Kategorie: Umwelt Seite 2 von 19

Werbung am Rande der Apokalypse (Teil 4)

Dies ist der vierte Teil meiner Übersetzung des Artikels „Advertising at the Edge of the Apocalypse“ von Prof. Sut Jhally über die negativen Auswirkungen der Reklame (und unseres auf Wachstum basierenden Wirtschaftssystems) auf unsere Gesellschaft. Teil 1 findet Ihr HIER, Teil 2 HIER und Teil 3 HIER.

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Das Ende der Welt, wie wir sie kennen

Die Vision des Konsumismus, die durch die Werbung vorangetrieben wird und die Welt erobert, basiert im Grunde, wie ich es schon vorher anmerkte, auf der Annahme von wirtschaftlichem Wachstum. Wachstum erfordert Ressourcen (sowohl Rohstoffe wie auch Energie) und es gibt eine umfassende Übereinstimmung unter Umweltwissenschaftlern, dass die Erde frühere Raten des Anstiegs nicht verkraften kann, die auf ressourcenintensiven Arten ökonomischer Aktivität fußen, vor allem nicht, weil immer mehr Länder um die Futtertröge kämpfen.

Die Umweltkrise ist komplex und vielschichtig, und berührt sowohl Produktions- wie Konsumptions-Belange. Beispielsweise wissen wir in Bezug auf die Ressourcenerschöpfung, dass wir sehr schnell das erschöpfen, was die Erde bieten kann und dass, wenn die momentanen Wachstums- und Konsumratentrends sich ungebremst fortsetzen, die Grenzen des Wachstums auf diesem Planten irgendwann im nächsten (21.) Jahrhundert erreicht sein werden. Die industrielle Produktion verbraucht Ressourcen und Energie in nie zuvor gekanntem Ausmaß. Seit 1950 hat die Erdbevölkerung mehr Ressourcen verbraucht als alle Generationen zuvor zusammen gerechnet. (Durning 1991, S. 157) Innerhalb von 50 Jahren haben wir den Verbrauch von Tausenden von Jahren geschafft. Die Menschen der westlichen Nationen und allen voran die Amerikaner haben die meisten dieser Ressourcen gebraucht, so dass wir eine besondere Verantwortung für die nahende Krise tragen. In weiteren 100 Jahren werden wir den Planeten ausgebeutet haben.

Aber mehr noch werden wir der Umwelt irreparablen Schaden zugefügt haben, von der wir vollständig abhängen. Wie der Umweltaktivist Barry Commoner sagt:

Die Umwelt ist wie eine riesige, enorm komplexe lebendige Maschine, die eine dünne dynamische Schicht auf der Erde formt, und jegliche menschliche Aktivität hängt von der Unversehrtheit und dem Funktionieren dieser „Maschine“ ab… Diese Maschine ist unser biologisches Kapital, der Grundapparat, von dem all unsere Produktivität abhängt. Wenn wir sie zerstören wird auch unsere fortschrittlichste Technologie wertlos werden und jedes ökonomische und politische System, das darauf fußt, wird zerfallen. Die Umweltkrise ist ein Signal für eine herannahende Katastrophe. (Commoner 1971, S. 16–17)

Das deutlichste Zeichen dafür, dass wir mit unserer Produktion einen Effekt auf die Ökosphäre des Planeten haben, ist die Zersetzung der Ozonschicht, durch die die Menge an ultravioletter Strahlung, die zerstörerisch oder tödlich für viele Lebensformen auf der Erde ist, dramatisch zugenommen hat. 1985 entdeckten Wissenschaftler die Existenz eines riesigen Ozonlochs über dem Südpol, das die Größe der USA aufweist und zeigt, wie menschliche Aktivität das Äußere der Erde verändert. In seinem Buch „The End of Nature“ erinnerte uns Bill McKibben daran, dass „wir dies selbst getan haben… indem wir Autos fahren, Fabriken bauen, Wälder abholzen, Klimaanlagen aufdrehen.“ (1989, S. 45) Er schreibt, dass die Geschichte der Welt voll der unglaublichsten Ereignisse ist, die die Art, wie wir leben, verändert haben, aber sie werden alle in den Schatten gestellt durch das, was wir in den letzten 50 Jahren erreicht haben.

