Mrz
14
2013
10

McDonald’s raus aus der Schule!

Diesem Aufruf von Foodwatch schließe ich mich doch gerne an, da ich die schleichende Inflitrierung von Schulen durch Konzern-Propaganda auch schon seit längerem mit Sorge betrachte:

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McDonald’s, Edeka & Co. sollen dafür sorgen, dass unsere Kinder in der Schule genug über gesundes Essen, Werbung und Verbraucherschutz lernen? Das klingt absurd, finden Sie? Ist aber genau der Plan des neuen “Bündnisses für Verbraucherbildung”, das von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) unterstützt wird. Neben den Verbraucherzentralen und anderen Organisationen ist auch die Lebensmittelbranche bei dem Bildungsprojekt vertreten: der Lobbyverband des Lebensmittelhandels, McDonald’s, Rewe, Edeka, der amerikanische Konsumgüter-Riese Procter & Gamble und andere. Wir meinen: Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht. McDonald’s, Edeka & Co. haben bei Bildungsprojekten an Schulen nichts verloren! foodwatch fordert: Die Ernährungsbildung von Grundschülern darf nicht der Lebensmittelwirtschaft überlassen werden! Unterstützen Sie unseren Protest und schreiben Sie jetzt direkt an Verbraucherministerin Ilse Aigner:

www.foodwatch.de/aktion-schule

Schulen müssen PR- und werbefreie Räume bleiben! Als Frau Aigner gestern das Projekt zur Verbraucherbildung vorstellte, beeilte sich die Ministerin zu betonen, die Unternehmen hätten keinerlei Einfluss auf die inhaltliche Arbeit. Doch wie groß die Einflussnahme wirklich sein wird, lässt sich nur schwer überprüfen. Die Wirtschaftsvertreter sitzen immerhin mit im Beirat jener Stiftung, die das Projekt betreut, und laut den Statuten soll die Strategie mit den Bündnispartnern abgestimmt werden – also auch mit den Geldgebern aus der Industrie.

Auch wenn sicherlich nicht ab morgen Schulhefte mit McDonald’s-Logo in den Klassenräumen liegen: Frau Aigner öffnet mit ihrer Initiative den Unternehmen die Tür in die Schulen – und bietet der Industrie das perfekte Feigenblatt, um von der eigenen Verantwortung abzulenken: Mit dem Verweis auf ihr ach so selbstloses Engagement bei Projekten zur Ernährungsbildung oder zur Sportförderung verhindert die Industrie wirksame Maßnahmen gegen Fehlernährung und Übergewicht bei Kindern.

Eine der weltweit renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften (The Lancet) kommt in einem am 23. Februar 2013 veröffentlichten ausführlichen Beitrag mehrerer Wissenschaftler zu einem klaren Ergebnis: Die Versuche, gemeinsam mit der Industrie gegen Fettleibigkeit oder Herz- und Kreislauferkrankungen vorzugehen, sind gescheitert. Stattdessen verlangen die Autoren von der Politik, die Lebensmittelkonzerne öffentlich unter Druck zu setzen, indem sie die Aufmerksamkeit auf deren dubiose Praktiken lenkt und wirksame gesetzliche Regulierungen durchsetzt.

Die Branchenvertreter wissen genau: Ihr vermeintlich selbstloses Engagement für “Ernährungsbildung” ist das billigste Ablenkungsmanöver, das sie kriegen können. Damit sie weiterhin ungestört Kindern an jeder Ecke profitables Junkfood aufdrängen und sich im Internet mit Gewinnspielen oder im Fernsehen mit ausgetüftelter Werbung für Pudding, Softdrinks, Fastfood & Co. in die Köpfe der kleinen Kunden schleichen können. Das Kalkül ist klar: Um die Regulierung dieses lukrativen Geschäftsmodells auf Kosten der Kinder zu verhindern, werden “unschädliche” Alibi-Maßnahmen in Schulen gefördert. “Unschädlich” deshalb, weil die Lebensmittelwirtschaft genau weiß, dass Aufklärungskampagnen oder ein bisschen Ernährungsbildung gegen ihr aggressives Marketing für Junkfood und das schiere Überangebot an ungesunden Produkten sowieso nicht ankommen. Wenn den Konzernen die Ernährung und Gesundheit von Kindern tatsächlich am Herzen liegen würden, würden sie aufhören, überzuckerte Frühstücksflocken für Kinder herzustellen, Soft-Drinks an Schulen oder Fast Food mit Spielzeugbeigaben zu verkaufen. Das aber würde den Absatz ihrer profitabelsten Produkte schmälern, und daran hat die Wirtschaft selbstverständlich überhaupt kein Interesse. Also legt sie ein bisschen Geld für Verbraucherbildung auf den Tisch – damit sie ansonsten weitermachen kann wie bisher.

