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Lesetipps: Super-Nanny | Chiquitas Etikettenschwindel | Amazon | Givebox | Bio-Zertifikate

Weihnachtszeit, Geschenkezeit. Wenn man den Marketingleuten vom Mediamarkt Glauben schenken (!) würde, laut denen „Weihnachten unterm Baum“ entschieden wird, geht es bei dem Fest nur noch um eines: nämlich darum, möglichst viele, möglichst teure Geschenke unter die Leute zu bringen, also um den ungehemmten Konsum. Dass dies zu Stress ausartet, wie es ihn früher in der Form partiell auch schon gab, wissen wir nicht erst seit Loriot… Eine ganz andere Form des Schenkens, eine weniger zwanghafte, wird gerade in Berlin erprobt, wie der Tagesspiegel zu berichten weiß – „Givebox-Projekt – Schenken ist das neue Shoppen“. Eine tolle Idee, die hoffentlich viele Nachahmer findet und einen (wenn auch winzigen) Kontrapunkt zum Konsumwahnsinn setzt:

Wer alte Sachen los werden und anderen damit auch noch eine Freude machen will, kann das jetzt tun: Eine neue Nachbarschafts-Initiative errichtet Geschenkboxen für Jedermann. Die Initiatoren hoffen auf viele Nachahmer.

(…) Die Leute können es nicht fassen, dass ihnen jemand etwas schenken will. Einfach so. Bedingungslos. Anonym. Es sind Nachrichten wie diese, die zeigen, dass die Menschen das Schenken und Beschenkt-werden verlernt haben.

Eine Gruppe junger Berliner will es ihnen wieder beibringen – mit der Givebox, einer grob zusammengezimmerten, telefonhäuschengroßen Box, ausgestattet mit einem Regal und einer Kleiderstange. Die erste wurde vor zwei Wochen in der Steinstraße in Mitte errichtet. Die Macher wollen aber nicht genannt werden. Sie wollen das Projekt in den Mittelpunkt rücken, nicht sich selbst. (…)

(…) Die Nachbarschaft ist zusammengewachsen, seit es die Box gibt, dessen sind sich die Projekt-Initiatoren aus der Steinstraße sicher. Die Geschenkekiste ist schon nach zwei Wochen aus dem Kiez nicht mehr weg zu denken, die Bewohner sind geradezu süchtig danach. Manche kommen täglich vorbei, um zu sehen, was es Neues gibt, zum Beispiel die Kinder von der nahe gelegenen Schule.

Über Facebook sorgt das Projekt international für Aufsehen. Passanten schreiben, wie sie die Box zufällig entdeckt haben, Touristen bedanken sich für das tolle Geschenk. Fans von überallher hinterlassen Nachrichten, wollen mehr über das Projekt wissen und die Idee in ihre Stadt tragen oder ihre Geschenke per Post schicken. (…)

Ein Konzern, der besonders stark von der weihnachtlichen Geschenkeflut profitiert, ist Amazon, denn immer mehr Menschen kaufen ihre Sachen online ein (sehr zum Leidwesen des traditionellen Einzelhandels). Allerdings zeigt sich Amazon selbst weniger in Geberlaune, denn das amerikanische Unternehmen nutzt geschickt Gesetzeslückenin Deutschland aus, um möglichst viele Mitarbeiter möglichst billig, zum Teil sogar auf Staatskosten, anzustellen. Eine sehr unfeine Art, das System auszunutzen, findet u.a. auch der Spiegel in „Amazon beschäftigt massenhaft Arbeitslose ohne Vergütung“:

Der Online-Versandhändler Amazon steht in der Kritik, eine Lücke des deutschen Sozialgesetzbuchs massenhaft auszunutzen. Das Unternehmen beschäftigt laut SPIEGEL nicht nur während des Weihnachtsgeschäfts in seinen fünf deutschen Logistikzentren Tausende Arbeitslose befristet als Saisonarbeiter, sondern lässt viele von ihnen zuvor eine sogenannte “Maßnahme zur Aktivierung und berufliche Eingliederung” absolvieren.