Menschliche Anstrengungen, selbst die größten, waren winzig im Vergleich zur Größe des Planeten – das Römische Reich war der Arktis oder dem Amazonas egal. Aber heutzutage verändert die Lebensweise der einen Hälfte der Welt jeden Zentimeter des Globus (1989, S. 46)

Die Situation ist so schlimm, dass die wissenschaftliche Gemeinschaft verzweifelt versucht, die Aufmerksamkeit des Rests von uns zu bekommen, um uns auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Die Union of Concerned Scientists („Vereinigung besorgter Wissenschaftler“, der 1700 der weltweit führenden Wissenschaftler angehören, darunter die meisten Wissenschafts-Nobelpreisträger) veröffentlichte jüngst diesen Aufruf:

Die Menschheit und die Natur/Umwelt befinden sich auf Kollisionskurs. Menschliche Aktivitäten fügen der Umwelt und kritischen Ressourcen irreversiblen Schaden zu. Sofern sie nicht überprüft werden, werden viele unserer momentanen Handlungsweisen die Zukunft, die wir uns für die menschliche Gesellschaft und dem Pflanzen- und Tierreich wünschen, ernsthaft aufs Spiel setzen und so die Umwelt verändern, dass es unmöglich sein wird, in ihr zu leben, wie wir es kennen. Fundamentale Änderungen sind dringend nötig, wenn wir die Kollision, die unser aktueller Kurs hervorrufen wird, vermeiden wollen.

Es ist wichtig, die Vorhersage einer direkt bevorstehenden Katastrophe zu vermeiden. Wir haben bereits viel Schaden angerichtet, aber die wirkliche Umweltkrise wird uns nicht vor Mitte des 21. Jahrhunderts treffen. Aber um diese Katastrophe zu vermeiden müssen wir jetzt aktiv werden. Wir müssen die Schritte in die Wege leiten, die uns in 70 Jahren retten werden.

Die Metapher, die die vor uns liegende Aufgabe am besten beschreibt, ist die eines Öltankers, der drauf und dran ist, am Strand zu zerschellen. Wegen seiner Trägheit und seiner Größe muss die Wende weit vor dem Strand eingeleitet werden, seine eigene Trägheit voraussehend. Wenn er zu spät wendet, wird er auf die Küste prallen. Dort befindet sich die Konsumentengesellschaft im Moment. Wir müssen grundlegende Änderungen vornehmen, wie wir uns organisieren, wie sich unsere Wirtschaft aufbreitet, wenn wir die Katastrophe in 70 Jahren vermeiden wollen. Wir müssen JETZT aktiv werden.

In diesem Sinne hat die derzeitige Generation eine einzigartige Verantwortung in der Geschichte der Menschheit. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes an uns, die Welt zu retten, die notwendigen Änderungen einzuleiten. Wenn wir dies nicht tun, werden wir uns in 70 Jahren in Richtung Barbarei und Wildheit untereinander bewegen. Wir müssen kurzfristige Einbßen akzeptieren. Wir müssen unsere unnötigen Geräte/Hilfsmittel aufgeben. Wir müssen insbesondere unsere Beziehung zum Auto überdenken. Wir müssen wirkliche Önderungen vornehmen – nicht bloß recyceln, sondern fundamentale Änderungen an unserer Art zu Leben und zu produzieren. Und wir können dies nicht auf individueller Ebene tun, wir müssen es gemeinsam angehen. Wir müssen irgendwie den politischen Willen finden, dies zu tun, selbst wenn wir vielleicht schon tot sein werden, wenn die Auswirkungen spürbar sind. Das lebenswichtige Thema lautet „Wie sehr fühlen wir uns den Generationen in den kommenden Jahrhunderten verbunden?“. Der politische Philosoph Robert Heilbroner formuliert es so:

„Das ausschlaggebende Problem für die Welt in der Zukunft wird eine Besorgnis für kommende Generationen sein. Wo werden solche Sorgen auftauchen? … Der heutige industrielle Mensch, dessen Appetit nach der Gegenwart durch die Werte einer Hoch-Konsum-Gesellschaft und dessen Einstellung zur Zukunft durch die vorherrschenden Grundsätze der Selbst-Sucht verformt werden, had nur eine geringe Motivation, solch eine Bindung zu zukünftigen Generationen einzugehen. Es gibt viele Menschen, die fast alles für ihre Kinder aufgeben würden; erheblich weniger würden dies für ihre Enkel tun.“ (Heilbroner 1980, S. 134–135)

