Kategorie: Nachhaltigkeit

Fossile Energien sind mit Schuld an der Finanzkrise

Neulich hatte der Bonner General-Anzeiger in seiner Wochenendbeilage einen interessanten Artikel zum Klimawandel – „Die unsichtbaren Rucksäcke”, in dem es u.a. um dem Ressourcenverbrauch ging („Wir nutzen die Ressourcen, als hätten wir vier Erden”), den die Produktion vieler Güter heutzutage bedingt, sodass es nützlicher sein kann, mit einem alten Auto weiterzufahren als ein neues zu kaufen, das zwar weniger Kraftstoff verbraucht, nur eben in seiner Produktion die Umwelt so stark belastet, dass der Spareffekt ins Gegenteil verkehrt wird. Dieser Artikel ist leider nicht online zu finden – dafür aber „Ist die Finanzkrise der erste gekippte Dominostein?”, der so auch in der Zeitung Der Westen abgedruckt wurde und in dem Hermann Ott vom Wuppertal Institut für Klima, Energie und Umwelt zu Wort kommt:

Banken- und Rohstoffkrise seien miteinander verwoben: “Diese Finanzblase ist ja auch eine Art Eiterbeule auf einem kranken Körper – und dieser kranke Körper ist tatsächlich unsere Wirtschaft.” Ihr fehle Nachhaltigkeit, da sie auf ungehemmter Ausbeutung natürlicher Ressourcen beruhe.

Die Finanzkrise zeige: “Nur dann, wenn tatsächlich alles im Zusammenkrachen ist, wird reagiert.” Die Klimakatastrophe nahe leise. Dürren, Unwetter und Überschwemmungen schreckten die Menschen kurzfristig auf. Alle gingen aber rasch wieder zur Tagesordnung über. Wenn der Planet aber Schaden genommen habe, werde keine Zeit mehr sein zu reagieren.

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Nestlé – Die Krake von Vevey

Nachdem meine Auflistung über all die Zeitschriften, Sender und sonstige Firmen, die Bertelsmann mittlerweile besitzt, auf großes Interesse stieß, möchte ich heute einen weiteren Weltkonzern unter die Lupe nehmen, der für seine teils rüden Geschäftspraktiken des öfteren weltweit Kritik erntet: Nestlé, dessen Hauptsitz im idyllischen Schweizer Ort Vevey liegt.

Hier zunächst eine kleine Auflistung einiger der bekannten Marken, die sich Nestlé inzwischen in Deutschland einverleibt hat (weltweit sind es mehrere tausend!) (Quellen: Wer zu wem?, Nestlé Dtl.):

Alete
Perrier
San Pellegrino
Vittel
Aquarell
Fürst Bismarck
Contrex
Klosterquelle
Limonata
Neuselters
Reinbeker
Schöller
Mövenpick
Janny’s Eis
Maggi
Herta
Thomy
Engelfrost
Chef
After Eight
Baci (Italienische Schokolade)
Choco Crossies
Rolo
Nuts
Kit Kat (Riegel)
Lion (Riegel)
Nescafe
Nespresso
Nesquik
Quality Street (Konfekt)
Smarties
Yes
Beba
Bübchen
Milasan
Gaucho
Dörffler
Nestlé Clusters
Nestlé Fitness
Cini Minis
Frubetto
Nestlé LC1
The Body Shop (gehört 2/3 zu L’Oréal, 1/3 zu Nestlé!! Hat sich also was mit „alternativer Kosmetik”…)

(Eine beeindruckende Auflistung der Nestlé-Wassersorten sowie den interessanten Artikel „Die Quellenschlucker vom Genfersee” findet Ihr im Gedankenbörse-Blog. Von R. Wiedenmeier stammt übrigens auch obige schöne Nestlé-Logo-Parodie.)

