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Lagerfeld zündet Autos an – und weitere Adbusts

Ich hatte Euch ja vorletzte Woche noch einen weiteren Beitrag zum Thema Adbusting versprochen – hier ist er nun, mit einigen (halbwegs) aktuellen Beispielen aus der weiten Welt des Widerstands gegen den Reklameunsinn. Beginnen möchte ich mit einem schönen Werk aus Berlin, bei dem eine der vielen sinnfreien Autoreklameplakate dran glauben musste – „Adbusting: Lagerfeld fackelt Autos ab“, wie bigberlinbullshit berichtet:

Autoabfackeln genial gemacht: Teile des Großflächenplakats ausgeschnitten und abgelöst und dann versetzt wieder draufgeklebt. Dazu ein bisschen Rauch mit Sprühdose. Und wunderschön: Karl Lagerfeld mit Molotov-Cocktail. So gerade gesehen in Berlin-Prenzlauerberg.

Und gleich nochmal Berlin – ein feines BILD-Busting – „Bildzeitung Adbusting“:

Fotokiosk Hamburg präsentiert uns ein gelungenes Werk, das sich gegen American Apparel richtet; der blutige Zombie-Look des Models sieht schön gruselig aus – „Adbusting Hamburg“:

Adbusting ist die Verfremdung von Außenwerbung im öffentlichen Raum. Dabei werden meist Werbeplakate wie hier an der Hamburger S-Bahn-Station Sternschanze vom Künstler Lobo so umgestaltet, dass sich eine neue, in der Regel konsum- und markenkritische Botschaft ergibt. Oft reicht eine kleine aber ausdruckskräftige Veränderung an bekannten Slogans, Logos und Werbekampagnen, um die Botschaft ins rechte Licht zu rücken.
Werbung ist überall. Durch Adbusting-Aktionen wird beklagt, dass es kaum noch Lebensbereiche gibt, in denen man sich Werbung entziehen könne. Diese Werbebotschaften spielen uns ein bestimmtes Leben vor und diktieren, auf dem Weg zur Arbeit, am Wochenende, im Urlaub, was wir kaufen müssen, um glücklich zu sein. Eine Message hinter den Aktionen lautet daher stets: ‘Werbung lügt!’
Das Faszinierende am Adbusting ist, das es wirkt. Hier werden vor allem Großkonzerne mit ihren eigenen markenpolitischen Waffen geschlagen. Werbung, die bereits teuer von ihnen entwickelt und umgesetzt wurde, kann man mittels Adbusting einfach, kreativ, ausdrucksstark und vor allem kostengünstig verändern.

Stenographique liefert uns gleich einen kompletten Artikel mit mehreren Adbustings, u.a. auch hier schon genannten – „Kreativität vs. Kommerz: Adbusting erobert die Innenstädte“:

(…) Wenn sie wenigstens kreativ, lustig oder ästhetisch wäre… Doch die meisten werbetreibenden Unternehmen setzen bei der Outdoor-Werbung (auch: Out-of-Home-Media) schlicht auf Reichweite in allerfeinster Holzhammer-Manier und brüllen uns mit abstrus-sinnbefreiten Plakaten auf Schritt und Tritt an (“Jetzt NEU! Jetzt KAUFEN”). Doch wie bei jeder Entwicklung gibt es auch bei der Außenwerbung einen Tipping-Point, ab dem das Ausmaß der visuellen Beschallung als unerträglich wahrgenommen wird und sich eine Gegenbewegung formiert: Adbusting. (…)

(…) Mit der aktuellen “Maybe”-Kampagne für Malboro hat uns die Agentur Leo Burnett aus Frankfurt lange mit weißen Plakaten angeteasert, auf denen nichts als “Maybe” stand. Nach der Auflösung folgten verschiedene Motive mit erhellenden Eventualitäten wie “MAYBE will never be her own boss” oder “MAYBE goes nowhere”. Eine leicht zu kopierende Schrift, ein modularer Aufbau der Kampagne und ein nicht unumstrittenes Produkt – die Plakate schrien ja geradezu nach Adbusting. Volkes Stimme tut nun kund: “Maybe you should go fuck yourself” und legt den Finger genau in die Wunde der auflagengebeutelten Kippenkönige. Das ist kreativ, das leuchtet ein, das amüsiert – ein Paradebeispiel für gelungenes Adbusting. (…)

Und sogar bis in die seriöse Mainstreampresse hat es das Thema der Verfremdung von Reklame und Logos gebracht – die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Endlich ehrliche Werbung“ und zeigt ein paar hübsche Beispiele des schwedischen Künstlers Viktor Hertz.

