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Atomstromfreies Internet

Oh oh, das geht ans Eingemachte… Wer nur zu Hause sitzt und die Welt via Internet erlebt, lebt doch eigentlich ein relativ CO2-neutrales Leben? Leider nicht wirklich. Zwar verbraucht der eigene PC oder Mac nicht unbedingt übermäßig viel Strom (hängt natürlich vom Modell ab), aber wer hat schon einmal darüber nachgedacht, welche Energiemengen benötigt werden, um die Infrastruktur des Netzes, die ganzen Server etc., am Laufen zu halten? Das Greenpeace Magazin brachte zu diesem Thema vor einer Weile den interessanten Artikel „Stromfresser Internet – Verbrauch lässt sich halbieren”. Dort wird vorgerechnet:

Allein die Suchmaschine „Google“ – bei der täglich etwa 280 Millionen Anfragen eingehen – läuft auf 450.000 Servern, schätzt Jonathan Koomey von den Lawrence Berkeley National Laboratories. Der Wissenschaftler hat jetzt den Stromverbrauch der Server weltweit überschlagen: 123 Milliarden Kilowattstunden waren es 2005. Nach anderen Schätzungen könnte der Verbrauch dieses Jahr bei 208 Milliarden Kilowattstunden liegen – das entspricht der Leistung von 23 Atomkraftwerken.

(…) Die gute Nachricht: Die Einsparpotenziale sind enorm. Der Energieverbrauch der deutschen Server ließe sich durch effiziente Technologien – etwa durch eine bessere Kühlung der Server – binnen vier Jahren halbieren, ergab eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Jeder Betreiber kann zudem einfach auf Ökostrom umsteigen.

Doch auch jeder User kann etwas für die Verbesserung der Energiebilanz beim Surfen tun – beispielsweise statt seine kostenlose E-Mail-Adresse bei einem „normalen“ Anbieter zu haben, der seinen Strom aus Atomkraft oder Kohle bezieht, empfiehlt sich der Wechsel zu einem Anbieter mit Ökostrom. Auf der Website Atomstromfreies Internet könnt Ihr Euch z.B. schnell, einfach und kostenlos eine Mailadresse bei Greenpeace Energy/Solar Generation sichern.

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Wer selbst einen Blog oder eine Website betreibt, sollte darauf achten, einen Webhoster zu wählen, der auf „grüne Energie“ setzt (siehe auch den Beitrag „Anbieter von ökologischem Webhosting“ bei Nachhaltig beobachtet). Aber aufgepasst: auch hier lauern Fallstricke. So wirbt beispielsweise die Domainfactory mit klimaneutralem Hosting, doch wer genau hinliest, erkennt, dass die Server ganz normal wie immer betrieben werden, das Unternehmen dafür eine Kompensationszahlung an ein Klimaprojekt in Indien leistet (vergleichbar mit dem Vorgehen vieler Fluglinien). Das ist zwar besser als nichts, dennoch erscheint es mir sinnvoller, gleich direkt beim Energieverbrauch des Providers anzusetzen – echtes „green hosting“ bieten zum Beispiel Host Europe oder NetRoom an. Eine (nicht vollständige) Übersicht findet Ihr auch bei Ecologee.net.

Übrigens hat die Computerzeitschrift Chip gerade ein eigenes Sonderheft zum Thema Nachhaltigkeit, Energiesparen und Klimaschutz im IT-Bereich namens „Die grüne Ausgabe“ herausgebracht, das mir durchaus ganz interessant erscheint.