Eine solche Bindung (mit zukünftigen Generationen) wird iin unserer gegenwärtigen Umgebung, die die individuellen (nicht sozialen) Bedürfnisse und die kurzfristige Situation (nicht die langfristige) betont, um so schwieriger. Das Werbesystem wird die Grundlagen mitformen, auf dem wir über die Zukunft der Menschheit nachdenken, und dort gibt es nichts, was uns Hoffnung für die Entwicklung einer solchen zukunftsträchtigen Perspektive machen sollte. Der Zeitrahmen der Reklame ist sehr kurzfristig orientiert. Sie ermutigt uns nicht, über die Unmittelbarkeit der gegenwärtigen sinnlichen/lustbetonten Erfahrung hinaus zu denken. Es kann sogar so sein, dass – weil das Werbeumfeld immer umkämpfter und dichter wird, mit immer mehr von dem, was Werber als „Lärm“ bezeichnen, der droht, individuelle Botschaften zu ertränken – Reklame verstärkt auf die Ebenen unserer Erfahrung abzielt, die fern vom alltäglichen Wirrwarr sind, und die sofort und in tiefer Weise sehr emotionale Zustände von uns ansprechen. Eindrückliche gefühsbetonte Bilderwelten, die uns beim „Bauchgefühl“ packen lassen keinen Raum, um über etwas nachzudenken. Sexuell aufgeladene Bilder müssen, vor allem im Zeitalter von AIDS, in dem Sex mit Tod verknüpft wird, noch mächtiger und direkter werden, um mögliche negative Assoziationen zu überwinden, ja, um uns aus der Welt von Bedeutung und Sinn, die wir kognitiv gestalten, zu entfernen. Der Wert einer kollektiven sozialen Zukunft ist eine, die in unserer kommerziell dominierten Kultur keinen Ausdruck findet und niemals finden wird. In der Tat vermitteln uns die derzeit herrschenden Werte keinen Anreiz, eine Verbindung mit zukünftigen Generationen zu knüpfen, und hierin liegt ein wirkliches Gefühl von Nihilismus und Verzweiflung in Bezug auf die Zukunft, und ein Abschotten gegenüber der Außenwelt.

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In den nächsten Tagen folgt dann der letzte Teil des Artikels.

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Europäische Woche zur Abfallvermeidung

Auf diese nette Aktion des BUND möchte ich Euch heute morgen doch auch kurz hinweisen:

Die Europäische Woche zur Abfallvermeidung (EWAV) findet dieses Jahr zwischen dem 19. und 27. November 2011 statt. Auch dieses Jahr finden während dieser Woche wieder in Deutschland und Europa Aktionen statt.
Wir alle sind gefordert, die Abfallmengen zu verkleinern.
Die Aktionswoche lebt von den vielfältigen Aktionen, die europaweit während dieses Zeitraums stattfinden. Beteiligen können sich Verwaltungen, Vereine, Handel, Industrie sowie Bildungs- und kulturelle Einrichtungen. Die Aktionsideen werden im Vorfeld anhand eines kurzen Formulars angemeldet und die Teilnehmenden erhalten dann Zugang zu Kommunikations-Materialien. Die Teilnehmer sind frei in der Ausführung und Gestaltung der Aktionen. Adressat der Aktionen können Verbraucher, Mitarbeiter, Kunden, Schüler oder Besucher sein.

Die Aktionen
– unterstreichen die Notwendigkeit der Abfallvermeidung und schaffen ein Problembewusstsein
– können Konsumentscheidungen kritisch hinterfragen
– zeigen auf, wie VerbraucherInnen Produkte so nutzen, dass möglichst wenig Abfall entsteht
– können Dienstleistungen und Informationsportale bewerben
– können ressourcenschonende Verfahren oder Produkte vorstellen
– können die Lebensdauer von Produkten verlängern und die Wiederverwendung stärken
Die im Rahmen der Woche vorgestellten Aktionen können konkrete Beispiele, Lösungen sowie Alternativen aufzeigen. Ebenso kann eine Aktion eine Anregung oder ein Denkanstoß sein. Unternehmen und Freischaffende können die Woche nutzen, um ihre guten Beispiele und vorbildlichen Initiativen zur Müllvermeidung zu zeigen.
In der Ausgestaltung sind Sie vollkommen frei: Mitmach-Aktionen, Theater, Poster, Film, Workshop, Webpage, Straßenstand oder Pressearbeit – wählen Sie die geeignete Form.
Informationen zur Abfallvermeidungswoche und das Anmeldeformular finden Sie unter: http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/abfallvermeidung/

Für Anhänger des Cradle-to-Cradle-Prinzips wie Prof. Braungart sind solche Aktionen sicherlich Unfug, denn bei C2C wird ja davon ausgegangen, dass es keinen Müll gibt, der vermieden werden müsste, sondern alles wieder automatisch in den Kreislauf mit eingeht.