Dies dient vor allem zur Einarbeitung. Die Betroffenen arbeiten dann meist sechs Wochen, bekommen aber nur vier bezahlt. Die restlichen zwei Wochen erhalten sie weiterhin die Leistungen der Agenturen für Arbeit oder der Jobcenter. Diese Praxis ist legal. Allerdings wiederholt Amazon bei vielen der Aushilfen das Prozedere jedes Jahr, obwohl sie im Jahr zuvor bereits eingestellt waren und eine Einarbeitungszeit damit unnötig ist. (…)

Auch Report Mainz hat sich dieses Themas neulich angenommen:

Wo wir schon mal bei der Konzernkritik sind – über Chiquita gibt es ja nun bekanntlich nichts Positives zu berichten, so sehr die Firma sich auch in der Werbung schillernd und sympathisch darzustellen versucht (siehe u.a. meinen Artikel „Terror für Bananen“). Die taz zeigt in „Nachhaltige Bananenproduktion – Chiquitas Etikettenschwindel“, was hinter der bunten Fassade steckt:

Der US-amerikanische Bananenmulti hat vor sechs Jahren angekündigt, nachhaltiger und fairer produzieren zu wollen. Doch viel hat sich seitdem nicht getan. (…)

“Die Löhne stagnieren seit Jahren, aber die Arbeitsanforderungen und die Lebenshaltenskosten steigen”, klagt Martínez. Das Unternehmen setze zudem alles in Gang, damit sich die Arbeiter nicht in den unabhängigen Gewerkschaften organisieren könnten. Daran änderten auch die Kontrollen der Rainforest Alliance nichts, die inzwischen nahezu alle Chiquita-Plantagen in Mittelamerika zertifiziert haben.

Vor sechs Jahren hat der Bananenkonzern Chiquita angekündigt, nachhaltiger und fairer produzieren zu wollen. Die Umweltorganisation Rainforest Alliance sollte die Einhaltung der neuen Leitlinien überprüfen.

“Der kleine grüne Frosch versichert Ihnen, dass Produkte und Dienstleistungen in umweltfreundlicher, sozial und wirtschaftlich nachhaltiger Weise erzeugt wurden”, ist auf der Homepage der Organisation zu lesen. Doch die Gewerkschaften sprachen von Etikettenschwindel.

So klagt Rodolfo Suadarez Martínez: Immer dann, wenn die Inspektoren der Nichtregierungsorganisation mit Stammsitz in New York in Nogal auftauchten, werde Tage vorher gründlich aufgeräumt. “Die Arbeiter erhalten pünktlich zum Ankunft der Inspektoren neue Arbeitskleidung, Schutzmasken und Co., aber eben nur dann”, berichtet Martínez. (…)

Etikettenschwindel ist auch das Stichwort für meinen nächsten Lesetipp, diesmal aus dem Bio-Natur-Blog – „Gefälschte Bio-Zertikate, die Spitze des Eisbergsalats“. Man sieht, dieses profitorientierte Wirtschaftssystem sorgt dafür, dass selbst gut gemeinte Ideen wie die des ökologisch-biologischen Landbaus von einige Firmen ausgenutzt werden, um ihre konventionelle Ware als „Bio“ teurer verkaufen zu können:

Nun hat die schöne Bio-Welt voller gesunder Bio-Produkte nach dem schönen Weltklimagipfel voller gesunder unabsichtlicher Absichtserklärungen also ihren nachhaltigen Skandal mit sicherlich weitreichenden ökologischen, aber wohl noch drastischeren ökonomischen Folgen für Hersteller und Vertriebsketten. In erster Linie natürlich oder eben leider nicht natürlich für die Konsumentinnen und Verbraucher, welche ihr Vertrauen in solch zertifizierte und von allerhöchster Stelle als aus biologischem Anbau erklärte Ware verloren haben bzw. noch verlieren werden, da die ganzen unerträglichen Ausmaße über die Tragweite des Handels mit gefälschten Zertifikaten erst noch unter der gefälschten Erde hervorgegraben werden müssen. (…)

(…) Dass der Standard allerdings schreibt, dass “gefälschtes Essen lukrativer als Drogen” sei, ist dann doch wohl etwas überzogen. Oder vielleicht doch nicht?

