Kategorie: Wirtschaft Seite 53 von 54

Bezahlte Dreckschleudern

„Schöner” (und trotz aller ärgerlicher Implikationen auch amüsanter) Bericht aus einer vergangenen Frontal 21-Sendung über das Mauscheln bei der deutschen Abgasverordnung bei PKW:

Wieso noch mal sollte die Autoindustrie jetzt Milliarden an Steuergeldern bekommen? Als Belohnung für die verfehlte Produktpolitik? Wenn selbst solche Kniffe wie die der Bundesregierung zum Aufschönen der Autos nicht helfen, um den Verkauf anzukurbeln, muss man sich doch vielleicht auch mal die grundsätzliche Frage stellen, wie nützlich eigentlich ein System ist, in dem immer mehr produziert werden muss, um diese Produkte dann mit aller Macht in den Markt zu drücken…

Vorgestern brachte Frontal 21 einen weiteren Beitrag zum Thema „Krise am Automarkt – Die Blase im Auto-Sektor ist geplatzt”.

Der Verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Winfried Hermann, hat der deutschen Autoindustrie eine Mitschuld an der Krise im Automarkt gegeben. Statt in die Entwicklung umweltschonender Autos zu investieren, hätten die Unternehmen weiter Profite mit nicht-klimafreundlichen Wagen gemacht. “Sie haben alle gemeinsam versagt”, sagt Hermann im Interview mit Frontal21.

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Wie funktioniert Geld?

Darüber, wie Geld eigentlich funktioniert und was Struktur & Wesen unseres Währungssystem sind, existieren mittlerweile ja ein paar (wenige) Filme, die den Geld-Benutzer, also uns, ein wenig über die Hintergründe und auch die Gefahren, die mit diesem Konstrukt zusammenhängen, aufklären. Den wohl amüsantesten hat Max von Bock gedreht – in nur 17 Minuten wird eine zwar ironisch gefärbte, aber im Prinzip doch durchaus zutreffende Darstellung des Wirtschaftskreislaufs gegeben.

Eine sehr gute, prägnante Zusammenfassung der Geldkreisläufe könnt Ihr auch im Podcast von Alexander Wagandt hören: Geld – wie es entsteht und warum immer zu wenig davon da ist

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Filz & Subventionen & Atomkraft

Drei aktuelle Aufreger zum Abend habe ich noch – in den Tagesthemen gab es gestern Nacht einen kleinen Bericht über „Verbindungen zwischen Politik und Banken – Filz in der Finanzwelt”, in dem u.a. auch Tony Blair und Ottmar Issing „verarztet” werden.

Die Verflechtungen zwischen Politik und Banken sind eng. US-Finanzminister Paulson war einst Chef der Investmentbank Goldman Sachs. Spitzenpolitiker nehmen umgekehrt Vorstandsposten bei Finanzkonzernen an. Die Rufe nach zeitlichen Sperren für solche Wechsel werden lauter.

Den kurzen Filmbeitrag könnt Ihr Euch HIER anschauen.

Eine nicht minder skandalöse Geschichte kommt derzeit aus den USA: tatsächlich soll der Großkonzern General Electric nun auch Milliardenbürgschaften vom Staat erhalten, weil das Unternehmen auch die Finanzsparte GE Capital beherbergt. Absolut unfassbar – so werden marode Firmen (wie hierzulande die Autoindustrie) vom Staat mal eben en passant vor dem Absturz gerettet, und dabei wird doch immer behauptet, dass wir in einer „freien Marktwirtschaft” leben… Natürlich ist diese Staatshilfe so etwas wie eine verkappte Subvention für General Electric, die nun für die kommenden Wirtschaftsstürme besser gerüstet erscheinen als die nichtamerikanische Konkurrenz. Protektionismus statt freiem Handel, dieses Prinzip gilt sowieso in den Industrieländern, solange es um die eigenen Unternehmen geht. Vom Rest der Welt wird natürlich der komplette Abbau aller Handelshemmnisse und Subventionen gefordert.

Mehr dazu bei MMNews: „Hilfsaktion für General Electric”. In den Kommentaren findet sich auch der gute Hinweis, dass doch einfach jedes Unternehmen in eine Bank umgewandelt werden solle, weil dann niemand mehr Pleite gehen könne – der Staat (= wir alle) springt ja im Notfall ein.