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Bye Bye Bayern – Der Flächenfraß

Quelle: Wikipedia, Nicolas17

Immer wieder schrecken einen Meldungen, die irgendwo auf Seite 39 der Tageszeitung unter Vermischtes auftauchen, für einen kleinen Moment auf: jeden Tag gehen in Deutschland Flächen von soundsoviel Quadratmeter, das entspräche der Ausdehnung von soundsoviel Fußballfeldern, verloren, weil sich Gewerbegebiete und Wohnflächen ausbreiten. Kurz darauf ist diese Information auch schon wieder vergessen und man kann damit weitermachen, sich ein neues Haus irgendwo am Stadtrand, „im Grünen“, zu bauen oder den halben Samstag damit verplempern, in eins der „stadtnahen“ Einkaufszentren zu fahren, die es ja praktischerweise und zum Glück bald überall gibt, so dass man es von seinem Reihenhaus bis zum nächsten Sperrmüllvorverkauf (wie ein Professor an meiner Uni Möbelhäuser wie Roller einmal bezeichnete) gar nimmer so weit hat und nicht länger als eine halbe Stunde unterwegs ist, bis man sich wieder ein neues Sofa, das Schnäppchen aus dem Discounter oder ein paar Pflanzen für den Garten kaufen kann. Super, oder?

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Verführer Papier

Vor einer ganzen Weile berichtete ich hier im Blog schon einmal über die Folgen des übermäßigen Papierkonsums (am Beispiel von Tempo-Taschentüchern), der, wie so ziemlich all unsere liebgewonnenen Konsumformen, großen Schaden anrichtet und leider nur selten hinterfragt wird. Die NDR-Sendung 45 Min hat sich nun in „Verführer Papier“ des Themas angenommen. Leider gibt es die Doku (noch) nicht bei YouTube, so dass wir darauf angewiesen sind, dass der NDR sie in seiner Mediathek noch möglichst lange bereit hält. HIER gibt es das Video zu sehen und HIER noch weitere Hintergrundinfos.

Jeder Deutsche verbraucht fast 250 Kilogramm Papier im Jahr – vom Klopapier über die Küchenrolle bis zum Pappbecher.

Damit liegen wir weltweit im Spitzenfeld und verbrauchen etwa so viel wie die Bewohner Südamerikas und Afrikas zusammen. Der Film „45Min: Verführer Papier“ des NDR geht der Frage nach, warum wir so viel Papier benutzen und wie wir dazu verführt werden. Am Beispiel eines durchschnittlichen norddeutschen Haushalts zeigt Autor Sven Jaax, welche Folgen der ausufernde Konsum hat. Und welche Alternativen es dazu gibt.

Sven Jaax nimmt den Papierverbrauch seiner eigenen Familie als Ausgangspunkt der Recherche. Der Film führt zu großen deutschen Papierfabriken, in gesunde Wälder und kahl geschlagene Landstriche. Marketingexperten verraten, mit welchen Strategien wir zum Kauf von Papier verführt werden, Naturschützer zeigen die katastrophalen Folgen maßlosen Holzeinschlags. Das Papier in seinem norddeutschen Haushalt lässt Autor Sven Jaax von Fachlaboren untersuchen. Mit erschreckenden Ergebnissen. Die Umwelt-Labels auf den Verpackungen, die Nachhaltigkeit versprechen, sind nur selten verlässlich.

Doch was ist mit Recycling? Löst dies das Problem? Noch immer gibt es Vorbehalte gegen die scheinbar “graue Ware”. Vor allem beim Toilettenpapier greifen die Verbraucher gerne zur schneeweißen Frischfaser. Mit schwerwiegenden Folgen: Klopapier aus frisch gerodeten Bäumen geht dem Rohstoffkreislauf verloren. Statt im Altpapier landet es in der Kläranlage.

Übrigens sind die 45 Min-Dokus oft wirklich interessant, so auch über „Die Rüpel-Republik“, die zeigt, wohin die Jahrzehnte der neoliberalen egomanen Ellenbogen-Konkurrenzgesellschaft so geführt haben.

