Kategorie: Nachhaltigkeit Seite 16 von 24

Surf- & Fernsehtipp: Ölpest an der US-Küste

Ja, tut mir leid, dass ich mich selbst heute wieder nur eher kurz fasse, dafür aber auf einen interessanten Schwerpunkt des Onlineangebots beim ZDF hinweise – es geht um die von BP verschuldete „Ölpest an der US-Küste“, die uns zeigt, wie sehr unsere Abhängigkeit von der Ressource Öl und stetig sprudelnder Gewinne letztlich die Lebensgrundlage aller Lebewesen auf diesem Planeten zerstört. Solange Wirtschaftswachstum und Konsumrausch als das Nonplusultra in unserer Gesellschaft gelten, wird es vermutlich immer wieder zu solchen Katastrophen kommen, bei der als erstes die Natur den kürzeren zieht. Auf den ZDF-Seiten gibt es dazu viele interessante und auch bedrückende Informationen.

So z.B. „Exxon Valdez-Katastrophe schon 20fach übertroffen“ oder die UNO-Studie „Übermäßiger Raubbau an der Natur“:

Weltweit beuten Unternehmen die Ressourcen der Natur aus, ohne dafür angemessen zu bezahlen. Die größten 3.000 Konzerne verursachen jährlich Umweltschäden in einer Höhe von 1,7 Billionen Euro. Das hat die UNO in einer neuen Umweltstudie angeprangert.

Es geht auch um die Ölpest-Kosten „Wenn die Natur klagen könnte“:

100 Millionen Dollar zahlt BP derzeit täglich für die Bekämpfung der Ölpest. Forscher haben errechnet, was die Natur in der Region wirklich wert ist und wofür der Ölmulti eigentlich geradestehen müsste. Sie fordern eine breiter gefasste Haftpflicht.

Und darum, „Wie Washington Reibach im Golf macht“:

“Der Golf von Mexiko ist im Würgegriff der Energiekonzerne”, schreibt ein US-Blogger, der die Ölkatastrophe verfolgt. Seine Recherchen zeigen: Seit Jahren verpachtet die US-Regierung Meeresabschnitte an BP, Shell und andere – für gutes Geld.

Morgen, am Mittwoch, den 21. Juli um 22:15 Uhr wird es im ZDF im Rahmen der Serie „Abenteuer Wissen“ dann noch eine Dokumentation „Die Folgen der Ölpest“ geben, deren Bilder einen vermutlich wieder schockieren dürften. Hoffen wir mal, dass sie wenigstens ein bisschen zum Umdenken in Sachen Automobilität etc. führen…

Ich warf die Frage hier ja bereits einmal auf, die sich auch das Adbusters-Magazin vor einigen Jahren anlässlich der Philip Morris-/Tabakindustrie-Prozesse stellte (die Konzerne sollten für die Gesundheitsschäden von Rauchern gerade stehen, wiesen aber alle Schuld von sich): Wie viel Schaden darf ein Unternehmen eigentlich anrichten, bis es seine Existenzberechtigung verwirkt? Wieso gibt es also Firmen wie Exxon (Esso), Shell, BP, Dow Chemical, Bayer, Deutsche Bank usw. usf. immer noch, weshalb dürfen zerstörerische Geschäfte fast ungestört durch die durch Medien und Maketing sedierte Öffentlichkeit vorgenommen werden?

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Veggie Street Day Juli/August 2010

Die Zahl der Menschen, die aus guten Gründen kein Fleisch mehr isst, nimmt immer weiter zu, immer mehr Menschen leben vegetarisch oder sogar vegan. Das zeigt sich z.B. darin, dass selbst  Mainstreampresse wie der Stern neulich „Esst weniger Fleisch“ titelte, oder dass die neue Ausgabe des Greenpeace Magazins dem Aspekt des fleischlosen Essens einen eigenen Abschnitt widmet – „Der Vegetarier-Boom“:

Hunderttausende Menschen zwischen Flensburg und Lindau verzichten freiwillig auf Fleisch. Die meisten tun es aus Liebe zu Tieren und Umwelt. Der Klimawandel und der wachsende Hunger in der Welt liefern ihnen neue Argumente. […]

Für alle, die sich auch mal konkret und vor Ort über dieses Thema informieren wollen, gibt es den Veggie Street Day, der in diesem Jahr gleich in zwei Städten stattfinden wir – am 17.7. in Stuttgart (Kronprinzstraße/Büchsenstraße) und am 14.8. in Dortmund (Reinoldikirchplatz):

Auf dem Veggie Street Day (VSD) zeigen wir, wie groß die Bandbreite an tierleidfreien Produkten, vom Veggie-Burger über pflanzliche und tierversuchsfreie Kosmetik, bis hin zum lederfreien Schuh ist. Das große Angebot an Informations- und Verkaufsständen bietet dem Besucher die Möglichkeit, Neues zu entdecken und zu probieren. Dazu gibt es ein buntes Unterhaltungsprogramm mit vielen Künstlern, die sich bewusst für ein Leben ohne tierische Produkte entschieden haben und ihre positiven Erfahrungen teilen möchten.

[via Sysiphos Periodical]

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„Auf in die Post-Kollapsgesellschaft“ und Ankommen im Ausstieg

Immer wieder wende ich in meinem Blog ja den Blick auch einmal weg von den aktuellen Problemfeldern und schlimmen Firmen und hin zu möglichen (theoretischen wie praktischen) Alternativen unseres jetzigen konsumistischen Lebensstils. Glücklicherweise machen sich mehr und mehr kluge Köpfen Gedanken darum, wie ein Weg aus dem momentanen Dilemma, dem augenscheinlichen Gegen-die-Wand-Fahren des Systems, das „unsere“ politischen und wirtschaftlichen Eliten in kurzsichtiger Einfalt mit aller Macht vorantreiben, aussehen könnte. (Siehe z.B. die Artikel von Herman Daly oder Wolfgang Uchatius.) Reto Stauss machte mich nun in seinem Beitrag „Auf in die Post-Kollapsgesellschaft“ in seinem nachhaltigBeobachtet-Blog auf einen weiteren spannenden Text zu dieser Thematik aufmerksam – Johannes Heimrath befasst sich in der neuen Ausgabe der Zeitschrift Oya („Aussteigen, um einzusteigen“) um die Entwicklung einer starken Vision „für die Zeit danach“. Also nachdem unser selbstzerstörerisches System durch etwas zukunftsträchtigeres ersetzt wurde. Den Artikel gibt es auf der Website des Magazins als kostenloses pdf.

Egal, was wir tun – der Weg in eine nachhaltige Welt wird durch ein Tal der Tränen führen. Statt unsere Kräfte nur darauf zu konzentrieren, den Kollaps aufhalten zu wollen, sollten wir uns mit aller Kraft auf die Welt vorbereiten, in der wir dann leben werden.

Hochinteressant ist, wie Reto anmerkt, auch die Grafik, die diesen Artikel begleitet (anklicken, um sie in groß zu sehen):

[…] Er stellt sich auf den Standpunkt, dass der Fall tief und hart sein wird und _muss_. Ansonsten werden wir weiterhin am Bestehenden, Nicht-Reparierbaren rumflicken, anstatt Nicht-Funktionierendes wegzuwerfen. Allerdings hält er die Wahrscheinlichkeit für klein, dass nach einem solchen Kollaps “die Millionen kulturkreativer engagierter Menschen weltweit ihre Vision der Post-Kollaps-Gesellschaft realisieren können”. […]

Die neue Oya-Ausgabe wartet natürlich noch mit weiteren lesenswerten Texten auf, wie beispielsweise Dieter Halbachs „Ankommen im Ausstieg: Ein Reiseführer ins ‘richtigere’ Leben“ (pdf):

Wie gehen wir am besten mit der uns eigenen Angst vor Veränderung um? Lassen sich Furcht und Krise zum Positiven nutzen? Und: Gibt es nicht doch ein »richtigeres Leben im falschen«? Außerdem Teil des Artikels: eine Übersicht mit Adressen, die beim Aus- und Umstieg nützlich sind.