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Ignoranz ist unausrottbar

Neulich vor meiner Wohnung – so parkt der moderne Autofahrer, dem alles egal ist (bezeichnenderweise mit dem wohl eine Sonderstellung garantierenden Kennzeichen KI-NG):

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Weise Worte (2)

„Der moderne Kapitalismus braucht Menschen, die in großer Zahl reibungslos funktionieren, die immer mehr konsumieren wollen, deren Geschmack standardisiert ist und leicht vorausgesehen und beeinflußt werden kann. Er braucht Menschen, die sich frei und unabhängig vorkommen und meinen, für sie gebe es keine Autorität, keine Prinzipien und kein Gewissen – und die trotzdem bereit sind, sich kommandieren zu lassen, zu tun, was man von ihnen erwartet, und sich reibungslos in die Gesellschaftsmaschinerie einzufügen; Menschen, die sich führen lassen, ohne daß man Gewalt anwenden müßte, die sich ohne Führer führen lassen und die kein eigentliches Ziel haben außer dem, den Erwartungen zu entsprechen, in Bewegung zu bleiben, zu funktionieren und voranzukommen. […] Jeder glaubt sich dann in Sicherheit, wenn er möglichst dicht bei der Herde bleibt und sich in seinem Denken, Fühlen und Handeln nicht von den anderen unterscheidet.“

(Erich Fromm, Die Kunst des Liebens, 8. Auflage, S. 100f.)

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Feldversuch mit genmanipulierten Kartoffeln / Cholera-Genen verhindern

Pressemitteilung des Umweltinstituts München vom 23. Dezember 2008, die ich an dieser Stelle gerne weiter verbreite, denn es geht um einen mal wieder unglaublich leichtfertig und gefährlich klingenden Plan der Genforschung… – eine Mustereinwendung gegen diese Pläne könnt Ihr Euch HIER als pdf herunterladen.

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Böse Überraschung zu Weihnachten:

Cholera-Gene auf ostdeutschen Äckern

Die Universität Rostock will genmanipulierte Pharma-Kartoffeln anbauen

München, 23. Dezember – Die Universität Rostock will von 2009 bis 2012 einen Freilandversuch mit genmanipulierten Kartoffeln in Ostdeutschland durchführen. Die Pflanzen sollen Arzneimittel produzieren. Einen entsprechenden Antrag hat heute das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlicht.

Einem Teil der Pflanzen wurden Gene des Cholera-Bakteriums eingebaut. Sie sollen einen Impfstoff bzw. ein Impfstoff-Hilfsmittel herstellen. Andere Gen-Kartoffeln sollen einen Impfstoff gegen die Kaninchenseuche RHD produzieren, eine weitere Linie den Stoff Cyanophycin. Dieser könnte laut Antrag der Universität Rostock, der dem Umweltinstitut München vorliegt, in der Bau- oder Waschmittelchemie eingesetzt werden. Der Versuch soll an den Standorten Üplingen (Sachsen-Anhalt) und Thulendorf (Mecklenburg-Vorpommern) durchgeführt werden. In Üplingen sollen die Pharma- Kartoffeln sogar in einem Gentechnik-Schaugarten wachsen und ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen unter anderem Schulklassen gezeigt werden.

Das Umweltinstitut München lehnt den Anbau genmanipulierter Pharma-Pflanzen strikt ab und fordert von Landwirtschaftsministerin Aigner und dem ihr unterstellten BVL als Genehmigungsbehörde, das geplante Experiment der Universität Rostock zu unterbinden. Nach Ansicht von Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München, ist es ausgeschlossen, im Freiland die Kontrolle über gentechnisch veränderte Pflanzen zu behalten. Eine Kontamination der Lebensmittelkette durch Pharmazeutika produzierende Pflanzen sei daher nicht auszuschließen. „Pharma-Pflanzen haben nichts auf dem Acker zu suchen, zumal wenn der öffentlich zugänglich in einem Gentechnik-Schaugarten liegt. Die Sicherheit unserer Lebensmittel darf durch die riskante Ausweitung der Agro-Gentechnik nicht noch weiter gefährdet werden“, so Bauer.

Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, kritisiert zudem den Zeitpunkt des Auslegungsbeginns: „Es ist ein Skandal, dass die Auslegungs- und Einwendungsfrist einen Tag vor Weihnachten beginnt. Das legt den Verdacht nahe, dass hier klammheimlich und ohne großes Aufsehen ein hoch brisanter Versuch durchgewinkt werden soll. Ministerin Aigner muss die Serie der gentechnikfreundlichen Entscheidungen ihrer Behörde endlich stoppen und dem Schutz von Gesundheit und Umwelt Geltung verschaffen.“ Nestler ruft zu Protestschreiben an Landwirtschaftsministerin Aigner und zu Einwendungen gegen das geplante Experiment bei der zuständigen Genehmigungsbehörde auf. Eine E-Mail-Protestaktion sowie eine Mustereinwendung stellt das Institut unter der Adresse www.umweltinstitut.org/cholerakartoffel zur Verfügung.

