Ja, Heiligabend – da will ich Euch doch zum einen ein paar schöne Festtage wünschen. Und zum anderen noch zwei Beiträge zum EIGENTLICHEN Thema, das Weihnachten antreibt: Konsum, Geschenke. Das BR-Magazin quer berichtete über die Auswüchse des Online-Versands – interessant zu sehen, dass die ganzen Internetversandhäuser im Grunde einen Teil ihrer Kosten auf den örtlichen Einzelhandel auslagern. „Annahme verweigert: Geschäfte boykottieren Pakete“:
Eigentlich sollte Internet-Handel den vorweihnachtlichen Einkaufsstress minimieren. Doch die Paketdienste werden der Paketflut kaum mehr Herr. Oft laden sie ihre Fracht lieber beim Ladengeschäft um die Ecke ab, wo der Empfänger das Paket dann abholen muss. Jetzt vor Weihnachten nimmt das Ganze bizarre Ausmaße an. Besonders dann, wenn die Ladenbetreiber ausgerechnet für die Internethändler zur Poststelle werden, die ihre die größte Konkurrenz sind. Das Amazon-Päckchen beim Buchhändler – viele Ladenbesitzer üben jetzt einen Paket-Boykott.
Passend dazu auch der ausführliche, spannende Artikel im Freitag „Inside Amazon“:
Bei dem Versandhandel kann man erleben, was unser Wunsch nach billigem Konsum anrichtet. Besonders wenn man im Weihnachtsgeschäft dort arbeitet. (…)
(…) Weihnachten ist für Amazon das, was für die Amerikaner Vietnam war: eine Herausforderung, die selbst den erfahrensten Einkaufs- und Distributionsleiter weinend zusammenbrechen lassen kann. Für das Weihnachtsgeschäft hat der Konzern in Großbritannien und Deutschland jeweils rund 15.000 zusätzliche Zeitarbeiter eingestellt. Das Wachstum, das Amazon zu einem der mächtigsten internationalen Unternehmen der Welt gemacht hat, soll und wird wohl auch weitergehen.
(…) Weihnachtlich geht es hier nämlich nicht zu: Das Unternehmen zahlt seinen Zeitarbeitswichteln in Großbritannien nur den Mindestlohn, in Deutschland weniger als zehn Euro. Aber Amazon ist die Zukunft des Einkaufens, und die Mitarbeiter erleben schon jetzt die Zukunft der Arbeit. Mithin eine Zukunft, in der solche internationalen Giganten wie eben Amazon mehr Macht haben werden als nationale Regierungen. (…)
In diesem Jahr besteht es vor allem aus großen Stapeln von X-Boxes und Kindles und dem aktuellen Jamie-Oliver-Kochbuch Cook Clever mit Jamie. Diese Promi-Kochbücher regen mich auf. Sie stapeln sich am Ende des Gangs so hoch wie der EU-Butterberg. Was mich aber wirklich fertig macht, ist der Barbie-Adventskalender. Immer wieder schleppe ich mich zu Sektion F, wo ich einen Karton öffne, einen herausnehme, den Karton zerkleinere und auf den Müll werfe. Der Kalender kommt aus China, wurde vom Frachthafen zu einem Auslieferungsdienst und dann hierher gebracht. Ich lege ihn nun auf meinen Wagen, gebe ihn an die Packer weiter, die ihn seiner letzten Bestimmung zuschicken: zu einem Kind. Nichts fängt den Weihnachtszauber besser ein als dieses blonde Busenwunder auf dem Kalender, das lauter Einkaufstüten trägt. (…)
Und Die Zeit stellt in einem Wirtschaftsartikel fest „Schenken bringt nichts“ (jedenfalls nicht aus der Sicht des Homo Oeconomicus):
Weihnachtsgeschenke sind in der klassischen Ökonomie Quatsch. Sie führen allein zu Wohlfahrtsverlusten. Aber wie schenkt man volkswirtschaftlich effizient?
