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Die Krake des Kommerz: Immer mehr Unternehmen bezahlen Blogger für geschönte Beiträge

wwwDie Glaubwürdigkeit und Freiheit des Internets ist seit jeher verschiedensten Gefahren und Angriffen ausgesetzt – neben den bekannten Ansinnen der Zensur und Sperre von missliebigen Websites zersetzt auch die fortschreitende Kommerzialisierung immer mehr den virtuellen Raum und zerstört die Werbefreiheit und damit auch Unabhängigkeit von Weblogs und Portalen. Mittlerweile werden ja beispielsweise auch bei Youtube Reklamebotschaften in einige Videos eingeblendet, und Myspace (seit jeher eine Werbeschleuder) nervt einen nach der Anmeldung nicht selten mit ganzflächiger Firmenpropaganda, zusätzlich zu dem sonstigen lästigen Bannergeblinke. „www“ steht bei solchen Seiten wohl für „weltweite Werbung“…

Besonders perfide ist die Strategie von manchen Firmen, sich die Glaubwürdigkeit, die Blogger durch ihr Schreiben erlangt haben, zu erkaufen und sie dafür zu bezahlen, geschönte Produktbeschreibungen und -lobpreisungen zu verfassen und im Web zu verbreiten. [via Grilleau] Pressetext.at berichtet aktuell über die derzeitige Entwicklung in den USA:

Einem aktuellen Bericht des Wall Street Journals zufolge hat diese Praxis in den Vereinigten Staaten inzwischen ein derartiges Ausmaß erreicht, dass die “Blogosphäre” um ihre Reputation bangt und die Federal Trade Commission (FTC) laut über die Einführung eigener Richtlinien nachdenkt, die Missbrauchsversuche verhindern sollen.

(…) “Im Gegensatz zum Internet haben Produktreviews in Magazinen oft das Problem, dass sie nicht als vollkommen objektiv angesehen werden. Bei User-generiertem Content ist die Gefahr, dass sich ein Autor eines Testberichts vom Hersteller kaufen lässt, nicht in dem Ausmaß gegeben”, erklärt der Brandflow-Geschäftsführer. Mit der Vorstellung, dass das Internet ein geschützter Bereich der Authentizität sei, könne es aber bereits in einigen wenigen Jahren vorbei sein. “Die Unternehmen versuchen immer stärker, diese Glaubwürdigkeitsbarriere zu durchbrechen und Meinungen, die online verbreitet werden, bewusst zu manipulieren”, betont Hübner.

Siehe dazu auch den Artikel in der Business WeekThe FTC takes on paid posts – The Federal Trade Commission wants bloggers to disclose when they’ve been wooed with cash or freebies from companies they cover“.

Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch an die Marketingabteilungen der Konzerne, die in ihrem Bestreben, auch noch den hintersten Winkel des Planeten durchzukommerzialisieren und jeden Menschen zu korrumpieren, offenbar niemals Ruhe geben. Übrigens habe ich auch schon zwei Anfragen von solchen PR-Leuten bekommen, die mir großzügig anboten, kostenlos einen Artikel für meinen Blog zu schreiben, wenn sie darin auf ihre kommerziellen Websites bzw. offenbar die von Kunden (z.B. ein Onlineshop) verweisen dürften. Das habe ich natürlich dankend abgelehnt.

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Subvertise

Hier eine kleine Anregung für alle Leser, sich doch mal wieder das Recht herauszunehmen, auf Reklame adäquat zu antworten. Adbusting bzw. Subvertising heißt das Zauberwort!

(Leider habe ich den Clip nur mit diesen etwas nervigen Untertiteln gefunden… Und www.subvertise.org hat inzwischen übrigens das Zeitliche gesegnet, schade.)