Bereits in meiner Buchrezension zu Jean Zieglers „Imperium der Schande” hatte ich einige Beispiele für Nestlés zweifelhaften Ruf angeführt, so insb. ihr Gebahren, Milchpulver an stillende Mütter in Afrika zu verkaufen, deren Kinder dann aufgrund schmutzigen Wassers erkranken oder sogar sterben. Nicht zuletzt die Praktiken des Unternehmens im Bereich Babynahrung und Milchpulver haben Nestlé auch schon eine Reihe von Protest- und Boykottaktionen eingehandelt. Aktuell gibt es beispielsweise eine sehr kritische Diskussion über diese Produkte im österreichischen Parents & more Elternforum. Die Aktionsgruppe Babynahrung e.V. ruft wegen der Umtriebe der Firma in Pakistan zum Boykott aller Nestlé-Produkte auf.

Ende letzten Jahres erhielt der Konzern den „Black Planet”-Schmähpreis von Ethecon verliehen:

In Kooperation mit internationalen Nicht-Regierungsorganisationen wie Attac, MultiWatch und IBFAN übergab die Stiftung ethecon den internationalen Schmähpreis „Black Planet Award 2007“ an den NESTLÉ-Konzern. Der Preis prangert die Verantwortung der AktionärInnen und des Managements für Ruin und Zerstörung des Blauen Planeten an, was mit vielen Beispielen für Verbrechen gegen die Menschlichkeit, für Umweltzerstörungen und für Ausbeutung belegt wird.

Der Einsatz von Gentechnik ist für Nestlé auch durchaus kein Fremdwort, sondern gehört zur Unternehmenspolitik und wird durch Lobbyarbeit bspw. in der EU forciert. (Siehe auch: „Nestlé-Chef fordert Einsatz von Gentechnik” (Spiegel), „Nestlé: Lobbying the EU for change”, „Nestlé fordert EU zu großzügigeren Gentechnikauflagen auf”, „Nestlé, Nescafé, Gentechnik-Kaffee”.) In einem bezeichnenden Stern-Interview aus dem Jahre 1996 äußerte sich der damalige Nestlé-Chef Maucher: „Gentechnologie, dazu stehen wir”, und er zeigt sich auch gleich von der extrem unsympathischen Seite, indem er Menschen als Wohlstandsmüll bezeichnet:

„Wir haben mittlerweile, provozierend gesagt, einen gewissen Prozentsatz an Wohlstandsmüll in unserer Gesellschaft. Leute, die entweder keinen Antrieb haben zu arbeiten, halb krank oder müde sind, die das System einfach ausnutzen. Daß Sie mich richtig verstehen: Ich bin der Meinung, daß wir genügend Geld haben, diejenigen zu unterstützen die wirklich alt, krank oder arbeitslos sind. Aber es gibt zuviel Mißbrauch und Auswüchse.”

Das Greenpeace Magazin setzte sich in der Ausgabe 01/07 „Klüger essen” gleich mit mehreren Artikeln mit dem Nestlé-Imperium auseinander. In „Konzerne mit Problemzonen” lesen wir eine Zusammenfassung der Aktivitäten des Unternehmens, mit all seinen auch kritisch zu sehenden Entwicklungen (für mich ist hier vor allem die wachsende Marktmacht/-konzentration sehr bedenklich!)

Zehn Lebensmittel-Giganten beherrschen den Weltmarkt und verkaufen die gleiche uniforme Nahrung in Moskau, München und Mumbai. Das Greenpeace Magazin nimmt die Unternehmenspolitik von Nestlé, Kraft, Unilever und Danone unter die Lupe.

Wasser: International monieren Kritiker (ActionAid, Polaris Institute), dass die Wasserkonzerne das Gemeingut Wasser kommerziell ausbeuten, in Flaschen aus umweltschädlichem Plastik abfüllen und dann zu einem tausend- bis hunderttausendfachen Preis weiterverkaufen. Zudem hat das Abpumpen von großen Mengen Grundwasser gravierende ökologische Folgen.

Und der Artikel „Auf der Roten Liste – aus für Borschtsch, Blinis und Pelmenis: Wie Nestlé den Markt in Russland aufrollt” macht klar, wie das unersättliche Engagements des Multis Russland verändert und „verwestlicht” hat. Es lebe die Eintönigkeit der normierten Industriekost!

