Okt
06
2011
2

Surftipp: Alternative Realität

Als ich zum ersten Mal von dem neuen Website-Projekt Alternative Realität gehört hatte, war ich sofort fasziniert – okay, das Logo sieht mit seinen Herzchen am Baum etwas zu süßlich aus für meinen Geschmack, dafür haben es die Inhalte wirklich in sich:

Wie können wir unsere lokalen und internationalen Probleme lösen? Was gibt es für Alternativen zu diesem oder jenem?

Die Plattform «Alternative Realität» sammelt Momentaufnahmen unserer Gegenwart und blickt zugleich auf mögliche Lösungen, Konzepte und Visionen für eine bessere, sozialere, demokratischere, nachhaltigere, fairere und ökologischere Welt.

Wir wollen Alternativen präsentieren und diskutieren. Und Du bist herzlich eingeladen, an diesem Austausch teilzunehmen!

Gesucht werden Filme, Artikel, Podcasts, Präsentationen, Fotos und Grafiken etc.

  1. die verschiedenste Aspekte und Herausforderungen unserer Gesellschaft und unseres Planeten aufzeigen. Somit Momentaufnahmen der aktuellen Realität.
  2. zu möglichen Lösungen, Konzepten und Technologien, die aktuelle Herausforderungen und Probleme lösen könnten. Ob Prototyp für eine alternative Energiegewinnung, neue wirtschaftliche, politische oder gesellschaftliche Formen bis hin zu visionären – vielleicht auf den ersten Blick – utopisch erscheinenden Ideen für eine alternative Realität.

Und so finden sich auf der Site denn auch, unterteilt in Bereiche wie „Realität“ – zur schonungslosen Bestandsaufnahme all dessen, was in der Welt im derzeitigen System so alles schief läuft und verbessert werden muss – und „Vision“/„Alternative“ – mit der Vorstellung von möglichen anderen Ansätzen zur Gestaltung des menschlichen Miteinanders – schon einige anregende Dokumentationen und Filmhinweise sowie Diskussionsbeoträge. Darunter sind Verweise auf Projekte zu Creative Commons oder Cradle to Cradle und auch Informationen zum Bedingungslosen Grundeinkommen (siehe unten) und der Energiewende – und eben auch einige kritische Beiträge zum Ist-Zustand wie „Deadly Dust – Todesstaub“, die klar machen, dass sich etwas ändern muss.

Grundeinkommen – Der Film from Global Change 2012 on Vimeo.

EDIT: So schnell kann’s gehen – nun ist das Logo der Alternativen Realität begrünt und entkitscht. :-)

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Jul
21
2011
11

Surftipp: Umweltbrief.org

Irgendwie ein bisschen zufällig (nämlich über einen Link beim Allgemeinen Europäischen Verbund für Umweltschutz, der sich für regionale Genossenschaften stark macht) bin ich übern den Umweltbrief.org gestolpert. Das Design der Website kommt noch sehr „Web 1.0“-mäßig daher (und dürfte daher auch auf uralten Browsern problemlos anzeigbar sein), allerdings ist es ja der Inhalt, der zählt. Und da haben mich die Betreiber dieses ehrenamtlichen Projekts mit diesen Sätzen, die quasi als Motto auf der Site auftauchen, natürlich sofort geködert:

Damit unsere Arbeit und unsere Meinung frei bleiben können, gibt es im Umweltbrief keine Werbung.

Werbung hat allerdings noch weitere Nachteile:
Sie ist eine Manipulation der Seele, indem sie mit Illusionen spielt. Sie macht die Menschen erst gezielt unglücklich, indem sie neue Bedürfnisse weckt, die sie dann befriedigen müssen, um wieder glücklich zu sein.

Werbung verführt zu unnötigem Konsum, der die ohnehin knapper werdenden Ressourcen des Planeten sinnlos ausbeutet und auch den Klimawandel beschleunigt.

Mein Reden! :-) Inhaltlich wird in dem einmal im Monat erscheinenden Umweltbrief auf viele Themen rund um Umweltschutz, Ökologie, aber auch Wirtschaft und alternative Energien eingegangen, es gibt Tipps für einen pfleglichen Umgang mit den Ressourcen der Erde und es wird auch ein eigenes Elektroauto-Projekt vorgestellt. Das „Abo“ ist kostenlos und erfolgt per E-Mail, oder man sich auch alle Artikel auf der Website durchlesen; ein RSS-Feed wird leider nicht angeboten.

Spannend ist auch die Seite über die Philosophie des Umweltbriefs, der ich absolut zustimmen kann:

In einer Infotainment-Gesellschaft werden wir täglich geflutet von Informationen und Werbung, die mit unseren ureigenen Interessen, Zielen und Bedürfnissen nur noch wenig zu tun haben.
Die Kommunikationslawine behindert Information. Alle Themen – auch Superthemen wie der Klimawandel – haben in den Medien nur eine kurze Halbwertzeit, denn auch die Medien machen ihr Geld mit kurzfristigen Hypes. Sie sind oft auch die Werkzeuge und Vasallen der reichen Lobbies hinter der Szene. (…)