Der Markt mit falsch ausgewiesenen oder gefälschten Lebensmitteln ist ein Milliardengeschäft, das in den vergangenen Jahren massiv gewachsen ist, heißt es bei Europol: Das Risiko ist gering, der Ertrag enorm. 1000 Dollar würden, in die Lebensmittelfälschung investiert, wesentlich höhere Profite abwerfen als etwa im Drogenhandel. (…)

Und noch eine erfreuliche Meldung zum Schluss – „Super Nanny Katharina Saalfrank wirft hin“. Dass sich Frau Saalfrank erst nach so vielen Jahren dazu entschießt und noch bis vor kurzem in Talkshows vehement das Konzept verteidigte und jeden Verdacht, dass RTL an dieser Sendung mit manipulierten und gefakten Bildern arbeitet, weit von sich wies, macht sie natürlich nicht gerade glaubwürdiger… Denn es kann einem doch keiner erzählen, dass die „Super Nanny“ bislang davon nichts gemerkt habe und ausgerechnet jetzt, wo es vermehrt kritische Berichte über das Format (siehe fernsehkritik.tv) hagelt, auf die Ungereimtheiten stößt. Es ist für mich schwer vorstellbar, dass diese Manipulationen erst in diesem Jahr um sich griffen.

(…) In einer internen Mail an RTL-Verantwortliche schreibt Saalfrank, 40, ihre erzieherischen Inhalte seien in diesem Jahr “massiv in den Hintergrund” gedrängt worden. “In meine Arbeit als Fachkraft in diesem Format wurde extrem…und teilweise sogar gegen pädagogische Interessen eingegriffen.” Dies sei sicher der “Entwicklung des medialen Markts” hin zu “gescripteter”, also inszenierter, Realität geschuldet. Das komme für sie nicht mehr in Frage. (…)

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RTL und die asoziale „Super Nanny“

„Mein Mülleimer”

Ich will mal stark annehmen (oder doch zumindest hoffen), dass nur die wenigsten meiner Stammleser sich den Quatsch anschauen, den Sender wie RTL tagtäglich in die Welt rotzen – vor allem die ganzen „Doku“-Formate, in denen manipuliert und getrickst wird, um die erwünschten Aufreger zu produzieren, sind seit jeher unter aller Kanone. Gerne wird da unter dem Deckmäntelchen der vermeintlichen Hilfe für in Not geratene Zuschauer und Familien mit gefaketen Inhalten Quote gemacht, ohne Rücksichtnahme auf die Würde der Beteiligten. Von daher ist die Aussage „Scheiß RTL“ nach wie vor unumstößlich gültig. Ich selbst schaue seit längerem kein Privatfernsehen mehr, da ich von dem bunten, kommerzdurchsetzten Geblubber nur Pickel kriege. Mein einziges Fenster in diese Abgründe ist deshalb (wie ich auch schond es öfteren hier schrieb) Holger Kreymeiers fernsehkritik.tv, ein Video-Podcast mit einem kritischen Auge auf den Blödsinn, der den Leuten tagein, tagaus als televisionärer Abraum in die Wohnzimmer gebeamt wird.

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„Scheiß RTL“

Ja, mit der einfachen Aussage „Scheiß RTL“ kann ich mich gut anfreunden. Seit Jahr und Tag produziert dieser Sender televisionären Müll und senkt das Niveau des Fernsehens jedes Jahr aufs Neue, sei es nun mit so einem Dreck wie dem Dschungelcamp oder vor allem ihren ganzen Dokusoaps, in denen Menschen vorgeführt und der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Ich will an dieser Stelle gar nicht weiter ins Detail gehen, das macht beispielsweise der Videopodcast fernsehkritik.tv regelmäßig. Holger Kreymeier hat sich nun gleich direkt mit dem Sender angelegt, indem er ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Scheiß RTL“ produzieren ließ, woraufhin ihm sofort eine Abmahnung ins Haus flatterte. Den Hinweis, dass der Schriftwechsel ebenfalls nicht veröffentlicht werden darf, ignorierte er und präsentierte ihn auf seinem Blogbeitrag „Scheiß RTL, armes RTL“. Nun geht eine Welle der Empörung oder Sympathie durch das Web, und auch andere Medien springen darauf an.

