geldinstitute wie die Deutsche Bank sich nicht schämen, offensiv mit Fonds zu werben, die genau diese Spirale weiter anheizen, habe ich im Konsumpf ja schon das eine oder andere Mal berichtet. Auf dem Blog von Markus Gärtner bin ich nun auf einen weiteren interessanten Artikel gestoßen, der diese für jeden denkenden Menschen unerträglichen Strukturen weiter beleuchtet – „Säen, gießen, indexieren – Wie Goldman Sachs die Agrar-Symmetrie zerstörte“, der sich auf einen Beitrag in Foreign Policy bezieht:

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Jan
10
2011
1

Filmtipps: „Die 4. Revolution – Energy autonomy“ und „Good Food Bad Food – Anleitung für eine bessere Landwirtschaft“

Es ist doch sehr erfreulich, dass es immer wieder gute Dokumentarfilme gibt, die nicht nur aktuelle Missstände präsentieren und anprangern, sondern auch Alternativen zum derzeitigen Wahnsinn aufzeigen. Ganz neu ist beispielsweise „Die 4. Revolution – Energy autonomy“, der sich mit den Möglichkeiten einer Energiewende und -revolution beschäftigt, die diesen Namen auch verdient (nicht wie das Mogelpaket der Bundesregierung):

Wir wissen, dass wir etwas tun müssen.

Sonne, Wind, Wasser und Erdwärme sind natürliche Energiequellen, die der gesamten Menschheit chancengleich, natürlich nachwachsend, kostenlos und auf lange Sicht zur Verfügung stehen. Nur das weit verbreitete Wissen um die Möglichkeiten der regenerativen Energien kann eine internationale Bewegung entfachen und die zwingend notwendige Energiewende einleiten.

EnergieAutonomie steht für eine Vision. Die Vision einer Gesellschaft, deren Energieversorgung nachhaltig, sauber und dezentral erfolgt, frei von schädlichen Emissionen und jeglicher Belastung für Mensch und Umwelt, frei von Monopolen, Kartellen und Lobbyisten, frei von politischen Abhängigkeiten und Ressourcenknappheit, zugänglich und erschwinglich für alle.

Wir brauchen ein schnell aufklärendes mitreißendes Medium, das dieses Wissen der Welt nachvollziehbar und kompakt vermittelt. Weltweit kann das ein großer Dokumentarfilm leisten. Wir haben ihn hergestellt.

  • Sein Titel: DIE 4. REVOLUTION – EnergyAutonomy .

Der Kino-Dokumentarfilm DIE 4. REVOLUTION – EnergyAutonomy beschreibt anhand seiner Protagonisten, prominenter Umweltaktivisten, Nobelpreisträger, innovativer Unternehmer und Politiker, dass der Umstieg auf 100% Erneuerbare Energien innerhalb der nächsten 30 Jahre möglich ist. Er verdeutlicht, welche Chancen die Energierevolution für eine nachhaltige ökonomische Entwicklung und soziale und ökonomische Gerechtigkeit bietet.
Der Film läuft seit 18.03.2010 in den deutschen Kinos, begleitet von einer Eventkampagne rund um den Kinostart in vielen Städten Deutschlands. Ab Dezember 2010 ist er mit viel Bonusmaterial auch auf DVD erhältlich.

  • Seine Botschaft: Der Umstieg auf 100% Erneuerbare Energien ist jetzt möglich. Einzige Voraussetzung: Wir müssen diesen auch wollen!

Eine im Anschluss geplante mehrteilige Fernsehversion und eine mit Bonusmaterial didaktisch für den Schulunterricht aufbereitete DVD sorgen für die weitere Verbreitung des Themas, bevor er in die weltweiten Kinos kommt. Der Film dient der Aufklärung und Bewusstseinsbildung und trägt damit intensiv zum Aufbruch ins solare Zeitalter bei.

Am Ende dieses Films soll für jeden ein neuer Anfang stehen!

