Lesetipps: Konsum und Kasino-Kapitalismus

50-centHeute möchte ich Euch mit ein paar kleinen Lesetipps in den Tag entlassen – jetzt, wo die Wirtschaftskrise ja quasi schon so gut wie vorbei ist, ist es nur logisch, dass alles wieder so toll und unbeschwert läuft wie zuvor (ich hoffe, man merkt den leicht sarkastischen Unterton). Und deshalb darf es auch nicht verwundern, dass bei Banken & Börsen das altbekannte Spielchen des Zockens eingekehrt ist. So sehr die Vorwürfe des „Casinos“ und der „gierigen Banker“ auch eine arg verkürzte Krisenanalyse bedeuten, so sehr sorgt es doch für Unverständnis und Staunen, mit welcher Unverfrorenheit  die Finanzinstitute erneut zu Werke gehen, als wäre nie etwas geschehen. Ist ja auch fast nichts, wenn man mal davon absieht, dass die Banken nur mit Hilfe von Billionen Staatsgeldern am Leben erhalten werden konnten – Geld (UNSER Geld!), mit dem nun neuerlich gezockt werden darf… Der Spiegel berichtet jedenfalls über „Gier an den Märkten: Casino-Kapitalismus feiert Comeback“:

(…) Damit dürfen die kurzzeitig in Misskredit geratenen Investmentbanker am Ende des Jahres wieder mit satten Boni rechnen. Man müsse ja “fair sein” zu den Jungs, findet Goldman-Finanzchef David Viniar. “Sie haben einen guten Job gemacht.” Das “Wall Street Journal” rechnet deshalb mit einem neuen Rekordjahr für die Branche.

(…) Das Casino ist offensichtlich wieder eröffnet. Während die Welt nach den Beben auf den Finanzmärkten noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt ist, widmen sich die Protagonisten der Finanzwelt schon wieder ihren gefährlichen Geschäften. Ohne das eigene Handeln zu hinterfragen.

Einsicht, dass für den Zusammenbruch eines Systems viele Einzelne ihre Beiträge leisten? Fehlanzeige. Die Elite der Finanzwelt schiebt die Verantwortung von sich. Von persönlichen Fehlern wollen die Wenigsten sprechen. Wenn jemand Schuld trägt, dann immer die anderen. (…)

Beim Lesen des Artikels überkommt mich schon das Gruseln – noch mehr, wenn ich dann diese Meldung dagegen halte, die fast zeitgleich in vielen Zeitungen erschien und deren Message offenbar in großem Stile unters Volk geprügelt werden soll: „Experten mahnen Politik: Staat muss eisern sparen“ titelten die neoliberalen Kieler Nachrichten, und die Cellesche Zeitung führt aus: „Wirtschaft im Aufwind – Schwarz-gelb muss sparen“:

(…) Und dennoch sehen sie schwarz für Steuersenkungen im großen Stil, die wohl nur auf Pump zu haben sind. Die Regierung aus Union und FDP sei stattdessen gefordert, Milliarden bei Gesundheits- und Sozialausgaben einzusparen, heißt es im Herbstgutachten der Forschungsinstitute. (…)

Man muss schon sehr hartgesotten sein, um über die kausale Verbindung dieser beiden Meldungen nicht in Rage zu geraten – denn während die Banken ungeniert die nächste Blase produzieren, bereiten die sog. „Experten“ (zu denen auch das renommierte IfW (Institut für Weltwirtschaft) in Kiel zählt) die Menschen darauf vor, dass für sie von dem großen Kuchen, der da füllhornartig verteilt wurde, nur Brosamen (Abwrackprämie) übrig bleiben. Auf die Idee, an dem Finanz- und Geldsystem etwas zu ändern, um mit dem Geld ganz anders umgehen zu können, kommen die gelehrten Herren natürlich nicht.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch diese Pressemitteilung über pressetext.de: „Historiker: Grenzen des Konsums erreicht“, die zeigt, dass es auch Wissenschaftler und Experten gibt, die weiter als nur bis zum nächsten Quartalsende denken können:

Der Konsum als Lebensform der Moderne steht auf einem Scheideweg. Zu diesem Schluss kommt der Historiker Wolfgang König vom Fachgebiet Technikgeschichte der TU Berlin http://www.philosophie.tu-berlin.de im Buch “Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft”. Angesichts der häufigen Darstellung, dass der Konsument für Wohl oder Niedergang der Weltwirtschaft verantwortlich sei, müsse das Phänomen des Konsums besser untersucht werden. “Denn die Frage, ob sich das derzeitige Konsumverhalten noch beliebig verlängern lässt, muss mit ‘Nein’ beantwortet werden”, so der Geschichtsforscher im pressetext-Interview. (…)

Und noch ein absolut lesenswerter Artikel, diesmal in Der Freitag – in „Lust auf Frust“ geht der Politikwissenschaftler Serge Embacher den Ursachen für die stetig zunehmende Poltikverdrossenheit und Demokratiemüdigkeit auf den Grund, die durch obige beiden News natürlich weitere Nahrung erhalten:

(…) Doch was macht diese Demokratie heute aus? Während ihre Verfahren einwandfrei funktionieren, gerät ihr tieferer Sinn aus dem Blick. Für die Demokratie als egalitäres Projekt der Vernunft und der demokratischen Emphase gilt heute „Alarmstufe rot“. Zahlreiche Frustrierte und Enttäuschte wenden sich ab. Schuld daran sind gravierende Fehlentwicklungen im politischen Mainstream der letzten 20 Jahre: Der zunehmenden Anballung ökonomischer Macht durch die schiere Logik der Kapitalkonzentration ist man nicht länger mit einer korrigierenden und umverteilenden Politik der sozialen Gerechtigkeit, sondern mit einer permanenten und nachlaufenden Anpassung an vorgebliche Sachzwänge begegnet. Das „Märchen“ vom teuren Sozialstaat, den sich niemand mehr leisten könne, wurde parteiübergreifend als neue Meta-Erzählung akzeptiert. Die Folge ist der bekannte Umbau des Sozialstaats von einer marktkorrigierenden Instanz zu einem Marktprinzipien gehorchenden Mechanismus der Fürsorge in individuellen Notlagen. (…)

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Wie Stromkonzerne abkassieren

Als kleine Ergänzung zu dem Zapp!-Beitrag über die Verschaukelung der Leute vermittels Reklame, indem ein Öko-Image vorgegaukelt wird, empfiehlt quer: Machen wir doch einfach einen Energiekonzern auf, denn das rechnet sich. In gewohnt satirisch-zutreffender Weise bringt quer in „Verbraucher geschröpft – wie Stromkonzerne abkassieren“ das wahre Wesen der großen Stromkonzerne jenseits aller verlogenen Greenwashing-Kampagnen und Image-Offensiven auf den Punkt:

Strom ist billig wie lange nicht: An der Strombörse in Leipzig sind die Preise nur noch halb so hoch wie vor einem Jahr. Für die Verbraucher ist das allerdings keine gute Nachricht. Denn sie zahlen trotzdem mehr, sagt eine aktuelle Studie.

Das WDR-Magazin markt ging diesem Phänomen ebenfalls auf den Grund und offenbart in „Strompreise: Teure Leitungen“ Unglaubliches im deutschen Energiesystem – Filz und Lobbyismus zu Lasten der Bürger lassen grüßen! Ich möchte das Wörtchen „Skandal“ mal leise schallend in den Raum stellen…

Die Strompreise für Privatverbraucher steigen, obwohl die Nachfrage sinkt. Der Grund liegt in den Besonderheiten der deutschen Strompreisregulierung. markt erklärt, warum.

(…) Für die Verbraucher ergibt sich aus all dem ein absurder Effekt: In den Jahren, in denen die Bundesnetzagentur mit anderen Regulierungsmethoden noch für sinkende Netzgebühren sorgen konnte, stiegen die Strompreise, weil die Stromerzeugungskosten an der Strombörse stiegen. Nun, da die Großhandelspreise an der Börse fallen, steigen die Endkundenpreise trotzdem weiter, weil nun die Durchleitungspreise steigen.

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Gutes aus dem Netz

p-magazin-cover_18Heute möchte ich Euch als Gastbeitrag einen interessanten Artikel von Jacob Chromy (dem Mann hinter Antipreneur) präsentieren, der ursprünglich im Stadtkulturmagazin P, Ausgabe September 2009, www.p-magazin.net erschienen ist.