Dass der Widerstand gegen riskante Experimente mit Pharma-Pflanzen in Deutschland erfolgreich sein kann, zeigt der massive Protest gegen Freilandversuche in den vergangenen Jahren. Mehr als 100.000 Menschen haben sich an den Aktionen des Umweltinstituts München gegen genmanipulierte Pflanzen beteiligt. 75.000 Einwendung allein gegen genmanipulierte Pharma-Erbsen in Gatersleben (Sachsen-Anhalt) hatten dazu geführt, dass das freisetzende Unternehmen, die Novoplant GmbH, in der Folge keine Geldgeber mehr fand. Es musste zu Beginn des Jahres 2008 Insolvenz anmelden.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an das:
Umweltinstitut München e.V.
Andreas Bauer
Tel. (089) 30 77 49-14
ab@umweltinstitut.orgDiese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können

[via]

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Fröhliche Weihnacht und so

Auf Grund des bevorstehenden Heiligabends gibt es heute lediglich zwei eher heiter-besinnliche Beobachtungen am Rande. Zum einen dieses schöne Fundstück von Google Trends – amüsant zu sehen, wie gegenläufig sich die Suchbegriffe Kekse (blaue Kurve) und Abnehmen (rote Kurve) gerade zur Weihnachtszeit und in den Tagen danach entwickeln. Manchmal erzählt einem Statistik mehr über eine Gesellschaft als 1000 Worte:

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Und hier noch für alle Unentschlossenen das ultimative und absolut unverzichtbare Last minute-Weihnachtsgeschenk: der Mactini.

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Drei Artikel über unsere Konsumgesellschaft

einkaufswagen-alleineIn den letzten Tagen bin ich beim Herumstöbern im Netz auf drei sehr lesenswerte konsumkritische Artikel gestoßen, deren grundsätzlichen Aussagen der Bundesregierung und ihren Kaufappellen sicher nicht gefallen dürften, die jedoch, jeder auf seine Art, die (oft negativen) Facetten unserer Konsumgesellschaft beleuchten. Sicherlich ist es kein Zufall, dass gerade vor Weihnachten der eine oder andere mal innehält und sich so seine Gedanken über das Treiben, das sich in den Innenstädten und Shoppingcentern der Welt macht, denn zu keiner anderen Jahreszeit steht der Konsum so dermaßen offen im Mittelpunkt des allgemeinen Treibens. Aus einem spontanen, freudigen Schenkakt ist über die Jahre ein echter Krampf geworden – als ich selbst noch an diesem Ritual teilnahm (seit Jahren verschenke ich nichts mehr zu Weihnachten) waren die Tage vor dem Fest von echtem Stress begleitet, da ich ja noch auf Teufel komm raus irgendetwas für den einen oder anderen finden musste. Und so wurde viel Unnützes ausgetauscht und womöglich direkt nach den Feiertagen nie wieder benutzt. (Wobei schenken und beschenkt werden durchaus auch Spaß machen kann, das ist klar.)

Unter anderem darum dreht sich auch der Artikel von Wolfgang Neef „Glück vom Konsum abkoppeln aus der taz – für den Autoren hat „die Verschleißwirtschaft keine Zukunft”:

Dass just dieses Wachstum das Problem sein könnte, wird immer noch verdrängt, obgleich schon das EU-Weißbuch 1993 auf unser falsches Entwicklungsmodell aufmerksam machte: Wir rationalisieren seit 200 Jahren in ungebremstem Tempo, ersetzen menschliche Arbeitskraft durch Energie- und Rohstoffaufwand und handeln uns damit Arbeitslosigkeit und Umweltkrise gleichzeitig ein. Zudem pflegen wir einen Innovationswahn: Statt die Technik auf die wesentlichen Lebensbedürfnisse zu beziehen, erfinden wir laufend neue Spielzeuge. Um diese dann zu vermarkten, werden bis dahin nicht existierende Bedürfnisse durch die Werbung neu erzeugt.