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Lesetipps: Die Macht der Konsumentinnen und Konsumenten / Auf dem Fahrrad quer durch Europa / Die Lobby-Republik

Was kann es Schöneres an solch einem grauen Sonntag geben, als ein wenig erhellende Lektüre im Netz zu lesen? Ich hätte da heute wieder was im Angebot… Die Heinrich Böll-Stiftung widmet sich in einer aktuellen Studie dem spannenden Thema Ökologische Marktwirtschaft – „Grüner Lifestyle – die Macht der Konsumentinnen und Konsumenten“. Dabei werden sowohl die befürwortenden Seiten der LOHAS- und ähnlicher Bewegungen betrachtet wie auch kritische Stimmen zur Konsumzentrierung als Lösung vieler Probleme:

[…] Die Werbung lenkt die Konsumenten von ihrem Wertekanon ab

Die hippe heile Welt der Werbung hat sich zwischen uns und unsere Waren geschoben, und angesichts des gigantischen Etats der Werbung, der wir uns kaum entziehen können, wäre es naiv, ihren Einfluss zu leugnen. Rund 29 Milliarden Euro  geben Unternehmen allein in Deutschland dafür aus, dass Verbraucher  ihre Produkte so sehen, wie sie sie den Verbraucher zeigen möchten. Diese 29 Milliarden Euro haben lange gewirkt: Sie haben erreicht, dass die Verbraucher gar nicht auf die Idee kommen, sich zu fragen, auf welche Weise die Waren hergestellt werden, von wem und unter welchen Umständen. Dass diese nicht realisieren, dass diese Umstände etwas mit jedem Einzelnen zu tun haben könnten, dass jeder und jede  mit seinen Einkäufen diese Umstände bestimmen. Dass allgemein geglaubt wird, günstig sei gut und Geiz sei geil. Das ging über viele Jahre so – bis die Berichte über die skandalösen Zustände in pakistanischen Sweatshops plötzlich zu einem großen Medienthema wurden. […]

[…] Hunderte von Umwelt- und Verbraucherorganisationen arbeiten an der Aufklärung der mündigen Käufer, und im Internet vernetzen sich kritische Konsumenten zu Ratgebergemeinschaften: www.karmakonsum.de, www.lohas.de, www.utopia.de. Über die Internetseite www.campact.de schicken sie Protestmails an Politiker, etwa gegen die Zulassung von GVO-Pflanzen in Deutschland, und beim Einkaufen nutzen sie die Online-Datenbank www.barcoo.de, die zum gescannten Strichcode eines Produkten Informationen zur Nachhaltigkeit liefert (über 700 000 Downloads). Andere verabreden sich zu Carrot Mobs, zu politisch motivierten Großeinkäufen, die den ökologisch oder sozial vorbildlichen Läden Geld für weitere Öko-Investitionen bringen sollen. Die Biobranche und der faire Handel boomen trotz Krise, und Konsumenten, die keine Bio-Lebensmittel kaufen, beginnen ungefragt, sich dafür zu rechtfertigen. Kurz: Der politische Konsum ist vom Thema einer engagierten Randgruppe in die breite Öffentlichkeit gelangt. […]

[…] Abwälzung von Verantwortung und Greenwashing

Aber es gibt auch Kritik an dieser Bewegung: Klaus Werner etwa, der Co-Autor von Schwarzbuch Markenfirmen, sieht darin eine „Privatisierung der Verantwortung“. Tatsächlich besteht diese Gefahr: Je engagierter die Konsumenten ihre Verantwortung wahrnehmen, desto einfacher ist es für Politik und Wirtschaft, alle Verantwortung komplett abzuwälzen. So findet sich zum Beispiel in den „Kernforderungen Verbraucherpolitik“ der CDU vom Juli 2008 dieser Satz: „Die CDU setzt auf selbst bestimmte Verbraucher und lehnt Verbraucherbevormundung ab.“ Dahinter verbirgt sich die Ablehnung von gesetzlich verbindlichen Standards und besseren Informationsrechten. Die aber wären unerlässlich, um den Konsumenten die Wahrnehmung ihrer Verantwortung zu erleichtern. Ebenso wird die Haltung der Lohas kritisiert: Ihr Konsum von teuren öko-fairen Luxusartikeln diene lediglich der  Abgrenzung und Selbstbestätigung und münde nicht in politisches Handeln (so etwa Kathrin Hartmann in Ende der Märchenstunde. Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt). […]