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Gutes aus dem Netz

Kinderschänder, Terroristen, Raubkopierer – im Internet tummeln sich angeblich nur noch die Gesetzlosen. Das schreien in letzter Zeit immer wieder die Internetausdrucker (Politiker) und Mainstream-Medien. Höchste Zeit einmal die “guten” Seiten im WWW zu betrachten – denn davon gibt es jede Menge.

Wer Gutes tun will, aber von Spendenständen und “Schlechte Gewissen”-Briefen der Wohltätigkeitsorganisationen genervt ist, kann sich im Netz engagieren.  Betterplace.de, helpedia.de und wikando.de sind Webseiten, die das Spendensammeln im Netz revolutionieren wollen.

Im hippen Web 2.0-Look können Nutzer eigene Hilfsprojekte eintragen, mit Hintergrundinformationen versehen und den nötigen Finanzierungsbedarf erklären. User und Spender sehen sofort, wie viel Geld schon gesammelt wurde, wer ihr Geld bekommt und was mit ihren Moneten erreicht wird. Die Nutzer der Spendenportale können sich ähnlich wie auf Social Network Seiten vernetzen und austauschen.

Auf betterplace.de sucht zum Beispiel der Darmstädter Verein “Zündholz – Hilfe zur Selbsthilfe e.V.” für sein Projekt “Kaufhaus der Gelegenheiten” Unterstützung. Der Verein “BBK Darmstadt e.V.” nutzt helpedia.de zum Spenden sammeln. Auf den beschriebenen Hilfsseiten kann man aber nicht nur sein Geld spenden, sondern auch seine Zeit. Denn nicht alle Organisationen oder Projekte suchen nach finanzieller Unterstützung, sondern manchmal auch nach Wissen, Erfahrung und helfenden Händen.

Wer nicht so der Spendertyp ist und eher die “Hilfe zur Selbsthilfe” propagiert, der kann einen Mikrokredit vergeben. Seit der Verleihung des Friedensnobelpreis im Jahr 2006 an Mohammed Yunus und seine Grameen Bank ist diese Form der Entwicklungshilfe weltbekannt. Dabei werden Kleinstkredite von wenigen Dollars an Unternehmer in Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt, die bei keiner “normalen” Bank eine Finanzierung bekämen oder bei Kredithaien Wucherzinsen von 100 Prozent oder mehr berappen müssten.

Auf kiva.org können solche Mikrokredite jetzt auch von Jedermann vergeben werden. Angemeldete Nutzer können Kleinstunternehmern 25 Dollar oder mehr leihen. Die Kreditnehmer stellen sich und ihre Projekte auf der Plattform vor, wie z.B. eine peruanische Bierverkäuferin, die 100 Dollar für einen neuen Kühlschrank brauchte.

Wem die Kohle zum Spenden oder Mikrokredit vergeben fehlt, kann sich dennoch im Netz engagieren. Kampagnenplattformen wie campact.de und greenaction.de bieten Nutzern die Möglichkeit sich online politisch zu äußern oder Mitstreiter für aktiven Umweltschutz zu finden. Mit ein paar Klicks kann man zum Beispiel auf campact.de einen Appell gegen das AKW Krümmel unterzeichnen oder sich gegen Kohlekraftwerke auf greenaction.de aussprechen. Je mehr Unterstützer die Appelle finden, desto größer wird die mediale Aufmerksamkeit und der Druck auf die Politik.

Man kann aber auch direkt den Politikern seine Meinung geigen. Seit 2005 können Netzbürger auch im Web mittels einer öffentlichen Petition auf Missstände und Gesetzeslücken hinweisen oder eine E-Petition mit ihrem Namen unterstützen. Wer binnen drei Wochen 50.000 Bürger zum Mitzeichnen bewegt, darf sein Anliegen persönlich vor dem Petitionsausschuss des Bundestags vortragen und bekommt mediale Aufmerksamkeit für sein Vorhaben.  Erfolgreiche E-Petitionen waren “Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten” mit mehr als 130.000 Unterstützern oder der “Antrag für ein bedingungsloses Grundeinkommen” mit mehr als 50.000 Mitzeichnern.

Wer von einem Fremden plötzlich in einer Bar einen Drink oder eine Capputchibo spendiert bekommt, sollte nicht gleich das Schlimmste oder Schönste denken. Der oder die Beschenkte könnte in diesem Moment teil eines Spieles werden. Und zwar des ersten “Social Reality Game” der Welt: Akoha. Das aus Kanada stammende Spiel versucht spielerisch Gutes zu tun und verknüpft dabei die Offline- mit der Onlinewelt. Doch wie funktioniert das?