Logos bekannter Marken wollen viel ausdrücken, doch sie sagen meistens nur die halbe Wahrheit. Der schwedische Künstler Viktor Hertz verfremdet in seiner grafischen Serie “Honest Logos” weltweit bekannte Schriftzüge. Dafür spielt er ironisch mit den Erwartungen und Illusionen, die Marken transportieren. Herausgekommen sind Vorschläge, wie die großen Konzerne eigentlich heißen sollten.

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Für ein Recht auf Stadt – der Kampf gegen Immobilienhaie und Gentrifizierung

In den digitalen Spartenkanälen der öffentlich-rechtlichen Sendern finden zum Teil wirklich interessante Sendungen ihren Platz. Beispielsweise die relativ neue Reihe „Ulrich protestiert“ auf ZDFinfo, in der der Journalist Wolf-Christian Ulrich aktuellen Protestformen und Widerständen der Menschen gegen diverses Unrecht auf den Grund geht. In der ersten Folge (die letztes Jahr ausgestrahlt wurde) ging es zum Beispiel um das Thema Gentrifizierung, die vor allem in großen Metropolen wie Hamburg dazu führt, dass immer mehr ursprüngliche Viertel zu Eigentumswohnungen oder Bürokomplexen umgerüstet werden und so ihren ursprünglichen Charme verlieren. Mit der Folge, dass viele Bürger aus den einstmals attraktiven Wohnlagen vertrieben werden, weil sie sie sich nicht mehr leisten können. Logisch, dass sich hier vermehrt Protest regt, wie man in „Für ein Recht auf Stadt“ sieht – sehr schön!

Kampf um den Hamburger Kiez. Nach und nach verlassen alteingesessene St. Paulianer den Stadtteil. Der Grund: Luxusbauten, Bürogebäude und teure Mieten verändern den Kiez und damit auch seine Bewohner. Doch die wollen sich nicht vertreiben lassen und kämpfen für ein Recht auf Stadt. In “Ulrich protestiert” taucht Wolf-Christian Ulrich ein in die Protestkultur. Er trifft Menschen, die sich einmischen, fragt nach ihren Motiven und verfolgt die Misstände, auf die sie hinweisen.

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Adbusting in Paris, London und Berlin – Kampf gegen den Reklamewahnsinn

So, wie schon angekündigt werde ich mich diese Woche mal vorrangig ums Adbusting, also das Richtigstellen von verlogener und irreführender Reklame kümmern. Heute will ich dabei aufs bewegte Bild setzen – zum einen gibt es eine schöne Aktion aus Berlin zu zeigen, wie blogbuzzter berichtet: „Russenkälte in Berlin – Pullis fürs Porno-Plakat“:

Auch Arte hat sich in den letzten Monaten einige Male um das Thema Street-Art und Adbusting gekümmert, was mich natürlich freut, denn reklamefeindliche Aktionen sind im Fernsehen ja nicht gerade übermäßig prominent zu bewundern (schließlich wollen sich die Medientreibenden nicht ins eigene Standbein schießen). Da wäre zunächst „Kunst gegen Konsum – Adbuster Eyesaw“:

Im Dunkel der Londoner Nächte macht sich Streetartist Eyesaw an Werbeplakaten zu schaffen. Sein Auftrag ist nicht nur die Zerstörung von aufdringlicher Shoppingpropaganda, sondern auch deren künstlerische Umgestaltung.

Der zweite Arte-Beitrag heißt „Adbusting in Paris“:

ThomThom und FKDL  – zwei Urban Artists, die ein Medium für ihre Aktionen gewählt haben: Werbung.  Aus ebenso aufdringlicher wie oberflächlicher Reklame machen sie wirkliche Kunst. Dürfen sie das?

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Öffentlichkeit unerwünscht – ethecon kritisiert Blockadehaltung von TEPCO

Heute übernehme ich mal einen Artikel des Kritischen Netzwerks – es geht, gut ein Jahr nach der Atomkatastrophe von Fukushima (die hierzulande fast schon wieder in Vergessenheit geraten ist, wie es eben in einer schnelllebigen Mediengesellschaft so passiert) um TEPCO, den Betreiber des havarierten Kraftwerks. Wie alle großen Konzerne geht es im primär ums eigene Wohl bzw. das der Aktionäre. Risiken und Nebenwirkungen für die restliche Bevölkerung sind egal.

