Hinter dem zunächst vielleicht etwas sonderbar anmutenden Titel „Affenmärchen – Arbeit frei von Lack & Leder“ steckt ein hochinteressantes neues Online-Buchprojekt, auf das ich im Der Mensch – das faszinierende Wesen-Blog aufmerksam wurde. Worum es in dem Buch geht, beschreibt der Autor Gebhard Borck wie folgt:
„Die Wirtschaft wie wir sie aus dem letzten Jahrhundert kennen, funktioniert heute nicht mehr. Geldgier und Gewinnstreben als Antrieb haben genauso versagt wie das kollektive System der abhängigen Beschäftigung mit all seiner Reglementierung, Einschränkung und Steuerung.
Wollen so Menschen wirklich leben? Wenn die hierarchische Konzernplanwirtschaft der heutigen DAX-Unternehmen genauso unmenschlich, ungerecht und dysfunktional ist wie das neoliberale Freiheitsdenken der 80er-Jahre-Tycoons und die väterlich autokratische Monarchie des Mittelstandes, was dann stattdessen?
Affenmärchen zeigt die Lösung: Setzen Sie doch Ihre Mitarbeiter frei! Wenn Unternehmen auf abhängige Beschäftigung verzichten und stattdessen eine Sinnfläche bieten, an die sich Mitarbeiter freiwillig koppeln, dann können Unternehmen aus sich heraus gleichermaßen sinnvoll, nachhaltig und erfolgreich agieren.
Wie kann das funktionieren? Dieses visionäre wie provokative Wirtschaftssachbuch durchleuchtet nichts weniger als die Zukunft von Wirtschaft und Arbeit.“
Derzeit wird das Werk im dazugehörigen Blog Kapitel für Kapitel veröffentlicht, so dass es sich jeder kostenlos durchlesen kann. Wer mag, kann den Blog auch abonnieren, um keinen Beitrag zu verpassen. Und wer Gefallen an der spannenden Materie und den beschriebenen Ideen findet, darf das Buch als Hardcover-Ausgabe vorbestellen – sobald sich genügend Leute gemeldet haben, wird es nämlich auch eine handgriffige, also auf Papier gedruckte Fassung des Affenmärchens geben. Ich selbst habe jetzt gerade das erste Kapitel „Vereinbarungen brechen“ gelesen, welches auf jeden Fall Lust auf mehr macht! (Ob das Buch am Ende eine bereichernde Lektüre für mich war, werde ich natürlich erst in einer Weile feststellen können.)
Xiemeon
Kritik am alten, überkommenen System gut und schön. Aber das riecht dann doch auch irgendwie danach, was viele Unternehmen (vor allem im Bereich Medien, und auch in der Wissenschaft) ohnehin schon machen: Statt “abhängig Beschäftigten” gibts dann nur noch Honorarverträge und “freie Mitarbeiter”, die dann als (Schein)Selbstständige und Freiberufler ihr Dasein fristen. So sparen sich Unternehmen schön die Sozialabgaben etc. und wälzen sie auf die Auftragsnehmer ab. Plus: Durch solche Zoten wie Subunternehmen und (schein)selbstständige freie Mitarbeiter ist man auch den Kündigungsschutz und etwaige rechtliche Folgen von Fehlleistung und -verhalten ganz schnell los.
Da fragt ich mich: Wem hilft das? Und ist es den Leuten wirklich lieber, “frei” zu sein aber dafür auf jegliche (Planungs)Sicherheit zu verzichten?
Klingt also auf den ersten Blick irgendwie alles nach neoliberaler Propaganda. Oder ich habs völlig falsch verstanden, ist natürlich auch immer möglich.
Peter M.
Sobald ich das entsprechende Werk gelesen habe, werde ich dazu dann auch was sagen können :-) – bisher kenne ich ja nur die erste Abschnitte. Im Prinzip ist es natürlich immer ein zweischneidiges Schwert, auf den selbständigen Arbeitenden zu bauen bzw. die Arbeitswelt so zu gestalten. Wenn generell weniger gearbeitet werden müsste (außer, man will unbedingt, weil man von der Sache überzeugt ist), wäre das ein großer Schritt…
Gebhard Borck
Hallo zusammen,
ich hab das Werk geschrieben und kann sagen, obwohl ich seit 10 Jahren selbständig und damit sehr zufrieden bin, wäre ich von mir selbst enttäuscht, wenn ich die Leier der alle müssen selbständig sein, Subunternehmer usw. leiern würde.
Das wäre ja dann doch so gar nichts Neues.
Nein, ich hoffe mit dem Buch einige neue oder doch zumindest weniger breitgetretene Alternativen anzubieten, als neoliberalen Quatsch, pseudosoziale Romantik oder altväterliche Patriarchen …
Natürlich verrate ich an dieser Stelle nicht, was das sein wird. Nur so viel: Auf dem Scheiterhaufen von gesparten Sozialabgaben und dem heutigen Bild von freiberuflichen Einzelkämpfern will ich mich nicht verbrennen!
Beste Grüße und hoffentlich eine spannende Lektüre
Gebhard Borck
Martin Bartonitz
Ich habe schon viel aus dem Buch gelesen und kann nur sagen, dass das von Gebhard dargesteltl Bild einer neuen Arbeitswelt definitiv eines ist, das die derzeitige Profitomanie nicht auf erster Stelle sieht sondern das Andocken des Menschen an selbstbestimmte und sinnvolle Arbeit. Nicht Konkurrenz sondern Kooperation ist hierbei das Maß der Dinge. Ich bin serh froh, dass es dieses Buchprojekt gibt, denn es hat mir weitere neue Impulse auf meiner Suche nach einer besseren Welt gegeben.
Peter M.
ich habe heute auch gerade mein Exemplar (in gedruckter Form) erhalten – bin mal gespannt! (Ich kenne bisher nur einige wenige Abschnitte, da ich so lange Sachen dann doch lieber ganz altmodisch als Buch lese.)
Gebhard Borck
Hallo Peter,
jetzt bin ich auch gespannt!
Gruß
Gebhard
PS: Ich gehe davon aus, dass ich hier über Dein Urteil lesen werde?