Darüber hinaus ist zu befürchten, dass uns die für uns wirklich bedeutsamen Themen, Nachrichten und Neuigkeiten gezielt verschwiegen werden, denn echte Innovationen und Veränderungen sind oft nicht erwünscht – nicht von der fossilen Wirtschaft, also auch nicht von ihren Politikern. Es reicht ja, wenn wir funktionieren und konsumieren… (…)

Ob Umwelt, Wirtschaft oder Politik – wirkliche Aufklärung kommt meist zu kurz. Manche Nachrichten, die allgemein einfach als gegeben hingenommen werden, bedürfen oft einer Prüfung, Auswertung oder kritischen Kommentierung. Andere müssen sogar erst aus der Versenkung geholt werden, da sie bei den Medien keinen Platz finden.
Viele der aufgetischten “Wahrheiten” sollen ohnehin nur den alten Lobbies und ihrer Machterhaltung dienen. Im Trend ist auch das “Greenwashing” von Industrie und Handel, um mit Alibi-Produkten den Umsatz zu steigern. (…)

(…) Wir, ein team von ehrenamtlich tätigen freien Journalisten, haben uns daher zur Aufgabe gemacht, unsere besondere Aufmerksamkeit auf eben diese wichtigen Themen jenseits vom Mainstream zu legen, um auch heiklen und daher oft unten gehaltenen Nachrichten die Priorität zu verleihen, die sie verdienen – und das kurz und knapp mit weiterführenden Links.
Uns geht es vornehmlich um die Hintergründe und deren Analyse. (…)

Auf der Internetplattform Umweltbrief.org gibt es Nachrichen und Ökotipps zu den Themen

– umweltgerechtes Leben,
– nachhaltiger Konsum,
– Social Business
– gesunde Ernährung,
– ethisch-ökologisches Investment,
– Ökostrom-Anbieter,
– Energiepolitik,
– Umwelttechnologien,
– Erneuerbare Energien,
– Energieeffizienz,
– Ressourceneffizienz,
– alternative Mobilität,
– innovative Elektrofahrzeuge,
– Haushalt,
– Atomkraft-Lügen,
– Klimawandel,
– Öl-Wirtschaft,
– Bürger-Überwachung,
– Mobilfunk-Smok,
– Buch- und Filmtipps,
– Umwelt-Statistiken,
– aktuelle Umwelt-Veranstaltungen,
– spezielle Wasser-Informationen,
– ein Gifte-ABC und vieles mehr. (…)

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Feb
07
2011
1

Surftipp: oeko-fair.de

Kenner meines kleinen Blogs wissen sicherlich, dass ich kein allzu großer Freund des LOHAS-Ansatzes bin, dass man nur seinen Einkauf „begrünen“ müsse und schon wäre die Welt gerettet. Nachhaltiger Konsum, vor allem, wenn es nur darum geht, Nicht-Bio durch Bio zu ersetzen, aber an seinem sonstigen Lebensstil (mit dem SUV zum Bioladen (oder zur Bioabteilung des Discounters) fahren…) nichts zu ändern, insbesondere nicht an seinem Konsumniveau. Dennoch, und auch das betone ich hier ja des Öfteren, ist es meines Erchtens unerlässlich, sich AUCH des eigenen Konsums bewusst zu werden – vor allem der Tatsache, dass man mit seinem Geld entweder bestehende (zerstörerische) Strukturen bestärken kann, wenn man den gleichen Schrott kauft wie immer, oder dass man mit seinem Konsum auch alternativen Strukturen und Projekten stärkt und auch Signale an Wirtschaft und Politik sendet, gewisse Praktiken von Ausbeutung und Umweltzerstörung nicht mehr zu unterstützen. (Die Frage, inwieweit man in diesem System überhaupt alternativ wirtschaftlich tätig sein kann, ohne nicht doch in der einen oder anderen Weise herkömmliche Stukturen zu benutzen und damit zu stärken, will ich an dieser Stelle nicht behandeln – sie ist natürlich ohne Frage auch zu stellen!) Neben den Bioprodukten ist auch Fair Trade etwas sehr Wichtiges, da dieses Siegel bzw. der dahinterstehende Ansatz, Bauern und Anbietern aus ärmeren Anbauregionen so vernünftig zu bezahlen, dass sie nicht ihre Kinder mit auf die Plantagen schicken müssen etc.

Deswegen ist es erfreulich, dass es Websites wie oeko-fair.de gibt, die ich hier empfehlen möchte (trotz meiner Zurückhaltung, konkrete Kauf- und Konsumempfehlungen im Blog auszusprechen und obwohl ich weiß, dass diese Site den Revolutionären unter meinen Lesern sicherlich zu lasch ist ;-)  ), weil sie viele praktische Tipps gibt und auch kritische Berichte über Entwicklungen weltweit gibt. Die Verbindung zu diversen Bundesministerien und Verbänden gibt oeko-fair.de einen quasi „offiziellen“ Anstrich (inwieweit diese Nähe zu staatstragenden Stellen die Unabhängigkeit und Seriösität negativ beeinflusst, muss jeder für sich selbst entscheiden) und so schreibt sich die Site auf die Fahnen:

Oeko-fair.de dient der Förderung nachhaltigen Konsumverhaltens, indem es über Produkte, Aktivitäten und Organisationen berichtet, die sich für ökologische, sozial gerechte oder öko-faire (Konsum-) Alternativen einsetzen. Wir folgen dabei der Idee, dass Transparenz und Information die Voraussetzungen für eine bewusste Kaufentscheidung für nachhaltige Produkte sind. Das Portal versteht sich als Dienstleister für am nachhaltigen Konsum interessierte Verbraucher, öko-fair engagierte Organisationen und Unternehmen sowie Multiplikatoren. (…)

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Nov
07
2010
2

Surftipp: Konsum-los.de

Ich bin ja immer hocherfreut, wenn es in der Reihe der konsumkritischen Blogs einen Neuzugang gibt, um auch diesen Stimmen in der Gegenöffentlichkeit stärker Gehör zu verschaffen. So möchte ich Euch heute den Blog www.konsum-los.de wärmstens ans Herz legen – Simplicita, die den Blog Anfang der Woche gestartet hat, studiert Umweltwissenschaften und Wirtschaftspsychologie und ist u.a. durch Auslandsaufenthalte in Indien ins Grübeln gekommen, ob die Form des Konsumismus, wie wir ihn in unseren Breiten hemmungslos ausleben, wirklich glücklich macht und sinnstiftend ist. Ich kaufe, also bin ich? Simplicita zweifelt dies an und will 100 Tage lang ihre Konsumgewohnheiten radikal verändern, um durch Verzicht (und der damit verbundenen Reflektion über das bisherige eigene Konsumverhalten) aus dem zwanghaften Hamsterrad von krampfhaftem Geldverdienen, um sich dann ein wenig Entspannung kaufen zu können, zu entrinnen. In ihrem Artikel „Warum?! – weltlich“ stellt sie in hervorragender Weise ihre Beweggründe dar und gibt gleichzeitig eine pointierte Analyse dessen, was in unserer konsum- und marketinggetriebenen Welt alles schief läuft. Lest Euch diesen Beitrag unbedingt mal durch – er ist zwar lang, aber es lohnt sich! Ich werde ihn auch als Referenzartikel zu dem Thema in meine Wissensbasis aufnehmen. Hier ein paar Auszüge:

(…) Doch während wir Tag für Tag Alltags-Produkte, von Zahnpasta über Haargel, Schokoaufstrich und Reiniger konsumieren, sind unsere Möglichkeiten stark beschränkt, mehr Bewusstsein über die Auswirkungen unseres Handelns zu erlangen. Die Bäume unseres Papiers werden nicht vor unserer Haustür gefällt, das Öl nicht im Nachbarsgarten gefördert und auch das Wäldchen nebenan läuft keine Gefahr, in eine Palmöl-Monokultur-Plantage verwandelt zu werden.Wir leben in einem Zeitalter unserer Gesellschaft, in dem wir abgetrennt von der Geschichte unserer täglichen Güter sind. Beinahe unschuldig blicken wir wie durch eine verspiegelte Scheibe. Essen wir ein Brot mit besagtem Schokoaufstrich, bringt uns nichts dazu, darüber nachzudenken, wo das Kakaopulver herkommt. Genauso wenig wissen wir irgendetwas über die Herkunft der über 60 verschiedenen Stoffe, die zur Herstellung von konventionellem Glas benötigt werden. Wir wissen auch nicht, woher die Energie stammt, mit denen die Glasöfen, die das Glas des Schokoaufstrichs formen, befeuert wird – ob Kohle oder Atomstrom! Wir wissen nicht, in welchem Land der Strom erzeugt wurde, unter welchen Umweltbedingungen die Kohle abgebaut wurde oder der radioaktive Müll gelagert wird. Wir wissen nicht, wie viel Trinkwasser im Verlauf der Produktion in eine gesundheits-gefährdende Flüssigkeit verwandelt wurde, wie viel Beamte wegen Kinderarbeit bestochen wurden, und wir haben keine Ahnung wie viel Öl für den Transport der einzelnen Bestandteile aus einem ehemaligen Regenwaldgebiet gefördert wurde. Wir wissen es nicht und können es auch nicht wissen. Leider führt die Kette der Ahnungslosigkeit in unserem heutigen Wirtschaftssystem noch weiter, denn auch Ferrero, der Hersteller von Nutella, kann die meisten dieser Fragen nicht beantworten. Lange Ketten der Wertschöpfung und komplizierte Stoffströme erschweren uns täglich das Ausmaß des Ressourcenverbrauchs zu begreifen. (…)

(…) Wenn die Möglichkeiten des Neukaufs eingeschränkt sind, wird Kreativität entfesselt, wie wir mehr untereinander teilen können. Was einem Menschen wertlos erscheint, kann der andere perfekt gebrauchen. Je spezialisierter und aufwendiger verarbeitet ein Produkt (in Bezug auf Farbe, Form, Design etc. desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass es jemand anderem gefällt oder nützlich ist). Viele unserer Alltagsgebrauchsgegenstände, von Bohrmaschine über Spätzlereibe können mit Freunden und Nachbarn geteilt werden. (…)