EDIT: Jetzt gibt’s die Doku auch bei YouTube zu sehen:

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Uran im eigenen Garten

Uran ist ja eigentlich ein wertvoller Rohstoff, der auch das Gefasel der Atomindustrie von der heimischen Energieerzeugung Dank Kernkraft ad absurdum führt, muss es doch für viel Geld importiert werden. Trotzdem würde sich vermutlich kaum jemand hierzulande freuen, wenn man Uran auch in Deutschland finden und abbauen würde, schließlich wären die Umweltschäden enorm. Noch weniger erfreut dürfte man sein, sollte dieses Metall gar auf heimischen Grund und Boden auftauchen – wer will schon, dass sein Eigenheim von Baggern und Fördertürmen verunziert wird? ;-) Tatsächlich aber streuen viele Menschen ohne ihr Wissen Jahr für Jahr freiwillig Uran in ihren Garten, nämlich zusammen mit industriellem Dünger!

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Lesetipps: ZEIT-Edition – Plutokratie, Niebel und Libyen

© somadjinn, stock.xchng

Über die Mainstreammedien wird ja vor allem in der Bloggerszene gerne hergezogen und als „Totholzmedien“ beschimpft, um ihre Rückständigkeit zu unterstreichen. So sehr die Kritik an den Medien, die in der Hand einiger weniger Großkonzerne befindlich sind, auch berechtigt erscheint, so einseitig und pauschalisierend ist sie leider auch manchmal, denn immer wieder gibt es absolut zutreffende Analysen und kritische Stimmen zu lesen, die sich oft genug gegen den sonstigen Tenor der Zeitung/des Senders stellen. Leider gehen diese kritischen Töne in der Kakophonie der Meinungen und dem alles verschlingenden Mahlstrom des permanenten Meldungsregens unter und werden schnell wieder von tagesaktuellen Geschehnissen verdrängt, so dass ihre Wirkung nur beschränkt ist. Dennoch erreichen Zeitungen wie DIE ZEIT ein großes Publikum, so dass es zu begrüßen ist, wenn dort mal Tacheles geredet wird. Deshalb will ich in meinen heutigen Lesetipps mal nur Artikel aus der ZEIT berücksichtigen – zwei positive Beispiele für gelungenen investigativen Journalismus und ein abschreckendes für Meinungsmache.

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Ryanair – Profit durch Ausquetschen

Fliegen ist ja so eine Sache. Im Prinzip schon eine tolle Erfindung, können Menschen doch so große Strecken in sehr kurzer Zeit überwinden – wenn da nur nicht die Umweltschäden wären, die durch die Herumreiserei ausgelöst werden. Seit es Billiglinien wie Easyjet oder Ryanair gibt, ist Fliegen zudem so preiswert geworden, dass ein Wochenend-Städtetrip für manche Leute ganz alltäglich geworden ist. Auf welche Weise Ryanair allerdings seine niedrigen Preise erreicht, war mir bisher so nicht bewusst – die ARD-Sendung Panorama klärt uns im Beitrag „Ryanair – Heuschrecke grast Subvetionen ab“ aber auf, dass die Profite der Fluglinie letztlich auch durch Quersubventionen aus dem Steuersäckel erreicht werden. So werden die Billigreisen einiger weniger durch die Allgemeinheit mitfinanziert.

“Wer mit uns zusammenarbeiten will, muss Kosten senken”, so Ryanair-Chef O’Leary. Panorama berichtet, wie Ryanair vom Staat Subventionen kassiert und dann weiterzieht.

Im Till-Eulenspiegel-Kostüm kletterte Ryanair-Boss Michael O‘Leary am 23. März in Sachsen-Anhalt aus dem Flieger. Ein PR-Gag, um Aufsehen zu erregen – schließlich hatte der lustige Ire vermeintlich gute Nachrichten im Gepäck: Ryanair wolle ab Sommer 2011 von und nach Magdeburg/Cochstedt fliegen – sehr zu Freude von Stadtvätern und Flughafenbetreibern.

Doch das Hochgefühl war nur von kurzer Dauer: Nach nur vier Monaten kündigte die Billig-Airline an, ihre Flüge ab und zu dem kleinen Regionalflughafen wieder einstellen zu wollen. Mit Beginn des Winterflugplans Ende Oktober zieht Ryanair zum 96 Kilometer entfernten Flughafen Leipzig/Halle in Sachsen um. Die Narrenkappe haben nun die Betreiber von Magdeburg/Cochstedt auf.