Und auch das noch – die EU erwägt, die generellen Laufzeiten für AKW auf 60 Jahre zu verlängern! Dass versucht wird, so etwas schnell in trockene Tücher zu bringen, während die Menschen durch Wirtschafts- & Finanzkrise abgelenkt sind und mit anderen Probleme zu kämpfen haben, ist sicherlich reiner Zufall…

Im Entwurf ihrer Energiestrategie, der der “Financial Times Deutschland” (FTD) vorliegt, fordert die Behörde eine allgemeine Laufzeit von 60 Jahren für Kernkraftwerke. Zum Vergleich, in Deutschland hatten die Stromkonzerne im Jahr 2000 mit der rot-grünen Regierung vereinbart, die Meiler 32 Jahre nach ihrem Bau abzuschalten.

Mit ihrem Papier provoziert die Kommission in Deutschland neuen Streit. Schwarz-rot hält laut Koalitionsvertrag am Atomausstieg bis 2021 fest. Die SPD will diese Politik fortführen, während die Unionsparteien sagen, dass sich die Klimaziele ohne Atomkraft kaum erreichen ließen. CDU und CSU wollen den Ausstiegsbeschluss deshalb in einer neuen Bundesregierung kippen, so die FTD.

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Veranstaltungstipp für Kiel: „Das Casino schließen”

Für alle, die an diesem grauen Mittwoch ein wenig nach Information dürsten habe ich folgenden Veranstaltungstipp von Attac:

Das Finanz-Casino schließen! mit Detlev von Larcher ehem. Bundestagsabgeordneter und Finanzexperte der SPD, heute nicht mehr in der SPD, Mitglied im Koordinierungskreis von attac
Mittwoch 12.11. um 19.00 Uhr, Großer Gemeindesaal der Heilig-Geistkirche (Ansgar Gemeinde), Holtenauer Str./Ecke Waitz Str. (Eingang Waitz Str.)

Die derzeitige Finanzkrise ist die schwerste Krise des Kapitalismus seit der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Diese Krise ist keine Naturkatastrophe. Sie ist das Ergebnis eines Systems, in dem das Geld großer Finanzspekulateure auf der Jagd nach Rendite um die Welt zirkuliert. Sie ist begründet in einer Politik, die bewusst die Deregulierung und Liberalisierung der Finanzmärkte vorangetrieben hat.
Veranstalter: attac-Kiel

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Hilfe, die arme Autoindustrie!

Ich habe in den vergangenen Wochen ja schon einige Male darauf hingewiesen, dass es wirklich faszinierend ist, wie derzeit all das, was unsereins in den letzten Jahren über die Segnungen eines völlig freien Marktes eingetrichtert wurde, binnen kürzester Zeit als Geschwätz entlarvt wird, als ein Prinzip, das nur solange zu gelten scheint, wie alles glatt läuft. Nach den bankrotten Banken ist nun also die schwächelnde Autoindustrie an der Reihe, sich die Unterstützung vom Staat abzuholen. Ausgerechnet die Autoindustrie, die gerade hierzulande den Trend zu sparsameren Modellen oder gar alternativen Antrieben weitgehend verschlafen hat und die Straßen statt dessen mit diesen hässlichen Minipanzern (SUV) und ähnlich benzinschluckenden Boliden überschwemmt.

Über die Schwachsinnigkeit des „Konjunkturpakets” lässt sich auch der BUND in einer Pressemitteilung aus. Schließlich soll Käufern von Neuwagen die Kfz-Steuer für ein Jahr erlassen werden, so dass derjenige, der ein besonders hochpreisiges/großes Auto kauft, besonders viel geschenkt bekommt. Natürlich werden die paar hundert Euro niemanden dazu veranlassen, einen Pkw zu erwerben, aber derjenige, der das sowieso vor hatte, dürfte sich über das Extrageld vom Staat freuen. Eine Lenkungsfunktion hin zu ökologisch sinnvolleren (= weniger schädlichen) Modellen findet damit sowieso nicht statt.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält wesentliche Teile des heute vom Bundeskabinett beschlossenen Konjunkturpakets für umweltpolitisch kontraproduktiv. Mit Steuermilliarden werde der Anstieg von CO2-Emissionen angekurbelt, anstatt das Land zukunftsfähiger zu machen. Spritfressern und Dieselfahrzeugen würden höhere Steuernachlässe versprochen als sparsamen Fahrzeugen. Der Bau neuer Autobahnen und die Subventionierung des Kaufs ineffizienter Pkw setzten die falschen Signale. Während in anderen Ländern Marktanreize für CO2-arme Pkw eingeführt würden, beschreite Deutschland einen Irrweg. Abgesehen vom Klimaschaden hätten darunter auch die Verbraucher zu leiden, wenn sie an den Tankstellen mehr bezahlen müssten.

