Kategorie: Wirtschaft Seite 16 von 54

Strenge Regeln für Unternehmen

Eine der ersten Dinge, die ich damals bei der Lektüre des Buchs „Culture Jamming“ gelernt habe und über die ich mir zuvor nie so wirklich Gedanken machte, war, dass die Art, wie Unternehmen heutzutage auftreten und mit welchen Rechten sie so ausgestattet sind, noch gar nicht so alt ist, sondern erst im 20. Jahrhundert in der amerikanischen Rechtssprechung festgelegt wurde. Seitdem genießen Firmen vergleichbare Rechte wie Einzelpersonen, ohne jedoch in gleichem Maße zur Verantwortung gezogen werden zu können. Ansonsten hätte man viele global agierende Konzerne für ihre Verbrechen längst auflösen müssen. Man kann Firmen in den USA zwar verklagen und auch Schadensersatz verlangen, aber leider ändert sich an den Strukturen der Konzerne dadurch herzlich wenig. In Europa sind oft noch nicht mal diese Klagemöglichkeiten gegeben.

Im Mikrofairkel-Blog wurde ich jetzt unlängst auf eine aktuelle Petition/Aktion aufmerksam gemacht, in der es genau darum gehen soll, die Unternehmen an die Menschenrechte zu binden, statt sie teilweise über dem Recht stehen zu lassen. „Rechte für Menschen, Regeln für Unternehmen“:

Multinationale Konzerne können für ihre teils menschenrechtsverletzende und umweltzerstörende Firmenpolitik oft nicht wirklich haftbar gemacht werden. Wir lassen also unsere Großunternehmen wie eine Heuschreckenplage auf die ganze Welt los, aber es nicht möglich hier in Europa gerichtlich gegen sie vorzugehen. (…)

Erfreulicherweise hat die European Coalition for Corporate Justice, in Deutschland unter der Federführung von GERMANWATCH, sich endlich diesem Thema angenommen und eine Petition an die Staats- und Regierungschefs der EU und an den Präsidenten der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso gestartet:

Unterstütze uns im Einsatz für klare Regeln für Unternehmen,
um Menschen und Umwelt zu schützen!

Das ECCJ-Projekt „Rechte für Menschen, Regeln für Unternehmen“ setzt sich dafür ein, dass die in der EU ansässigen Unternehmen für die weltweiten Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Menschen und Umwelt gesetzlich haftbar gemacht werden können. Nur durch klare Gesetze kann der Schutz von Menschenrechten verbessert und der Zerstörung der Umwelt entgegengetreten werden.

Unterstütze uns dabei, in dem du die Petition unterzeichnest und an FreundInnen und Bekannte weiterleitest! (GERMANWATCH)

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Lesetipps: Worte zum Karfreitag | Der GAU für den Garten | Spam, Spam, Spam | Musikpiraten | Libyen

© alexbruda, stock.xchng

Zwei Tage zu spät, aber immerhin noch im Bereich des ganzen Ostergedöns stieß ich auf den Artikel der Ruhrbarone zu eben diesem Feiertag, „Liebe Christen oder – die Karfreitagsansprache eines Ungläubigen“, in dem Autor Arnold Voss sich so seine Gedanken zu Sinn und Unsinn des Tanzverbots macht und den Gedanken nachgeht, wie es wohl wäre, wenn es umgekehrt einen entsprechenden Feiertag der Ungläubigen gäbe, der genauso staatlich sanktioniert ein Betverbot beinhaltete (eine Idee, auf die zeitgleich übrigens auch der cimddwc-Blog kam):

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Chiquita – Terror für Bananen

