McDonald’s raus aus der Schule!

Diesem Aufruf von Foodwatch schließe ich mich doch gerne an, da ich die schleichende Inflitrierung von Schulen durch Konzern-Propaganda auch schon seit längerem mit Sorge betrachte:

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McDonald’s, Edeka & Co. sollen dafür sorgen, dass unsere Kinder in der Schule genug über gesundes Essen, Werbung und Verbraucherschutz lernen? Das klingt absurd, finden Sie? Ist aber genau der Plan des neuen “Bündnisses für Verbraucherbildung”, das von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) unterstützt wird. Neben den Verbraucherzentralen und anderen Organisationen ist auch die Lebensmittelbranche bei dem Bildungsprojekt vertreten: der Lobbyverband des Lebensmittelhandels, McDonald’s, Rewe, Edeka, der amerikanische Konsumgüter-Riese Procter & Gamble und andere. Wir meinen: Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht. McDonald’s, Edeka & Co. haben bei Bildungsprojekten an Schulen nichts verloren! foodwatch fordert: Die Ernährungsbildung von Grundschülern darf nicht der Lebensmittelwirtschaft überlassen werden! Unterstützen Sie unseren Protest und schreiben Sie jetzt direkt an Verbraucherministerin Ilse Aigner:

www.foodwatch.de/aktion-schule

Schulen müssen PR- und werbefreie Räume bleiben! Als Frau Aigner gestern das Projekt zur Verbraucherbildung vorstellte, beeilte sich die Ministerin zu betonen, die Unternehmen hätten keinerlei Einfluss auf die inhaltliche Arbeit. Doch wie groß die Einflussnahme wirklich sein wird, lässt sich nur schwer überprüfen. Die Wirtschaftsvertreter sitzen immerhin mit im Beirat jener Stiftung, die das Projekt betreut, und laut den Statuten soll die Strategie mit den Bündnispartnern abgestimmt werden – also auch mit den Geldgebern aus der Industrie.

Auch wenn sicherlich nicht ab morgen Schulhefte mit McDonald’s-Logo in den Klassenräumen liegen: Frau Aigner öffnet mit ihrer Initiative den Unternehmen die Tür in die Schulen – und bietet der Industrie das perfekte Feigenblatt, um von der eigenen Verantwortung abzulenken: Mit dem Verweis auf ihr ach so selbstloses Engagement bei Projekten zur Ernährungsbildung oder zur Sportförderung verhindert die Industrie wirksame Maßnahmen gegen Fehlernährung und Übergewicht bei Kindern.

Eine der weltweit renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften (The Lancet) kommt in einem am 23. Februar 2013 veröffentlichten ausführlichen Beitrag mehrerer Wissenschaftler zu einem klaren Ergebnis: Die Versuche, gemeinsam mit der Industrie gegen Fettleibigkeit oder Herz- und Kreislauferkrankungen vorzugehen, sind gescheitert. Stattdessen verlangen die Autoren von der Politik, die Lebensmittelkonzerne öffentlich unter Druck zu setzen, indem sie die Aufmerksamkeit auf deren dubiose Praktiken lenkt und wirksame gesetzliche Regulierungen durchsetzt.

Die Branchenvertreter wissen genau: Ihr vermeintlich selbstloses Engagement für “Ernährungsbildung” ist das billigste Ablenkungsmanöver, das sie kriegen können. Damit sie weiterhin ungestört Kindern an jeder Ecke profitables Junkfood aufdrängen und sich im Internet mit Gewinnspielen oder im Fernsehen mit ausgetüftelter Werbung für Pudding, Softdrinks, Fastfood & Co. in die Köpfe der kleinen Kunden schleichen können. Das Kalkül ist klar: Um die Regulierung dieses lukrativen Geschäftsmodells auf Kosten der Kinder zu verhindern, werden “unschädliche” Alibi-Maßnahmen in Schulen gefördert. “Unschädlich” deshalb, weil die Lebensmittelwirtschaft genau weiß, dass Aufklärungskampagnen oder ein bisschen Ernährungsbildung gegen ihr aggressives Marketing für Junkfood und das schiere Überangebot an ungesunden Produkten sowieso nicht ankommen. Wenn den Konzernen die Ernährung und Gesundheit von Kindern tatsächlich am Herzen liegen würden, würden sie aufhören, überzuckerte Frühstücksflocken für Kinder herzustellen, Soft-Drinks an Schulen oder Fast Food mit Spielzeugbeigaben zu verkaufen. Das aber würde den Absatz ihrer profitabelsten Produkte schmälern, und daran hat die Wirtschaft selbstverständlich überhaupt kein Interesse. Also legt sie ein bisschen Geld für Verbraucherbildung auf den Tisch – damit sie ansonsten weitermachen kann wie bisher.

Ernährungs- und Verbraucherbildung kann nur wirken, wenn die Politik die Lebensmittelwirtschaft auch dazu zwingt, das Produktangebot zu verbessern und Junkfood-Werbung einzustellen.