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Fernsehtipp: Wiesenhof – Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und Umwelt ausbeutet

Für solche Reportagen gebe ich meine GEZ-Gebühren doch gerne her – die ARD berichtet morgen, am Mittwoch den 31.8. um 21:45 Uhr über „Das System Wiesenhof – Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und Umwelt ausbeutet“ und bringt ein wenig Licht ins Dunkel dieses üblen Konzerns und seiner Billighähnchen. Wiesenhof versuchte im Vorfeld, die Ausstrahlung der Reportage zu verhindern, jedoch ohne Erfolg.

Wenn es um Geflügel geht, denken die meisten an Wiesenhof. Dank der Werbung ist die Marke in ganz Deutschland bekannt. Der Konzern hinter Wiesenhof, die PHW-Gruppe, ist Marktführer, produziert mehr als 270 Millionen Hühner pro Jahr. Woche für Woche werden etwa 4,5 Millionen Hähnchen geschlachtet. Das Versprechen: ‘Wiesenhof setzt seit jeher besondere Maßstäbe in punkto Qualität, Sicherheit und Transparenz.’ Top Qualität also zu einem günstigen Preis? Oder sieht die Wahrheit dahinter anders aus?

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Rama – Die blutige Margarine aus dem Hause Unilever

Ich möchte Euch heute mal wieder auf eine Online-Unterschriftaktion von Aktion Regenwald aufmerksam machen, in der es um eine weitere bekannte Marke geht, die sich in der Reklame in ihrem sauberen Image sonnt: die Margarine Rama aus dem Hause Unilever. Dass die Herstellung – wie bei so ziemlich jedem Industrieprodukt – alles andere als umweltschonend vor sich geht, hätte man sich natürlich auch schon so denken können:

Unilever hat ein Problem: Der Konzern kauft für seine Rama-Margarine Palmöl von einem der skrupellosesten Hersteller in Indonesien: Wilmar International. Der weltgrößte Palmölmulti ist für illegale Abholzung und schwere Menschenrechtsverletzungen berüchtigt. Jetzt griff eine seiner Tochterunernehmen auf der indonesischen Insel Sumatra wieder zu brutaler Gewalt: Sie heuerte die Polizeibrigade Brimob an und ließ ein ganzes Dorf verwüsten und auf die indigene Bevölkerung schießen. Der Anlass: Ein Mann wollte Palmölfrüchte verkaufen, die die Firma für sich beansprucht.
Unilever sind die Methoden seines Lieferanten seit langem bekannt. Wir wollen ihn erneut an seine Verantwortung erinnern und auffordern, das Palmöl in seinen Produkten konsequent durch heimische Pflanzenöle zu ersetzen.

Bitte unterschreiben Sie unseren Protestbrief an den Unilever-Deutschland-Chef Henricus Brouwer auf:

www.regenwald.org/mailalert

Und noch eine Bitte: Die Menschen aus dem betroffenen Dorf stehen vor dem Nichts, fünf von ihnen sitzen noch im Gefängis. Wir sammeln Spenden für den Wiederaufbau ihrer Häuser, für Anwaltskosten, die Versorgung der Verletzten und Protestaktionen in der Provinzhauptstadt Jambi auf Sumatra.
www.regenwald.org/donationalert/80/indonesien-die-palmol-opfer-brauchen-unsere-hilfe

Übrigens, wer meint, dass man mit solchen Aktionen ja doch nichts bewegen kann, für den hat Regenwald.org auch mutmachende Infos parat:

Unsere letzte Protestaktion gegen PaperOne war ein voller Erfolg: Nach wenigen Tagen haben bereits mehrere Händler diese Kahlschlag-Marke sofort aus ihrem Sortiment genommen.

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Schlimme Firmen – heute: Glencore

Wie Ihr inzwischen sicherlich mitbekommen habt, bin ich ja auf jeden Fall ein Verfechter eines kritischen Konsums, soll heißen, jeder Einzelne sollte bei seinen Einkäufen überlegen, welchen Unternehmen er sein Geld überlässt und welche Geschäftspolitik er damit unterstützt; kurz: was die Folgen eines Griffs zu einem bestimmten Produkt oder eines Gangs zu einem Discounter sind. Einfach ist dies bei den Dingen, die wir direkt kaufen können – dass nichts von Firmen wie Nestlé, Coca Cola, Müller Milch, Kraft, Ferrero, Nike etc. im eigenen Einkaufskorb landet, sollte selbstverständlich sein, genauso wie das Ignorieren von Aldi, Lidl und Co. oder Tierquälerbuden wie McDoof oder Kentucky Fried Chicken.

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