An Weihnachten nimmt die Irrationalität der Menschen ungewöhnliche Ausmaße an. Sie kaufen und kaufen und kaufen: Dinge, die niemand haben will und niemand braucht. Dinge, die einmal teuer produziert wurden und nach Heiligabend im Regal verstauben. Krawatten, Pullover, Sandwichtoaster. Sie nennen das Schenken. Für die klassische Ökonomie ist das großer Quatsch. Dem Homo Oeconomicus graut vor Weihnachten. Er denkt: Die Welt wäre eine bessere ohne Weihnachtsgeschenke. (…)
Gehetzte Menschen, die panisch auf der Suche nach den „letzten Geschenken“ sind, mit denen sie zu den Feiertagen die Lieben bedenken, um ihnen irhe Wertschätzung auch auf Euro und Cent genau zu zeigen – solche Wesen trifft man in der letzten Zeit zuhauf in den Einkaufszonen und Konsumtempeln der Städte. Da halte ich es lieber mit den Adbusters, die zum Buy Nothing Christmas aufrufen.
As our planet gets warmer, as animals go extinct, as the humans get sicker, as our economies bail and our politicians grow ever more twisted, we still find ourselves lurching to suck from the breast of the capitalismo machine. This is our solace, our sedative – consumerism is the opiate of the masses.
We’re in a state of “pathological consumption,” George Monbiot explains, “a world-consuming epidemic of collective madness, rendered so normal by advertising and the media that we scarcely notice what has happened to us.”
For those of us who do notice it, who decry it, abstain, and try to eschew capitalism … Christmas is the one time where we suddenly absolve ourselves of this stance, as we feel compelled, by a strange and powerful force within, to join in the momentous, orgiastic ritual of America’s consumerist cult. (…)
Oder die „Null Euro Weihnachten“ der Nachhaltigkeitsguerilla, die in die selbe Kerbe schlagen:
Alle Jahre wieder und dennoch immer wieder unfassbar. Letztens verkündete das Radio die frohe Botschaft: der Einzelhandel atmet auf, die Umsatzzahlen klettern rauf! Endlich strömen die Konsumenten wieder in die Neuzeit-Tempel, um sich mit neuen Winterjacken, warmen Klamotten, Weihnachtsdeko, -gebäck und –geschenken einzudecken. Klimawandel hin oder her, letztere Konsumfallen sind der Fels in der Wirtschaftsbrandung, denn nichts ist in diesen Zeiten so gewiss, wie dass Weihnachten kommt! Deshalb erleben wir jedes Jahr aufs neue eine logistische Punktlandung, wenn uns bereits ab Ende November quietschrote Dekoartikel und Lebkuchen in den Regalen anlächeln.
Doch sollte nicht auch hier mal das Stichwort “Nachhaltigkeit” fallen? Worin liegt der Sinn, jedes Jahr aufs neue Christbaumschmuck, Adventslichterketten und Wintermützen zu kaufen? Früher hatte man seine Winterkiste, die genau einmal pro Jahr aus dem Dachboden geholt, entstaubt und wiederbelebt wurde. Heute scheint diese Tradition nicht mehr zu existieren, traut man den hiesigen Warenbergen in den Läden. (…)
Die Energie- und die Klimakrise sind Verwandte. Beide haben sie unmittelbar mit unserem Verhalten als Gesellschaft zu tun. Vor allem aber als Individuum. Unser Konsum bestimmt, was hergestellt wird und wie es hergestellt wird. Welche Rohstoffe dafür verbraucht werden. Vieles kaufen wir, ohne es wirklich zu brauchen. 1/4 der Lebensmittel in Deutschland werden weggeschmissen. 1/3 unserer Kleidung bleibt ungetragen im Schrank.
Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Zeit, die uns scheinbar davon läuft. Die wir nicht haben, um uns zum Beispiel mit Freunden zu treffen. Wo doch jeder seit Eckart von Hirschhausens Buch “Glück kommt selten allein” weiß, dass es vor allem die sozialen Kontakte sind, die uns glücklich machen – nicht der Konsum.
Der fünfte Schal, das zehnte Parfüm. Es klingt furchtbar banal. Aber Dinge, die wir kaufen und dann besitzen, kosten Zeit, Geld und Ressourcen. Traditionell verschärft sich das alles an Weihnachten noch ein wenig. Dabei denken wir noch, wir tun denen, die wir am meisten lieben, einen Gefallen, wenn wir ihnen Zeug schenken.