Nicht minder spannend scheint mit „Good Food Bad Food – Anleitung für eine bessere Landwirtschaft“ zu sein, der ab dem 20. Januar in ausgewählte deutsche Kinos kommt und eigentlich Pflicht für alle sein sollte, die sich um eine lebenswerte Zukunft sorgen.

Am 20. Januar startet der Dokumentarfilm GOOD FOOD BAD FOOD in den deutschen Kinos. In GOOD FOOD BAD FOOD – ANLEITUNG FÜR EINE BESSERE LANDWIRTSCHAFT werden weltweit vielfaltige Ideen und Initiativen für einen besseren Umgang mit der Landwirtschaft aufgezeigt. Der Film lädt dazu ein, neue Formen der Agrarproduktion zu entdecken: Anbaumethoden, die funktionieren, zur Behebung bereits entstandener Schäden beitragen und nicht zuletzt zu deutlichen Verbesserungen im Bereich der Gesundheit und der gesamten Lebensumstände führen, indem sie eine nachhaltige Lebensmittelversorgung gewährleisten. Es wird thematisch dort angeknüpft, wo WE FEED THE WORLD aufhörte.

Der Film ist ein Appell die Landwirtschaft nachhaltiger und ökologisch korrekter zu betreiben und könnte vielleicht auch Sie interessieren. Weitere Informationen zum Film finden Sie unter www.goodfood-badfood.de.

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GOOD FOOD BAD FOOD – ab dem 20.01.2011 in den deutschen Kinos

Was haben französische Mikrobiologen, die Millionen Wanderarbeiter Brasiliens, Vandana Shivas experimentelle Bauernhöfe in Indien und die Landwirte der weltgrößten Bioplantage in der Ukraine gemeinsam? Alle verfolgen sie ein gemeinsames Ziel: die Verbesserung der Bodenqualität und die Wiederherstellung der Saatenvielfalt – zum Schutz der Umwelt und für gesündere Lebensmittel. Die französische Regisseurin Coline Serreau (“St. Jacques … Pilgern auf Französisch”) zeigt in ihrem neuen Dokumentarfilm Menschen, die dagegen kämpfen, dass unsere Böden durch chemische Dünger und Pestizide vergiftet werden. Und die sich dagegen wehren, dass nur wenige skrupellose Konzerne weltweit das Saatgutangebot kontrollieren und die Bauern erpressen. In “GOOD FOOD BAD FOOD – Anleitung für eine bessere  Landwirtschaft” begegnen wir faszinierenden Persönlichkeiten, die vielfältige Lösungen für die intelligentere Nutzung unserer begrenzten Ressourcen gefunden haben.

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Nov
10
2010
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Die Transition-Konferenz in Hannover

Wer darauf hofft, dass die Politiker in Berlin irgendwelche ernstzunehmenden Schritte in Richtung Selbstversorgung, lebenswerte Zukunft und Nachhaltigkeit für die Gesellschaft untenehmen werden, kann vermutlich lange warten, wie man an den katastrophalen Entscheidungen der letzten Jahre & Jahrzehnte sieht. Aus diesem Grunde hat sich seit einigen Jahre in mehreren Ländern die sog. Transition Town-Bewegung gebildet, über die ich hier im Blog ja auch schon berichtete (HIER) und die die Bürger aktivieren will, selbst etwas vor Ort zu unernehmen. Noch mal kurz rekapituliert bzw. aus Wikipedia zitiert, worum es bei den Transition Towns geht:

Im Rahmen des Transition Town Movement (etwa “Bewegung für eine Stadt des Übergangs/Wandels”) proben seit 2006 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft. Die Bewegung, initiiert von dem irischen Permakulturalisten Rob Hopkins, lässt sich dem v.a. in den USA weit verbreiteten Gedanken des “Eco-Communalism” zuordnen, einer Umweltphilosophie, die angesichts schwindender Rohstoffe und negativer ökologischer Auswirkungen der Globalisierung die Idee des “einfachen Lebens”, der Regional- bzw. lokalen Wirtschaft sowie der Nachhaltigkeit und der wirtschaftlichen Selbstversorgung propagiert. Eine wichtige Rolle spielen auch die Gestaltungsprinzipien der Permakultur, die es insbesondere landwirtschaftlichen, aber auch allgemein-gesellschaftlichen Systemen ermöglichen sollen, so effizient und energiesparend zu funktionieren wie ein natürliches Ökosystem.