(…) Wer sich mit Konsum-losigkeit und Grenzen des Wachstums befasst, landet gerne vor der Mauer des Arguments „Konsum ist Kultur.“ Denn Fakt ist, dass Konsum in unserer Kultur fest verankert ist. Er ist gesellschaftlich akzeptiert wie verwurzelt. Ob Arbeit, soziale Kontakte oder Unternehmungen in der Freizeit, vieles erscheint ohne die Verbindung zu Konsum schwer vorstellbar. Beispiele dafür liefert das alltägliche Leben viele: der Kinogang mit der Familie, das Treffen mit der Freundin zum Shoppen oder der Kurzurlaub in einer europäischen Stadt. Für viele konsumlose, spontane Aktionen wie Volleyballspielen im Park oder gemeinsamen saisonalem Kochen haben Menschen mit straffem Terminplan keinen Freiraum mehr. Auch Freiräume im stadt-geograhischen Sinne, d.h. Orte, die nicht kommerziell genutzt werden, wo Menschen sich aufhalten können ohne zu konsumieren, sind rar in deutschen Städten. Solche Freiräume unterstützen kreative Schaffensprozesse, Selber machen, Ideen entwickeln und gemeinsam umsetzen.

Konsum erleichtert Integration und vermittelt oft ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Niemand mag das Gefühl ausgeschlossen zu sein. Aus diesem Grund lassen sich viele treiben vom Strom neuer Angebote, Trends, Technologien, um das Gefühl zu haben, ein Teil der Gesellschaft zu sein. Das ist besonders wichtig, weil unsere sozialen und familiären Auffangnetze in Deutschland nicht so stark sind wie anderswo. Von Kopf bis Fuß ausgestattet wie der „mainstream“ kann niemand etwas „falsch“ machen. Wer „mithalten“ möchte, folgt dem Tempo in dem neue Produkte auf unsere Märkte schwemmen, kleidet sich entsprechend der neuen Mode. Neuer, moderner, schneller, größer und seit neuestem auch gerne umweltfreundlicher. Konsum, als eine Ausprägung von Passivität, ist es dennoch. (…)

(…) „Ein hoher Verkauf der Seele bringt auch viel Geldscheine“, so könnte mensch zynisch sagen – Geld, mit dem neues Eigentum erworben kann. Besitz- und Eigentum sind Dinge, die mir als Individuum gehören und über die ich frei verfügen kann, wenn schon der Alltag einer Vielzahl von „Ich muss“ – Zwängen unterliegt. Die Kehrseite vieler hoher Investitionen ist dabei: Sie verringern die eigene Lebensflexibilität und – mobilität. Spontane Reisen, Mitarbeit in Projekten, Praktika an spannenden Orten und andere neue Lebenspläne sind schwerer zu verwirklichen. Mehr Eigentum bedeutet häufig weniger Freiheit. Viele Kostenpunkte entstehen erst durch einen modernen, konsumintensiven und ressourcenverbrauchenden Lebensstil: Wer heute auf Kosten seiner eigenen Gesundheit lebt, sollte vielleicht wirklich in eine Krankenversicherung für die Zukunft investieren. Ein chronisch müder Pendler ist sicher generell dankbar für eine Vollkasko-Autoversicherung und ein Haus voll wertvollem Eigentum möchte natürlich gegen Diebstahl versichert sein. Ein hoher Strom- und Wasserverbrauch, Handyrechnung, Zeitungsabo und die Mitgliedsbeiträge von Fitnessstudio, Videothek & Co treiben die monatlichen Kosten weiter in die Höhe. Ein Mensch, der viel Geld ausgibt, könnte glatt auf die Idee kommen, er wäre gezwungen Vollzeit zu arbeiten. (…)

(…) Wer einmal in anderen Kulturkreisen gelebt hat, begegnet in Deutschland oft dem Menschenbild einer perfekt geölten, funktionierenden und selbstverständlich hocheffizienten Maschine, die mit „führender Technologie“ ausgestattet ist. Das verkniffene Lächeln sitzt immer, für nachlassende Konzentration gibt es Kaffee, für einen schlechten Tag Schokoriegel, für ungesundes Essen Vitaminpillen, für Kopfschmerzen Aspirin und für Sorgen in der Nacht Schlaftabletten.

Ich ertappe mich als nur eines vieler Opfer immer wieder dabei, mich von Leitbildern, die durch Werbung und Medien in die Gesellschaft getragen werden, verunsichern zu lassen. Dicke glänzende Haare, glatte Beine und lange Wimpern soll Frau haben. Eine lange, wilde, anstrengende Nacht soll man mir am Besten gar nicht erst ansehen. Viele Menschen, die ich beobachte, scheinen sich immer wieder nach dem Motto zu richten: „Wenn innen alles fault und modert, soll wenigstens die Fassade glänzen.“ (…)

Ich kann nur empfehlen, regelmäßig auf Leas Blog vorbeizuschauen, da sie dort ihren Weg hin zu einem einfacheren Leben darlegt und sicherlich auch manch anderem Denkanstöße vermittelt.