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Lesetipps: Plakate in der virtuellen Welt | Leben scripten | Zara | Voyeurismus-Fernsehen | Finanzkrise

Eigentlich ist es kein Wunder, dass die Werbewirtschaft nicht nur danach trachtet, den realen öffentlichen Raum mit ihren Parolen zuzupflastern und die Menschen damit in einem permanenten „Haben wollen / Kaufen sollen“-Zustand zu halten, sondern ebenfalls versucht, in jede Ritze des Alltags einzudringen. Von daher ist Reklame in Computerspielen schon seit längerem ein Thema, nicht erst, seitdem Games wie Fifa die möglichst „realistische“ Stadiondarstellung dadurch erhöhen, dass sie die virtuellen Pixel-Werbebanden wie im wahren Leben an Unternehmen verkaufen. So ist sicher gestellt, dass die Spieler permanent Markennamen und Werbebotschaften zu sehen bekommen und dies auch noch als „erfreulich realitätsnah“ goutieren. Ein perfekter und irgendwie pefider, selbstverstärkender Mechanismus… wie auch Der Standard in „In-Game-Werbung: Plakate in der virtuellen Welt“ (eher neutral) beschreibt:

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Das Lügenfernsehen

Was ich vom Fernsehen halte? Nun, meiner vorsichtigen Einschätzung nach sind ca. 99,99% der Sendungen im Privatfernsehen und vielleicht 90% der Sachen im öffentlich-rechtlichen (Arte und 3sat einmal ausgenommen) Schrott, Schund und Käse; teils desinformierend und tendenziös, gerne verdummend und irreführend, nicht selten geschmacksbefreit und schlichtweg dämlich. So hart muss ich das leider sagen. Von daher hat mir die Sendung „Das Lügenfernsehen“ in der NDR-Reihe „Panorama – Die Reporter“ nicht wirklich die Augen geöffnet, mir aber wieder einmal vor Augen geführt, mit welch schamlosen Methoden die Sender heutzutage arbeiten, bloß um Quote zu machen. Und dass so ein Müll wie die RTL-Serie „Mitten im Leben“ über 30% Marktanteil bei den 14–29jährigen hat, finde ich erschreckend – noch sinnloser kann man seine Lebenszeit ja kaum verschwenden, als sich gescriptete und schlecht gespielte Pseudo-„Reality“ anzuschauen…

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Dauerwerbesendung als Programm – RTL und der „Undercover Boss“

© nkzs, stock.xchng

Einer der Gründe, wieso ich seit langem kein Privatfernsehen mehr schaue, ist (neben dem miesen, langweiligen Programm und dem kranken Menschenbild, das dort gerne propagiert wird) die komplette Durchkommerzialisierung des Angebots. Neben der „normalen“ Reklame, vor der man wenigstens meist durch Einblendungen und Jingles gewarnt wird, sind viele Sendungen durchsetzt mit Product Placement und unseligen Verquickungen und Verstrickungen mir Marken und Unternehmen. Als Beispiel sei hier nur „Germany’s Next Topf-Modell“ genannt, über dessen plump-abstoßenden Kommerzfaktor ich bereits HIER ein wenig referiert habe.

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Deutschland rückt wieder nach rechts

Man möge mir diesen Ausflug ins politische Altagsgeschehen verzeihen, aber ich muss das Folgende einfach mal loswerden. Während der ganzen unseligen Debatte über Thilo Sarrazins sozialdarwinistische und rassistische Thesen habe ich mich immer gefragt, ob es wohl etwas noch Abstoßenderes gibt als diesen Mann und sein arrogant-bräsiges Auftreten. Als ich neulich im Report Mainz den Bericht „Wie islamfeindlich sind die Deutschen?“ sah, wusste ich, dass es sehr wohl schlimmer geht – denn noch bedenklicher, erschreckender und ekliger als die Thesen selbst ist letztlich, wie sehr dieser Mann nun gefeiert und von ganz normalen, vermeintlich gebildeten Menschen beklatscht und fast schon als Messias umjubelt wird – getreu dem BILD-Motto „Endlich traut sich mal jemand, die Wahrheit zu sagen“. Schaut Euch den Beitrag mal an, dann wisst Ihr, was ich meine. Vorsicht, Kotzgefahr!