Auch in Deutschland gibt es immer mehr solche Initiativen, die natürlich meist noch am Anfang stehen. Um für eine größere Vernetzung und einen Informationsaustausch zu sorgen, wird vom 19.–21.11. in Hannover die erste Transiton Konferenz stattfinden. Auf der Website der Konferenz könnt Ihr Euch ausführlicher informieren, hier ein kurzer Überblick:

Allgemeines:

Die erste deutschsprachige Transition-Konferenz findet vom 19.-21.11.2010 in Hannover statt. Eingeladen sind alle, die sich der Transition-Bewegung verbunden fühlen und selbst zum Wandel in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den Benelux-Ländern beitragen möchten.

Erfolgreiche Transition-Initiativen werden ihre Erfahrungen teilen; zahlreiche Fachvorträge und -Workshops zu allen Themenbereichen des Energie- und Kulturwandels sind geplant.

Wir wollen uns vernetzen und gemeinsam erforschen, was Transition im deutschsprachigen Raum sein kann und sein sollte. Wir möchten zusammen diskutieren, lernen und lachen, tanzen und feiern.

Wann, wo, was?

– 19.11., 14 Uhr bis 21.11., 16 Uhr;

– Stadtteilzentrum KroKuS, Hannover-Kronsberg;

– Es ist Platz für 150 – max. 200 Teilnehmer/innen

Die Konferenz findet parallel zu den zeitgleichen Transition-Konferenzen in Schottland (Thema “Broadening”) und Brasilien statt; mit denen wir uns thematisch verlinken werden.

Programm:

Die Konferenz lebt vom Engagement ihrer Teilnehmer! Jeder kann, darf und sollte etwas beitragen, um die Konferenz zu einem echten Ereignis werden zu lassen. Wir haben viel voneinander zu lernen, also lasst uns miteinander in Austausch treten!
Zu unterschiedlichsten Themen wird es Diskussionen und Vorträge, World Cafés und Open Spaces geben.
Details zum Programm finden sich hier:
http://www.transition-initiativen.de/page/konferenz-programm

Das Drumherum:
Damit das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt, werden wir insgesamt dreimal (Samstagmittags und -abends, Sonntagmittags) mit vegetarischer Biokost von regionalen Erzeugern versorgt.

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Jul
20
2009
9

Nochmal Streifzüge – „Energiewende zwischen infantilen Phantasien und Ernüchterung“ und mehr

Nachdem ich inzwischen ein wenig intensiver in der neuen Ausgabe der „Magazinierten Transformationslust“, dem Heft Streifzüge, gelesen habe (das man sich nach wie vor HIER komplett als pdf herunterladen kann, und das kostenlos), möchte ich Euch doch noch ein paar weitere Artikel daraus ans Herz legen. Das Oberthema der aktuellen Ausgabe ist „Ressource“, und so geht es vor allem um Energiepolitik, erneuerbare Energien, aber auch um das generell maßlos Ressourcen verschlingende Wirtschaftswachstumssystem, in dem wir leben.

solar_panelSehr interessant finde ich beispielsweise Bruno Kerns Beitrag „Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar. Energiewende zwischen infantilen Phantasien und Ernüchterung“, der sicher für LOHAS & Co. etwas härtere Kost darstellen dürfte, denn er räumt mit dem Mythos auf, dass man nur einfach ein bisschen seinen Konsum „begrünen“ und benzinbetriebene Autos durch Elektroautos ersetzen müsse (wie das die Grünen planen), und schon können wir im Prinzip so weiterwirtschaften und -wurschteln wie bisher. Kern legt dar, dass ohne eine grundlegende Abkehr vom Wachstumszwang in der Wirtschaft auch solche Techniken uns nicht retten werden.