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Sep
27
2010
2

Neue kritische Blogs: „Kaufkrampf“ und „Mein Blog über die wichtigen Dinge!“

Ich freue mich ja immer wieder, wenn die Zahl der kritischen Stimmen im Netz zunimmt und dadurch an Gewicht gewinnt. Kritische politische Blogs und Webseiten gibt es inzwischen schon eine ganze Reihe, KONSUMkritisches ist aber zumindest in Deutschland, der Hochburg der Autoindustrie und der Discounter, leider noch viel zu selten zu hören. Um so begeisterter bin ich, Euch heute zwei neue Mitglieder der Bloggosphäre vorstellen zu können: zum einen Dirks „Mein Blog über die wichtigen Dinge!“, der seit einigen Wochen online ist und in dem viele Themen zur Sprache kommen, die mir ebenfalls unter den Nägeln brennen. Dazu gehören zum Beispiel Konzernkritik, Gedanken zum Konsumwahnsinn und der Tendenz zu immer billigeren Produkten mit all ihren Folgen für die Gesellschaft.

Ebenfalls sehr spannend und für alle interessant, die sich mit Adbusting und Culture Jamming befassen, ist der Kaufkrampf-Blog, der im Rahmen einer Seminars über „Corporate Design/Corporate Identity“ entstanden ist. Besonders schön sind die vielen dokumentierten Aktionen, in denen in die Auslage von Discountern und Supermärkten interveniert wird. So wird verpacktes Billigfleisch mit einem Aufkleber „Dieses Huhn hat 98,4% kürzer gelebt“ verziert oder zwischen all die „Werbung“-Schildchen an den Regalen einer Kauflandfiliale ein „Werd dumm“ geschmuggelt. Ich bin gespannt, was dort noch alles so an Anregungen für eigene Adbusts kommt. :-)

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Aug
08
2010
2

Surftipp: Freegan.at

Ansatzpunkte für Kritik an dem westlichen Lebensstil, an der Art, wie wir produzieren und konsumieren, gibt es viele, ich will sie hier nicht alle wieder aufzählen – regelmäßige Leser des Blogs kennen sie sicherlich schon. Nun existieren allerdings auch mannigfaltige Weisen, mit diesen für viele immer offener zu Tage tretenden Problemen der „kapitalistischen Murkswirtschaft“ umzugehen – man verdrängt oder leugnet z.B. Oder man beginnt tatsächlich, etwas an seinen Konsumgewohnheiten zu ändern – kauft Bio, bezieht Ökostrom, fährt öfter mit dem Fahrrad usw. usf. Wenige Leute sind jedoch so radikal dabei, sich von der uns umgebenden Konsumorientierung anzuwenden wie „Freeganer“.

Freeganismus ist die Absicht, den negativen Einfluss des Einzelnen auf die Umwelt, die Tierwelt und das menschliche Leben durch eine weitgehende Verweigerung der Teilnahme an einer kapitalistischen Volkswirtschaft zu verringern.

Freegans (abgeleitet von engl. free für “frei” und vegan für eine Person, die keine Tierprodukte verzehrt) sind Menschen, die sich als Boykotteure der Überfluss- und Wegwerfgesellschaft eines ökonomischen Systems sehen, bei dem das Gewinnstreben über ethischen Gesichtspunkten steht. Sie versuchen, ohne zwangsläufig einhergehende eigene materielle Not möglichst weitgehend kostenlos zu leben.

Quelle: Wikipedia

Heute möchte ich Euch deshalb mal den österreichischen Blog Freegan.at ans Herz legen, der viele interessante Überlegungen zu diesem Thema enthält – neben einer Situationsanalyse der aktuellen Malaise, in der wir stecken, natürlich auch praktische Tipps und Anregungen. Natürlich ist Freeganismus und Containern nicht die Lösung aller Probleme, dazu müssen auch andere Strukturen treten, die letztlich solch eine Überflussgesellschaft (die das herrschende gesellschaftliche Ungleichgewicht immer weiter verstärkt), ja, überflüssig machen.

Zu den dort nachzulesenden Argumenten für eine andere Herangehensweise an das Dasein zählt z.B.:

Verschwendung von Leben

Jedes Jahr werden in Österreich 6 Millionen kleine Legeküken am ersten Tag ihres Lebens getötet. Sie werden vergast, oder zerhäckselt, weil sie männlich sind und keine Eier legen können. Zur Fleischproduktion können sie nicht verwendet werden, weil sie vom Zuchttyp “Eierlegen” sind. Das trifft sowohl für konventionelle Haltung, als auch für Bio- und Freilandhaltung zu.

Wo Profitstreben dominiert und eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten nicht zur Diskussion steht, dort zählt ein Leben nichts.

Film: Alltägliche Praxis in der Eierindustrie (ZDF-Doku)

