Wie florierende Unternehmen Zuschüsse abgreifen + Steuerbetrug

© v_hujer, stock.xchng

Subventionen – seit langem ein heiß diskutiertes Thema. Gefühlt seit Generationen gibt es Bestrebungen bei der Politik, Subventionen abzubauen (hier tut sich regelmäßig die FDP mit Forderungen hervor, da staatlich gewährte Fördergelder für gewisse Industrien ja immer auch einen Eingriff in den „freien Markt“ bedeuten) und so auch das Staatssäckel zu entlasten. Aber natürlich ist nichts passiert, und seit der Existenz der EU sind noch viele weitere hinzugekommen. Ja, es gibt sogar eine Art „Subventions-Erlangungs-Industrie“, also Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, anderen Unternehmen dabei zu helfen, aus diesem oder jenem EU-Subventionstopf Gelder abzugreifen, die sont ungenutzt geblieben wäre. Was im Einzelfall durchaus sinnvoll sein kann – zum Beispiel, wenn Subventionen eine Lenkungswirkung haben wie bei den erneuerbaren Energien – verkommt so zu einer weiteren Einnahmequelle von Unternehmen, die sich mit Steuergeldern ihre Bilanzen aufbessern.

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Lesetipps: Plakate in der virtuellen Welt | Leben scripten | Zara | Voyeurismus-Fernsehen | Finanzkrise

Eigentlich ist es kein Wunder, dass die Werbewirtschaft nicht nur danach trachtet, den realen öffentlichen Raum mit ihren Parolen zuzupflastern und die Menschen damit in einem permanenten „Haben wollen / Kaufen sollen“-Zustand zu halten, sondern ebenfalls versucht, in jede Ritze des Alltags einzudringen. Von daher ist Reklame in Computerspielen schon seit längerem ein Thema, nicht erst, seitdem Games wie Fifa die möglichst „realistische“ Stadiondarstellung dadurch erhöhen, dass sie die virtuellen Pixel-Werbebanden wie im wahren Leben an Unternehmen verkaufen. So ist sicher gestellt, dass die Spieler permanent Markennamen und Werbebotschaften zu sehen bekommen und dies auch noch als „erfreulich realitätsnah“ goutieren. Ein perfekter und irgendwie pefider, selbstverstärkender Mechanismus… wie auch Der Standard in „In-Game-Werbung: Plakate in der virtuellen Welt“ (eher neutral) beschreibt:

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Weise Worte (28)

Wegen des großen Erfolges meiner Buchbesprechung von Erich Fromms „Haben oder Sein“ habe ich heute noch ein schönes Zitat aus diesem Werk für Euch:

Die in der Werbung und der politischen Propaganda angewandten hypnoseähnlichen Methoden stellen eine ernste Gefahr für die geistige und psychische Gesundheit , speziell für das klare und kritische Denkvermögen und die emotionale Unabhängigkeit dar. Ich bezweifle nicht, dass durch gründliche Untersuchungen nachzuweisen wäre, dass der durch Drogenabhängigkeit verursachte Schaden nur einen Bruchteil der Verheerungen ausmacht, die durch unsere Suggestivmethoden angerichtet werden, von unterschwelliger Beeinflussung bis zu solchen semihypnotischen Techniken wie ständige Wiederholung oder die Ausschaltung rationalen Denkens durch Appelle an den Sexualtrieb. Die Bombardierung durch rein suggestive Methoden in der Werbung, vor allem in Fernsehspots, ist volksverdummend. Dieser Untergrabung von Vernunft und Realitätssinn ist der einzelne tagtäglich und überall zu jeder Stunde ausgeliefert: viele Stunden lang vor dem Bildschirm, auf Autofahrten, in den Wahlreden politischer Kandidaten etc. Der eigentümliche Effekt dieser suggestiven Methoden ist ein Zustand der Halbwachheit, ein Verlust des Realitätsgefühls.