Also warum nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Den guten Freunden schenken wir gemeinsame Zeit. Der Welt weniger Verbrauch
Heute will ich Euch mal wieder etwas aus der Rubrik „Alternativen zum kapitalistischen Warenverkehr“ präsentieren – an vielen Ecken gibt es nämlich Initiativen von Bürgern, um dem Diktat des Marktes, des Kaufens und Verschwendens entgegenzutreten und der industriellen Marketingmaschinerie ein Schnippchen zu schlagen. Seit einiger Zeit tauchen immer mehr sog. „Giveboxes“ in diversne Städten auf, die eine Ergänzung zu den Bücherschränken sind, in die jedermann etwas reinstellen und wieder rausnehmen darf. Die WDR-Sendung markt brachte in „Givebox: Geben ohne Bedingungen“ einen kleinen Bericht zum Stand der Dinge:
Wer kennt das nicht: Da lagern irgendwo noch ausrangierte Kleidungsstücke, gelesene Bücher und vieles mehr. Was hier nutzlos verstaubt, kann aber woanders vielleicht noch sinnvoll genutzt werden.
Die Idee ist einfach: Was noch gut ist, man aber selbst nicht mehr braucht, kommt in die Givebox. Das ist ein einfacher Holzverschlag irgendwo am Straßenrand oder auf einem Platz. Man kann sich ein anderes Stück herausnehmen oder auch nicht. Einfach spenden ist erlaubt, wie auch einfach mitnehmen.
Am Düsseldorfer Hermannplatz zum Beispiel ist die Givebox so ein schlichter Holzverschlag mit Dach und einem Duschvorhang als Tür. An drei weiteren Stellen in der Stadt sowie in Münster, Siegen, Frankfurt, Hamburg und Berlin haben Bürger inzwischen solche Tauschcontainer aufgestellt. Da können Tauschwillige auch schon mal einen Markenanzug, Brettspiele, Spielzeug und Bücher finden. Eine Givebox ist also kein Müllabladeplatz, sondern eher eine Mischung aus permanentem Flohmarkt und Tauschbörse.
Bürger für Bürger
Entstanden sind alle Boxen auf Eigeninitiative engagierter Menschen. Gebaut wurde mit möglichst bescheidenen Mitteln, gefragt wurde niemand, oft nicht einmal die Behörden. Haftung bei Unfällen und Vandalismus stellen jedoch ernste Probleme dar. In Düsseldorf wurde eine Givebox angezündet und brannte ab. Einige Monate später stand jedoch schon wieder Ersatz an der gleichen Stelle. Lokale Paten schauen sich regelmäßig die Box an, sortieren Unbrauchbares aus und sind Ansprechpartner für Mitbürger und Behörden.
Doch die Lösungen sind bei fast jeder Givebox anders. Mal wurde vorher doch mit den Behörden gesprochen, mal sich der Hilfe einer Kirchengemeinde versichert. Wie viel Verantwortung einer übernehmen will und wie viel Engagement jeder zeigen will, ist ihm selbst überlassen.
Organisiert wird übers Internet
Zur Organisation werden häufig die lokalen Givebox-Gruppen auf Facebook genutzt. Dort werden Termine und Pläne ausgetauscht und auch größere Gegenstände wie Kühlschränke direkt zum Verschenken angeboten. Entscheidend ist jedoch, dass sich genug Unterstützer für den Bau und die Arbeitstreffen zusammenfinden.
Weihnachtszeit, Geschenkezeit. Wenn man den Marketingleuten vom Mediamarkt Glauben schenken (!) würde, laut denen „Weihnachten unterm Baum“ entschieden wird, geht es bei dem Fest nur noch um eines: nämlich darum, möglichst viele, möglichst teure Geschenke unter die Leute zu bringen, also um den ungehemmten Konsum. Dass dies zu Stress ausartet, wie es ihn früher in der Form partiell auch schon gab, wissen wir nicht erst seit Loriot… Eine ganz andere Form des Schenkens, eine weniger zwanghafte, wird gerade in Berlin erprobt, wie der Tagesspiegel zu berichten weiß – „Givebox-Projekt – Schenken ist das neue Shoppen“. Eine tolle Idee, die hoffentlich viele Nachahmer findet und einen (wenn auch winzigen) Kontrapunkt zum Konsumwahnsinn setzt:
Wer alte Sachen los werden und anderen damit auch noch eine Freude machen will, kann das jetzt tun: Eine neue Nachbarschafts-Initiative errichtet Geschenkboxen für Jedermann. Die Initiatoren hoffen auf viele Nachahmer.