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Feb
14
2010
3

Surftipp: Utopia Watchblog

baum-asteAls vor längerer Zeit auf das Utopia-Portal stieß, fand ich die Grundidee, nämlich Menschen mit kritischem Bewusstsein und ökologischer Grundeinstellung zusammenzuführen, ihnen eine Web 2.0-Plattform zu bieten, auf der sie sich austauschen könnten, wo man über Sünden von Konzernen, aber auch positive Beispiele erfahren sollte, eigentlich prima. Wurde ja auch Zeit, dass die wachsende Zahl kritisch-politischer Konsumenten sich auf diese Weise vernetzt. Obwohl ich mich gleich angemeldet hatte, ließ meine Utopia-Aktivität durchaus zu wünschen übrig und diese Community geriet bei mir wieder ein wenig in Vergessenheit – allerdings nicht sehr lange, denn alsbald erreichten mich die E-Mail-Newsletter, in denen immer öfter unglaubliche Kooperationen mit Konzernen wie Schummelstromanbieter Entega (gehört teilweise zu E.ON!) oder der Deutschen Telekom bejubelt wurden und der Fokus also ganz eindeutig vermehrt auf die krampfhafte Begrünung des Konsums gelegt wurde. Hier ging es mitnichten mehr um wirkliche Änderungen der Strukturen, die die ganzen Msisstände zwangsläufig produzieren, sondern nur ums Beruhigen des Gewissens und darum, auch Großkonzernen die Gelegenheit zu geben, sich grünzuwaschen. Natürlich gibt es nachwievor auch viele gute Ideen und Projekte dort zu finden, das ist klar, nur ist mir persönlich das Ganze inzwischen doch vom ganzen Drumherum her zu LOHAS-esk.

Dass ich mit meiner kritischen Meinung nicht alleine dastehe, zeigen nicht nur diverse Diskussionen in der Blogosphäre, sondern auch der Utopia Watchblog von Andre Henze, den ich Euch als heutigen Surftipp empfehlen möchte. In seinem Blog befasst er sich mit  den vielen Dingen, die bei Utopia inzwischen komplett schief laufen und zeigt auf, wo die Widersprüche dieser Community liegen und wie sich das dahinterstehende Unternehmen (die Utopia AG (!)) unangemessen aufführt, wenn es um Kritik an ihrer Firmenpolitik geht.

So wird in „Da freut sich der Ökokapitalist“ das Utopia-Top 10-Ranking der „10 größten Abnehmer von Bio-Baumwolle“ seziert und deutlich gemacht, dass viele der Konzerne, die dort auftauchen, vielleicht beim Anbau der Baumwolle etwas weniger zerstören, als bei rein industriellem Baumwollanbau, aber hinterher wird das meiste dann doch mit ordentlich Chemie zugekleistert, und faire Arbeitsbedingungen o.ä. sind gar nicht erst in dieses dubiose Ranking eingeflossen (aus gutem Grund, man will ja keine potentiellen Werbepartner verprellen (sag ich mal so frech)):

(…) Wal-Mart, laut utopistischer Bestenliste auf Platz 1. der Biobaumwoll-Käufer, bezahlt z.B. keine Überstunden und sackt so »hunderte von Millionen Dollar jährlich« zusätzlich ein. Mithin hat man sich nach Sammelklagen auf einen 650-Millionen-Dollar-Vergleich eingelassen, aus Angst das mit dem diesjährigen Regierungswechsel alles noch teurer für den Ausbeuter werden könnte.
Von den 6000 Angestellten arbeiten 4800 in chinesischen Zulieferbetrieben, unter gefängnisähnliche Bedingungen.
Neuigkeiten über Wal-Mart lassen sich bei Labour-Net nachlesen.

C&A, der Zweitplatzierte, ist auch kein Saubermann. »Ausbeutung, sexuelle Belästigung und andere Missstände in Zulieferbetrieben« heißt es zusammenfassend im Neuen Schwarzbuch Markenfirmen und wird im Buch im Detail ausgeführt.

Der dritte im Utopia-Ranking, Nike, hat dermaßen viel Dreck am Stecken, dass gleich mehrere Organisationen ein Auge auf den Konzern haben. Als Einstieg darf der Abschnitt »Kritik« bei Wikipedia gelten.
Natürlich versucht Nike sich reinzuwaschen und hat sich u.a. bei der Initiative The Girl Effect eingekauft. Eine Replik auf die Ernsthaftigkeit derartiger Avancen kannst Du im Nike-Watch-Blog von Oxfam lesen Nike loves girls? Realy?.
(Derweil muss ich Verluste feststellen, www.sweatshopwatch.org scheint offline gegangen zu sein. Nach dem, noch existenten My-Space Profil zu urteilen, sogar schon vor zwei Jahren!)
Dass Nike nur handelt, wenn man der Firma ordentlich den Hintern versohlt und die Handlung dann weit hinter dem Erwarteten und Notwendigem zurückbleibt, kannst Du bei Fashioncheck im Nike-Artikel im Abschnitt »Violations of labour rights and public conflicts« nachlesen.

H&M beutet aus, billigt Missstände und engagiert sich mit Lippenbekenntnis. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, wenn man die kurzen Beiträge Kritik und Kontroversen auf Wikipedia ließt und mit dem Neuen Schwarzbuch Markenfirmen abgleicht. Eigentlich ist man schon gewillt sich zu bessern, bloß kosten darf es nichts. Das scheinheilige Marketing arbeitet schneller als die Produktion. Man wird bei vielen Organisationen Mitglied, nur die Lebensumstände z.B. der ArbeiterInnen in China wollen sich einfach nicht bessern.
Noch 2007 berichtete ein Schwedischer Fernsehsender darüber wie Hennes & Mauritz von Kinderarbeit profitiert.
Der Artikel Bekleidung hautnah (auf OneWorld, etwa aus dem Jahr 2006) beschreibt die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in Bangladesch recht eindrücklich, und dürfte leider weitestgehend aktuell sein. (…)

Schon allein das Auftauchen von Konzernen wie Nike oder Wal-Mart auf so einer Liste, die dem unbedarften Betrachter ja vermutlich schon suggerieren soll, dass hier „irgendwie ökologisch korrekte Klamotten“ angeboten werden, führt das Ganze natürlich ad absurdum.