Apropos Konsumkritik – vor einigen Tagen machte mich Blogleser und ERASMUS-Austauschstudent Moritz auf ein eigenes Projekt aufmerksam, das ich hier doch auch gerne erwähnen möchte – zusammen mit einem Freund wird er im Juli die 3000 km von Pamplona in Spanien nach Hamburg mit dem Fahrrad zurücklegen, also CO2-neutral. Nachzulesen sind die Details der Tour auf seinem Blog. Sein Ansatz dabei:

Was wir in Deutschland immer sperrig umschreiben, eine Abkehr des Konsumismus, wird hier in Spanien als “de-crecimiento” bezeichnet, “Ent-Wachstum”. In einem solchen Sinne versuche ich, nicht das Flugticket zu konsumieren, um möglichst schnell wieder einem normalem Leben nachzugehen, sondern den Reichtum der Orte und Begegnungen zu nutzen, der zwischen den Stationen meines Lebens liegt. “Langsames” Reisen per Fahrrad als ressourcenschonende und reichhaltige Fortbewegung.

Marco Bülow schaut in seinem Artikel „Die Lobby-Republik“ in der Reihe Denkanstöße (Solidarische Moderne) ein wenig hinter die Abgründe, von denen viele Bürger oft gar nichts ahnen: wie tief Wirtschaft und Politik verstrickt sind und wie weit Lobbyismus politisches Handeln bestimmt (die Mehrwertsteuersenkung für Hoteliers durch die schwarz-gelbe Chaosregierung ist ein besonders deutlich hervorstechendes aktuelles Beispiel dafür). Den kompletten Text gibt es als pdf zum Download.

In seinem Beitrag gibt Marco Bülow zunächst einen sehr persönlichen Einblick in den parlamentarischen Alltag des Deutschen Bundestages. Am Beispiel des CCS-Gesetzgebungsverfahrens beschreibt er wie finanzkräftige und gut orga-nisierte Interessengruppen aus der Wirtschaft die Gesetzgebung zu ihren Gunsten beeinflussen. Er zeigt auf wie sich angesichts einer Vielzahl mächtiger Einzelinteressen das Parlament in Gesetzgebungsprozessen zunehmend selbst entmachtet. Darauf aufbauend werden sieben Forderungen entwickelt, die den Lobbyismus neu regeln und den Parlamentarismus wieder demokratischer machen sollen.

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Genfood auf dem Tisch und die Folgen des Anbaus

In der letzten markt-Sendung des WDR gab es diesmal zwei bemerkenswerte Berichte, die sich mit der ungewollten Ausbreitung von genmanipulierten Futter- und Lebensmitteln befasste – „Genfood auf dem Tisch?“ und „Genfood: Die Folgen des Anbaus“. Wieder einmal wird deutlich – egal, wie die gesundheitlichen Folgen von solchen Lebensmitteln auch sein mögen –, dass hier Konzern- und Wirtschaftsinteressen vor den Wünschen der Bürger gehen, die mehrheitlich solche Nahrung ablehnen. Erschreckend an dem Film ist auch der Teil über die Folgen des vermehrten Gifteinsatzes für zB Monsanto-Mais, der direkt den Menschen in den jeweiligen Ländern schadet. Von den Folgen für die Regenwälder, die für den stetig wachsenden Futtermittelbedarf gerodet werden, mal ganz zu schweigen. Auch wenn das Rindfleisch von McDonald’s inzwischen aus deutschen Ställen kommen mag, so stammt das Futter eben doch wieder aus Übersee und sorgt dort für einen inakzeptablen Raubbau an der Natur – und das alles nur, damit hierzulande Leute schön billig und möglichst täglich ihre fettigen Burger essen können.