(…) Die Leute können es nicht fassen, dass ihnen jemand etwas schenken will. Einfach so. Bedingungslos. Anonym. Es sind Nachrichten wie diese, die zeigen, dass die Menschen das Schenken und Beschenkt-werden verlernt haben.
Eine Gruppe junger Berliner will es ihnen wieder beibringen – mit der Givebox, einer grob zusammengezimmerten, telefonhäuschengroßen Box, ausgestattet mit einem Regal und einer Kleiderstange. Die erste wurde vor zwei Wochen in der Steinstraße in Mitte errichtet. Die Macher wollen aber nicht genannt werden. Sie wollen das Projekt in den Mittelpunkt rücken, nicht sich selbst. (…)
(…) Die Nachbarschaft ist zusammengewachsen, seit es die Box gibt, dessen sind sich die Projekt-Initiatoren aus der Steinstraße sicher. Die Geschenkekiste ist schon nach zwei Wochen aus dem Kiez nicht mehr weg zu denken, die Bewohner sind geradezu süchtig danach. Manche kommen täglich vorbei, um zu sehen, was es Neues gibt, zum Beispiel die Kinder von der nahe gelegenen Schule.
Über Facebook sorgt das Projekt international für Aufsehen. Passanten schreiben, wie sie die Box zufällig entdeckt haben, Touristen bedanken sich für das tolle Geschenk. Fans von überallher hinterlassen Nachrichten, wollen mehr über das Projekt wissen und die Idee in ihre Stadt tragen oder ihre Geschenke per Post schicken. (…)
Ein Konzern, der besonders stark von der weihnachtlichen Geschenkeflut profitiert, ist Amazon, denn immer mehr Menschen kaufen ihre Sachen online ein (sehr zum Leidwesen des traditionellen Einzelhandels). Allerdings zeigt sich Amazon selbst weniger in Geberlaune, denn das amerikanische Unternehmen nutzt geschickt Gesetzeslückenin Deutschland aus, um möglichst viele Mitarbeiter möglichst billig, zum Teil sogar auf Staatskosten, anzustellen. Eine sehr unfeine Art, das System auszunutzen, findet u.a. auch der Spiegel in „Amazon beschäftigt massenhaft Arbeitslose ohne Vergütung“:
Der Online-Versandhändler Amazon steht in der Kritik, eine Lücke des deutschen Sozialgesetzbuchs massenhaft auszunutzen. Das Unternehmen beschäftigt laut SPIEGEL nicht nur während des Weihnachtsgeschäfts in seinen fünf deutschen Logistikzentren Tausende Arbeitslose befristet als Saisonarbeiter, sondern lässt viele von ihnen zuvor eine sogenannte “Maßnahme zur Aktivierung und berufliche Eingliederung” absolvieren.
Dies dient vor allem zur Einarbeitung. Die Betroffenen arbeiten dann meist sechs Wochen, bekommen aber nur vier bezahlt. Die restlichen zwei Wochen erhalten sie weiterhin die Leistungen der Agenturen für Arbeit oder der Jobcenter. Diese Praxis ist legal. Allerdings wiederholt Amazon bei vielen der Aushilfen das Prozedere jedes Jahr, obwohl sie im Jahr zuvor bereits eingestellt waren und eine Einarbeitungszeit damit unnötig ist. (…)
Auch Report Mainz hat sich dieses Themas neulich angenommen:
Wo wir schon mal bei der Konzernkritik sind – über Chiquita gibt es ja nun bekanntlich nichts Positives zu berichten, so sehr die Firma sich auch in der Werbung schillernd und sympathisch darzustellen versucht (siehe u.a. meinen Artikel „Terror für Bananen“). Die taz zeigt in „Nachhaltige Bananenproduktion – Chiquitas Etikettenschwindel“, was hinter der bunten Fassade steckt:
Der US-amerikanische Bananenmulti hat vor sechs Jahren angekündigt, nachhaltiger und fairer produzieren zu wollen. Doch viel hat sich seitdem nicht getan. (…)
“Die Löhne stagnieren seit Jahren, aber die Arbeitsanforderungen und die Lebenshaltenskosten steigen”, klagt Martínez. Das Unternehmen setze zudem alles in Gang, damit sich die Arbeiter nicht in den unabhängigen Gewerkschaften organisieren könnten. Daran änderten auch die Kontrollen der Rainforest Alliance nichts, die inzwischen nahezu alle Chiquita-Plantagen in Mittelamerika zertifiziert haben.