Mit der geplanten Steuerbefreiung für alle neuen Pkw setze die Bundesregierung die Verunsicherung der Autokäufer fort. Sie fördere Spritfresser und kündige zugleich eine CO2-basierte Kfz-Steuer für 2011 an, mit der genau diese Fahrzeuge dann stärker zur Kasse gebeten werden sollen.

Dazu passt auch diese aktuelle Meldung von gestern: „Ein Fall für die Kanzlerin – Opel bittet um Hilfe”. Der Neuwagenabsatz soll mit weiteren Finanzspritzen angekurbelt werden, ungeachtet der immensen Klimaprobleme, die jede Produktion eines neuen Wagens mit sich bringt. Ein Wirtschaftszweig, der davon abhängig ist, dass die Menschen (potentielle Käufer) von außen dazu animiert werden müssen, ihre Waren zu kaufen und diese dann auch noch schädlich sind, sollte m.E. eigentlich nicht unterstützt werden.

Und der süffisante Kommentar bei MMNews dazu:

Das größte Hilfsprogramm der Geschichte läuft an. Marode Industrien werden künstlich beatmet. Mit freien Märkten hat das freilich nichts zu tun.

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Fossile Energien sind mit Schuld an der Finanzkrise

Neulich hatte der Bonner General-Anzeiger in seiner Wochenendbeilage einen interessanten Artikel zum Klimawandel – „Die unsichtbaren Rucksäcke”, in dem es u.a. um dem Ressourcenverbrauch ging („Wir nutzen die Ressourcen, als hätten wir vier Erden”), den die Produktion vieler Güter heutzutage bedingt, sodass es nützlicher sein kann, mit einem alten Auto weiterzufahren als ein neues zu kaufen, das zwar weniger Kraftstoff verbraucht, nur eben in seiner Produktion die Umwelt so stark belastet, dass der Spareffekt ins Gegenteil verkehrt wird. Dieser Artikel ist leider nicht online zu finden – dafür aber „Ist die Finanzkrise der erste gekippte Dominostein?”, der so auch in der Zeitung Der Westen abgedruckt wurde und in dem Hermann Ott vom Wuppertal Institut für Klima, Energie und Umwelt zu Wort kommt:

Banken- und Rohstoffkrise seien miteinander verwoben: “Diese Finanzblase ist ja auch eine Art Eiterbeule auf einem kranken Körper – und dieser kranke Körper ist tatsächlich unsere Wirtschaft.” Ihr fehle Nachhaltigkeit, da sie auf ungehemmter Ausbeutung natürlicher Ressourcen beruhe.

Die Finanzkrise zeige: “Nur dann, wenn tatsächlich alles im Zusammenkrachen ist, wird reagiert.” Die Klimakatastrophe nahe leise. Dürren, Unwetter und Überschwemmungen schreckten die Menschen kurzfristig auf. Alle gingen aber rasch wieder zur Tagesordnung über. Wenn der Planet aber Schaden genommen habe, werde keine Zeit mehr sein zu reagieren.

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Kinospot(t) von Attac: „Wir wollen nur Ihr Bestes”

Dieser Werbespot von Attac soll derzeit in über 50 deutschen Kinos zu sehen sein, z.B. vor „Let’s make money”. Gedreht hat ihn Tatort-Regisseur Thomas Bohn. Sehr schön – so hat Werbung auch mal einen Sinn!