Zwei Drittel aller Deutschen wollen keine gentechnisch veränderten Nahrungsmittel. Doch haben sie überhaupt noch die Wahl? markt-Scanner durchleuchtet das Essen von heute auf Spuren von Gentechnik.

[…] Bei der Tierfütterung ist Gentechnik inzwischen Alltag, berichtet Alexander Hissting von Greenpeace: „Bei Milch, Eiern und Fleisch kann man in der Regel davon ausgehen, dass Gentechnik verfüttert wurde. Nur bei einer kleinen Menge von Produkten, zum Beispiel Bioprodukten oder solchen, die speziell gekennzeichnet sind, wurde auf Gentechnik verzichtet. Ansonsten ist Gentechnik der Regelfall in der Tierfütterung.“

Auch Anbieter von Milchprodukten, die sich besonders naturnah geben, wie Weihenstephan oder Bärenmarke, akzeptieren Gentechnik. Danone und Müllermilch wollen ebenfalls nicht auf Gentechnik verzichten, so das Ergebnis einer Umfrage von Greenpeace. Auch die Firma Kraft (Milka) achtet nicht darauf, dass Gentechnik in der Milch vermieden wird. Dr. Oetker hat nicht zugesichert, auf Gentechnik im Tierfutter zu verzichten. Auch die Hersteller von Lünebest haben bisher keine Anstalten gemacht, auf die Zulieferer entsprechend einzuwirken.[…]

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Wachstum, Wachstum über alles

Den Wachstumswahn, der ja leider immer noch ungebrochen bei Politikern und Wirtschaftsleuten grassiert, habe ich in meinem Blog bereits mehrfach angesprochen und kritisch beäugt. Eine Politik, die ein „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ auf den Weg bringt (und nebenbei gleichzeitig anderen Ländern vorwirft, „über ihre Verhältnisse“ zu leben), für die Arbeitsplatzerhaltung über alles geht und nur über ewiges Wirtschaftswachstum erreichbar scheint (statt über eine generelle Änderung des Wirtschaftens), hat nichts begriffen und steuert stramm auf die nächste Katastrophe zu. Immerhin mehren sich mittlerweile doch die Stimmen, die das Wachstumsdogma in Frage stellen – so berichtete das Fernsehmagazin Monitor Anfang des Jahres über Experten und Wissenschaftler, die ein diesbezügliches Umdenken anregen wollen. [Gefunden bei Sprusko, dessen Blog immer einen Besuch wert ist!]

(Man kann zu YouTube, als Teil des Google-Imperiums, ja stehen wie man will, aber es ist schon ungemein praktisch, da sonst viele interessante Beiträge, die es im TV hin und wieder tatsächlich mal gibt, komplett untergingen und in Vergessenheit gerieten.)

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Das Umundu-Festival in Dresden – Konsumkritik zum Anfassen und Mitmachen

umundu

Ab nächster Woche findet in Dresden das Umundu-Festival für global nachhaltigen Konsum statt, auf dass ich Euch gerne hinweisen möchte. Denn die Initiatoren haben für die Zeit vom 27. Mai bis 5. Juni ein sehr vielfältiges Programm entwickelt, das von Filmvorführungen über konsumkritische Stadtführungen und Vorträgen bis hin zu Smartmobs reicht. Wer also in den Tagen im Raum Dresden unterwegs ist, sollte sich das auf keinen Fall entgehen lassen! Hier die offizielle Pressemitteilung:

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Auftakt zum zweiten Umundu-Festival für nachhaltigen Konsum
„Nachhaltige Geldwirtschaft“ ist Fokus-Thema der Informations- und Kulturwoche in Dresden