Für Nestlé ist Russland der größte Markt in der Region und der größte Markt für löslichen Kaffee weltweit – bevor Nestlé kam, wurde in Russland Tee getrunken, heute verbinden die Russen Genuss mit Nescafé. Während in Konzerthäusern weltweit in der Pause Sekt getrunken wird, nippen die Moskauer im Konservatorium an Nescafé aus Plastiktassen – dank des Masterplans von Nestlé. (…)

Den Jüngsten wird sicherheitshalber schon in der Schule eingebläut, was künftig auf dem Kinderteller liegen soll. Am ersten Schultag von Sergej, dem sechsjährigen Sohn von Natascha und Alexej, war der Dino von Danone zu Besuch, damit auch die Erstklässler des Riesenreichs die gleichen Joghurts, die gleichen „Cerealien“ und gleichen Schokoriegel wollen wie der Rest der Welt. (…)

Rosalija fällt harsche Urteile. Natürlich lässt sie an der abgepackten Nestlé-Ware kein gutes Haar, aber vor allem ihre Landsleute, die ungerührt ihre eigene Küche untergehen lassen, provozieren wütende Kommentare: „Leider mögen die Russen ihr Land nicht, ihre Traditionen nicht und nicht ihre Küche.“ „Man kann von jeder Kultur das Beste nehmen, aber das Eigene soll auch bleiben“, pflichtet ihre Tochter ihr bei. Mit ihrem Protest gegen die kulinarische Bevormundung stehen sie weitgehend alleine

Das globalisierungskritische Netzwerk Attac veröffentlichte im Jahr 2004 sogar ein eigenes Buch über Nestlé – „Nestlé – Anatomie eines Weltkonzerns” (siehe Berliner Literaturkritik). Der Weltkonzern ließ sich während der Recherchearbeiten dazu hinreißen, die Autoren bespitzeln zu lassen (siehe Scienceblogs, Frankfurter Rundschau, Attac Schweiz), um über die Inhalte informiert zu sein – die Veröffentlichung des Werkes konnte von Nestlé dennoch nicht verhindert werden (ein kleiner Sieg für die Demokratie!). Mehr Infos zur Nestlé-Kampagne von Attac findet Ihr HIER.

EDIT: Weitere Links zu Nestlé hier im Blog: HIER, HIER, HIER, HIER oder HIER.

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Surftipp: Freecycle, das Verschenknetzwerk

In Zeiten überhand nehmender Kommerzialisierung ist es doch schön, dass es auch solche sinnigen Initiativen gibt wie Freecycle. Statt überflüssige Dinge für 1 oder 2 Euro bei Ebay zu verkloppen, kann man sie in diesem Verschenknetzwerk anbieten und vielleicht jemanden damit beglücken. Ursprünglich als Projekt in den USA gestartet, existiert Freecycle Deutschland seit mehreren Jahren und wartet mit verschiedenen Ortsgruppen auf, in denen man sich im wahrsten Sinne des Wortes austauschen kann (bspw. hier die Ortsgruppe Kiel). Das tolle ist: Jeder kann bei Freecycle mitmachen, es kostet keine Gebühren. Inzwischen ist daraus eine weltweite Bewegung mit über 5 Millionen Mitgliedern geworden.

Das weltweite Freecycle-Netzwerk organisiert in regionalen Gruppen den Austausch kostenlos abzugebender Gegenstände. Was für den einen wertlos geworden ist, kann ein anderer vielleicht noch gut gebrauchen. Mit Freecycle kannst du zu verschenkende Sachen anbieten oder suchen.

Freecycle wird ehrenamtlich betrieben und vertritt keine kommerziellen Interessen. Ziel der Freecycle-Idee ist es, unnütz gewordenen Dingen wieder einen Sinn zu geben, anderen zu helfen und eine Freude zu bereiten und auch selbst Spaß daran zu haben. Und wenn die eigene Wohnung (Keller, Garage, Dachboden) dabei entrümpelt sowie Müll vermieden wird: auch nicht schlecht!

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Filmtipp: Let’s make money

Heute kommt der neue Film des österreichischen Filmemachers Erwin Wagenhofer („We feed the world”) in die deutschen Kinos – „Let’s make money” heißt er und er startet genau zur richtigen Zeit, denn er setzt sich mit den verheerenden Folgen des neoliberalen Kapitalismus und Finanzsystems in der ganzen Welt auseinander.