Erich Fromm, Haben oder Sein

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Ryanair – Profit durch Ausquetschen

Fliegen ist ja so eine Sache. Im Prinzip schon eine tolle Erfindung, können Menschen doch so große Strecken in sehr kurzer Zeit überwinden – wenn da nur nicht die Umweltschäden wären, die durch die Herumreiserei ausgelöst werden. Seit es Billiglinien wie Easyjet oder Ryanair gibt, ist Fliegen zudem so preiswert geworden, dass ein Wochenend-Städtetrip für manche Leute ganz alltäglich geworden ist. Auf welche Weise Ryanair allerdings seine niedrigen Preise erreicht, war mir bisher so nicht bewusst – die ARD-Sendung Panorama klärt uns im Beitrag „Ryanair – Heuschrecke grast Subvetionen ab“ aber auf, dass die Profite der Fluglinie letztlich auch durch Quersubventionen aus dem Steuersäckel erreicht werden. So werden die Billigreisen einiger weniger durch die Allgemeinheit mitfinanziert.

“Wer mit uns zusammenarbeiten will, muss Kosten senken”, so Ryanair-Chef O’Leary. Panorama berichtet, wie Ryanair vom Staat Subventionen kassiert und dann weiterzieht.

Im Till-Eulenspiegel-Kostüm kletterte Ryanair-Boss Michael O‘Leary am 23. März in Sachsen-Anhalt aus dem Flieger. Ein PR-Gag, um Aufsehen zu erregen – schließlich hatte der lustige Ire vermeintlich gute Nachrichten im Gepäck: Ryanair wolle ab Sommer 2011 von und nach Magdeburg/Cochstedt fliegen – sehr zu Freude von Stadtvätern und Flughafenbetreibern.

Doch das Hochgefühl war nur von kurzer Dauer: Nach nur vier Monaten kündigte die Billig-Airline an, ihre Flüge ab und zu dem kleinen Regionalflughafen wieder einstellen zu wollen. Mit Beginn des Winterflugplans Ende Oktober zieht Ryanair zum 96 Kilometer entfernten Flughafen Leipzig/Halle in Sachsen um. Die Narrenkappe haben nun die Betreiber von Magdeburg/Cochstedt auf.

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Fernsehtipp: Wiesenhof – Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und Umwelt ausbeutet

Für solche Reportagen gebe ich meine GEZ-Gebühren doch gerne her – die ARD berichtet morgen, am Mittwoch den 31.8. um 21:45 Uhr über „Das System Wiesenhof – Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und Umwelt ausbeutet“ und bringt ein wenig Licht ins Dunkel dieses üblen Konzerns und seiner Billighähnchen. Wiesenhof versuchte im Vorfeld, die Ausstrahlung der Reportage zu verhindern, jedoch ohne Erfolg.

Wenn es um Geflügel geht, denken die meisten an Wiesenhof. Dank der Werbung ist die Marke in ganz Deutschland bekannt. Der Konzern hinter Wiesenhof, die PHW-Gruppe, ist Marktführer, produziert mehr als 270 Millionen Hühner pro Jahr. Woche für Woche werden etwa 4,5 Millionen Hähnchen geschlachtet. Das Versprechen: ‘Wiesenhof setzt seit jeher besondere Maßstäbe in punkto Qualität, Sicherheit und Transparenz.’ Top Qualität also zu einem günstigen Preis? Oder sieht die Wahrheit dahinter anders aus?

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Urbanes Marketing – Einengung des öffentlichen Raums

Durch den Beitrag „Fiktion ist die beste Tarnung der Realität“ im De-Branding-Blog wurde ich auf Prof. Dr. Friedrich von Borries aufmerksam, der als Architekt und Professor für Designtheorie spätestens seit seinem Werk „Wer hat Angst vor Niketown?“ (2004) als Kritiker der Zukommerzialisierung der öffentlichen Räume in modernen Städten offenbar immer wieder die momentane Entwicklung mahnend begleitet. Bei De-Branding findet sich diese bemerkenswerte Aussage (ein Auszug aus einem Interview bei heise.de über seinen aktuellen Roman „1WTC“):

Ich denke, dass dies vor allem eine Haltung gegenüber der Wirklichkeit beschreibt. Wir leben in einer sehr merkwürdigen Zeit. Vieles, was Realität ist, verdrängen wir, während wir so manche Narration für bare Münze nehmen – insbesondere, wenn es Politik betrifft. Man kann diesen Anfangssatz mehrdeutig lesen: als Kritik an unserer Weltauffassung und als Schlüssel, wie man mein Buch und die darin beschriebene Geschichte verstehen kann.