(…) Wo liegt der Ausweg? Abgesehen von der nötigen intellektuellen Dekonstruktion des Neoliberalismus geht es darum, echte Alternativen in Ökonomie und Technik zu finden – und zwar jenseits der Gebetsmühle, sie müssten sich “rechnen”. Kenneth Boulding hat dafür eine schöne Metapher geprägt: Wir brauchen eine “Raumfahrer-Ökonomie”, die mit begrenzten Ressourcen arbeitet. “Fortschritt” ist damit jene soziale und technische Innovation, die die Vorräte weitgehend unangetastet lässt und den Verwertbarkeit erhöht. Also: Weniger Produktion und weniger Verbrauch – bei gleichzeitig besserer Erfüllung der menschlichen Bedürfnisse.

Auf die widersinnige und das ganze System letztlich als hohles Gerüst entlarvende, mantraartig von den Regierungschefs vorgebetete Konsumaufforderung an uns Bürger geht der Feldpolitik-Blog in „Kauft um Euer Leben!” weiter ein und wirft auch die Frage auf, ob dieses „Hamsterrad” aus mehr arbeiten, um mehr zu konsumieren usw. uns wirklich etwas bringt:

Werden weniger Autos gekauft, fahren die Autoproduzenten ihre Produktion zurück. Sie entlassen Leute und stornieren Aufträge bei Zulieferern, was letztlich entlang der Wertschöpfungskette zu Entlassungen und Einsparungen führt. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite sieht so aus, daß ja eigentlich nur das WENIGER gekauft wird, was offenbar gar nicht so dringend GEBRAUCHT wird. Aus gesellschaftlicher Sicht heißt das, daß wir mit derselben Menge an Autos klarkommen. Wir haben also erstmal denselben Wohlstand wie zuvor. Aber: Wir sparen Zeit! Muss bei selbem Wohlstandsniveau weniger Arbeitszeit investiert werden, so bleibt mehr Freizeit! Das mag zynisch gegenüber jenen klingen, die grade von Entlassungen bedroht sind, soll aber folgendes verdeutlichen:

Wir jammern darüber, daß wir selbst und unsere Mitmenschen weniger einkaufen. Warum nutzen wir diese Situation nicht einmal, um darüber nachzudenken, warum wir Wirtschaft bislang so organisiert haben, dass möglichst VIEL zu tun ist? Was ist so gut daran, möglichst viele Autos zu herzustellen und möglichst jedes Jahr noch ein Stück Wachstum obendraufzulegen? Steigern die überfüllten Strassen unser Wohlbefinden? Macht Arbeit so viel Spaß, daß wir immer mehr davon haben müssen?

In die gleiche Richtung zielt auch „Ihr Kinderlein, kaufet, so kaufet doch ein” auf Spiegel Online:

Shoppen für das Vaterland wird sich bei uns nicht machen lassen. Das klingt wie “Ficken für den Frieden”, das ist ein Witz, das ist Satire. In einer düsteren Prognose auf 2009 beklagt ein Wirtschaftsexperte das “Fehlen sportlicher Großereignisse” im kommenden Jahr. So ist der Mensch: rührend. Frauen brauchen Einladungen, um Geld für ein neues Kleid locker zu machen, Männer Fußballweltmeisterschaften, um einen großen neuen Flachbildfernseher als absolut notwendig zu empfinden. Auch das ein Witz. Zumindest dem Fernsehgerätemarkt und den Fähnchenherstellern wäre mit einer eingeschobenen Sonderweltmeisterschaft geholfen.

Werbung wird längst als Schmieröl der Wirtschaft empfunden. Nichts geht ohne Anzeigengeschäfte. Vorbei die Zeiten, da man der Werbung vorwarf, Konsumterror auszuüben. Exzessives Shoppen war ein Sport der Spaßgesellschaft. Es ist aber auch neurotisch. Etwas zu kaufen, was man nicht unbedingt braucht, ist eine Ersatzhandlung. Dass die Regierungen ihre Bürger nun dazu bewegen wollen, dem Wachstum der Wirtschaft zuliebe ein bisschen unsolide und verschwenderisch zu sein, ist nicht ohne Komik.