Hier einige Filmkritiken (die voll des Lobes sind):

  • Tagesspiegel: Mit allen Raff-Finessen
  • Filmstarts.de: „Fazit: Mit „Let’s Make Money“ ist Erwin Wagenhofer eine beinahe geniale Analyse des heutigen neoliberalistischen Finanzsystems gelungen.“
  • Moviemaze: „Mit dem gleichen kühlen Blick für das Wesentliche, wie schon bei seinem Erstlingswerk We Feed The World, kratzt der österreichische Dokumentarfilmer an der Oberfläche der weltweiten finanziellen Verstrickungen. Das wenige, was er da in 110 Minuten zu beleuchten vermag, lässt einem bereits das Blut in den Adern gefrieren. Dieser Film sollte zum Grundwissen eines jeden gehören, der ein Bankkonto hat.“

Und ein interessantes Interview mit dem Regisseur in der Tagesschau: „Getriebene in einem unmenschlichen System”.

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NewScientist: Wie unser Wirtschaftssystem die Erde tötet

Vor zwei Wochen erschien im renommierten Wissenschaftsmagazin NewScientist ein „Special Report” unter dem Thema „How our economy is killing the earth”, der einige beklemmende Erkenntnisse zu Tage fördert. Im einleitenden Artikel wird beispielsweise diese Grafik hier präsentiert (anklicken, um sie in groß zu sehen):

Tiefergegehende Analysen zu dieser Grafik findet Ihr hier: „The facts about overconsumption”.

Sie verdeutlicht, welch exponentielle Entwicklungen viele Dinge in der Wirtschaft und der menschlichen Gesellschaft mittlerweile genommen haben – und eigentlich kann sich jeder mit Hilfe seines gesunden Menschenverstandes ausmalen, dass dies nicht ewig so weitergehen kann (Text wurde von mir mit freundlicher Genehmigung des Verlags übersetzt):

Die Grafiken auf dieser Seite sind eine deutliche Erinnerung an die Krise, der unser Planet gegenüber steht. Der Ressourcenverbrauch steigt schnell an, die Biodiversität stürzt ab und praktisch jede Messung zeigt, wie Menschen die Erde im großen Maßstab beeinflussen. Die meisten von uns akzeptieren die Notwendigkeit eines nachhaltigeren Lebensstils, indem wir den CO2-Ausstoß verringern, erneuerbare Technologien entwickeln und Energieeffizienz erhöhen.

Aber sind diese Anstrengungen, den Planeten zu retten, zum Scheitern verurteilt? Eine steigende Anzahl von Experten berücksichtigt Grafiken & Statistiken wie die oben und argumentiert, dass persönliches Spritsparen und kollektives Ökologiebewusstsein unerheblich/nutzlos sind, so lange unser Wirtschaftssystem auf der Wachstumsprämisse beruht. Die Wissenschaft sagt uns, dass wir die Erde nur retten können, wenn wir unser Wirtschaftssystem verändern.

Dies ist natürlich ökonomische Gotteslästerung. Wachstum ist für die meisten Ökonomen so selbstverständlich wie die Luft, die wir atmen: es ist, wie sie behaupten, die einzige Kraft, die in der Lage ist, die Armen dieser Welt aus ihrer Armut zu befreien, die zunehmende Weltbevölkerung zu ernähren, die Kosten für die zunehmenden öffentlichen Ausgaben zu bezahlen und technischen Fortschritt anzufachen – vom Bezahlen eines immer ausschweifenderen Lebensstils ganz zu schweigen. Sie sehen keine Wachstumsgrenzen, niemals.

In den letzten Wochen ist es klar geworden, wieviel Angst die Regierungen vor allem haben, dass dieses Wachstum bedroht, indem sie Milliarden von Steuergeldern in ein Finanzsystem kippen, das versagt hat. In all dieser Verwirrung muss jede Herausforderung des Wachstumsdogmas genau untersucht werden.

[weiterlesen des Artikels, auf Englisch]

Ein weiterer Artikel des NewScientist-Specials stammt von Prof. Tim Jackson von der Universität Surrey (UK) – „Warum Politiker sich nicht trauen, wirtschaftliches Wachstum zu begrenzen”. Die ersten paar Absätze darf ich Euch wieder als Übersetzung präsentieren, den Rest dann bitte auf der Originalsite nachlesen.