Ernährungs- und Verbraucherbildung kann nur wirken, wenn die Politik die Lebensmittelwirtschaft auch dazu zwingt, das Produktangebot zu verbessern und Junkfood-Werbung einzustellen.

Was außerdem nicht verhandelbar ist: Es ist Aufgabe des Staates, die Schulen und die Lehrer mit qualifizierten Unterrichtsmaterialien für die Verbraucher- und Ernährungsbildung auszustatten. Die Profitinteressen der Konzerne haben in den Schulen nichts verloren. Deshalb müssen die Unternehmen aus dem Bündnis ausgeschlossen werden. Helfen Sie uns: Protestieren Sie jetzt direkt bei Verbraucherministerin Ilse Aigner – McDonald’s, Edeka & Co. raus aus den Schulen!

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PR in der Schule

So, nachdem ich am Freitag auch mal ein Beispiel für positive Ideen in meinen Blog gewuchtet habe, muss ich Euch heute leider wieder mit den unschönen Seiten unseres Systems konfrontieren. Anlass ist der Beitrag „Lehrmittel – PR in der Schule“ in der NDR-Sendung ZAPP. Schon vor einer Weile hatte ich ja über die besonders perfide und verabscheuungswürdigen Machenschaften gewisser PR-Agenturen und Konzerne berichtet, die sich ihre Kunden bereits im Kindesalter an Land ziehen wollen, indem sie Kinder und Jugendliche dort beeinflussen, wo sie es am wenigsten erwarten und auch am wenigsten wehren können, nämlich in der Schule (siehe z.B. meinen Artikel „Propaganda im Klassenzimmer“). Dies ist bereits schlimm genug, wenn es sich um plumpe Markenreklame handelt, mit denen die Hirne junger Menschen verkleistert werden, wird aber fast schon kriminell, wenn ideologische Ideen wie die der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) in die Klassenräume gebracht werden sollen.

(Diesen Beitrag weiterlesen…)

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Propaganda im Klassenzimmer

Dass ich eine besonders hohe Meinung von Werbefritzen und Marketingheinis hätte, kann man sicherlich nicht behaupten. Das Ansehen dieser Berufsgruppe ist in meinen Augen aber noch ein wenig gesunken (sofern das überhaupt möglich war), nachdem ich den Beitrag „Wie die Werbewirtschaft Schulen und Kindergärten ins Visier nimmt“ von Report Mainz über sog. „Bildungssponsoring“ gesehen hatte und darin die selbstzufriedenen, anscheinend bar jeder Zweifel über ihr Tun seienden Werber erblickte, die nur darüber nachdenken, wie sie die Produkte ihrer Auftraggeber möglichst prominent an Schulen und Kindergärten platzieren können. Dazu fällt mir echt nichts mehr ein! Wir sind auf dem „besten“ Weg zu amerikanischen Verhältnissen, wie mir scheint (obwohl man dort ja mittlerweile wieder versucht, den Kommerz an Schulen ein wenig zurückzudrängen)…

Das Geld in Kindergärten und Schulen ist knapp. Bildungssponsoring heißt deshalb seit einigen Jahren das Zauberwort. Unternehmen und Verbände sollen die leeren Kassen wieder füllen. Doch die nutzen Bildungssponsoring gezielt, um in Kitas und Schulen Markenwerbung zu betreiben. Das ist in 13 Bundesländern eigentlich verboten.