Dresden, 27. Mai 2010. Mit einem vielfältigem Programm und einem Smart-Mob auf der Dresdner Einkaufsmeile Prager-Straße startet am 27. Mai 2010 das „2. Umundu – Festival für global nachhaltigen Konsum Dresden”. Bei der Straßenaktion zu Beginn der Veranstaltungsreihe beten Menschen symbolisch den bekanntesten Dresdner Einkaufstempel an, um die zentrale Rolle des Konsums in unserem Alltag kritisch zu hinterfragen. “In einer bunten Mischung aus Kultur und Informationsveranstaltungen wird im Rahmen des Festivals die Rolle des alltäglichen Einkaufs und seine globale Auswirkung der Öffentlichkeit kreativ näher gebracht. Aus aktuellem Anlass der Finanzkrise setzt das diesjährige Umundu-Festival den Themenfokus dabei auf die nachhaltige Geldwirtschaft und informiert über interessante Alternativen“, erklärt Dr. Patrick Ribeiro, Mitbegründer des Festivals. „Experten wie Katharina Beck vom Institute for Social Banking (ISB) werden aufzeigen, wie wir mit der Wahl unserer Geldanlagen und der Form der Bankgeschäfte einen wichtigen Beitrag für den nachhaltigen Wandel des Bankensystems leisten und zudem persönlich profitieren können“, so Dr. Ribeiro. Aber auch interessante Filme, Vorträge oder Stadtführungen zu den Themen Ernährung, Mobilität, Energie und Textilien umfasst das Programm.

Den Höhepunkt der Veranstaltungsreihe bildet ein bunter Festival-Tag am 05. Juni auf dem Martin-Luther-Platz inmitten der Dresdner Neustadt. An diesem Tag präsentieren sich Dresdner Vereine und Händler der Öffentlichkeit und informieren die Gäste über konkrete Möglichkeiten im Alltag nachhaltig zu konsumieren. Unterstützt werden sie dabei von Dresdner Künstlern, die den Tag mit Konzerten, Kleinkunst und Tanzperformances bereichern. Die ehrenamtliche Initiative zu dem von nun an jährlich stattfindenden Festival stammt von Dresdner Bürgern. Detaillierte Programminformationen sind unter www.umundu.de zu finden.

Diesjähriger Sponsor des Festivals ist die in Dresden ansässige Landeskirchliche Kredit-Genossenschaft Sachsen, die im Bereich der nachhaltigen Geldanlage aktiv ist. Zudem wird die Informationswoche von der InWent gGmbH gefördert und von der VG Verbrauchergemeinschaft für umweltgerecht erzeugte Produkte eG sowie zahlreichen Dresdner Vereinen unterstützt.

– Einladung zur Auftaktveranstaltung „Smartmob-Aktion: Konsumtempel“ –
27. Mai 2010, 18 Uhr, Prager-Straße, Haupteingang Centrumsgalerie / ACHTUNG: Ein kurzes Vorbereitungstreffen bei Interesse bereits ab 17.30Uhr hinter dem Karstadt (Ferdinandplatz).
Weitere Details zu der Aktion kommen ab Dienstag, den 25. Mai, via Mail oder können unter www.umundu.de/smartmob bzw. über das Infotelefon 01577-5793939 abgerufen werden.
Wir freuen uns gemeinsam mit euch ein Zeichen gegen Konsumfetischismus und für global nachhaltigen Konsum zu setzen!
Kontakt vor Ort: Dr. Patrick Ribeiro und Sascha Kornek, Tel.: 0162/9390619
Aktuelles Bildmaterial heute ab 19 Uhr unter www.umundu.de/presse.