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Die exponentielle Gesellschaft

Interessanter und auf gewisse Weise auch etwas erschreckender Kurzfilm „Did you know?” von Karl Fisch zum exponentiellen Wachstum vieler Entwicklungen und Dinge in unserem modernen Leben. Jeder kann sich selbst ausmalen, wie und ob das wohl ewig so weitergehen kann… (siehe auch den New Scientist-Artikel hier) Das Team um Karl Fisch sieht, wie ich mal gelesen habe, dieses exponentielle Wachstum auf technischem Gebiet wohl durchaus positiv und mit einem gewissen Stolz, nur stellt sich schon die Frage, ob das persönliche Wachstum und das der Gesellschaft als Ganzes dieses (sich immer weiter steigernde) Tempo ohne größere Verwerfungen wird mitmachen können. Exponentielle Steigerungen sind, außer bei Krebs o.ä., nun mal nicht natürlich und vor allem nicht nachhaltig.

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Kreative Werbung…

Wenn es darum geht, die Sprache zu vergewaltigen, sind Werbetreibende ja seit jeher ganz vorn mit dabei. Das hier habe ich gerade auf einer Website gesehen:

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Eine sehr kreative Trennweise. Und auch zum Nachdenken anregend – geht es vielleicht wirklich um SMS-Verse? Aber ist es so gut, wenn man frisch geschmiedete Verse „ndet”?

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„Mediatheken” bald nur noch mit Ultrakurzzeitgedächtnis?

Na herzlichen Dank an die Lobby der großen Verlage, kann man da nur sagen, wenn man den neuen, gestern von den Ministerpräsidenten beschlossene Rundfunk-Staatsvertrag betrachtet, der noch ratifiziert werden muss. Demnach soll den öffentlich-rechtlichen Sendern ab Mai 2009 verboten werden, in ihren Mediatheken, in denen man bisher viel interessantes Archivmaterial kostenlos (okay, wir haben’s ja auch schon via GEZ bezahlt) finden konnte, Sendungen länger als 6 Tage zur Verfügung zu stellen. Eigentlich ein unglaublicher Eingriff in die Medienfreiheit, und das alles unter dem Protektorat des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger, die nun also unter dem Schlachtruf „Wettbewerbsverzerrung!” zu verhindern suchen, dass Material, das für den einen oder anderen Bürger vielleicht auch noch nach einigen Wochen oder Monaten relevant sein könnte, abrufbar ist. Wie gesagt, vielen Dank. Eigentlich ist das ein ungeheuerlicher Vorgang, der jedoch bislang kaum im großen Maße für Wirbel gesorgt hat – einige Blogs haben dieses Thema jedoch schon aufgegriffen: Megahoschi, Duckhome und Fefe z.B.

Nun gibt es auch im öff.-rechtlichen Fernsehen natürlich jede Menge Mist, der es wohl Wert ist, schnell in Vergessenheit zu geraten, aber dennoch finden sich immer wieder Perlen (wie bei Frontal 21), die möglichst lange online erreichbar sein sollten.

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Buchtipp: Tobias Plettenbacher – Neues Geld, neue Welt

„Ich glaube, dass wir in unserem Geldsystem eine Art karzinombildendes Element haben, was unsere Wirtschaft fortwährend krank macht… Meiner Meinung nach kann dieses Geldsystem nur dadurch funktionieren, dass es immer wieder zusammenbricht und dann wieder von vorn begonnen wird. Diese Zusammenbrüche nennt man dann Kriege, Wirtschaftskrisen oder Inflationen, je nachdem, aber das bedeutet nur, dass dieses System in sich selbst kein Regulativ hat, was zu einer vernünftigen Eindämmung führen würde.“ Michael Ende, dt. Autor 1992