Mehr als ein Jahr nach der Katastrophe von Fukushima hat der atomare Super-GAU noch immer keine ernsthaften Konsequenzen für die Verantwortlichen des Betreiberkonzerns TEPCO gehabt. Der Form halber wurden ein paar Manager ausgetauscht, von strafrechtlichen Konsequenzen ist jedoch nach wie vor keine Rede. Nun versucht der Konzern sogar, das Datum seiner anstehenden Aktionärsversammlung geheim zu halten – offenkundig, um Proteste zu erschweren.

In den vergangenen Jahren hat der TEPCO-Konzern seine Hauptversammlung regelmäßig Ende Juni veranstaltet. Im letzten Jahr fand sie am 28. Juni statt. 2011 stand die Hauptversammlung im Zeichen massiver öffentlicher Proteste. Diese sollen in 2012 offenbar weitestgehend verunmöglicht werden. TEPCO hatte zunächst den genauen HV-Termin noch nicht bekannt gegeben. Auf direkte Nachfrage von ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie hat die Presse-Abteilung des Konzerns behauptet, es stünde noch nicht fest, ob und wann die Hauptversammlung stattfinde. Nach Recherche von ethecon sind selbst internationale Banken nicht über den genauen HV-Termin informiert.

Dass es sich dabei um eine gezielte Desinformation handelt, wird daran deutlich, dass japanische Großaktionäre ganz offensichtlich weiterhin davon ausgehen, dass die HV Ende Juni stattfindet (Quelle: CleanBiz Asia). Einige wollen zu diesem Zeitpunkt eine Vielzahl von Forderungen an das Management von TEPCO stellen, in denen es unter anderem um Einsparungen und mehr Transparenz im Management geht (Quelle: Japan Times). Außerdem ist die Rede von einer Verstaatlichung. Voraussichtlich im Juli soll TEPCO eine Billion Yen (12 Milliarden Dollar) an Staatshilfen erhalten. Im Gegenzug erhält die Regierung Aktien, die nicht frei am Markt gehandelt werden und mehr als 50 Prozent der Stimmrechte ausmachen (Quelle: Nikkei.com).

„Das Verhalten von TEPCO ist ein internationaler Skandal“, so ethecon-Vorstand Axel Köhler-Schnura. „Selbst die Banken, bei denen wir nachgefragt haben, bestätigen, dass sie so etwas noch nicht erlebt haben.“ Es entstehe der Eindruck, dass TEPCO KleinanlegerInnen und Medien nicht bei der HV haben wolle. Und vor allem, dass die von zahlreichen japanischen und anderen Organisationen – auch von ethecon – angekündigten Proteste zur TEPCO-HV in die Irre geführt werden sollen.

Die Stiftung ethecon hat im vergangenen November den Vorstandsvorsitzenden Tsunehisa Katsumata, den ehemaligen Konzernpräsidenten Masataka Shimizu und den gegenwärtigen Präsidenten Toshio Nishizawa sowie die GroßaktionärInnen des Energieversorgungs-Konzerns TEPCO mit dem Internationalen ethecon Black Planet Award 2011 an den Pranger gestellt. Es ist geplant, den Schmähpreis im Rahmen internationaler Aktionen am 27. Juni 2012 in Japan den Geschmähten in Tokyo zu übergeben.

Die ausführliche Begründung für die Verleihung des Internationalen Black Planet Award 2011 finden Sie im Dossier über die TEPCO-Verantwortlichen im Downloadbereich der Webseite www.ethecon.org, eine Kurzfassung im Offenen Brief. Darin fordert ethecon die Haftung der Großaktionäre und die Bestrafung der Entscheidungsträger des Energiekonzerns. Diese trafen aus reinen Profit-Gründen Fehlentscheidungen, ohne die es gar nicht erst zu der Nuklearkatastrophe hätte kommen können.