Hintergrund: Kreative Förderung für nachhaltigen Konsum in Dresden
Unser Konsum ist ein alltäglicher Prozess mit enormer Wirkungskraft. Unsere Konsumgewohnheiten und die Wahl der Produkte entscheiden millionenfach über Leben und Lebensräume von Menschen – und das täglich, lokal und global. Die Folgen rein gewinnmaximierender Produktionsabläufe drängen Mensch und Natur an den Rand ihrer Existenz: Kinderarbeit, Lohnsklaverei und exzessive Zerstörung von natürlichen Lebensräumen sind die Folge. Kleinste Änderungen unserer Konsumgewohnheiten vor Ort können globale Auswirkungen nach sich ziehen, scheitern häufig jedoch an fehlenden Hintergrundinformationen und einer Sensibilisierung der Konsumenten. Mit der Realisierung des Umundu-Festivals soll diesen Defiziten entgegengewirkt werden und eine öffentliche Diskussionsplattform für lokale und globale Nachhaltigkeit entstehen. Der Festivalname ‘umundu’ ist von dem portugiesischen Wort ‘eine Welt’ (um mundo) abgeleitet. Ebenfalls bedeutet ‘umundu’ in mehreren Sprachen in Ostafrika ‘Mensch’. Initiiert wird das Festival von jungen Dresdnern und  Vereinen.

Ansprechpartner:
Dr. Patrick Ribeiro
Sascha Kornek
Louisenstraße 93 · 01099 Dresden
Tel.: 0162 / 939 0619
E-Mail: presse@umundu.de
http://www.umundu.de

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Öko-fair und effizient wirtschaften

Als kleine Abwechslung zu all den visuellen Aufklärungen via YouTube gibt es heute mal etwas auf die Ohren. Und zwar eine Magazin-Sendung von Radio Dreyeckland Freiburg mit dem spannenden Titel „Öko-fair und effizient wirtschaften“, die zuerst im Februar ausgestrahlt wurde und die man sich HIER zum Nachhören als mp3 herunterladen kann.

Wie wird aus einer Plastikflasche ein Fleecepulli? Was ist eine Performancegesellschaft? Und gibt es klimaneutrale T-Shirts? In dieser Sendung stellen wir Konzepte vor, die darauf abzielen, Produkte energieeffizient und ressourcenschonend herzustellen und das Konsum-Budget global gerechter zu verteilen – von „D“ wie Dematerialisierung bis „Ö“ wie öko-faire Wertschöpfungsketten.

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Konsumreport – Wie nachhaltig leben wir?

Eher per Zufall stieß ich unlängst auf das vom WWF, vom Center for Corporate Responsibility and Sustainabilty (Zürich) und der Zürcher Kantonalbank herausgegebenen Konsumreport Schweiz, der der Frage nachgeht „Wie nachhaltig leben wir?“. Natürlich muss man sich prinzipiell bei solchen Studien immer fragen, welche Absichten eventuell dahinter stecken, aber in diesem Falle fand ich das Werk durchaus interessant, da auf der einen Seite zwar aufgezeigt wird, dass es (in der Schweiz, aber sicher auch hierzulande) einen klaren Trend hin zu Biolebensmitteln, Ökostrom etc. gibt, dies aber durch einen generellen Mehrkonsum konterkariert wird. Eine unerfreuliche Nachricht für alle LOHAS-Anhänger… Den gesamten Report gibt es als pdf HIER herunterzuladen.

Nachhaltige Produkte gewinnen in allen Bereichen Marktanteile. Das Volumen der nachhaltigen Anlagen hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt und lag Mitte 2007 bei 25 Milliarden Franken. Das Entwicklungs- potential bleibt gross, denn erst 14% aller Privatanleger investieren ihr Geld nachhaltig.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Mobilität. Die Verkäufe von Hybrid-Autos stiegen und haben sich in den letzten vier Jahren beinahe versechsfacht. Doch gemessen an allen verkauften Neuwagen ist der Anteil dieser effizienten Fahrzeuge mit rund einem Prozent immer noch klein.

Die Entwicklung weist in fast allen Bereichen in die selbe Richtung: „Was einst ein Nischendasein fristete, wird salonfähig,“ sagt Felix Meier, Leiter Konsum und Wirtschaft beim WWF Schweiz. Und Hans-Peter Burkhard, Direktor des CCRS, stellt fest: „Schweizerinnen und Schweizer kaufen zunehmend intelligent ein.“ Der erfreuliche Trend kann allerdings nicht über das zweite wichtige Ergebnis der Studie hinwegtäuschen: wir verbrauchen gesamthaft mehr Energie, kaufen mehr Produkte ein, wohnen in grösseren Wohnungen und Häusern, fahren schwerere Autos und reisen weiter und öfter. Damit wird der positive Umwelteffekt der nachhaltigen Produkte durch Mehrkonsum wieder zunichte gemacht.