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Dass Geld und der Geldkreislauf in der Form, wie wir sie derzeit kennen und nutzen, viele Probleme mit sich bringt (insbesondere die Zinseszinsproblematik), hatte ich ja schon an einigen Stellen erörtert (hier oder hier). Dennoch ist dies für die meisten Menschen ein Thema, über das sie eigentlich nie wirklich nachdenken – Geld scheint einfach da zu sein, man geht zur Bank, um sich neues Geld zu holen und kauft anschließend damit ein. Darüber, dass unser jetziges System keineswegs ein naturgegebener, unveränderlicher Zustand ist, haben sich jedoch in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten bereits so manche Experten Gedanken gemacht. Gerade in der heutigen Zeit, in der die „Finanzkrise” die systemimmanenten Fehler eigentlich für jedermann offenbart, sind neue Ideen, wie man Währungen anders organisieren kann, vonnöten.

Tobias Plettenbacher, Mitglied von Attac in Österreich und Mitinitiator von timeSOZIAL, hat sich solche Gedanken gemacht. In seinem Buch „Neues Geld, neue Welt. Die drohende Wirtschaftskrise – Ursachen und Auswege”, das im planet Verlag erschienen ist, das er jedoch auch als kostenlosen pdf-Download (in CC-Lizenz) anbietet, bietet er auf gut 150 Seiten eine leicht verständliche Einführung ins Thema Geld und alternative Währungssysteme.

Insgesamt 5 Teile umfasst sein Werk – im ersten Teil geht der Autor auf das „normale” Geld ein und arbeitet die einzelnen Probleme heraus, die dieses für die Gesellschaft, die Umwelt und auch die Wirtschaft (vor allem die kleinen und mittelständischen Betriebe) mit sich bringt. Denn wer jetzt auf „gierige Banker” etc. schimpft, macht es sich zu leicht. Teil zwei schildert theoretische Lösungsansätze, um aus dem Zinsdilemma und dem zerstörerischen Finanzsystem heraus zu kommen. Hier wird u.a. die Tobin-Steuer, aber auch Vollgeld und Geldökologie angesprochen. Im dritten Teil beleuchtet Plettenbacher dann die Geschichte von alternativen Währungssystemen, die von den Herrschenden auch früher nicht gerne gesehen und oftmals, wenn diese neuen Währungen zu erfolgreich zu werden drohten, abgewürgt und verboten wurden. Das bekannteste Beispiel war das „Wörgl-Experiment” in Österreich Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Teil Nummer 4 wendet sich anschließend der Gegenwart zu und beschreibt die Vielzahl von Initiativen, die es weltweit im Bereich komplementärer und alternativer Währungen gibt – vom Chiemgauer regional über den VOLMEtaler (Hagen), das LETS-System in den USA und schließlich dem größten und erfolgreichsten Projekt in diesem Bereich, dem Pflegemodell Fureai Kippu in Japan mit mehreren Millionen Mitgliedern. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel hier schon getan wird, ohne dass die Mainstreammedien darüber nennenswert berichten würden. Im abschließenden Teil des Buches versucht sich Tobias Plettenbacher an einem Komplementären Gesamtmodell, das als Anregung und Grundlage für weitere Überlegungen dienen soll.

Flankiert von zahlreichen Zitaten aus mehreren Jahrhunderten bietet der Autor somit einen zwar sicherlich etwas vereinfachten, aber dennoch gerade für den Laien gut nachvollziehbaren Einstieg in die doch etwas beschwerlich erscheinende Materie Geld und Währungssysteme. Und bei einem unschlagbaren Preis von 0 € für das pdf gibt es sowieso keinen Grund, nicht zumindest einen Blick hinein zu werfen.

> Download des Buches als pdf-File (2.8 MB) <

„Geld und damit Liquidität bleiben in der Region. Wertschöpfung passiert für und in der Region… Regiogeld unterstützt eine Wirtschaftskultur, die auf Kooperation und nicht auf Konkurrenz aufbaut… Regiogeld löst die Abhängigkeit von globalen Tendenzen auf, stärkt die regionale Ökonomie und Identität.“ Slogans der Anhalt Dessau AG

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