Kritiker von Sarrazin werden bei einer Veranstaltung des Münchener Literaturhauses vor gut bürgerlichem Publikum niedergebuht und ausgepfiffen. Der Berliner Bezirksstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Jan Stöß (SPD), berichtet von Übergriffen auf Muslime. Die Sozialarbeiterin Amal Samhat wird von einem deutschen Ehepaar übel beschimpft.
Der Wissenschaftler Oliver Decker von der Universität Leipzig schildert exklusiv seine neuesten Untersuchungsergebnisse zu islamfeindlichen Einstellungen in der Mitte unserer Gesellschaft: Die haben enorm zugenommen. Und auch die von REPORT MAINZ in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage kommt zu besorgniserregenden Ergebnissen: 37 Prozent der Befragten finden ein Deutschland ohne Islam besser.

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Grimme-Online-Award für fernsehkritik.tv und RTL-Kritik live bei RTL

Fernsehen lohnt sich normalerweise nicht. Eigentlich. Und doch haben all die schwachmatigen Sendungen, die Krawall- und Castingshows, Telenovelas und Dokusoaps im Privatfernsehen wie auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern tatsächlich auch etwas Gutes – denn ohne sie gäbe es den ausgesprochen unterhaltsamen Videopodcast fernsehkritik.tv nicht. Seitdem ich fernsehkritik.tv vor vielen Monaten entdeckte, verfolge ich die zwei Mal im Monat erscheindenden, meist so ca. 30-40 minütigen Beiträge mit großer Begeisterung, denn Holger Kreymeier betreibt das, was seit dem Ende von Kalkofes Mattscheibe in den Medien sträflich vernachlässigt wird: schonungsloses und fundiertes Sezieren des Mülls, der da tagtäglich auf die Bevölkerung losgelassen wird. Anders als Kalkofe geht fernsehkritik.tv aber nicht comedymäßig vor und persifliert die handelnden Personen nicht, sondern arbeitet die Schwachpunkte und bedenklichen Entwicklungen im Fernsehen durchaus sachlich, aber dennoch emotional heraus. Diese Arbeit zahlt sich nun aus, denn fernsehkritik.tv erhielt diese Woche den Grimme Online Award – ich gratuliere! Ein paar Impressionen von der Verleihung gibt es hier.

In seinem Blog dokumentiert Holger auch, was sonst so rund um den Fernsehwahn passiert. So berichtete er in „RTL-Kritik live bei RTL“ von der schönen Aktion zweier Leute, die sich bei einer der Live-Shows von der Fußball-WM, die RTL durchgeführt hat, in die Menschenmenge schmuggelten und dann ein großes Plakat in die Kamera hielten, das RTLs bekanntermaßen niveauloses Programm passend kommentierte, so dass es die Zuschauer an den Bildschirmen direkt sehen konnten. Sehr schön!

[…] Um überhaupt soweit zu kommen, hatten sich die Demonstranten vorher sehr genau überlegt, wie sie vorgehen. Sie bedruckten die Rückseite des Plakats mit der unverdächtigen Flagge Kameruns und schminkten sich selbst schwarz – was auch funktionierte: Die RTL-Security ließ sie aufs Gelände. Die Aufnahmeleitung des Senders sprach die vermeintlichen Kamerun-Fans sogar noch an und bat sie, ein kurzes Statement in der TV-Box abzugeben. Kein Wunder: Anhänger Kameruns waren hier natürlich deutlich weniger zu finden als Fans der Niederlande. Schließlich platzierten die Jungs sich unmittelbar vor der Bühne – und waren mit ihrer Medienkritik live bei RTL. Ist das nicht herrlich?