Wenn Sie an der Oberfläche des Kapitalismus des freien Marktes kratzen, entdecken Sie etwas, das an tiefsitzende Urängste erinnert. Die jüngsten Ereignisse liefern ein gutes Beispiel dafür: Das außergewöhnliche 800 Milliarden $ US-Rettungspaket war eine gigantische „Wohlfühldecke”, um das Vertrauen in den schwächelnden Finanzmarkt wiederherzustellen. Indem die Steuerzahler gezwungen werden, die „giftigen Schulden” aufzusammeln, die das System in die Krise geführt haben, zielt es darauf ab, unsere Fähigkeit zu erhalten, so weiter zu machen wie bisher. Das ist eine sehr kurzsichtige und regressive/rückschrittliche Lösung, aber das Wirtschaftswachstum muss nun mal um jeden Preis geschützt werden.

Als Wirtschaftsbeauftragter der UK Sustainable Development Solution kommt mir dieses Vorgehen auf deprimierende Weise bekannt vor. Bei der letztjährigen Vorstellung des Redefining Prosperty-Projekts (das versucht, ein wenig ökologische und soziale Rücksichtnahme in die atemlose Hatz nach wirtschaftlichem Wachstum einzubringen) stand ein Vertreter des Finanzministeriums auf und beschuldigte mich und meine Kollegen, „zurück zum Leben in Höhlen” gehen zu wollen. Nach einem aktuellen Treffen, das herausfinden sollte, wie die englische Finanz- und Wirtschaftspolitik nachhaltiger gestaltet werden könnte, konnte man einen Offiziellen murren hören: „Nun, das ist alles ganz interessant, aber vielleicht können wir ja jetzt zur wirklichen Aufgabe zurückkehren: das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.”

Die Aussage ist klar: jede Alternative zum Wachstum bleibt undenkbar, selbst 40 Jahre, nachdem die amerikanischen Ökologen Paul Ehrlich und John Holdren einige verblüffend offensichtliche Beobachtungen zur Arithmetik des permanenten Konsums machten.

(…) [den Rest des Artikels bitte auf Englisch nachlesen]

Dies ist die Logik des kapitalistischen freien Marktes: die Wirtschaft muss immer weiter wachsen, oder es kommt zu einem schrecklichen Kollaps. Da die ökologische Entwicklung jedoch kritische Punkte zu erreichen beginnt, müssen wir aufhören, zu glauben, dass die sinnlose Jagd nach Wirtschaftswachstum mit Nachhaltigkeit vereinbar ist. Wir brauchen etwas robusteres als nur eine „Wohlfühldecke” um uns vor dem Schaden zu schützen, den wir auf dem Planeten anrichten. Eine Alternative zu diesem zum Untergang verdammten Modell/System muss höchste Priorität genießen, bevor eine weltweite Rezession, ein instabiles Klima oder eine Kombination dieser  beiden Kräfte uns heimsucht.

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Unsere Überflussgesellschaft

Es ist schon erstaunlich und ja irgendwie erfreulich – das Thema bewusster/nachhaltiger Konsum bzw. Umdenken beim Wirtschaften kommt immer mehr im Mainstream an – Tobi Schlegel schreibt ein Buch über die Zukunftsfähigkeit der jungen Deutschen, die neue Geo befasst sich mit „Weltretter im Supermarkt” und auch auf tendenziell unpolitischen Seiten wie SmallTalk-Themen ging es neulich um die „Kritik an unserer Überflussgesellschaft”:

Die Folgen einer solchen wirtschaftlichen Entwicklung pflegte der kritische Ökonom John Kenneth Galbraith recht nachvollziehbar auszumalen: „Die Familie, die ihr lila-kirschrotes, automatisch geschaltetes, automatisch gebremstes, mit raffinierter Luftheizung und Luftkühlung ausgestattetes Auto aus der Garage holt, um einen Ausflug zu machen, fährt durch Orte mit schlecht gepflasterten und ungereinigten Straßen, verfallenen Häusern, scheußlichen Reklameschildern … und genießt am Ufer eines verdreckten Flusses die köstlichen Konserven aus der transportablen Kühlbox.” (Zitat von 1958!)