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Genfood mal wieder in aller Munde

Man verzeihe mir den Kalauer in der Titelzeile. Eigentlich ist das Thema ja auch viel zu ernst, um darüber noch lachen zu können. Tatsächlich ist die Ausbreitung von genmanipulierten Nahrungsmitteln auf dem Vormarsch, auch gegen den Willen des Großteils der Bevölkerung und oft genug ohne, dass sich die Konsumenten dessen bewusst sind. Zwei Berichte gab es in den letzten Tagen dazu im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Zum einen „Gentechnik erkennen: Neues Logo soll helfen“ in der NDR-Sendung markt, die schon deutlich macht, dass man dem Genwahn kaum noch entkommen kann. Wobei es erstaunlich ist, dass der Autor des Berichts erst gegen Ende auf die Idee mit Biomilch kommt (da darf nämlich kein genmanipulierter Mais verfüttert werden). Und dass Lidl als erste der großen Ketten eine Milch ins Sortiment nimmt, die explizit ohne Genfutter erzeugt wird, ist zwar löblich, macht die geschmacksneutrale Discount-H-Milch-Plörre aber auch nicht wirklich schmackhafter. Vom ruinösen Preisdruck auf die Milchbauern durch die Supermärkte und Discounter will ich hier gar nicht erst anfangen.

Fleisch, Eier, Butter oder Milch – ob bei der Erzeugung tierischer Produkte gentechnisch verändertes Futter verwendet wurde, erfährt der Käufer nicht. Nach EU–Recht weiß bestenfalls der Landwirt, ob er Genfutter benutzt, so Heike Moldenhauer vom BUND. Weil es nicht auf der Verpackung steht, bleibt den Kunden verborgen, dass jährlich viele Tonnen gentechnisch veränderter Sojaschrot in Deutschland verfüttert werden.

(…) Ausbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen

Dass Gentechnikfreiheit irgendwann auch gar nicht mehr möglich sein könnte, zeigt sich am Beispiel Raps in Kanada.  90 Prozent der kanadischen Rapspflanzen sind gentechnisch verändert. Analysen der Zeitschrift Ökotest ergaben, dass sich Spuren gentechnisch veränderter Rapspflanzen in kanadischem Rapshonig finden lassen. Ungewollt vermischen sich die gentechnisch veränderten  Rapspflanzen in Kanada auch mit Senfpflanzen. Spuren gentechnischer Veränderungen waren daher zum Beispiel auch im “Löwensenf extra” zu finden. Der Hersteller gibt zu: “Trotz größtmöglicher Sicherungsmaßnahmen ist der unbeabsichtigte Eintrag von gentechnisch veränderten Rapssaaten in Senf nicht mehr zu hundert Prozent auszuschließen.” (…)

Der zweite Bericht stammt aus dem kritisch-satirischen Wochenrückblick quer im Bayerischen Fernsehen und dreht sich um gentechnisch veränderte Kartoffelsorten, die nun auch hierzulande zum Thema werden – „Amflora-Angst. Bald Gen-Kartoffeln auf dem Teller?“:

Jetzt ist es soweit: In Deutschland darf laut EU die erste Gen-Kartoffel angebaut werden. Ihr Name: Amflora. Zwar wird sie nur zur Stärkeherstellung für Papier und Klebstoff genutzt, doch Kritiker weisen darauf hin, dass sie Menschen resistent gegen einzelne Antibiotika machen könnte. Außerdem herrscht auch in Bayern die Angst, dass Amflora nur den politischen Weg ebnen soll für eine weitere gentechnisch veränderte Kartoffel: Die sogenannte Fortuna. Aus ihr wird kein Papier gemacht, sondern schlicht Pommes.

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