© lusi, stock.xchng

Viele der weltweiten Konzerne haben eine Menge Leichen im Keller und sind mitnichten so harmlos und menschenfreundlich, wie sie sich in der Außendarstellung gerne geben. Das ist für den regelmäßigen Leser meines Blogs natürlich keine wirkliche Neuigkeit – seien es nun Lidl, die Mitarbeiter ausbeuten und bespitzeln, Coca Cola, die mit den Nazis kollaborierten und in Südamerika unliebsame Gewerkschaftler verschwinden lassen (siehe dazu auch die Doku „The Coca Cola Case“), Nestlé, die Gentechnik vorantreiben und dem eigenen Profit das Leben von Menschen in Afrika oder Indien unterordnen, oder Monsanto, die Agent Orange produzieren, mit dem im Vietnamkrieg fürchterliche Greueltaten an der Bevölkerung begangen wurden. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen – BP, Dow Chemical, Bayer, Deutsche Bank, Shell…

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Affenmärchen – Arbeit frei von Lack & Leder

Hinter dem zunächst vielleicht etwas sonderbar anmutenden Titel „Affenmärchen – Arbeit frei von Lack & Leder“ steckt ein hochinteressantes neues Online-Buchprojekt, auf das ich im Der Mensch – das faszinierende Wesen-Blog aufmerksam wurde. Worum es in dem Buch geht, beschreibt der Autor Gebhard Borck wie folgt:

„Die Wirtschaft wie wir sie aus dem letzten Jahrhundert kennen, funktioniert heute nicht mehr. Geldgier und Gewinnstreben als Antrieb haben genauso versagt wie das kollektive System der abhängigen Beschäftigung mit all seiner Reglementierung, Einschränkung und Steuerung.

Wollen so Menschen wirklich leben? Wenn die hierarchische Konzernplanwirtschaft der heutigen DAX-Unternehmen genauso unmenschlich, ungerecht und dysfunktional ist wie das neoliberale Freiheitsdenken der 80er-Jahre-Tycoons und die väterlich autokratische Monarchie des Mittelstandes, was dann stattdessen?

Affenmärchen zeigt die Lösung: Setzen Sie doch Ihre Mitarbeiter frei! Wenn Unternehmen auf abhängige Beschäftigung verzichten und stattdessen eine Sinnfläche bieten, an die sich Mitarbeiter freiwillig koppeln, dann können Unternehmen aus sich heraus gleichermaßen sinnvoll, nachhaltig und erfolgreich agieren.

Wie kann das funktionieren? Dieses visionäre wie provokative Wirtschaftssachbuch durchleuchtet nichts weniger als die Zukunft von Wirtschaft und Arbeit.“

Derzeit wird das Werk im dazugehörigen Blog Kapitel für Kapitel veröffentlicht, so dass es sich jeder kostenlos durchlesen kann. Wer mag, kann den Blog auch abonnieren, um keinen Beitrag zu verpassen. Und wer Gefallen an der spannenden Materie und den beschriebenen Ideen findet, darf das Buch als Hardcover-Ausgabe vorbestellen – sobald sich genügend Leute gemeldet haben, wird es nämlich auch eine handgriffige, also auf Papier gedruckte Fassung des Affenmärchens geben. Ich selbst habe jetzt gerade das erste Kapitel „Vereinbarungen brechen“ gelesen, welches auf jeden Fall Lust auf mehr macht! (Ob das Buch am Ende eine bereichernde Lektüre für mich war, werde ich natürlich erst in einer Weile feststellen können.)

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Was aus der Fabrik kommt, wird gegessen!

© donkeyrock, stock.xchng

Das Thema Lebensmittel bzw. der langsame Niedergang der Qualität durch Industriefraß ist ja schon seit Jahr und Tag ein wichtiges Thema meines Blogs. Durch Discounter und Lebensmittelindustrie forciert, isst der normale Mensch heutzutage eine Melange aus Zusatzstoffen, Ersatzstoffen und billigsten Zutaten, die ihm von der Reklame als „hochwertig“ und „naturbelassen“ angepriesen werden. Zufällig stieß ich dieser Tage auf einen Artikel in der Zeit, der aus dem Jahr 2004 stammt, aber leider heute aktueller ist denn je – „Was aus der Fabrik kommt, wird gegessen!“. Autor Marcus Rohwetter schildert in diesem umfangreichen Beitrag, wie die Industrie uns mit immer neuen Produkten den Geschmack und die Gesundheit versaut:

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Das Gespenst des Kapitals – die Irrationalität unserer Ökonomie

Zu Beginn der Woche – einer Woche, in der wir aller Voraussicht nach wie üblich von diversen Schauermeldungen aus der ganzen Welt „beglückt“ werden dürften, die oft auf die eine oder andere Weise mit unserem (Wirtschafts-)System und ihren Auswüchsen zusammenhängen – möchte ich auf einen interessanten Beitrag aus dem Hyperbaustellen-Blog hinweisen: in „Das Gespenst des Kapitals“ wird der Autor des gleichnamigen Buchs, der Berliner Literaturwissenschaftler und Philosoph Joseph Vogl, interviewt und bezieht Stellung zu den grundsätzlichen Konstruktionsschwächen unserer kapitalistischen Wirklichkeit:

(…) Wussten Sie also, dass Sie einer Form der Gläubigkeit aufsitzen, wenn Sie auf die Bank gehen und eine Geldanlage tätigen. Sie vertrauen darauf, dass ihr profitgetriebenes Handeln letztlich zum Guten führen wird. So hat es uns der Urvater der Betriebswirtschaftslehre ins Stammbuch geschrieben und einer Religiösität Bahn bereitet, die aus dem individuell Schlechten durch die Verwandlung auf dem Markt ein kollektives Gutes erwachsen sieht.

Digitalisierung und Globalisierung des Börsenhandels haben aus dem Markt allerdings ein unberechenbares Monster gemacht, das nicht mehr vernünftig zu kontrollieren ist, dem man mit Analysen oder auch mit Astrologie oder metaphysischen Spekulationen gegenübertreten kann – die Vorhersagen dürften den gleichen Erfolg haben.

Wer es noch nicht begriffen hat, dass der Markt nichts human und gerecht  zu regulieren vermag, dem sei die Lektüre des Buches empfohlen. (…)

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Gensoja – Fluch oder Segen? Der Vortrag als Audiodatei

Ich hatte letzte Woche ja den Vortrag von Prof. Dr. Antonio Ignacio Andrioli zum Thema Gentechnik/Gensoja/Monsanto empfohlen, der im Offenen Kanal Kiel ausgestrahlt wurde (also extremes Spartenprogramm!). Ich habe daraus einmal eine Audiodatei gemacht, die Ihr Euch HIER herunterladen könnt (im mp3-Format). Die Datei hat gut 90 MB, aber der Vortrag dauert auch 1,5 Stunden – und ist sehr lohnenswert!

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Wir sind Revolution

Das ist doch mal eine wirklich lobenswerte und hochinteressante Initative – auf der Website „Wir sind Revolution“ läuft derzeit ein Ideenwettbewerb, in dem es darum geht, wie man sich die Welt nach einer stattgefunden habenden Revolution ausmalt, also was sich konkret geändert haben wird bzw. was sich ändern soll. Im Kern geht es also um das Entwickeln von Visionen, die in die Realität umgesetzt werden sollen. Die Einreichungsphase ist mittlerweile vorüber, nun kann über die zwölf Vorschläge, die es in die Endrunde geschafft haben, diskutiert und gestritten werden – dazu wird in Stuttgart auch ein eigener „Revolutionskongress“ stattfinden. [via Der Mensch – das faszinierende Wesen; dort wird auch das RealExperiment vorgestellt]

Und das war die Ausschreibung für unseren Wettbewerb:
Die Gesellschaft, wie sie heute existiert, hat keine Zukunft mehr: Der Wachstumsglaube hat seine Tragfähigkeit eingebüßt, die Herausforderungen durch Staatsverschuldung, Klimawandel oder die Endlagerung radioaktiver Abfälle werden stetig größer. Der soziale Unfriede wächst. Die Nichtwähler sind die stärkste Partei. Ein geeintes Europa rückt in weite Ferne. In Deutschland herrscht der Eindruck historischer Alternativlosigkeit. Es fehlt an Perspektiven.