Auf akoha.com kann für fünf Dollar ein Kartenspiel mit 20 so genannten “Missions” bestellt werden. Dieses Kartenset hat einen Code, der mit dem eigenen Akoha-Profil auf der Webseite verknüpft wird. Im Kartenset sind verschiedene Missionen enthalten wie z.B. “Give Someone a Book”, “Donate an Hour of Your Time” oder wie anfänglich erwähnt “Invite Someone for Drinks”. Für jede Mission gibt es “Karma Points”.

Auf jeder Missions-Karte ist ebenfalls ein Code aufgedruckt. Wird die Karte “Invite Someone for Drinks” gespielt und der Beschenkte gibt dann den Karten-Code auf der Akoha-Webseite an, werden dem Kartenbesitzer 175 Karma-Punkte gutgeschrieben. Weitere Details wie Foto, kurze Story oder Lokalisierung auf einer Landkarte geben Extrapunkte.

Der eigentliche Clou: die Karte wechselt nach der Registrierung den Besitzer und kann weiter gespielt werden. Auf der Webseite sieht man dann, wer alles die Karte gespielt und wo auf der Welt jemand auf einen “Drink” eingeladen wurde. Außerdem  gibt es auf akoha.com eine Weltkarte mit allen bisherigen Missionen – in Darmstadt wurden schon zehn Karten der Nettigkeiten gespielt.

Wer die vorgegeben Akoha-Missionen nicht so prickelnd findet, der spielt einfach die “Wild Mission Card”. Mit dieser Karte kann mich sich selber eine Aufgabe stellen und sie ausspielen – z.B. den Flohmarkt auf dem Karolinenplatz retten oder einen Artikel für das P-Magazin schreiben. Auch dafür gibt es dann Karma-Punkte.

Auf einen Klick:

Spenden & helfen
http://betterplace.de
http://helpedia.de
http://wikando.de

Mikrokredit vergeben
http://kiva.org/

Appelle unterzeichnen
http://campact.de
http://greenaction.de
https://epetitionen.bundestag.de

Spielerisch Gutes tun
http://akoha.com/

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Albtraum Atommüll

Auf diesen tollen Film, der gerade bei Arte lief und den man sich noch einige Tage lang im Netz anschauen kann, möchte ich unbedingt hinweisen (danke an Blogleserin Pan Dora für den Tipp!). Gerade FDP-Jünger und andere Atomfreaks sollten mal ein Auge hierauf werfen – „Albtraum Atommüll“:

Während die Gefahren der Erderwärmung immer mehr ins öffentliche Bewusstsein dringen, preisen Industrielle und Politiker die Atomkraft als die geeignetste Energiequelle der Zukunft an: sauber, kontrollierbar und gefahrlos für Umwelt und Gesundheit. Für den Verbraucher ist es schwer, den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen zu beurteilen. Der Dokumentarfilm “Albtraum Atommüll” versucht, Licht ins Dunkel zu bringen.

Die Wellen schlagen hoch, wenn um das Für und Wider der Atomkraft gestritten wird. Lohnt es sich wirklich, diese Art der Energieproduktion zu fördern, während die meisten europäischen Länder schon beschlossen haben, sie aufzugeben? Im Mittelpunkt der Debatte steht die Angst vor der Zeitbombe Atommüll, der Achillesferse des Atomzeitalters.
Obwohl sich die Vertreter der Atomindustrie in Verharmlosung üben, macht der Atommüll den Menschen Angst, denn die Wissenschaftler können bis auf weiteres keine akzeptable Lösung anbieten, und die Politiker sprechen möglichst nicht darüber. Viele Fragen bleiben offen: Wie gefährlich ist der Atommüll? Wie wird damit umgegangen? Welche Lösungen werden angeboten?
Der Dokumentarfilm “Albtraum Atommüll” macht sich in Frankreich, Russland, den USA und Deutschland auf die Suche nach der Wahrheit über den Atommüll. Dabei geht es nicht zuletzt auch um Fragen nach der Informationspolitik zu diesem Thema, es geht um die verschiedenen Akteure und Interessengruppen und darum, inwieweit man überhaupt von einem “demokratischen Umgang” mit dem Thema Atomkraft sprechen kann.

bild-4Mehr Infos zu dem Thema gibt es auch auf der Website von ausgestrahlt.de.