Schade, dass der Utopia-Watchblog keinen RSS-Feed besitzt, das würde es noch etwas bequemer machen, dort regelmäßig vorbeizuschauen, denn das scharfe Auge des Autors ist, wie man an obigem Beitrag schon sieht, nicht nur auf Utopias Gebaren gerichtet, sondern auch auf viele andere Fehlentwicklungen in der globalisierten Wirtschafts- und Konsumwelt.

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Aug
12
2009
6

Surftipp: Bleib passiv!

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Ich erweitere meine Linkliste ja regelmäßig um neue Einträge, wenn ich bei meinen Streifzügen durch das Internet  mal wieder auf eine interessante Website stoße. Nicht immer erwähne ich dies dann auch explizit an dieser Stelle, aber heute möchte ich doch mal eine Ausnahme machen, denn Bleib passiv! zählt zu den spannendsten Projekten, denen ich in der letzten Zeit begegnet bin. Die Absicht der Initiatoren ist klar umrissen und durchaus mit der meinigen kompatibel:

Dass wir, die Mehrheit der Bevölkerung, die nicht an den entscheidenden Hebeln in Politik und Wirtschaft sitzt, trotzdem passiv bleiben, ist ganz im Sinne der Regierenden und Privilegierten.

Unsere Meinung zu politischen Themen interessiert sie nicht; sie befragen uns nicht in bundes- oder europaweiten Volksabstimmungen, Bürgerbegehren werden weitestgehend erschwert. Stattdessen vermitteln sie uns z.B., dass Forderungen von Gewerkschaften, sozialen Bewegungen oder Bürgerinitiativen unrealistisch seien, dass vermeintliche „Sachzwänge“ Veränderungen unmöglich machten und dass anderswo alles noch viel schlimmer sei und wir uns deshalb zufrieden geben sollten.

(…) Mit dieser Seite wollen wir einerseits die großen und kleinen Skandale dokumentieren, die unser Leben prägen: Die Abhängigkeit tausender Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Entscheidungen einzelner, die Gefährdung der Umwelt durch Wirtschaftsinteressen oder die Diskriminierung von Menschen aufgrund willkürlicher Merkmale, um nur wenige Beispiele zu nennen. Andererseits möchten wir aber auch Anregungen geben, wofür und auf welche Art und Weise es sich lohnt, selbst etwas zu unternehmen: mit Aktionsberichten, -formen und -ideen.

Dabei beschäftigt sich Bleib passiv! mit den verschiedensten Facetten des gesellschaftlichen Umbaus und des Widerstands und damit logischerweise z.B. auch dem Lobbyismus oder der Konsumkritik. So wurde unlängst sogar das Thema Adbusting behandelt: „A wie Adbusting“ – und dabei sind auch eigene Adbusts und Grafiken entstanden:

culture-jamming_barcode-knast

bleib-passiv_aufkleber

EDIT: Wie mir Roman von Bleib passiv! grad mitteilte, ist das Consumers behind bars-Bild lediglich von ihm fotografiert, die Grafik selbst stammt von einem unbekannten Künstler. Soviel Zeit muss sein. :-)

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Jun
13
2009
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Surftipp: No Impact Man

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Schon seit einer ganzen Weile will ich Euch diesen interessanten Blog hier vorstellen – No Impact Man. Aufmerksam wurde ich darauf bereits vor längerem im Greenpeace Magazin, denn die Geschichte dahinter ist durchaus spannend: Colin Beavan hat sich anno 2007 vorgenommen, ein Jahr so CO2-neutral wie nur irgend möglich zu leben, sprich, Atmosphäre und Klima minimal zu belasten. Dies nicht etwa irgendwo auf einer einsamen Alm in den Bergen, sondern mitten in New York! Wie schon im Buch „Good-bye Logo“ von Neil Boorman beschrieben, erntete Colin damit ebenfalls erst einmal erstaunlich viele Anfeindungen – offenbar ist das Konsumieren, Verbrauchen, Dingeanhäufen mittlerweile so tief in das Wertesystem von Europäern und Nordamerikanern eingedrungen, dass man jeden, der davon abweicht, als Bedrohung dieses „American Dream“ ansieht.

I can’t stand my so-called liberal self sitting around not doing anything about it anymore. The question is: what would it be like if I took the situation (or at least my tiny part of it) into my own hands? I’m finding out.

For one year, my wife, my 2-year-old daughter, my dog and I, while living in the middle of New York City, are attempting to live without making any net impact on the environment. In other words, no trash, no carbon emissions, no toxins in the water, no elevators, no subway, no products in packaging, no plastics, no air conditioning, no TV, no toilets…

What would it be like to try to live a no impact lifestyle? Is it possible? Could it catch on? Is living this way more fun or less fun? More satisfying or less satisfying? Harder or easier? Is it worthwhile or senseless? Are we all doomed or is there hope? These are the questions at the heart of this whole crazy-assed endeavor.

You might be thinking, Colin Beavan is cracked–no one can cause literally NO impact on the planet, right? Well, what I’m talking about is no NET impact.