Macht euch frei von alten Vorstellungen! Glaubt denen nicht, die von „Sachzwängen“ sprechen! Entwerft eine neue Gesellschaft! Je länger wir damit warten, desto kleiner werden die Spielräume für Veränderungen sein. Die Zukunft darf nicht länger aus lauter Rückschritten bestehen. Und die Zukunft, das sind jene, die sie hier entwerfen: Wir sind Revolution.

Die Idee: Denkt revolutionär!
Stellt euch vor, eine Revolution hätte stattgefunden. Stellt euch vor, die „Sachzwänge“ und ökonomischen „Naturgesetze“ würden nicht existieren. Stellt euch vor, die gesellschaftliche „Wirklichkeit“ existiert nur deshalb, weil ihr sie akzeptiert. Die Parteien haben euch längst schon sitzen gelassen, ihr braucht nur noch die Konsequenzen zu ziehen. Ob man will oder nicht: Es geht von vorne los! Ein neues Spiel hat begonnen und ihr könnt die Regeln bestimmen.
Ab dem 11. Oktober habt ihr die Möglichkeit, diese Regeln genauer festzulegen: Dann beginnt die bundesweite Ausschreibung „Wir sind Revolution“. Tausende von Menschen sollen ihre Vorschläge einsenden, wie die neue Gesellschaftsordnung aussieht. Du auch! Sei mit dabei! Schreib uns, wie deiner Ansicht nach die Zukunft aussehen soll. Was muss sich durch die Revolution verändert haben? Alternativlos war gestern – denk anders und neu!

Die revolutionärsten der eingesandten Konzepte werden gemeinsam mit den Teilnehmern der Ausschreibung (ihr könnt die Konzepte im Forum dieser Seite bewerten) sowie einer eigens für die Revolution eingerichteten Jury ausgewählt.

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Fernsehtipp: Themenabend „Geldquelle Wasser“ auf ARTE am Di., 22.3.2011

© ArtMast, stock.xchng

Morgen Abend, am Dienstag, den 22. März gibt es mal wieder einen Grund, den Fernseher aus der Abstellkammer zu holen – ARTE sendet den Themenabend „Geldquelle Wasser“ und zeigt zwei spanennde Dokus, die den Kampf der Konzerne um das lebenswichtige Gut zeigen. (Wiederholungen: Wiederholung am Donnerstag 24. März um 10.05 Uhr und Donnerstag 31. März um 14.45 Uhr)

Trinkwasser ist ein kostbares Gut. Doch gerade in Europa verkommt es derzeit zur Ware. Immer mehr Städte und Gemeinden privatisieren ihre Wasserversorgung. Die Folgen sind ein nur kurzfristiger Geldsegen für die Kommunen und eine langfristige Verteuerung des Trinkwassers für die Verbraucher. Der Themenabend dokumentiert anlässlich des Weltwassertags die zunehmende Verlagerung der Wasserversorgung von der öffentlichen in die private Hand. Und er beleuchtet ein zweites Problem, den wachsenden internationalen Handel mit in Flaschen abgefülltem Wasser, der sich zu einer gravierenden Umweltsünde auswächst.

Seit einiger Zeit ist eine zunehmende Privatisierung des Trinkwassers in unseren Breiten zu beobachten. Doch darf diese wichtige Ressource zu einer Ware, einem Wirtschaftsgut verkommen? Und wie will man das Bewusstsein für das weltweite Grundrecht auf Wasser wach halten, wenn es immer häufiger aus der öffentlichen Hand gegeben wird und Global Player ihr Geschäft damit machen? Das Trinkwasser wird durch diese Transaktionen weder sauberer noch keimfreier – es wird teurer. Und auf den kurzen Geldsegen, der in den klammen Kassen zahlreicher Städte und Kommunen schnell wieder versickert, folgt die ernüchternde Feststellung, dass man sich bis in die Folgegenerationen hinein verschuldet und abhängig gemacht hat. Wasser in öffentlicher Hand bleibt sowohl für Frankreich als auch für Deutschland eine politische Forderung.
Der Themenabend hat sich anlässlich des Weltwassertags zum einen bei den französischen Konzernen Veolia und Suez, den Platzhirschen auf dem Weltmarkt der privaten Wasserversorgung, umgesehen und zum anderen den arglosen Umgang mit abgefülltem Trinkwasser dokumentiert, der zu erheblichen Umweltschäden führt.