(…) Die gedanklichen Kapriolen, die man schlägt, um der schlichten Einsicht zu entgehen, dass unser Wohlstandsniveau drastisch abgesenkt werden muss, sind abenteuerlich. Die ach so verheißungsvolle Effizienzrevolution hat Fred Luks mit einer einfachen Rechnung ad absurdum geführt: Wenn der Ressourcenverbrauch in den Industrienationen bis 2050 um einen Faktor 10 sinken soll (was weitgehend Konsens ist), und wenn man gleichzeitig ein bescheidenes Wirtschaftswachstum von 2 Prozent jährlich unterstellt, dann müsste die Ressourcenproduktivität (also die Menge an Gütern und Dienstleistungen pro Einheit einer bestimmten eingesetzten Ressource) um den Faktor 27 wachsen! Ein Wirtschaftswachstum von 3 Prozent setzt bereits eine 43-fache Energie- und Ressourceneffizienz voraus. Um diese Absurdität zu verschleiern, beschränken sich die ökologisch-kapitalistischen Heilspropheten in ihren Bestsellern immer nur auf beeindruckende Einzelbeispiele. (…)

(…) Ernst Ulrich von Weizsäcker spricht offen aus, worum es geht: „Europäern, Amerikanern und Japanern zu empfehlen, sich in Sack und Asche zu kleiden und auf Wohlstand und Fortschritt zu verzichten, ist eine zum Scheitern verurteilte Strategie. Also sollte die neue Wirtschaftsweise den Charakter eines ‚neuen Wohlstandsmodells‘ haben, um politisch durchsetzbar zu sein.“ (1992, S. 12)

Hier wird übrigens auch überdeutlich, für wen dieses neue Wohlstandsmodell gilt und für wen nicht. Weltweit gesehen nimmt eine kleine Elite für sich in Anspruch, die immer knapper werdenden Ressourcen auch noch für den letzten Teil ihrer Wohlstandsparty einzusetzen. Der ressourcensparende, intelligente, ökologiekompatible Wohlstand ist bei Licht besehen chauvinistische Brutalität. Bereits jetzt sind es global gesehen nur 6 Prozent der Menschheit, die jemals in einem Flugzeug gesessen sind, während in Nigeria unter Lebensgefahr Ölpipelines angezapft werden und im Sudan der erste Klimakrieg tobt. (…)

(…) Überdeutlich wird der illusionäre Charakter der aktuellen Diskussion beim Thema „Mobilität“. Verwundert reibt man sich die Augen, wenn man in gleich zwei Ausgaben des SPIEGEL hintereinander zu lesen bekommt, dass die Biomasse der Erde sieben- bis achtmal größer ist als die Menge, die nötig ist, um den alternativen Treibstoff für unser heutiges Mobilitätsniveau zu sichern.

Leider ist diese Aussage nicht weiter belegt. Aber der Unsinn liegt ohnehin auf der Hand. Die hohen Verluste an fruchtbarem Ackerland durch Bodenerosion, die Ausdehnung der Wüsten etc. sind jedem auch nur oberflächlich Informierten bekannt. Selbstverständlich steht die Erzeugung von Biomasse in unmittelbarer Konkurrenz zur Ernährung der Weltbevölkerung. Der gegenwärtige weltweite Boom beim Anbau von Plantagen für pflanzliche Treibstoffe bedeutet letztlich, dass weltweit gesehen 800 Millionen Autobesitzer (mit entsprechend mehr Kaufkraft) gegen die 2 Milliarden Menschen konkurrieren, die heute unter der Armutsgrenze leben. (…)

Abgesehen vom (hier nicht zitierten) Schlussabsatz des Textes, in dem der Autor quasi für eine staatlich gelenkte Verteilung der Ressourcen (also eine Art Planwirtschaft) eintritt, ist die Lektüre des Artikels meines Erachtens in seiner Gänze nur zu empfehlen!