Die Stiftung ethecon ist vor allem durch die jährliche Vergabe ihrer Internationalen ethecon Blue bzw. Black Planet Awards in Berlin bekannt. Mit den Positivpreisen hat ethecon in den vergangenen Jahren Diane Wilson/USA (2006), Vandana Shiva/Indien (2007), José Abreu und Hugo Chávez/Venezuela (2008), Uri Avnery/Israel (2009), Elias Bierdel/Österreich (2010) sowie Angela Davis/USA (2011) ausgezeichnet. Die Schmähpreise gingen bisher an die EigentümerInnen bzw. AktionärInnen und das verantwortliche Management der Konzerne Monsanto/USA (2006), Nestlé/Schweiz (2007), Blackwater (Xe)/USA (2008), Formosa Plastics Group/Taiwan (2009), BP/Großbritannien (2010) und Tepco/Japan (2011).

ethecon ist im Gegensatz zu den vielen Konzern-, Familien-, Kirchen-, Partei- und Staatsstiftungen eine der wenigen Stiftungen „von unten“, die sich mit ihren derzeit 30 ZustifterInnen und dem Leitmotiv „Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!“ in der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen sieht. Die noch junge Stiftung finanziert sich über Zustiftungen, Spenden und Fördermitgliedschaften.

http://www.ethecon.org

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Die Occupy-Bewegung in Deutschland

Auch wenn die sog. Occupy-Bewegung mittlerweile wieder aus den Medien verschwunden ist und die mancherorts geschürten Hoffnungen, dass sie der Keim für eine globale Revolution oder doch zumindest Umwälzung sei, sich so nicht erfüllten, war und ist sie doch zum ersten Mal seit langem ein global auftretender Widerstand gegen die Macht des Finanzsystems und seine Folgen für die Gesellschaften. Die Für eine besser Welt-Website hat nun eine eigene Dokumentation über die deutsche Occupy-Bewegung gedreht – „Occupy me! Der Film“.

Was bis­her geschah…
Wie kam es eigent­lich zu dem Film? Im Okto­ber – als es in vie­len deut­schen Städ­ten zu Aktio­nen kam, Zelt­plätze errich­tet wur­den und Demos für eine gerech­tere Welt statt­fan­den – frag­ten wir uns: Was genau geschieht hier in Deutsch­land? Also mach­ten wir uns auf die Reise, um mehr zu erfah­ren. Wir woll­ten wissen:

Wo wird gezel­tet? Was hof­fen und orga­ni­sie­ren die Akti­vis­ten? Also besuch­ten wir die Städte , , Leip­zig, , Frank­furt, und , um die Men­schen vor Ort zu befra­gen: Was wollt Ihr bewe­gen? Wel­che Ideen, Vor­stel­lun­gen, Wün­sche und Träume habt Ihr? Natür­lich: Es würde keine fer­ti­gen Kon­zepte oder Lösun­gen für die Pro­bleme der Welt geben – den­noch hoff­ten wir hof­fen auf unse­rer Reise durch den „Deut­schen Herbst“ auch Ant­wor­ten zu fin­den. Und das haben wir…

Wozu das Ganze? Nun, zum einen, weil wir als Jour­na­lis­ten eben neu­gie­rig sind. Zum ande­ren aber haben wir unsere Reise, unsere Gesprä­che, unsere Ein­drü­cke und Gedan­ken mit der Kamera doku­men­tiert und dar­aus einen Film gemacht. So kön­nen wir nun die Ideen, Uto­pien und Pläne für eine auch ande­ren zei­gen und sie dafür viel­leicht begeistern…

Ach ja – wer wir eigent­lich sind? Falls ihr das noch nicht wisst, könnt ihr hier unsere Mis­sion lesen. Hier erfahrt ihr mehr über die Auto­ren.

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Occupy – Die globale Rebellion

Ich setze meinen kleinen Blogschreibsabbat heute mit einem weiteren Film fort, in dem sich das ORF mit der Occupy-Bewegung befasst – immerhin eine halbe Stunde Sendezeit über Kritik und Widerstand am System, und das in einem staatlichen Fernsehsender!

Occupy Wall Street (englisch für Besetzt die Wall Street; abgekürzt auch OWS) ist eine Protestaktion, bei der seit dem 17. September 2011 der Zuccotti Park in Lower Manhattan in New York City von Demonstranten besetzt und in Liberty Plaza umbenannt wurde und der Beginn einer Occupy-Wall-Street-Bewegung, nach deren Vorbild weltweit ähnliche Aktionen in zahlreichen Städten ins Leben gerufen wurden bzw. Zusammenschlüsse von Menschen (Occupy-Bewegung) entstanden (siehe auch Graswurzelbewegung), die ähnliche Ziele wie OWS verfolgen.

