Obwohl Politiker wie Wirtschaftsleute nach wie vor mantraartig das hohe Lied auf das so dringend für das Fortbestehen des Systems nötige Wirtschaftswachstum singen, sickert doch an immer mehr Stellen die Erkenntnis durch, dass diese einseitige Fokussierung auf quantitative Entwicklung dem Planeten und denn Menschen am Ende mehr schadet als nutzt. Dies war auch Thema im Deutschlandfunk, die in ihrer Reihe Studiozeit der Frage nachgingen „Warum Wachstum nicht glücklich macht“ und dabei „neue Messgrößen für gesellschaftliche Wohlfahrt“ vorschlägt. [hier als mp3]
[…] Wer produziert, trägt zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und des Bruttosozialprodukts und somit zum Wirtschaftswachstum bei. Was dabei herauskommt, ist fast egal. Müll zählt auch. Die Verbraucher kaufen Waren, packen sie aus und stopfen die Verpackung in die Tonne. Nach Gebrauch landet auch das Gekaufte oft im Müll. Ein Entsorgungsunternehmen holt dann alles ab und verdient damit Geld. Die Erträge des Müllsammlers fließen ins Bruttoinlandsprodukt ein: Wirtschaftswachstum durch Verschwendung – oder sogar durch teure Fehlentscheidungen: Ein Unternehmen vergräbt zum Beispiel strahlenden Atommüll in einem Salzbergwerk wie der Asse in Niedersachsen. Der Staat beauftragt später ein anderes Unternehmen damit, die strahlenden Fässer für viel Geld – geschätzt sind bisher rund zwei Milliarden Euro – wieder herauszuholen. Und schon ist wieder das Bruttoinlandsprodukt gesteigert. […]
Kräftig angekurbelt wird solch ein Wachstum bekanntlich auch durch die Reklameindustrie, die damit letztlich ihren Teil zu Ressourcenverschwendung und dem Anwachsen der Müllberge beiträgt. abfallGUT Dresden e.V. befasst sich in „Werbung vermeiden“ eben mit genau diesem unerfreulichen Zusammenhang und bietet auch das Faltblatt “Die Müllmaschine – Werbung und Marktwirtschaft” als pdf an, mit praktischen Tipps, wie man die Werbeflut im eigenen Umfeld eindämmen kann.
„Ohne Werbung keine Konsumgesellschaft, ohne Werbung hätten wir den Kopf frei, um über andere, wichtigere Dinge nachzudenken.“ (Klaus Traube)
Von dem Gedanken an immerwährendes Wirtschaftswachstum als einziges Ziel des Daseins wegzukommen, bedeutet natürlich letzten Endes, von dem derzeitigen System, wie wir es in den letzten Jahrzehnten kennen, abzurücken und Alternativen zu entwickeln. Von dieser Welt im Wandel schreibt auch Norbert Rost in seinem Feldpolitik-Beitrag „In Zukunft ohne Rechthaberindustrie“, in der er sich mit der Zukunft der Urheberrechte in Zeiten der digitalen Vernetzung beschäftigt.
[…] Seit Jahren sprechen wir über Globalisierung. Seit Jahren wird mit ihr vor allem eines verbunden: Wirtschaftliche Expansion, weltumspannende Ausbeutung von Mensch und Natur, Anpassungsdruck an uns alle. Wo aber bleibt das globale Bewusstsein? Wer setzt sich die globale Brille auf, um sich die Welt des Eigentums einmal im planetaren Kontext anzuschauen? Begreifen wir uns als Spezies, als Schicksalsgemeinschaft unseres Planeten, als Besatzung des Raumschiffs Erde, dann wäre es nur logisch, die Bibliotheken zu öffnen, das Wissen jedem verfügbar zu machen und den Beanspruchern des Geistes den Mittelfinger zu zeigen. Geistiges Eigentum ist geistiger Kleinmut! Egoismus in Reinform.
Wie wir das Problem lösen, daß “dann niemand mehr forschen will”? Dieses Argument halte ich für Unsinn. So lange es Probleme gibt, wird jemand versuchen, sie zu lösen. Albert Einstein war genau wie Niklas Luhmann Beamter, kein professioneller Forscher in industriellen Forscherteams! James Watt und Gutenberg dürften sich genau wie die Erfinder des Rades nicht deswegen an die Arbeit gemacht haben, weil sie sich eine überlebenslange Rente in Form von Geld versprachen. Dasselbe gilt für Autoren, Filmemacher und Musiker. Wer nicht des Spasses wegen kreativ ist, sondern der Gier wegen, dem wird die Kreativität gehörig abgehen. Wie weit kommen wir dann? […]
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