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Versendete Werte – Das Privatfernsehen

t_v__blueVor ein paar Tagen stieß ich via Kann nicht sein, was nicht sein darf!? auf eine bei YouTube hinterlegte Dokumentation namens „Versendete Werte“, einem Special der 3sat-Medien-Sendung Zapp, in dem anlässlich des „Feiertages“ (eher ein Trauertag) von 25 Jahren Privatfernsehen in Deutschland ein Rückblick auf den Einfluss, den diese Sender auf die Medienlandschaft hatten, geboten wird. Als bekennender Feind des Privatfernsehens freute ich mich zunächst natürlich darüber, dass darin so einige nette Breitseiten gegen RTL, Sat1 & Co. ausgeteilt werden, gerade was die 100%ige Durchkommerzialisierung der Angebote angeht, die deren Programme für mich unsehbar und unerträglich machen.

Weswegen ich diese „Doku“ hier allerdings überhaupt erwähne, ist jedoch etwas anderes – man kann anhand dieses Beitrags sehr schön sehen, wie geschickt oder auch weniger geschickt Propaganda und Manipulation im Fernsehen funktionieren. Was nämlich unter dem Deckmantel einer seriösen und objektiven Berichterstattung daherkommt (man lässt ja immerhin auch den „Feind“, die Privaten, zu Wort kommen!), ist bei genauerer Betrachtung nicht viel mehr als ein recht plumper Versuch, die eigenen (also öffentlich-rechtlichen) Schwächen zu übertünchen und zu verharmlosen – und vor allem wird durch den ernsten Stil der Interviews unterschwellig suggeriert, dass das, was  die öff.-rechtl. Anstalten normalerweise so an journalistischen Inhalten ausstrahlen, durchaus seriös und somit irgendwie wahr ist. Der sonore, fast schon staatstragende Ton eines Fritz Pleitgen lässt beim Zuschauer jeden Zweifel, dass hier etwas anderes als die reine Wahrheit verkündigt wird, sofort im Keime ersterben…

Dass die Nachrichten und Berichte, die selbst auf ARD und ZDF laufen, auch nur vorselektierter Mainstream sind, so dass gewisse Dinge von vorneherein ausgeblendet werden (tiefgehende System- oder Konsumkritik z.B.), darüber wird hier natürlich kein Wort verloren. Ich bekam ja schon immer einen Hals, wenn ich mal gesehen habe, dass in der Tagesschau oder bei Polittalkshows die Arbeitslosenzahlen kritiklos verkündet werden, ohne darauf hinzuweisen, dass diese zigfach geschönt und durch mannigfaltige statistische Kniffe zurechtfrisiert wurden, um einen Aufschwung herbeizufabulieren. Wobei man halt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wenigstens ab und an überhaupt noch mal kritische Töne und auch Infos über Randthemen sieht – etwas, das man im gleichgeschalteten, ausschließlich auf die Quote und den Umsatz des Senders schielenden Kommerzfernsehen vergebens sucht. Leider sind die öff.-recht. Anstalten seit längerem auch schon auf den Zug aufgesprungen, alles zu einem „Event“ umformen und maximal unterhaltsam darbieten zu müssen.

Dass Fernsehen generell „Soma fürs Volk“ ist, das die Menschen davon abhalten soll, selbst nachzudenken und am Ende gar noch auf die Straße zu gehen, ist ja nun auch ein nicht ganz von der Hand zu weisender Einwurf mancher Medienkritiker. Ich zitiere hier mal den besagten Kann nicht sein…-Blog:

(…) Mehr Ablenkung konnte man es auch nennen. Ablenkung vom eigenen Leben, Ablenkung von der eigenen Realität, Ablenkung von der eigenen Umwelt. Vom Job, von Geldsorgen, von familiären Problemen. Von der Politik, von der Zukunft, von Krieg und Frieden.
Klar, is ja auch viel einfacher und stressfreier: Zurücklehnen und das Gehirn ausschalten, während man sich genüsslich ansehen kann wie andere Menschen, die man niemals kennenlernen und spätestens 10 Minuten nach dem Konsum auch schon wieder vergessen haben wird, wahlweise ihre Wohnung, das Auto oder die Brüste repariert kriegen.

Ich könnte mich jetzt wieder stundenlang über das Programm des deutschen Fernsehens auslassen und etliche Beispiele bringen wann sich mir das letzte Mal die Fußnägel hochgestellt haben, aber wozu? Schalte doch einfach mal selbst kurz die Glotze an. Komm! Auf! Schalt ein. Hör doch mal für 2 Minuten auf zu lesen und zapp mal durch.