Die Bewegung prangert die soziale Ungleichheit in den Vereinigten Staaten an und sieht in sich die 99 Prozent der Bevölkerung, „die nicht länger die Gier und Korruption von 1 Prozent der Bevölkerung hinnehmen wird“. Die Kritik richtet sich gegen einen zu starken Einfluss der reichsten Amerikaner auf die Politik und Gesetzgebung (sogenannte Plutokratie) sowie eine zu banken- und wirtschaftsfreundliche Politik. Durch eine friedliche, längerfristige Besetzung der Wall Street sollen entsprechende politische Änderungen bewirkt werden.

Zu den Protesten hatte das konsumkritische kanadische Magazin Adbusters im Juli 2011 aufgerufen. Es nannte ausdrücklich den Arabischen Frühling, insbesondere die Besetzung des Tahrir-Platzes in Ägypten, als Vorbild. Von der Website fand die Idee ihren Weg in verschiedene linke Foren und es entstand das Twitter-Forum „Occupy Wall Street“.

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Surftipp: Destructables – Anleitungen zum Widerspruch

Vielleicht erinnert sich ja noch der eine oder andere Leser meines Blogs an meinen Surftipp Centennial Society, in dem ich das umfassende Adbusting/Culture Jamming-Websiteprojekt von Packard Jennings vorstellte. Nun hat Jennings eine neue Seite am Start, die sich mit der gleichen Thematik befasst, also kreativem Widerstand gegen herrschendes Unrecht, passende Antworten auf Reklame- und Marketingzumutungen uvm. Es nennt sich Destructables und ist eine „Do-It-Yourself-Website für Projekte des Protests und kreativen Widerspruchs“ – und passt somit natürlich perfekt in den Konsumpf. Folgendes schreibt der Autor über sein neues Webprojekt (ich übersetze den Text mal eben aus dem Englischen):

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11.11.11 – Die zweite Welle – Join the Revolution

So ein bisschen ist sie momentan wieder aus dem Fokus der medialen Beachtung entschwunden, die #Occupy-Bewegung und der Widerstand gegen Finanzsystem und Bankenrettungen. Aber natürlich gibt es keinen Grund, nun bereits wieder die Hände in den Schoß zu legen, da sich an den Prämissen unseres Systems seither nichts wirklich verändert hat (auch wenn man die Fordungen nach einer Finanztransaktionssteuer mancher Politiker wie auch kritische Töne zu Rettungsschirmen mit Steuergeldern und generell lauter werdende Kritik an dem Gebaren der Finanzwelt u.ä. als kleinen Schritt in die richtige Richtung werten könnte).

Aus diesem Grund wird es auch in dieser Woche wieder Aktionen rund um den Globus geben, und auch hierzulande wird man wieder aktiv. Ich lege Euch in diesem Zusammenhang Florian Hauschildts Aufruf im Babyhambler-Blog ans Herz, in dem er auch einige grundlegende Gedanken zur medialisierten Öffentlichkeit und – ganz im Sinne von Debords Gesellschaft des Spektakels und der Prämisse, dass etwas nur Beachtung verdient, wenn es permanent weitere Superlative („größer“, „schneller“, „gefährlicher“…) gebiert – der damit einhergehenden Erwartung immer neuer Rekord-Demonstrationen etc. beschreibt – „11.11.11 – Die zweite Welle. Warum wir demonstrieren“. Letztlich wird es natürlich schon darauf ankommen, dass immer mehr Menschen mit diesen Protesten erreicht werden, so dass auch ein entsprechender sog. „Druck von der Straße“ her entsteht und auch, um eine möglichst breite Basis für weitere Forderungen zu haben. Je mehr der Widerstand wächst, desto schwieriger wird es werden, ihn zu ignorieren oder klein zu reden. Von daher sind die Occupy-Proteste wirklich hoffnungsvoll stimmende Bewegungen und vielleicht wirklich der Anfang zu einem Umdenken und Umhandeln in der westlichen Welt.

Aber hier nun Florian Hauschildts Artikel:

Der 15. Oktober 2011 hat etwas verändert. Seit diesem Tag hört man niemanden mehr sagen: „In Deutschland geht sowieso keiner auf die Straße“. Doch nicht nur in Deutschland, weltweit zeigten wir am 15. Oktober 2011, dass wir mit den bisherigen gesellschaftlichen Spielregeln nicht mehr einverstanden sind; dass wir eben jene Spielregeln neu formulieren wollen. Hierfür sollten wir auch weiterhin auf die Straße gehen. Am 11.11.11 wird weltweit erneut demonstriert. Auch am Folgetag finden bundesweite Aktionen statt.