Was außerdem nicht verhandelbar ist: Es ist Aufgabe des Staates, die Schulen und die Lehrer mit qualifizierten Unterrichtsmaterialien für die Verbraucher- und Ernährungsbildung auszustatten. Die Profitinteressen der Konzerne haben in den Schulen nichts verloren. Deshalb müssen die Unternehmen aus dem Bündnis ausgeschlossen werden. Helfen Sie uns: Protestieren Sie jetzt direkt bei Verbraucherministerin Ilse Aigner – McDonald’s, Edeka & Co. raus aus den Schulen!

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9 Kommentare

  1. “Ernährungs- und Verbraucherbildung kann nur wirken, wenn die Politik die Lebensmittelwirtschaft auch dazu zwingt, das Produktangebot zu verbessern und Junkfood-Werbung einzustellen.”
    Was diesen Zwang betrifft, so sehe ich seitens der Politik weit und breit keine ernstgemeinten Verbesserungsansätze. Die foodwatch-Kritik bringt es auf den Punkt.

    Vor ein paar Tagen fand ich in der Kinderabteilung eines Krankenhauses eine von McDonalds unterstütze “Was-ist-Was?”-Ausgabe, über die ich schrieb – zeitgleich zur Veröffentlichung der Initative “Bündnis für Verbraucherbildung”.
    http://himmelende.de/2013/03/13/bundnis-fur-desinformation/

    Manchmal kommt man mit dem Aktualisieren seiner Artikel gar nicht hinterher. :-)

  2. HenningM

    1. Qualität, machen wir uns nichts vor, hat seinen Preis. Immer, überall. Gutes, gesundes Schulessen kostet Geld. So lange weder der Staat noch die Eltern (!!!!!!!) bereit sind, 50 Cent pro Mahlzeit mehr zu bezahlen, so lange wird Quantität über Qualität gehen.
    2. Überlassen wir den Protest doch denen, die es angeht: den Eltern. Warum immer gleich Staatsaffären draus machen? Die direkt Betroffenen sollen sich in “unserem” Staat gefälligst mal um ihre Angelegenheiten kümmern – und eben ncht die (fast schon Berufs-)Kümmerer und Dauer-Empörten. Jeder scheint sich bei allem einzumischen im Namen “der Gesellschaft” oder “der Zukunft” oder “der Natur” oder “der Kinder” etc.etc. Es ist eine einzige riesengroße Entmündigung am Laufen.
    Tut mir leid, das ist meine Meinung.

    • @ HenningM: Wer sagt Dir denn, dass sich die Eltern nicht empören, sondern nur “Berufs-Kümmerer”? Außerdem gibt es Dinge, die man durchaus bekämpfen darf, ohne dass man selbst direkt betroffen ist. Die eigentliche Entmündigung geschieht nicht durch Campact o.ä., sondern durch die Politik, die solche Programme mal eben flugs einführt und als “alternativlos” hinstellt.

  3. @Henning Wieso tut dir das Leid? Das ist deine Meinung, das ist gut.
    Viele haben noch nicht mal das.

  4. Steffen

    @Henning
    Da pauschalisierst du aber auch sehr stark. Ja, ich würde es auch begrüßen wenn sich z.B. in diesem Fall die Betroffenen auch selbst organisieren und für ihre Interessen eintreten. In einigen Bereichen gibt es aber eben niemand anderen als “Berufskümmerer”, wie du sie nennst, weil nicht jede Gruppe so einfach für ihr Recht eintreten kann. Das gilt eingeschränkt für Minderheiten, aber in vollem Umfang für die von dir explizit erwähnte Natur – die kann nun einmal nicht selbst für ihr Recht eintreten.

  5. Marte

    Gesunde Ernährung ist nicht nur eine Frage der Qualität der Lebensmittel, auch der Zeitfaktor spielt eine große Rolle. Und wer hat heute noch die Zeit sich zwei oder drei Stunden in die Küche zu stellen? Auf der einen Seite sind die beruflichen Verpflichtungen und auf der anderen Seite wird unsere Zeit durch unnützen Konsum verschwendet.

  6. Ken

    Mehr als 1 euro darf das schulessen ja auch nicht kosten. Bei mir in der schule wars damals glaub ich 2,10 DM und meine eltern fandens natürlich toll das es so preiswert war.

    Naja, aber hab da nicht immer gegessen, kann man einem nicht oft zumuten.

  7. wie lächerlich ist dann erst der Rauswurf eines Kleinkindes aus dem Kindergarten, weil er Butterkekse in der brotdose hatte…. aber jedem normal denkenden Menschen wird doch dabei wohl ein Licht aufgehen…. bekannt ist ja bereits, dass in diesen chicken mc nuggets oder wie die heißen silikon verarbeitet wird. Also 50% Fleisch, welches auch immer, 50% silikone…. manpf mampf den Dumpfbacken

  8. Ben

    vor dem Hintergrund, dass die Kinder von heute die Eltern von morgen sind und diese schon extrem auf Marken trainiert sind, sehe ich hier kaum noch eine möglichkeit diese Entwicklung zu stoppen. Da ich beruflich viel mit jungen Leuten so um die 20 – 25 zu tun habe und sehr gerne klare Worte spreche und höre, weiß ich das diese Altersgruppe absolut geprägt ist und leider die nächste die prägen wird …

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