Um 20:15 Uhr macht die Doku „Water makes money“ den Auftakt, deren Ausstrahlung der französische Konzern (vergeblich) zu unterbinden versuchte. Da man nie weiß, ob die Kalge am Ende nicht doch Erfolg hat, sollte sich jeder die Doku ansehen und aufzeichnen/archivieren!

Die französischen Konzerne Veolia und Suez zählen zu den Großen im wachsenden Weltmarkt der privaten Wasserversorgung. Sie sind auf allen fünf Kontinenten präsent und kaum eine Woche vergeht ohne Neuerwerbungen. Doch ausgerechnet im Heimatland Frankreich verlieren sie jetzt an Boden. Anfang 2010 mussten beide Konzerne an ihrem Hauptsitz Paris die Wasserversorgung zähneknirschend an die Stadt übergeben und sich auch aus Rouen zurückziehen. Demnächst folgen wohl Bordeaux, Toulouse, Montpellier, Brest und andere Kommunen, die ihre Wasserversorgung wieder in die eigene Hand nehmen wollen. Die Dokumentation erklärt die Gründe für diese Entwicklung.

Private Konzerne versorgen rund 80 Prozent der französischen Bevölkerung mit Trinkwasser. Doch im ganzen Land schwindet das Vertrauen in ihre Seriosität, denn die Wahrheit über das Gebaren der Konzerne drängt an die Oberfläche: Wasserzähler werden dem Kunden faktisch doppelt berechnet, der Austausch von Bleileitungen erfolgt nur teilweise, dringende Reparaturen werden dem Verbraucher als Neuanschaffung in Rechnung gestellt. Inzwischen liegen die Wasserpreise bei privaten Betreibern in Frankreich um 20 bis 60 Prozent höher als bei öffentlichen Versorgern. Skandalös sind auch die üblichen geheimen Deals der Wassermultis mit den Kommunen: Der Konzern kauft sich bei der Gemeinde ein, um Wasser zu liefern oder Abwasser zu entsorgen. Diese 200 oder 300 Millionen Euro oder mehr gelten als Kaufsumme oder auch als Geschenk an die Kommune. Doch die Zahlung der Konzerne entpuppt sich dann als Kredit, der von den Wasserkunden über 20 oder 30 Jahre mit Zins und Zinseszins in dreifacher Höhe zurückgezahlt werden muss.
Beispiele in Frankreich und im deutschen Braunschweig machen ein System sichtbar, das den Wasserkonzernen erlaubt, ihren globalen Expansionskurs zu finanzieren – ein System, das inzwischen viele Franzosen motiviert, die Rückkehr zur kommunalen Wasserversorgung anzustreben.
Noch schockierender ist die Tatsache, dass in Frankreich die Ressource Wasser mittlerweile in einem bedenklichen Zustand ist. Dabei liegt die Lösung nah und ist absolut kostengünstig: die Ausweisung von Wasserschutzgebieten, auf denen nur Biolandwirtschaft erlaubt ist. Nur die Multis verdienen daran nichts. Zusätzlich würde ein sinkender Wasserverbrauch die Rendite der Konzerne schmälern. Aber in Frankreich wächst zusehends das Bewusstsein, die Melkkuh der Konzerne für ihre globalen Expansionspläne zu sein, und es baut sich eine Rekommunalisierungswelle auf. Und auch in anderen europäischen Ländern sowie in Lateinamerika, Afrika und den USA kommt es immer häufiger zur Rückkehr der Wasserversorgung in die Hände der Bürgerinnen und Bürger.