Doch gilt es sich zunächst frei zu machen von Erwartungshaltungen, von den eigenen, wie auch von jenen, die uns nun auch „von außen“ erreichen. Wir müssen niemandem etwas beweisen. Auch nicht „den Medien“, wie es so schön heißt. Denn eigentlich gibt es sie so gar nicht, „die Medien“. Es gibt nur schreibende Menschen und unter jenen die für größere Blätter schreiben, haben einige längst erkannt, dass sie auch Teil von „uns“ sind, wie etwa Klaus Raabs überragender Beitrag im Freitag zeigt. „Den Medien“ etwas beweisen zu wollen ist in etwa so absurd wie „die Märkte“ beruhigen zu wollen.

Es sollte nicht unser Ziel sein, nun von Demonstration zu Demonstration immer größere Menschenmassen auf den Straßen zu präsentieren. Zumal uns für den kommenden Demo-Termin nur weniger als ein Monat Mobilisierungszeit zur Verfügung stand. Und ohnehin gilt: Früher oder später wird sowieso jeder aufwachen (müssen).

Wir sollten aber dennoch so viele Menschen wie möglich für den 11.11.11 mobilisieren – ganz einfach um zusammenzukommen. Demonstrationen sind ein kommunikativer Akt. Als Nicht-Organisation nutzen wir Demonstrationen in erster Linie um unsere Botschaften in das mediale Netz einzuspeisen. Wir versorgen Pressevertreter mit Informationen, die entweder unsere eigenen Anliegen widerspiegeln oder einem Konsens entsprechen, der bereits erarbeitet wurde. Wir zeigen außerdem den noch desinteressierten Passanten, die zufällig unseren Weg kreuzen, dass auch weiterhin Menschen in Deutschland auf die Straße gehen – und vor allem: Wir vernetzen uns untereinander. Wir lernen uns kennen, erzählen uns von unseren Sorgen, Nöten, Ansichten, Hoffnungen, tauschen Ideen aus, haben Spaß.

Dass wir auf dem richtigen Weg sind zeigen beispielsweise die Debattenbeiträge bedeutender Intellektueller, die sich in letzter Zeit wieder verstärkt zu Wort melden. Im besonderen Maße soll hier auf Jürgen Habermas und Slavoj Žižek verwiesen werden, die im oft etwas unübersichtlichen Informationsdschungel Orientierung bieten.

Wie Žižek richtigerweise anmerkt: „Man sollte in dieser Phase der Versuchung widerstehen, die Energie der Proteste auf die Schnelle in eine Reihe „konkreter“ Forderungen zu übersetzen.“ Aber dennoch gibt es natürlich einige Gründe, auch am 11.11.11 wieder Präsenz zu zeigen. Diese können unter anderem sein:

–         Für echte Demokratie
–         Gegen Finanzmarkkapitalismus/Finanzmarktdiktatur
–         Für ein nachhaltiges Wirtschaftssystem
–         Gegen die Monopolisierung von Macht, Vermögen, Information, etc.
–         Für ein demokratisches Geldsystem

–         Gegen Krieg

–         Für nachhaltige Energiegewinnung
–         Gegen die Missachtung demokratischer Verfahren durch die Bundesregierung und die EU

–         Für Solidarität mit unseren Brüdern uns Schwestern in Griechenland, in Europa, in der Welt
–         Gegen die Macht der Banken und Konzerne
–         Für eine konsensorientierte Form der politischen Entscheidungsfindung

–         Gegen polizei- und überwachungsstaatliche Maßnahmen

–         Für dezentrale Strukturen

–         Gegen die Enteignung der öffentlichen Haushalte
–         Für ein bedingungsloses, globales Grundeinkommen

–         Für bedingungslose Meinungs- und Versammlungsfreiheit
–         Für Frieden – weltweit!

Des Weiteren sollten wir die Demonstration zum erweiterten Informationsaustausch nutzen: Gründet Blogs, macht diese bekannt, gestaltet Flyer, die eure Projekte und AGs beschreiben, verteilt links, etc. Ebenfalls ist es sinnvoll in Gesprächen bereits auf den 15. Januar 2012 hinzuweisen.  Auch an diesem Tag soll wieder weltweit demonstriert werden.