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Vattenfall erhält die „Grüne Tomate”

Diese Auszeichnung hat sich der Energiekonzern Vattenfall redlich verdient, schaltet er doch in der letzten Zeit ganz besonders penetrante und peinliche Greenwashing-Imagekampagnen in Funk & Fernsehen, in denen sich der Konzern als Muster-Ökofirma darstellt – und nebenher Kohlekraftwerke baut und AKW betreibt. Nun bekommt Vattenfall also die „Grüne Tomate – ausgezeichnet unreif”, ein neuer Preis, den die Internetgemeinde Utopia für besonders dreiste Grünwaschung vergibt. Folgender Text begleitet den Preis an das schwedische Unternehmen:

“Sehr geehrte Vattenfall-Geschäftsführung, schade, dass Sie mir bisher noch keinen Ansprechpartner für die Überreichung Ihrer Urkunde genannt haben. So erhalten Sie die Urkunde vorerst als pdf-Datei anbei. Wir hoffen, dass die “Pflegeanleitung” für “DIE GRÜNE TOMATE – ausgezeichnet unreif” Sie zum Nachdenken und Reifen anregt. Über einen Dialog mit Ihnen im Forum von utopia.de würde sich die nachhaltig orientierte Community nach wie vor sehr freuen. Nutzen Sie Ihre Chance der web 2.0. Kommunikation!”

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„Privatisierungen als Ursache der Finanzkatastrophe”?

Vor einigen Tagen fand ich interessantes Interview mit dem Privatisierungs- und Korruptionsexperten Werner Rügemer über das sog. Cross-Border Leasing, seine gewaltigen Risiken für Städte und Kommunen und die Folgen für die Finanzbranche.

Also kann man sagen, dass die Probleme mit Cross Border Leasing nicht nur die Folge, sondern tatsächlich auch die Ursache des gegenwärtigen Finanzdebakels sind?

Werner Rügemer: Genau. Das ist das was in der medialen und politischen Öffentlichkeit noch geleugnet wird. In der Öffentlichkeit wird das Problem unter der Fragestellung untersucht, was nun auf die Städte zukommt. Die Städte werden quasi als Opfer der Finanzkrise dargestellt. In Wirklichkeit waren sie Akteure dieser Finanzkrise, weil sie solche Instrumente mit ermöglicht haben, die – genauso wie die faulen amerikanischen Hypothekenkredite – zu dieser Finanzkrise geführt haben

Teil 2: Das Rettungspaket – Blankoscheck für die Banken

D.h. diese Rettungspakete sind also die Vorstufe für die nächste Finanzkrise

Dass die Finanzkrise auch in der sog. realen Wirtschaft ankommt, erläutert bspw. Daimler-Chef Zetsche in einem n-tv-Interview, der 300.00 Jobs in Gefahr sieht aufgrund der „Kreditklemme” (d.h., weil die Banken nur noch ungern Kredite vergeben).

Die Banken verhielten sich “wie verunsicherte Sparer”: Das Geld werde bei der EZB “unters Kopfkissen gelegt”, anstatt es am Markt zu investieren.

Und Heise meldet „Kreditkrise lässt Welthandel stocken”. Der derzeitige (kurzfristige?) Börsenaufschwung ist also wohl eher irrational und gibt die wirtschaftliche Lage nicht wirklich wieder. [via]

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Das Bananen-Kartell

Dass wachsende Marktmacht und Unternehmensgröße in der Regel eher zu Lasten der Verbraucher & Bürger geht, ist leider oft zu beobachten. Letzte Woche beispielsweise am Beispiel des „Bananen-Kartells” – die Branchenriesen Dole und Weichert (Del Monte) müssen nach einer von der EU-Kommission verhängten Strafe ca. 60 Mio Euro zahlen, weil sie ihre Preise in der EU untereinander abgestimmt hatten. Chiquita, der dritte im Bunde, ging als Kronzeuge straffrei aus…

Die drei US-Unternehmen Chiquita, Dole und Del Monte kontrollieren im Wesentlichen den Bananen-Welthandel.

Alle drei Unternehmen wurden und werden oft für ihre Firmenpolitik kritisiert – im „Schwarzbuch Markenfirmen” werden Dole, Del Monte und Chiquita mit jeweils einer eigenen Doppelseite „gewürdigt”, auf der Vorwürfe wie Ausbeutung von Plantagenarbeitern, Einsatz von gefährlichen Pflanzengiften und Kinderarbeit erhoben und belegt werden.

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