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Schönheitswahn und Körperkult…

… passend kommentiert von der Adbusters Media Foundation – das kranke Schönheitsideal, das durch Reklame und Medien sowie der Modebranche propagiert wird, gehört auch zu einem der wichtigen Angriffspunkte der Culture Jammer um Kalle Lasn (zusammen mit der Tabak- und Alkoholindustrie):

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Weise Worte (8)

Die Werte, die heute unser Leben bestimmen, sind ökonomische Werte, keine demokratischen Werte. Unser System wird vor allem definiert durch die Gesetze und Regelungen, die wir als Angestellte, Kunden und Konsumenten erfüllen. PR-Firmen sind selbst Unternehmen, die existieren, um die Propaganda-Interessen ihrer Kunden zu vertreten. Und wie jeder weiß, der für ein Unternehmen tätig ist, gibt es am Arbeitsplatz keine Demokratie. Genauso wenig wie in Washington und in den Hauptstädten der Bundesstaaten, wo die Partikularinteressen der Unternehmen die politischen Geldbörsen kontrollieren, die Kandidaten ins Amt bringen und sie dort halten.

PR existiert, um die nötigen Illusionen zu erzeugen, um die Lücke zwischen dem Traum von Amerika und der Realität der amerikanischen Gesellschaft zu überbrücken.

John Stauber & Sheldon Rampton, Giftmüll macht schlank (1995/2006)

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Unfreiwillige Komik der Telekom

Zufällig stieß ich neulich im Netz auf diese Reklameeinblendung der Telekom, die vor dem Hintergrund der diversen Datenschutzskandale rund um dieses Unternehmen einer gewissen unfreiwilligen Komik nicht entbehrt, wie ich finde. :-)

telekom-werbung

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The Bubble Project

bubbeproject-ibmBei meinen Recherchen zu meinem Adbusting-Vortrag, fiel mir wieder auf, wie vielfältig und abwechslungsreich Culture Jamming und kreativer Protest weltweit doch  stattfindet. Bei den Popnutten stieß ich beispielsweise auf diese tolle (wenn auch schon etwas ältere) Aktion – The Bubble Project. Initiiert vom amerikanischen Künstler Ji Lee, der es leid war, immer nur die Einbahnstraßen-Kommunikation der Werbung zu erleben, und statt dessen auf die Idee verfiel, 15.000 leere Sprechblasen auszudrucken und in ganz New York an Plakatwände etc. zu kleben, so dass die Passanten endlich die Möglichkeit hatten, auf die Reklame zu reagieren. Er dokumentierte dies am Ende als eine eigenständige Kunstaktion – aber auf seiner Seite gibt es die Schablonen für die Sprechblasen zum Herunterladen, so dass jeder von uns losgehen und in seiner Stadt mal für ein wenig mehr Mitspracherecht sorgen kann. Es bietet sich sicherlich auch an, vielleicht schon ein paar fertige markige Sprüche auf besonders nervige Logos und Plakate zu platzieren, zum Amüsement der vorbeigehenden Menschen und zur Lächerlichmachung der manipulativen Werbeaussagen und der aufdringlichen Markenpräsentationen.

Our communal spaces are being overrun with ads. Train stations, streets, squares, busses, and subways now scream one message after another at us. Once considered “public”, these spaces are increasingly being seized by corporations to propagate their messages solely in the interest of profit. Armed with heavy budgets, their marketing tactics are becoming more and more aggressive and manipulative. We the public, are both target and victim of this media attack.

The Bubble Project is the counterattack. The Bubbles are the ammunition. Once placed on ads, these stickers transform the corporate monologue into an open dialogue. They encourage anyone to fill them in with any form of self expression, free from censorship. More bubbles mean more freed spaces, more sharing of personal thoughts, more reactions to current events, and most importantly, more imagination and fun.

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Veranstaltungstipp für Kiel – Marketing und Manipulation

vizaNoch ein kleiner Veranstaltungstipp in eigener Sache – am morgigen Mittwoch, den 22.4., werde ich im Rahmen eines Attac-Plenums einen kleinen Vortrag zum Thema Adbusting und Culture Jamming halten. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr in der Pumpe, Haßstr. 22, Kiel, Eintritt ist (wie bei jedem thematischen Attac-Plenum) natürlich frei. (Der genaue Raum steht noch nicht fest; es wird vermutlich in einem der Räume im ersten Stock, neben dem Kino, stattfinden.)

Marketing und Manipulation –
wie wir uns gegen Konsumterror und Bewußtseinsmanipulation wehren können.