Ein Weg, dieses Verbot zu umgehen, ist den Lehrern gesponserte Unterrichtsmaterialien anzubieten. Die sind auf den ersten Blick oft attraktiv und aufwändig gestaltet, doch bei genauerem Hinsehen halten so Werbebotschaften Einzug in die Klassenzimmer. Politisch motivierte Stiftungen und Unternehmen nehmen so massiv Einfluss auf die Lehrinhalte oder bombardieren bereits Kindergartenkinder mit Markenlogos.

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Konsumaniac – Online-Edutainment-Spiel

Den Wahnsinn unseres Konsumzeitalters kann man Jüngeren sicherlich besonders gut in spielerischer Form vermitteln. Nicht ohne Grund sind z.B. die kritisch-satirischen Filme von Alexander Lehmann („Du bist Terrorist“, „Rette Deine Freiheit“) oder auch „The Story of Stuff“ so beliebt, denn dort werden komplexe Zusammenhänge aufs Wesentliche reduziert und amüsant und unterhaltsam dargereicht. Einen vergleichbaren Weg schlägt auch die österreichische Forum Umweltbildung („Österreichisches Portal zur Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung“) ein – in ihrem Onlinespiel „Konsumaniac“, das auch für den Einsatz in Schulen konzipiert ist, will sie die Auswirkungen, die Konsumentscheidungen jedes einzelnen haben, beleuchten und zeigt darin ebenfalls, welche Probleme beim ganz normalen Einkauf im Supermarkt oder Kleidungsgeschäft lauern – die Hintergründe von billigen Preisen und miesen Produktionsbedingungen kommen hier ebenso zur Sprache wie die Gefahren der Verschuldung für den Konsum. Ebenso werden Alternativen wie Second Hand-Läden oder Car Sharing vorgestellt. Also alles sehr löblich!

Willkommen beim neuen KonsuManiac, dem spielerischen Blick hinter die Kulissen von Lebensstil und Konsum

Wir kennen alle das Gefühl in Mitten eines samstäglichen Konsumrausches zu sein: Eingequetscht zwischen der Vorfreude am soeben Gekauften und dem Stolz des/der „Neubesitzenden“ pocht es leise aber aufdringlich – das schlechte Gewissen: KonsumfetischistIn,  KonsuManiac!!! Genährt aus den letzten Berichten über Kinderarbeit und untermalt von neuen Infos über das Sündenregister einzelner Produktmarken kommen die ersten Fragen, ob das eine oder andere Produkt auch wirklich notwendig gewesen ist bzw. ob es nicht eine nachhaltigere Alternative gegeben hätte. Aber, muss es überhaupt immer nur Konsum sein, der uns Befriedigung verschafft, oder gibt es einen nachhaltigeren Lebensstil, der Freude schafft, ohne dem täglichen Konsumwahn zu verfallen?

Wie sieht nun ein nachhaltiger Lebensstil aus? Inspiriert von dieser Frage hat das FORUM Umweltbildung im Auftrag des BMFLUW ein neues interaktives Tool entwickelt: den KonsuManiac. Zielte die erste Version des KonsuManiac auf nachhaltige und vor allem bewusste Konsumentscheidungen (ein Schwerpunkt, der immer noch im Bereich „Check Deinen Einkauf“ erhalten ist), geht der neue KonsuManiac einen Schritt weiter: Als Alternativen zur modernen Identifizierung über Produkte und „Shoppen“ wollen wir spielerisch Ideen und Beispiele aufführen, die Lebensfreude und Aktivität mit den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung verbinden. Aktuelle Trends wie Upcycling, DIY oder Tauschkreise sollen erste Einblicke in eine Bewegung geben, die im scharfen Kontrast zum alltäglichen und sinnleeren Konsumwahnsinn steht. In Zukunft wird unser KonsuManiac auch in weiteren Bereiche wie etwa bei Urlaub oder Freizeitgestaltung aufzeigen, dass ein nachhaltiger und bewusst gewählter Lebensstil nicht nur eine gesellschaftliche Notwendigkeit darstellt, sondern viel mehr auch Spaß und Freude bedeutet.

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