grun_parsley

© nkzs, stock.xchng

Und wo wir schon mal beim Thema Illusionen in Bezug auf die Rettung des Systems durch höhere Effizienz sind – einen recht spannenden Beitrag verfasste auch Andreas Exner mit „Sackgasse Grünpartei?“ (das sind die Grünen in Österreich), in dem er vor allem auf die Grundproblematik JEDER Partei in unserem System eingeht, nämlich im Grunde staatstragend zu sein. Das passt zu der hier im Blog entbrannten Diskussion bezüglich Anarchie & Demokratie…

Den Charakter der politischen Partei prägt ihre Orientierung auf den Staat. Sie nimmt die Interessen, die der Kapitalismus setzt, in sich auf, formiert sie, tariert Antagonismen wie jenen zwischen Kapital und Arbeit aus und setzt den resultierenden Kräftevektor in Staatshandeln um.Die von einer Partei formierten Interessen zielen grundsätzlich darauf, den Kapitalismus aufrechtzuerhalten: Lohnabhängige wollen Lohnarbeit und wollen ergo Lohn; Kapitalisten wollen Agenten des Kapitals bleiben und ergo Profit. Alle wollen Wirtschaftswachstum, denn ohne Akkumulation von Kapital läuft im Kapitalismus nichts. (…)

(…) Die Partei ist strukturell gesehen ein Stimmenmaximierungs-Apparat. Die Bedingung seiner Möglichkeit ist die Abtrennung der Einzelnen von ihren Entscheidungsmöglichkeiten. Die Abgabe der Stimme bei der Parteienwahl ist ein Mechanismus, mit dem der Staat sich Legitimität verschafft. Es ist kein Mechanismus der kollektiven Selbstbestimmung. Umgekehrt ist die Abtretung von Stimmen an eine Partei kein Mechanismus der Delegation von Entscheidungen zwecks Komplexitätsreduktion. Ihr Ergebnis ist vielmehr Repräsentation der Entscheidungsbefugnis, die den Wählenden per Wahl entzogen wird. (…)

(…) Der Partei geht es nicht wesentlich um die Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse, sondern um deren effiziente Ausnutzung zur Maximierung der eigenen Macht und Mittel. Ebenso wie der Markt dazu führt, dass sich TV-Programme angleichen, Zeitungen immer ähnlicher werden und Waschmittel nur an der Verpackung zu unterscheiden sind, tendiert jede Partei zur Mitte. Die Wirtschaftspolitik von SPÖ, ÖVP, Grünen, FPÖ und BZÖ differiert marginal. Die marginale Differenz wird dadurch bestimmt, der anderen Partei nicht zu ähnlich sein zu dürfen.

Freilich, es ist denkbar, dass eine Partei dieser Handlungslogik, die in ihr als sozialer Form angelegt ist, explizit widerspricht. Die Grünparteien der Anfangsjahre sind dafür ein Beispiel. Gerade sie zeigen allerdings auch, dass sich die Logik der Partei selbst in einer fundamentaloppositionellen Parteiarbeit letztlich durchsetzt. (…)

(…) Wohlgemerkt: Am „Green New Deal“ ist nicht zu kritisieren, dass Geldmittel für erneuerbare Energiesysteme ausgegeben, die Effizienz gesteigert und der öffentliche Verkehr verbessert werden sollen. Zu kritisieren aber ist die gefährliche Illusion, damit das ökologische Problem oder die Wirtschaftskrise zu lösen.

Die Einsicht in die Borniertheit der Parteienlogik heißt jedoch nicht, die Parteien aus ihrer Verantwortung zu entlassen. Ganz im Gegenteil ist von allen Akteuren einzufordern, sich der Realität zu stellen. Profit- und Machtproduktion sind keine legitimen Argumente. Dissidente in den Grünparteien sind explizit zu stärken und als Auflösungspunkte der Parteiform, das heißt notwendiger Teil einer emanzipatorischen Perspektive zu unterstützen.

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