Die WDR-Sendung Markt beschäftigte sich letzte Woche mit dem Thema Leiharbeit. Seit einigen Jahren breitet sich diese Form der Beschäftigung immer weiter aus, sorgt so für das vermeintliche deutsche „Jobwunder“, hilft Unternehmen dabei, ihre Kosten zu senken – und führt dazu, dass immer mehr Menschen mit immer weniger Geld auskommen müssen. Eine gefährliche Entwicklung, mit der sich die Firmen letztlich auch ins eigene Fleisch schneiden. „Mit Leiharbeit aus der Tarifbindung“:
Aus der Automobilindustrie kommen zurzeit spannende Schlagzeilen: Viele Autobauer haben so große Gewinne gemacht, dass sie Ihre Mitarbeiter mit einmaligen Bonuszahlungen daran beteiligen wollen. Teilweise gibt es da bis zu 10.000 Euro! Doch von den insgesamt 3,6 Millionen Arbeitnehmern in der Metallindustrie ist nur jeder Zehnte bei Automobilkonzernen beschäftigt. Alle anderen, auch die Mitarbeiter der Zulieferer, gehen da leer aus. Und nicht nur die: Inzwischen gibt es in der Metallindustrie gut 300.000 Leiharbeiter, die teilweise denselben Job machen, aber bei diesen Bonuszahlungen ebenfalls leer ausgehen.
Mit der Leiharbeit haben die Gewerkschaften ohnehin immer mehr Probleme. Zunehmend werden normale Arbeitsplätze mit Leiharbeitern besetzt, für die der Metalltarif gar nicht gilt. Die IG-Metall will diese Verdrängung ihrer Mitglieder nicht länger hinnehmen und fordert in den aktuellen Tarifverhandlungen daher auch Regelungen zur Leih- und Zeitarbeit.
Fünf Euro weniger pro Stunde
Bei der Firma Hako in Wuppertal bauen viele Leiharbeiter Scharniere für Autos. Im Werk drehen dürfen wir nicht, ein Interview lehnt Hako ab. Aber einer der dort beschäftigten Leiharbeiter geht vor die Kamera – anonym: „
Ich bin da jetzt zwei Jahre als Leiharbeiter, aber es gibt Leute, die sind acht Jahre und noch länger da als Leiharbeiter. Das ist ein riesengroßer Unterschied: Ich sage mal acht Euro im Gegensatz zu 13 Euro, die die Festangestellten kriegen.“Gut ein Drittel weniger Stundenlohn für die gleiche Arbeit – für Hako ein gutes Geschäft sogar in doppelter Hinsicht: Die Firma hat nämlich eine eigene Zeitarbeitsfirma gegründet und verleiht die billigen Arbeitskräfte in großem Stil an das eigene Schwesterunternehmen. Auch davon berichtet uns einer der Leiharbeiter, der anonym bleiben will: „
Zum Beispiel in der Schweißerei, die 2008 aufgebaut wurde: Da arbeiten 50 Leute, davon sind 44 Leute von der Verleihfirma.“Insgesamt sind seit Jahren fast die Hälfte aller Mitarbeiter dieser Firma Zeitarbeiter – und die sind nicht nur billig, sie sind auch erpressbar. „
Die Schweißerei hat irgendwann mal Terror gemacht wegen zu wenig Geld. Da haben die aus dem Büro gesagt, ja ist egal, dann werdet ihr einfach ausgetauscht.“Vor allem Automobilzulieferer setzen auf Leiharbeit. In der Metallbranche arbeitet schon fast jeder zehnte als Leiharbeiter. Zusammen mit dem wachsendem Niedriglohnsektor hat das auch für die Tarifpolitik Konsequenzen: Für festangestellte Arbeitnehmer gab es in den letzten zehn Jahren immerhin etwas Lohnsteigerung. Weil aber immer weniger Menschen nach Tarif bezahlt werden, ist der Durchschnitt aller Löhne sogar gesunken.
Von der Lehre in die Leiharbeit?
Die IG-Metall will den Trend zur Leiharbeit bremsen. Und nicht nur das: Eine weitere Forderung betrifft vor allem junge Metallarbeiter wie Steven Kunz. Vier Lehrlinge gab es in seinem Jahrgang. Am Tag der Abschlussprüfung gab es dann eine böse Überraschung: „
Nach unserer Prüfung wurden wir dann in die Personalabteilung bestellt. Dort hat man uns dann beglückwünscht und hat uns dann aber gebeten, unsere Sachen abzugeben und das Werksgelände zu verlassen.“ Kein Lehrling wurde übernommen, obwohl die Firma in einem Zweigwerk durchaus Personal brauchte. Steven Kunz berichtet weiter: „Ein paar Tage später hat man uns dann in die Personalabteilung eingeladen und uns gefragt, ob wir einen Job annehmen möchten in Zwickau – zu Zwickauer Konditionen.“ (…)

Es ist – zumal für Leser meines Blogs – eigentlich keine neue Erkenntnis, die uns Foodwatch da vorgestern als Ergebnis einer Studie vorlegte. Die Angebote der Nahrungsmittelindustrie, die speziell auf Kinder abzielen (in Aufmachung, Reklame, Rezeptur) wurden gründlich unter die Lupe genommen, und für überwiegend zu süß, zu ungesund, zu fett befunden. Trotzdem werden diese Produkte von der Marketingmaschinerie der Konzerne ungestraft als „gesunde Mahlzeit“ o.ä. angepriesen – während in anderen Ländern Reklame für Kinder sogar schon verboten ist, darf hierzulande noch gelogen werden, dass sich die Balken biegen. Natürlich sind auch die Eltern dafür mitverantwortlich, was die Kinder zu sich nehmen, aber solange die Unternehmen gehirnwäschegleich ihre Desinformationen ausstreuen, wird es für viele schwierig, Fakten von Märchen zu trennen. Ein Mitglied der Konsumpf-Facebookgruppe fragte zu Recht, was eigentlich in den Köpfen von Unternehmern, Herstellern, Werbeleuten, Händlern vor geht, dass sie hier nicht selbst die Reißleine ziehen – und statt dessen den eigenen Profit vor das Wohl der Kinder setzen.
Berliner haben es gut – andauernd gibt es spannende Aktionen, Kongresse und sonstige Veranstaltungen, die man vor Ort besuchen kann – wie beispielsweise das etwas merkwürdig benannte „