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Die Grenzen des Kapitalismus

Auf Kontext TV habe ich vor einigen Tagen ein sehr spannendes Interview mit dem US-amerikanischen Sozialwissenschaftler und Sozialhistoriker Immanuel Wallerstein entdeckt, in dem es unter anderem um die „Grenzen des Kapitalismus“ geht. Für Wallerstein haben alle (auch natürliche) Systeme eine begrenzte Lebensdauer, und so sieht er auch den Kapitalismus – als ein System, dessen einziger Zweck es ist, Kapital anzuhäufen und zu vermehren – an einen Punkt angekommen, wo er sich signifikant von einem Gleichgewichtszustand entfernt hat und auf den Zusammenbruch zusteuert.

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Deutsche Untertitel für „Century of the Self“

Ein kurzer Hinweis – vor einiger Zeit hatte ich ja hier im Blog die sehr interessante BBC-Serie „Century of the Self“ vorgestellt (HIER), zu der es bislang leider keine deutschen, sondern nur englische Untertitel gibt. Schon damals wurde angeregt, diese doch vielleicht einmal zu übersetzen. Ein Blogleser hat mich nun angeschrieben, dass er mit der Übersetzung des ersten Teils begonnen hat. Wer Interesse hat, an dem Projekt mitzuarbeiten, also vielleicht andere Teile zu übersetzen, kann mich ja über das Kontaktformular anschreiben oder einen Kommentar hinterlassen.

To many in both politics and business, the triumph of the self is the ultimate expression of democracy, where power has finally moved to the people. Certainly the people may feel they are in charge, but are they really? The Century of the Self tells the untold and sometimes controversial story of the growth of the mass-consumer society in Britain and the United States. How was the all-consuming self created, by whom, and in whose interests?

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Buchbesprechung: Erich Fromm „Haben oder Sein – Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft“

Ich muss gestehen, dass ich, obwohl ich schon vor zwei Jahren durch einen Kommentar hier im Blog auf das Werk von Erich Fromm aufmerksam gemacht wurde, erst jetzt dazu gekommen bin, mir eins seiner Bücher zu Gemüte zu führen. Und das, obwohl Fromm bereits in den 60ern und 70ern messerscharfe konsum- und systemkritische Analysen vorlegte, die auch in der heutigen Zeit (leider) noch absolut zureffend sind. „Haben oder Sein – Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft“ soll sein zugänglichstes Buch sein, in dem er viele seiner Gedanken und Ansatzpunkte nachvollziehbar umreißt und darlegt. Und nach der Lektüre kann ich dem durchaus zustimmen und eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen!

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#occupywallstreet – auch die Berliner Börse blockieren?

Vor einigen Wochen berichtete ich schon einmal über die geplante Aktion #occupywallstreet des Adbusters Magazins, die dazu aufruft, am 17. September für eine Weile die Wall Street und damit das dortige Finanzzentrum zu blockieren – siehe meinen Artikel „Wall Street besetzen“. Nun schrieb mich Dan, ein deutscher Leser meines Blogs an und schlug vor, dass man doch vielleicht auch versuchen sollte, so etwas in Deutschland auf die Beine zu stellen. Da ich es für eine unterstützenswerte Aktion halte, auch in Deutschland mal Flagge gegen die Finanzindustrie zu zeigen, will ich den Aufruf also gerne an dieser Stelle weiterleiten – wer auch Lust hat, sich daran zu beteiligen oder mitzumischen, der schreibe doch Dan an diese Adresse eine E-Mail: farnby@gmx.de oder besuche das neu eingerichtete Forum unter http://occupyberlin.de.vu. Hier ein paar weitere Infos von Dan zum möglichen Vorgehen:

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