Direkt im Anschluss, um 21 Uhr, folgt „Flaschenwahn statt Wasserhahn“, eine Doku, die sich mit dem Schwachsinn der grassierenden (Plastik-)Wasserflaschen befasst:

Obwohl es in weiten Teilen Europas sauberes und unbelastetes Leitungswasser gibt, verkauft die Mineralwasser-Industrie immer mehr in Glas- oder Plastikflaschen abgefülltes Wasser. Nicht selten stammt dieses Wasser aus exotischen Regionen der Erde. Die Dokumentation verfolgt den arglosen Umgang mit abgefülltem Trinkwasser am Beispiel Englands und schildert die direkte Konsequenz, die der teilweise absurde Handel mit Trinkwasser auf die Wasserversorgung zum Beispiel auf den Fidschi-Inseln hat.

Womit ist zu rechtfertigen, dass Einwohner der britischen Hauptstadt London in Flaschen abgefülltes Trinkwasser von den Fidschi-Inseln trinken, wenn gleichzeitig 35 Prozent der Fidschi-Insulaner keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben? Doch in Europa und auch in den USA ist Mineralwasser aus Flaschen so selbstverständlich geworden, dass dort zeitweilig das eigene hochwertige Leitungswasser fast in Vergessenheit gerät. Und das trotz des Wissens, das weltweit mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
Das Geschäft mit dem abgefüllten Nass ist gigantisch. Schon jetzt werden Milliarden verdient, und für die kommenden Jahre erwartet die Branche enorme Steigerungsraten von über 30 Prozent. Doch der Schaden für die Umwelt ist verheerend. Rund um den Globus entstehen jährlich mehrere Hunderttausend Tonnen Kohlendioxid-Emissionen allein dadurch, dass das abgefüllte Wasser zu den Verbrauchern transportiert werden muss. Zusätzlich werden 1,5 Milliarden Barrel Rohöl benötigt, um all die Plastikflaschen zu produzieren. Und nur jede vierte Plastikflasche wird recycelt, der Rest belastet Böden und Gewässer für Jahrhunderte. Die Mineralwasser-Industrie boomt dennoch. Ist dies der Sieg des Marketings über den gesunden Menschenverstand?

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Lebensmittel in den Tank und galoppierende Preise – der E10-Quatsch

© kikashi, stock.xchng

Autofahren ist per se nicht umweltbewusst und klimaschonend, das weiß eigentlich jeder (abgesehen vielleicht von den Machern der Werbespots für Automarken, die davon ausgehen, dass die Käufer so naiv sind, zu glauben, dass man durch den Kauf eines PKW die Umwelt schützt, weil man ja so schöne grüne Landschaften gezeigt bekommt, durch die die Wagen rasen). Nun gäbe es ja verschiedene Möglichkeiten, die negativen Auswirkungen des Individualverkehrs abzufedern und zu begrenzen – zum Beispiel, in dem man den ÖPNV ausbaut, alternative Konzepte der Fortbewegung entwirft, die Menschen animiert, weniger und langsamer zu fahren (Tempolimit!), aber all dies ist natürlich in einem Autofahrerland wie dem unsrigen nicht beliebt und wird darum von der Politik gescheut. Schließlich gilt es ja auch Arbeitsplätze in der Autoindustrie zu schützen (koste es, was es wolle)! Und so zeigt man mit der Einführung des neuen sogenannten „Biokraftstoffs“ E10, wohin die Reise statt dessen geht – alles soll so bleiben wie bisher, nur dass man ein Benzin tankt, das etwas weniger Öl enthält – und dafür Ethanol, welches zum Teil aus Nahrungsmitteln erzeugt wird, für die auch wieder Wälder gerodet werden müssen bzw. die eben nicht als Nahrung zur Verfügung stehen. Der Effekt für die Umwelt ist jedenfalls marginal, wenn nicht sogar insgesamt gesehen negativ – ein echtes Narrenstück der Regierung (wie schon die Sache mit dem Verbot der Glühbirne), findet auch Claudia Klinger in „E10 ist kein Kommunikationsproblem, sondern eine Sauerei!“:

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