Vor sechs Jahren hat der Bananenkonzern Chiquita angekündigt, nachhaltiger und fairer produzieren zu wollen. Die Umweltorganisation Rainforest Alliance sollte die Einhaltung der neuen Leitlinien überprüfen.
“Der kleine grüne Frosch versichert Ihnen, dass Produkte und Dienstleistungen in umweltfreundlicher, sozial und wirtschaftlich nachhaltiger Weise erzeugt wurden”, ist auf der Homepage der Organisation zu lesen. Doch die Gewerkschaften sprachen von Etikettenschwindel.
So klagt Rodolfo Suadarez Martínez: Immer dann, wenn die Inspektoren der Nichtregierungsorganisation mit Stammsitz in New York in Nogal auftauchten, werde Tage vorher gründlich aufgeräumt. “Die Arbeiter erhalten pünktlich zum Ankunft der Inspektoren neue Arbeitskleidung, Schutzmasken und Co., aber eben nur dann”, berichtet Martínez. (…)
Etikettenschwindel ist auch das Stichwort für meinen nächsten Lesetipp, diesmal aus dem Bio-Natur-Blog – „Gefälschte Bio-Zertikate, die Spitze des Eisbergsalats“. Man sieht, dieses profitorientierte Wirtschaftssystem sorgt dafür, dass selbst gut gemeinte Ideen wie die des ökologisch-biologischen Landbaus von einige Firmen ausgenutzt werden, um ihre konventionelle Ware als „Bio“ teurer verkaufen zu können:
Nun hat die schöne Bio-Welt voller gesunder Bio-Produkte nach dem schönen Weltklimagipfel voller gesunder unabsichtlicher Absichtserklärungen also ihren nachhaltigen Skandal mit sicherlich weitreichenden ökologischen, aber wohl noch drastischeren ökonomischen Folgen für Hersteller und Vertriebsketten. In erster Linie natürlich oder eben leider nicht natürlich für die Konsumentinnen und Verbraucher, welche ihr Vertrauen in solch zertifizierte und von allerhöchster Stelle als aus biologischem Anbau erklärte Ware verloren haben bzw. noch verlieren werden, da die ganzen unerträglichen Ausmaße über die Tragweite des Handels mit gefälschten Zertifikaten erst noch unter der gefälschten Erde hervorgegraben werden müssen. (…)
(…) Dass der Standard allerdings schreibt, dass “gefälschtes Essen lukrativer als Drogen” sei, ist dann doch wohl etwas überzogen. Oder vielleicht doch nicht?
Der Markt mit falsch ausgewiesenen oder gefälschten Lebensmitteln ist ein Milliardengeschäft, das in den vergangenen Jahren massiv gewachsen ist, heißt es bei Europol: Das Risiko ist gering, der Ertrag enorm. 1000 Dollar würden, in die Lebensmittelfälschung investiert, wesentlich höhere Profite abwerfen als etwa im Drogenhandel. (…)
Und noch eine erfreuliche Meldung zum Schluss – „Super Nanny Katharina Saalfrank wirft hin“. Dass sich Frau Saalfrank erst nach so vielen Jahren dazu entschießt und noch bis vor kurzem in Talkshows vehement das Konzept verteidigte und jeden Verdacht, dass RTL an dieser Sendung mit manipulierten und gefakten Bildern arbeitet, weit von sich wies, macht sie natürlich nicht gerade glaubwürdiger… Denn es kann einem doch keiner erzählen, dass die „Super Nanny“ bislang davon nichts gemerkt habe und ausgerechnet jetzt, wo es vermehrt kritische Berichte über das Format (siehe fernsehkritik.tv) hagelt, auf die Ungereimtheiten stößt. Es ist für mich schwer vorstellbar, dass diese Manipulationen erst in diesem Jahr um sich griffen.
(…) In einer internen Mail an RTL-Verantwortliche schreibt Saalfrank, 40, ihre erzieherischen Inhalte seien in diesem Jahr “massiv in den Hintergrund” gedrängt worden. “In meine Arbeit als Fachkraft in diesem Format wurde extrem…und teilweise sogar gegen pädagogische Interessen eingegriffen.” Dies sei sicher der “Entwicklung des medialen Markts” hin zu “gescripteter”, also inszenierter, Realität geschuldet. Das komme für sie nicht mehr in Frage. (…)