Marketing, Medien und Machtstrukturen – Wiebke
Handlungsmöglichkeiten am Beispiel von Adbusting – Peter

Adbusting
ad – advertisement (Werbung, Anzeige)
to bust – auffliegen lassen, kaputtmachen
Adbusting ist die Untergrabung der Werbeindustrie mit ihren eigenen Mitteln

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Werbung gegen Realität, Teil 12: Yogurette

bild-7„Ja, die Yogurette, die schmeckt so himmlich joghurt-leicht“, tralala. Wer kennt ihn nicht, diesen grenzdebilen Singsang aus dem Fernsehen, mit dem Ferrero seit Jahren (Jahrzehnten?) ihre Erdbeer-Joghurt-Schokolade bewerben und sie in den Rang einer natürlich-leckeren, sportlich-aktiven und damit eigentlich gesunden Schleckerei zu erheben versuchen. Sicher sind auch schon Millionen Gutgläubiger auf diesen Reklameschmarrn reingefallen – denn mit der Realität hat das Image dieses Produkt leider nur wenig zu tun. Tatsächlich ist dies mal wieder ein sehr „schönes“ Beispiel dafür, wie Werbung funktioniert und den Verbraucher in die Irre führen soll. Auf die Idee, zu suggerieren, dass man durch das Verzehren gezuckerter Produkte etwas für seinen Körper, für seine Fitness gar täte, muss man auch erst einmal kommen, Hut ab vor dieser Dreistigkeit der Marketingabteilung.

Die Foodwatch-Initiative Abgespeist hat sich dieses Treiben nun lange genug mit angesehen und zerlegt die Reklameversprechen von Ferrero aktuell gerade in ihre Einzelteile. So erfahren wir, dass Yogurette mehr Kalorien und Fett enthält als eine normale Vollmilchschokolade, der Käufer darüber auf der Packung aber gar nicht aufgeklärt wird. Nur über den Nährwert von Erdbeeren, von denen in dieser Schokolade sicherlich bestenfalls Spurenelemente enthalten sein dürften, lässt sich der Hersteller hier aus. Genauer gesagt besteht die Yogurette zu 5.5% aus Erdbeergranulat, eine Mischung aus Zucker, Fett und etwas Erdbeerpulver. Lecker, was? Gesunde Nahrung sieht natürlich anders aus, und wer tatsächlich glaubt, sich mit dem Verzehr dieses Produkts etwas Gutes zu tun, befindet sich ganz schön auf dem Holzweg. Alles weitere erfahrt ihr auf der entsprechenden Seite von Abgespeist, dort kann man dem Hersteller auch mit einem vorbereiteten E-Mail-Formular seine Meinung zu dieser Irreführung geigen.

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Der gute Konsument

Sicherlich fragt sich so mancher, wie man es schafft, ein wirklich guter Konsument zu sein oder zu werden, einer, der das System stabilisiert und unsere Wirtschaft voran treibt. Die wichtigsten Grundregeln hat der Brite Neil Boorman (u.a. Autor des Buches „Good bye Logo“) in seinem lehrreichen Film The Good Consumer zusammengefasst. Ich bitte höflichst, sich an die dort vorgestellten Regeln zukünftig strikt zu halten, denn in unserer Gesellschaft gilt schließlich das Motto: Ich konsumiere, also bin ich. Film ab:

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Ads’r’us

Kleiner Tipp für den Wochenendausflug – raus aufs Land, zum nächsten ausschließlich der Werbung gewidmeten Themenpark! Dies ist jedenfalls die Idee der Schweizer Christian Hänggi und Markus Truninger, bekannt von ihrer Initiative IG Plakat | Raum | Gesellschaft, die sie in ihrem computeranimierten Film darbieten. Sie fußt auf der Aussage des Werbers Howard L. Gossage (1917–1969):

«Ich schlage einen Plan zur Errichtung von Werbeparks vor; Freiluft-Museen mit Hunderten von Plakaten in geschmackvoller Umgebung, wo Liebhaber schmökern können wie ihr Herz begehrt. Diese sollen weitab der Autostrassen und störendem Verkehrslärm liegen.»

Das wäre wirklich eine schöne Sache, denn dann wäre der ganze Reklamequatsch aus den Städten und dem Sichtfeld der meisten Menschen verbannt. :-)

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