Jedenfalls haben Colin und seine Familie durchgehalten und dieses Projekt nicht nur in einem Buch, sondern auch in ihrem Blog, der seitdem auch stetig weitergeführt wird uns sich mit vielen brisanten Themen beschäftigt. So listet er in seinem Beitrag A list of companies we know we can’t trust all die Firmen auf, die bewusst und via ihrer PR-Agenturen, Verharmlosung bezüglich Klimawandel, aber auch Umweltzerstörung (CO2-Ausstoß ist nicht alles!), betrieben und die Bürger hinters Licht, sprich: im eigenen Konzerninteresse dreist belogen haben, darunter Chrysler, ExxonMobile (Esso), Ford, Shell, DuPont, Goodyear und viele mehr.

The companies who exhibited this gross disregard for human life continue to wield power in the ongoing discussion about how to ameliorate the climate crisis. It is important to know, therefore, exactly which companies are prone to lie and distort the truth so we know not to believe them in the future.

Auch interessant seine 10 Tipps, seinen Lebensstil zu ändern – No Impact Man’s Top Ten Eco-Lifestyle Changes.

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Mai
17
2009
3

Surftipp: Aktion ÜBERWACH! sowie Neues vom elektronischen Polizeistaat

aktion-uberwachDas ist doch mal eine hübsche Idee – als Reaktion und Gegenaktion zu den von politischer Seite immer weiter zunehmenden Überwachungsphantasien und -realitäten haben sich einige engagierte Menschen zusammen getan und die Aktion ÜBERWACH! ins Leben gegründet. Die ursprünglich aus Schweden stammende Idee ist dabei plausibel und einleuchtend und basiert auf dem Prinzip „Wie du mir, so ich dir“:

Die große Koalition aus CDU & SPD will Deutschland in Zeiten des internationalen Terrors zu einem sicheren Land für uns alle machen. Das klingt auf den ersten Blick gut, ist es aber auf den zweiten gar nicht

Denn das wenig mehr an Sicherheit sollen wir, die Bürger dieses Landes, teuer mit einem großen Verlust an persönlicher Freiheit bezahlen. De facto droht die Bundesrepublik Deutschland durch die geplanten Maßnahmen zu einem präventiven Überwachungsstaat umgebaut zu werden.

Die Aktion “ÜBERWACH!” will auf diese besorgniserregende Entwicklung aufmerksam machen, indem sie den Spieß umdreht und den Geruch der Überwachung den Bundes- und Landesministerien, sowie den Regierungs- und Oppositionsparteien selbst unter die Nase reibt.

(…) Es werden Zugriffe der Bundes- und Landesministerien, sowie von Regierungs- und Oppositionsparteien auf teilnehmende Blogs, Foren und Webauftritte überwacht. Dabei werden ausschließlich der Zeitpunkt des Zugriffs, die zugreifende Institution und die URL der besuchten Seite protokolliert und auf Vorrat gespeichert.

So kann man auf der ÜBERWACH!-Seite genau verfolgen, welche staatlichen Stellen, also Parteien oder Ministerien sich welche (kritischen) Blogs, die an der Aktion teilnehmen, wann angeschaut haben etc. – dies zu sehen ist schon durchaus erstaunlich. Ich werde mal sehen, den für diese Aktion nötigen Programmcode auch in meinen Blog einzubauen, denn jeder, der eine Website oder einen Blog betreibt, kann und soll mitmachen.

sneak_a_peekAch so, wer meint, bei uns sei es doch gar nicht so schlimm mit der Online-Überwachung, der schaue sich bitte mal diese Statistik an (via; und hier die ganze Studie als pdf) – Deutschland nimmt weltweit einen „guten“ 10. Platz ein, was elektronische Polizeistaatlichkeit angeht, dabei ist das neue Zensursula-Gesetz noch gar nicht berücksichtigt worden:

  1. China
  2. Nordkorea
  3. Weißrussland
  4. Russland
  5. Großbritannien
  6. USA
  7. Singapur
  8. Israel
  9. Frankreich
  10. Deutschland

Die Liste ist natürlich etwas verfälscht, da es sicher viele Entwicklungsländer gibt, in denen viel größere Repressionen stattfinden, die nur technisch nicht so weit entwickelt sind bzw. deren Bürger nicht flächendeckend Internetzugang haben, den man deshalb auch nicht so rigoros überwachen muss.

Spannend finde ich dazu auch die auf daten-speicherung.de zu findende Aufstellung all der Sicherheits- und Überwachungs-Gesetze, die seit 1956 in Deutschland bezüglich der Beschneidung der Persönlichkeitsrechte der Bürger erlassen wurden, und welche Parteien diesen zugestimmt haben. Neben dem üblichen Muster (Regierung stimmt zu, Opposition lehnt ab) gibt es immer wieder auch erstaunliche Abweichungen. In der Summe sind Die Linke (deren Mitglieder jedoch zum Teil bis 1989 in der DDR noch ganz andere Überwachungsmaßnahmen mitgetragen haben dürften) und die FDP (die in diesem Feld ihrem Namen „Freie Demokraten“ wenigstens mal gerecht wird) die Parteien, die sich am geringsten an solchen Gesetzen beteiligt haben. Seht Euch diese Auflistung mal an!

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