Klick: Werbung, Die Supernanny, Werbung, 3 Kochsendungen, Werbung, Fakesendungen (K11, Lenßen&Partner, Gerichtsshows, Quizshows, Chart-Shows usw…), zwischendurch Werbung, Unterhaltung, Werbung, Comedy, Werbung, Castingshows, Werbung, das Promi Dinner, Werbung, Big Brother…Klick.

Es soll ja Menschen geben denen das noch nicht einmal auffällt.
Menschen die das noch nicht einmal stört.
Aber warum auch? Wenn man es nicht anders kennt? Wir wachsen ja alle damit auf. Heutzutage werden Kinder schon in jungen Jahren an die bunte Welt des Fernsehens gewöhnt und auch bereits so früh wie nur irgendmöglich von der Unterhaltungsindustrie umgarnt.“ Kundenbindung“… damit kann man gar nicht früh genug beginnen!
So vermittelt man Werte…bezahlbar bitteschön in Euro. Dankeschön.


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Das Bertelsmann-Imperium

Dass die Marktmachtkonzentration auch auf dem Mediensektor hierzulande weit vorangeschritten ist, dürfte bekannt sein. Dennoch ist es mehr als erschreckend, wenn man sich beispielsweise ansieht, wie viele und welche Sender, Zeitschriften und Rundfunkstationen sich mittlerweile weltweit unter dem Dach der Bertelsmann-Gruppe versammelt haben (Quelle: Who owns what) (und hier kann man lesen, dass Bertelsmann diese Macht längst an den Hochschulen ausspielt; weitere kritische Bertelsmann-Infos findet man z.B. auch HIER sowie im Buch „Netzwerk der Macht. Bertelsmann, der medial-politische Komplex aus Gütersloh”):