EDIT. Danke für den Hinweis, die Doku kann man sich nun auch in 10 Teilen auf YouTube anschauen – hier Teil 1:

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Vermessung der Utopie

zelik-altvater-vermessung_utopieNa, das ist doch mal was – soeben ist das Buch „Vermessung der Utopie“ von Raul Zelik und Elmar Altvater erschienen, in dem es um Alternativen zum Kapitalismus heutiger Prägung geht:

Ob Klimawandel, industrielle Überkapazitäten, Arbeitslosigkeit oder Verteilung des Reichtums – der »freie Markt« scheint grundlegende soziale und wirtschaftliche Probleme nicht lösen zu können. Doch ist eine Gesellschaft jenseits des Kapitalismus überhaupt noch vorstellbar? Raul Zelik und Elmar Altvater liefern in ihrem Gespräch eine radikal-kritische Analyse der Gegenwart. Ihr gemeinsamer Versuch, ein utopisches Gesellschaftsmodell zu entwickeln, geht von einem Ökonomiebegriff aus, der das ökologische und soziale Gemeinwohl einbezieht und auf Vernunft gegründet ist.

Das allein ist schon spannend genug, aber gekrönt wird diese Neuveröffentlichung dadurch, dass die pdf-Form kostenlos zum Download erhältlich ist! Der Online-Versandhandel Tubuk, bekannt für sein exquisites Programm, bietet neben der gebundenen Papierausgabe auch die pdf-Ausgabe an – man muss sich lediglich registrieren und kann anschließend für 0,00 Euro das Digitalbuch auf seinen Rechner laden. Ein schöner Service! Wer lieber was zum Blättern in den Händen halten mag, kann sich das Werk dort natürlich auch für 14,90 Euro in analoger Buchform bestellen. Ausnahmsweise empfehle ich Euch also mal ein Buch, ohne es vorher selbst gelesen zu haben, aber eine Rezension meinerseits folgt dann sicherlich auch irgendwann.

>> Zur Buch-/Downloadseite (oben auf den „PDF“-Reiter klicken, um an den kostenlosen Download zu gelangen)

EDIT: Danke für den Hinweis – noch besser, nämlich ohne Registrierung, geht es auf der Homepage zum Buch http://www.vermessung-der-utopie.de

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Werbung gegen Realität, Teil 13 – Das Märchen vom Öko-Image

Über die derzeit wie Pilze aus dem Boden sprießenden Imagekampagnen großer Konzerne, die sich umgekehrt proportional zur Umweltschädigung ihrer Produkte und Geschäftspolitik ein umso grüneres Mäntelchen umhängen, je schlimmer sie es in der Realität treiben, hatte ich ja hier schon ein paar Mal berichtet. Nun nimmt sich auch das NDR-Medienmagazin Zapp! dieser Problematik an und entlarvt in „Das Märchen vom Öko-Image“ die frechen Reklamelügen von RWE, Vattenfall, Daimler & Co. Werbung generell nicht zu glauben ist ohnehin das beste, was man tun kann, um seine mentale Gesundheit zu schützen.

Trotz des grau-braunen Herbstwetters: die Farbe, die dominiert ist grün. Nicht unbedingt in der Mode, dafür aber bei sehr vielen anderen Produkten des täglichen Lebens. Waschmittel, Putzmittel, Strom, Cremes, Limonade, alles ist im Einklang mit der Natur. Man hat schon fast ein schlechtes Gewissen noch Fahrrad zu fahren, so großartig sind die neuen Autos anscheinend fürs Klima. Schön, dass man wieder mit gutem Gefühl einkaufen kann. Jedenfalls, wenn man der Werbung glaubt.