Uns bleibt etwas weniger als eine Woche. Versuchen wir so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Es ist Deine Stimme, die zählt!

Dieser Artikel kann nach belieben kopiert, gespiegelt und verbreitet werden.

Mobilisierungstipps:

http://www.facebook.com/note.php?note_id=111566558953494

Bisherige Demo-Termine im deutschsprachigen Raum, 11.11.11:

– Berlin: 11:00 Uhr, Vorplatz der Humboldt-Universität, https://www.facebook.com/event.php?eid=255836344467828

– Berlin: 18:00 Uhr, Lustgarten, https://www.facebook.com/event.php?eid=190927017649969

– Bremen: 15:00-19:00 Uhr, Domshof, https://www.facebook.com

-Düsseldorf: 18 Uhr, Graf-Adolf-Platz,
http://www.facebook.com/event.php?eid=170392859719950

– Frankfurt: 17:00 – 21:00 http://www.facebook.com/event.php?eid=286897531330437

– Köln: 10:00 – 23:30 Uhr, Dreh- und Angelpunkt: Chlodwigplatz. https://www.facebook.com/pages/Occupy-Cologne/310588702290114?sk=wall#!/event.php?eid=263689723674571

– München: 15:00-17:00 Uhr, Odeonsplatz, https://www.facebook.com/event.php?eid=175817735840187

– Münster: 11:11 Uhr, Stubengassenplatz, http://occupy-muenster.de/index.php/termine-a-aktionen

– Nürnberg: 14:00 Uhr, Kornmarkt, https://www.facebook.com/event.php?eid=296366040389013

– Innsbruck: 11:00 Uhr, Maria-Theresien-Straße/Annasäule, http://www.facebook.com/event.php?eid=218226428243958

– Wien: 12:00 Uhr, Heldenplatz, https://www.facebook.com/event.php?eid=166804096743210

– Zürich: 17:00 Uhr, https://www.facebook.com/event.php?eid=129942870446813

Aktionen am 12.11.2011:

– Berlin: 12:00 Uhr, Berlin und Frankfurt am Main, (Wir umzingeln! Bankenviertel und Regierungssitz / Frankfurt und Berlin), ausgerufen von attac, Campact und anderen https://www.facebook.com/event.php?eid=120394801402677

– Düsseldorf: 15 Uhr, Hauptbahnhof – Demonstration Echte Demokratie Jetzt – The Whole World Is Watching! (Solidarität mit Ägypten) https://www.facebook.com/event.php?eid=258561794196757#!/event.php?eid=135065073263883

– Frankfurt a.M.: 12:00 Uhr, Berlin und Frankfurt am Main, (Wir umzingeln! Bankenviertel und Regierungssitz / Frankfurt und Berlin), ausgerufen von attac, Campact und anderen https://www.facebook.com/event.php?eid=120394801402677

– Frankfurt: 12 Uhr, Solidarität mit Ägypten, https://www.facebook.com/event.php?eid=258561794196757

– München: 12 Uhr, Kundgebung am Geschwister-Scholl-Platz (Universität), anschl. Demozug durch die Ludwigstraße bis Odeonsplatz, dort Programm bis 17 Uhr, https://www.facebook.com/event.php?eid=299912486685705 Zu Gast: Konstantin Wecker

Übersicht für weitere Events:

http://www.facebook.com/note.php?note_id=212633758769245

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Quasi als passenden Nachschlag zu meinem prä/postrevolutionären Posting „Neustart Schweiz“ von gestern möchte ich Euch heute einen weiteren mutmachenden Beitrag empfehlen, der zeigt, dass die „99% / Occupy Wall Street“-Protestbewegung, die sich derzeit bildet, seinen Nährboden keinesfalls nur bei Berufsrevolutionären und denjenigen Menschen, die sowieso schon seit jeher die Umtriebe des Kapitalismus kritisch sehen und begleiten, hat, sondern sich von der Idee her offenbar durchaus auf Unterstützung auch sehr unterschiedlicher Teile der Bevölkerung zählen darf. Die Stimmen, die sich unzufrieden mit dem jetzigen System und vor allem dessen Entwicklung in den letzten Jahren und Jahrzehnten zeigen und sich vorstellen können, dass es grundlegende Änderungen geben muss, werden zahlreicher. Die momentanen Demonstrationen und Proteste können von daher ein Anfang für einen wirklichen Umschwung und ein Umdenken werden.

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