Ach ja, und in der Süddeutschen wurde gestern der US-Systemanalytiker Dennis Meadows zur „Abkehr vom Wachstumscredo und der Frage, warum die Finanzkrise Umweltprobleme verschärft” interviewt – „Es geht darum, weniger zu konsumieren”. Ein sehr lohnenswerter Artikel!

Meadows: Der Treiber ökonomischen Wachstums ist der persönliche Konsum. Es geht darum, den Leuten zu vermitteln, dass sie weniger konsumieren müssen. Dann benötigen wir weniger oder auch gar kein Wachstum und sparen Ressourcen und auch Geld. Diese Botschaft ist aber sehr unpopulär. Die Antwort etwa auf teures Öl im Wahlkampf in Amerika ist es, den Leuten zu versprechen, dass man die Steuern auf den Rohstoff senkt, um es billiger zu machen. Die richtige Antwort wäre aber, ihnen zu sagen, dass man die Suche und Forschung zu alternativen Rohstoffquellen unterstützen will und dass sie nun eben mehr zahlen müssen, bis die Alternativen greifen. Wer letzteres sagt, wird nicht gewählt.

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Carrotmob – Politik mit vollen Einkaufswagen

Gerade eben online bei der taz gefunden – eine interessante Form des politischen Konsums: Carrotmob, eine Bewegung aus den USA, in dem die Mitglieder an einem bestimmten Tag bei einem Geschäft zu kaufen, das am verspricht, am meisten für die Umwelt zu tun. Ob das wirklich dauerhaft sinnvoll ist, wage ich zwar etwas anzuzweifeln, aber immerhin mal eine spannende Idee, konkret etwas zu bewirken.

Brent Schulkin organisiert den “Carrotmob”. Er bestellt Hunderte von Leuten zum Blitzeinkauf in das Geschäft, das verspricht, die Umwelt am stärksten zu schonen. “Firmen tun alles für Geld.”

Keine Energieverschwendung, keine Müllberge und so Sachen. Mit der kollektiven Kaufkraft ließen sich Händler und Produzenten dazu bewegen, umwelt- und sozialverträglicher zu werden.

Dieter Rucht, Protestforscher am Wissenschaftszentrum Berlin, sagt: “Die Idee klingt clever”, er zeigt sich aber skeptisch. Denn mit einer spontanen, zudem lokalen Aktion sei es nicht getan.

(hier findet Ihr den ganzen Artikel)

Tja, und auch das findet sich heute auf der taz-Seite – Biokette Basic muss Geschäfte schließen. Hat sich also was mit dem ungebremsten Siegeszug „politischen Konsums”. Leider nimmt der Bioumsatz bei den Discounterketten dafür zu, die ja nun wirklich nicht nachhaltig wirtschaften (sondern genau das Gegenteil – die einzige „Nachhaltigkeit” von Aldi, Lidl & Co. besteht darin, nachhaltig Sozial- und Wirtschaftsstrukturen sowie unsere Umwelt zu zerstören) und deren weitere Verbreitung das Entwickeln von Alternativen zu monolithischen Großunternehmen immer schwieriger macht…

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Ökologische Zerstörung: Deutschland ist Mittäter

Unter dem Titel „zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt” kommt das Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass

Deutschland (…) Mittäter der ökologischen Zerstörung der Erde (ist), sein nachhaltiges Wirtschaften ist nur durch ein rasches Bremsmanöver möglich.

(…)

“Die Leute wollen nicht unbedingt mehr Reichtum. Sie geben sich auch mit weniger zufrieden, falls es kompensiert wird durch mehr Freizeit oder eine humanere Lebenswelt.” Ott nennt als Beispiel das Problem des Pendelns, von dem acht Millionen Deutsche und ihre Partner betroffen seien. Eine Regierung, die dieses Leid verringere und für Arbeitsplätze in der Nähe des jeweiligen Wohnortes sorge, senke persönliches Leid und Umweltschäden zugleich.

Alles weitere bei Pressetext.de.

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