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Mumpitz Marke

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Unlängst empfahl ich Euch ja schon den ausgesprochen gelungenen Artikel „Reklame – die Pest der Kommerzgesellschaft“ der Website literaturkritik.de. Just dort fand ich einen nicht minder lesenswerten Text, der allerdings wirklich umfangreich und umfassend ist. Er heißt „Mumpitz Marke“, stammt von Frank Müller und befasst sich intensiv mit dem uns umgebenden Markenwahn, dem Schwachsinn, der darin liegt, nur für ein von Marketingleuten aufgeblasenes Image unglaublich viel Geld zu bezahlen und dabei irgendwelchen künstlichen Trends und Moden hinterher zu hecheln. Ich denke, jeder, der sich für das Thema Konsumkritik interessiert, sollte, nein, MUSS diesen Artikel einmal gelesen haben, trotz des beachtlichen Umfangs. Einfach mal eine halbe Stunde den Fernseher ausschalten und statt dessen in Ruhe Müllers sog. „Pamphlet“ lesen, der in seinem Beitrag viele Facetten des „Erlösungswahnsinns Marke“ zur Sprache bringt.

Hier wie üblich ein paar Auszüge:

(…) Marken schüren ein künstliches Verlangen; sie ketten uns an die Ware und machen uns dadurch immer dürftiger. Über die Inhaltsleere ihrer pausenlosen Selbstaffirmation trösten sie uns hinweg, indem sie uns das Brandzeichen des Logos aufdrücken. (…)

(…) Sobald sich ein Ding von seinem physischen Substrat abgekoppelt hat, entscheiden immer mehr die Wahrnehmungen, Emotionen, Images und Fantasien über Markenpräferenzen – jenseits der faktisch nachweisbaren Leistung. Werbung der vierten Art wirbt folgerichtig mit sich selbst. (…) Oder, noch einmal zugespitzt: Das eigentliche Produkt ist die Werbung. (…)

(…) Man höre und staune: Während die Dresdner Bank “ökologische und soziale Verantwortung übernehmen” will, Hennes & Mauritz “unter guten Arbeitsbedingungen” produzieren und die Karstadt Quelle AG “Leistung für Mensch und Umwelt” erbringen möchte, preist McDonald’s sein “weltweites Engagement zugunsten der Kinder” an. Der imageträchtige Budenzauber ist leicht durchschaubar. Die Investitionen für das vorgebliche Engagement sind lächerlich gering, gemessen an dem, was die Konzerne durch unlautere Methoden erwirtschaften. Es kostet nicht mehr als ein Lächeln in die Kamera des kritischen Journalisten, um Verhaltens- oder Produktionsnormen zu formulieren, ohne sie anschließend durchzusetzen und zu kontrollieren.

(…) Der moralische Konsum ist zu einer Geschäftsidee unter anderen geworden: Fair gehandelter Kaffee, garantiert kinderarbeitsfreie Teppiche und ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln heran gezüchtetes Gemüse sind Antworten auf die Frage des politisch korrekten Konsums, die vielleicht die Spielregeln, nicht aber das Spiel verändern. Kampagnen gegen Marken werden zu ethischen Verkaufsführern, die den Konsum keineswegs drosseln, sondern ihm lediglich ein anderes Vorzeichen verpassen, unter dem er sich umso ungehinderter austoben kann. (…)

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Veranstaltungstipp für Kiel: Deutsche Gentechnik – Verflechtung von Staat und Konzernen

deutsche-gentechnikIch möchte Euch heute auf eine interessante Veranstaltung von Attac zum Thema Gentechnik und Lobbyismus hinweisen, die am Mittwoch, den 14.10. in der Kieler Pumpe stattfindet:

Deutsche Gentechnik – Verflechtung von Staat und Konzernen
Vortrag und Diskussion: Jörg Bergstedt
Mittwoch 14.10. • 19 Uhr
Pumpe • Haßstr. 22 • Kiel

Warum werden in Deutschland Jahr für Jahr immer neue Versuchsfelder angelegt, obwohl 80 Prozent der Menschen keine Gentechnik im Essen wollen? Warum fließen Steuergelder auch dieser 80 Prozent fast nur noch in die Gentechnik, wenn es um landwirtschaftliche Forschung geht?