Broadcasting – RTL Group
Radio:
RTL Radio France
RTL2
FUN RADIO
RTL Radio Deutschland
104.6 RTL (Berlin)
ANTENNE BAYERN (Germany)
Radio Hamburg
radio NRW (Germany)
RADIO 21 (Germany)
bigFM (Germany)
Radio Regenbogen (Germany)
Radio Dresden
HITRADIO RTL SACHSEN (Germany)
Hit-Radio Antenne (Germany)
ANTENNE MECKLENBURG-VORPOMMERN (Germany)
Radio Brocken (Germany)
89.0 RTL (Germany)
ANTENNE THÜRINGEN (Germany)
BB RADIO (Germany)
105’5 Spreeradio (Germany)
radio TOP 40 (Germany)
Oldie 95 (Germany)
ROCK ANTENNE’s (Germany)
RTL Radio Lëtzebuerg
Bel RTL
Radio Contact (Belgium)
Mint (Belgium)
Onda Cero (Spain)
Europa FM (Spain)
Fernsehen:
RTL Television
M6 (France)
Five (UK)
ANTENA 3 (Spain)
RTL 4 (The Netherlands)
RTL 5 (The Netherlands)
RTL 7 (The Netherlands)
RTL TVI (Belgium)
RTL Klub (Hungary)
RTL Televizija (Croatia)
Télé Lëtzebuerg
VOX (Germany)
RTL II (Germany)
Super RTL (Germany)
n-tv (Germany)
Den 2. RTL (Luxembourg)
RTL Shop (Germany)
Traumpartner TV (Germany)
RTL TVI (Belgium)
Plug TV (Belgium)
RTL 9 (France)
REN TV (Russia)
Fun TV (France)
Téva (France)
Paris Première
Série Club (France)
TF6 (France)
W9 (France)
M6 Music Rock (France)
M6 Music Black (France)
M6 Music Hits (France)
Antena 3 (Spain)
Antena.Nova (Spain)
Five US (UK)
Five Life (UK)
Produktion
FremantleMedia
UFA Film & TV Produktion
UFA Fernsehproduktion
UFA Filmproduktion
UFA Entertainment
Grundy UFA
GRUNDY Light Entertainment
Karlheinz Brunnemann
teamWorx
Universum Film
talkbackTHAMES
Crackerjack
Blue Circle
Blu
Home Shopping Service
SND
CLT-UFA
ENEX
Publishing
Bücher
Random House, Inc.
Ballantine
Ballantine Books
Ballantine Reader’s Circle
Del Rey
Del Rey/LucasBooks
Fawcett
Ivy
One World
Wellspring
Bantam Dell Publishing Group
Bantam Hardcover
Bantam Mass Market
Bantam Trade Paperbacks
Crimeline
Delacorte Press
Dell
Delta
Domain
DTP
Fanfare
Island
Spectra
The Dial Press
Crown Publishing Group
Bell Tower
Clarkson Potter
Crown Business
Crown Publishers Inc.
Harmony Books
Prima
Shaye Areheart Books
Three Rivers Press
Doubleday Broadway Publishing Group
Broadway Books
Currency
Doubleday
Doubleday Image
Doubleday Religious Publishing
Main Street Books
Nan A. Talese
Harlem Moon
Knopf Publishing Group
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Anchor
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Pantheon Books
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Vintage
Random House Audio Publishing Group
Villard Books
The Modern Library
RH Trade Paperbacks
Striver’s Row Books
Random House Children’s Books
Dell/Delacorte/Dell Young Reader’s Group
Alfred A. Knopf
Bantam
Crown
David Fickling Books
Delacorte Press
Dell Dragonfly
Dell Laurel-Leaf
Dell Yearling Books
Doubleday
Wendy Lamb Books
Random House Diversified Publishing Group
RH Value Publishing
Random House Information Group
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Living Language
Prima Games
Princeton Review
RH Espanol
RH Puzzles and Games
RH Reference Publishing
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YO COCINO
Zeitungen
CHEMNITZER MORGENPOST
DRESDNER MORGENPOST
FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND
MORGENPOST AM SONNTAG
SÄCHSISCHE ZEITUNG
Music
Sony BMG (inzwischen ganz an Sony verkauft; danke für den Hinweis)
Arista
Bluebird
BNA
Burgundy
Columbia
Epic
Jive
J Records
Legacy
Masterworks
Provident
RCA
Windam Hill
Zomba
Sonstiges
Arvato – über die Arvato AG ist Bertelsmann/Mohn auch noch an diesen Firmen beteiligt (via):
– Abacus Deutschland
Die Versandhandelsallianz bietet einen Adresspool mit B-to-C-Adressen. Mehr als 200 Versandhändler in Deutschland und kooperieren weltweit mit Datenallianzen in Großbritannien, Frankreich, USA und Kanada. Das Geschäftsmodell ist jedoch durch Änderungen im Datenschutz bedroht.- Adress Research (Lösungen zur Anschriftenermittlung)
– arvato direct services (Direkt-Marketing-Dienstleister)
– arvato infoscore (B2C Auskunftei)
– arvato logistics services (Distribution)
– arvato mobile (ehemals handy.de)
– arvato systems (IT Dienstleistungen)
– arvato teleservice (After Sales Dienstleister im Mobilfunk)
– AS healthcare (Distribution von Arzneimitteln)
– CrossMarketing arvato services GmbH (Crossmedia-Kampagnen)
– Deutsche Post Adress GmbH (Umzugsdatenbank)
– Deutscher Supplement Verlag GmbH (Programmmagazine)
– empolis (Content und Knowledge Management-Lösungen)
– eValuate (Lösungen für Mitarbeiter- und Kundenbefragungen)
– GGP Media (Hersteller von Schwarz/weiß-Büchern)
– InmediaONE] (Direktvertrieb)
– medienfabrik (Agentur für integrierte Kommunikation)
– Mohn Media Kalender & Promotion Service (Kalender)
– Mohn Media · Mohndruck (Printdienstleistungen)
– PRINOVIS Ltd. & Co. KG (siehe separates Profil)
– Sonopress (Produktion)
– Topac Multimedia Print (Print- und Verpackungsprodukte)
– VAW-arvato (Technische Dokumentation)
– Vereinigte Verlagsauslieferung (Verlagsauslieferung)
– webmiles GmbH (Bonussystem)

Uff!

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