Der Blick hinter die Kulissen der Gentechnik mit ihren skandalösen Strukturen und Zuständen bei Genehmigungen und Geldvergabe bietet eine erschütternde Erklärung, warum die überwältigende Ablehnung und der gesetzlich eigentlich vorhandene Schutz gentechnikfreier Landwirtschaft (einschließlich Imkerei) gegenüber der grünen Gentechnik so wenig Wirkung hat. Denn: In den vergangenen Jahrzehnten sind alle relevanten Posten in Genehmigungsbehörden, Bundesfachanstalten und geldvergebenden Ministerien mit GentechnikbefürworterInnen besetzt worden. Die meisten von ihnen sind direkt in die Gentechnikkonzerne eingebunden. Undurchsichtige Geflechte von Kleinstunternehmen und seltsamen Biotechnologieparks namens Biotechfarm oder Agrobiotechnikum sind entstanden, zwischen denen Aufträge und Gelder erst veruntreut und dann hin- und hergeschoben werden, bis sich ihre Spur auf den Konten der Beteiligten verliert. Es wird Zeit für einen Widerstand in Deutschland.

Veranstalter:
www.attac-kiel.dewww.gentechnikfrei-sh.de

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Welcome to the Rat Race!

Diesen schönen “Cartoon”, den ein Blogleser gestern in seinem Kommentar verlinkte, möchte ich Euch doch auch nicht vorenthalten (zu finden auf Loleg.com, im Original auf Polyp.co.uk):

polyp_cartoon_rat_race

Der hier gefällt mir auch sehr gut, ebenfalls aus der Rubrik „Consumerism“:

polyp_cartoon_enough

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Am Rande bemerkt: Apple und der Klimaschutz

appel_musicDer ehemalig reine Computer- und Softwarekonzern und jetzt eher Gadget-Produzent Apple hatte, seinem Kultstatus zum Trotz, viele Jahre keinen guten Ruf bei Umwelt- und Klimaschützern – zu wenig legte Apple offen, welche Gifte bei der Produktion ihrer Rechner anfielen und die Recyclingpolitik von Steve Jobs’ Ideenschmiede ließ auch zu wünschen übrig. Andere Firmen zogen hier in den Rankings regelmäßig an dem Unternehmen aus Cupertino vorbei. Nun bemüht sich Apple offenbar, sich ein ökologischeres Image zuzulegen – in der ZEIT stieß ich vor einigen Tagen auf diese interessante Meldung: „Klimawandel: Apple straft US-Handelskammer ab“. Hintergrund der Angelegenheit: Die US-Handelskammer versucht wohl, Obamas Pläne für mehr Klimaschutz massiv zu torpedieren und durch Lobbyarbeit zu hintertreiben. Aus Protest dagegen sind Apple, aber auch Nike und andere Großkonzerne nun ausgetreten. Das Interessante daran? Nun, der Artikel deutet zum einen an, dass dieser Schritt eher in Richtung Marketinggag tendiert:

Dass Apple gerade jetzt medienwirksam aus der Handelskammer ausschert, dürfte indes noch andere Gründe haben. Konzern-Chef Steve Jobs versucht derzeit, dem Unternehmen ein grünes Image zu verpassen. Künftig will Apple energiesparende Modelle auf den Markt werfen. Im vergangenen Monat veröffentlichte das Unternehmen erstmals den eigenen CO2-Fußabdruck. Der Austritt aus der Handelskammer passt in das neue Marketing-Konzept.

NOCH interessanter finde ich allerdings den absolut angebrachten Kommentar eines Lesers, der verdeutlicht, dass wirklich sinnvoller Umweltschutz noch ganz anders aussieht:

Auch das Weglassen von allerlei sinnlosen Gadgets dürfte mehr sparen, als grüne Tarnfarbe.

Denn solange alle paar Monate neue Modelle auf den Markt geworfen werden (natürlich nicht nur von Apple, sondern generell von der Unterhaltungselektronik-, Mode- und Konsumgüterindustrie), die dann wieder sinnlosen Konsum – und damit Ressourcenverbrauch – animieren sollen, ist alles Senken von irgendwelchen CO2-Ausstößen Makulatur. Ein grundsätzliches Umdenken – Produkte, die lange halten und die nicht künstlich erzeugten Moden gehorchen – wäre hier angesagt und würde der Menschheit längerfristig vor noch größerem Schaden bewahren. Niemand braucht ernstlich alle halbe Jahre ein neues Handy mit noch mehr Funktionen oder ähnlichen Klimbim!

(Ja, ich gebe es zu, ich war auch mal Apple-Fan und bin nach wie vor Mac-Benutzer – aber mein Rechner hat nun auch schon bald 7 Jahre auf dem Buckel und ich fühle mich nach wie vor nicht bemüßigt, ihn durch was Neues zu ersetzen. :-) )

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