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Werbung gegen Realität, Teil 2 (der unendlichen Serie): Capri Sonne

Am Montag testete die WDR-Sendung Markt sog. „Funfood”, also speziell für Kinder designte Industrieware, die dann als „Frühstückscerealien” o.ä. als vermeintlich gesund verkauft werden. Sehr schön war vor allem der Test des bekanntermaßen extrem süßen Orangensaftgetränks Capri Sonne:

Besonders die Hersteller von Capri Sonne behaupten im TV-Werbespot, einen gesunden Beitrag zur Kinderernährung zu leisten: „Kinder brauchen was Gesundes wie die Capri Sonne. Die wird nur aus natürlichen Zutaten und gesunden Früchten gemacht.“ Dass in einer Getränkebox sechseinhalb Würfel Zucker sind, fällt im Werbespot komplett unter den Tisch. Für Ernährungsexpertin Dr. Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund eignet sich Capri Sonne daher nicht als Durstlöscher: „Das einzig Gesunde in dem Werbespot war für mich die Brotbox, in der das Brot war mit dem Apfel. Dass Kinder trinken sollen ist richtig, dass Kinder aber Süßgetränke trinken sollen ist falsch. Kinder sollten zum Pausenbrot zum Beispiel Wasser trinken oder mindestens kalorienarme Getränke. Und die gesunden Früchte in dem Getränk waren ja tatsächlich kaum enthalten.

In ihrer Dreistigkeit fast schon amüsant war die Aussage von Dr. Antje Louis von Capri Sonne, die, auf diese 6.5 Stücke Zucker angesprochen, die Frage gar nicht verstand, wieso das Produkt nun ungesund sein solle – man könne ja auch in Tee so viel Zucker rein tun und als Hersteller könne man schließlich den Gesamtkonsum von Zucker bei den Menschen nicht beeinflussen (großartige Theorie!). Zudem meinte sie auch, dass sie ja gar nicht behaupte, Capri Sonne sei gesund – bis ihr der WDR-Reporter den CS-Werbespot vorführte, in dem dummerweise genau das die zentrale Aussage ist. Sehr peinlich!

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Werbung gegen Realität

Das Phänomen kennt vermutlich jeder – auf der Packung sieht das Fertiggericht so natürlich, so lecker und knackig aus, doch nachdem man es dann im Ofen aufgewärmt hat, macht sich nur matschige Pampe auf dem Teller breit, die gar keine Frische mehr ausstrahlt. Industrieller Massenfraß eben. Diese Diskrepanz vom Reklameversprechen zum tatsächlichen, realen Produkt, zieht sich durch alle Produktgruppen, und vom permanenten Aufrechterhalten dieser illusionären Scheinwelt, in der alles schön, sauber und glänzend ist, lebt eine ganze Industrie. Die Pundo 3000-Gruppe hat vor einigen Monaten das gelungene Projekt „Werbung gegen Realität” ins Leben gerufen, in dem sie 100 Produkte einmal in der Verpackung und dann ausgepackt/zubereitet nebeneinander fotografiert haben – ohne weiteren Kommentar. Denn dieser erübrigt sich bei den meisten Sachen auch. :-) Das Ganze gibt es mittlerweile ebenfalls als Buch, für alle, die lieber offline und analog schmunzeln wollen. [gefunden via Nachhall-Texter]

mit diesem projekt sollen keine produkte und keine marken diskreditiert, verunglimpft oder schlecht gemacht werden. einziger zweck des projektes ist es, sich kritisch mit arten und mitteln von werbung in unserer zeit auseinander zu setzen. einige produkte ähneln ihren werbefotos sehr – andere weniger. eine qualitative bewertung von produkten findet nicht statt.

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Die irreführende Reklame von Banken

Vor allem Banken werben ja gerne damit, dass man sich mit Krediten (= Schulden) ein glückliches, unbeschwertes Leben erkaufen kann und sehen es gerne, wenn sich Menschen auch aus Konsumgründen bei ihnen leihen. In bunten Hochglanzprospekten wird da oft vollmundig sehr viel versprochen, ohne auf die Kehrseite der Medaille (die Zinsbelastungen) in ihrer Bedeutung wirklich einzugehen. Vor einigen Tagen stieß ich im Internet auf einen interessanten Artikel aus dem Jahre 2002, also lange bevor die Finanzkrise offenkundig wurde, der sich unter dem Titel „Werbungsmanipulation am Beispiel Deutsche Banken – In dubio contra populum – Wie die Werbung unterstützt von Politik, Justiz und Geldmacht zum Schaden der VerbraucherIn und BürgerIn perfekt zusammenspielen” sehr harsch mit den Reklameaussagen der Citibank (als Beispiel) befasst. Teils wird da etwas arg polemisiert und vielleicht manchmal auch vereinfacht, aber lesenswert ist der Text allemal!

Eine zentrale und geradezu symptomatische Bedeutung nimmt daher die Werbung der Banken zur Handhabung des Geldes ein. Wir wollen daher im folgenden mit Beispielen der Citibank o.B.d.A., die für alle Bankengruppen und die Werbewirtschaft insgesamt stehen, psychologisch analysieren, was die psychologische Botschaft dieser Werbung ist. Unverständlich muß bleiben, wie das deutsche “Recht” solche exzessiven Irreführungen und manipulative Verführungen nicht nur dulden kann, sondern offensichtlich sogar unterstützt und fördert nicht nur durch Nachtwächterverhalten, Passivität und Gewährenlassen, sondern obendrein noch für Rechtens erklärt.

Leben Sie jetzt – zahlen Sie später
Hier wird ganz offen Lebensfreude und Partnerglück mit der Illusion verknüpft, daß es gar kein Problem sei jetzt richtig zu leben – was heißen soll Geld auszugeben – weil man ja ganz einfach später zahlen könne. Die Botschaft heißt, genieße den Augenblick mit Schulden. Zurückzahlen kannst Du ja ganz “einfach” später. Damit wird Leben auf Pump und Schuldenmachen mit Lebensfreude Glück und Liebe identifiziert. Es wird suggeriert, daß finanzielle KREDITFreiheit Lebensfreude, Glück, Liebe und Partnerschaft fördert. Wie viele Partnerschaften an ihren finanziellen Problemen zerbrechen, die so erzeugt werden, wird natürlich nicht mitgeteilt, ebenso wenig die gigantischen Probleme, die mit der öffentlichen und privaten Verschuldung einhergehen.

• Besonders gravierend sind die über die Bilder transportierten Falschinformationen zu werten, als ob man etwas kostenlos, besonders günstig oder ohne jedes Risiko bekäme. Kosten, Folgen und Risiken werden in den Werbebildern unterdrückt mit der eindeutigen Botschaft, als ob es sie gar nicht gäbe.
• Psychologisch betrachtet gaukelt diese Werbung der VerbraucherIn ein Zerrbild der Wirklichkeit im Lichte irrationaler Träume und Wünsche vor und versucht sie mit dieser falschen Traum- und Wunschwelt einzuseifen und für das Produkt einzunehmen.

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Interessantes im Netz: Vattenfalls Grüngewasche und Croupière Merkel

Wenn große Energiekonzerne große Anzeigen- und Imagekampagnen starten, ist davon in der Regel einiges zu erwarten, jedoch ganz sicherlich nicht Aufrichtigkeit und Aufklärung, sondern eher Vernebelung und Grüngewasche, dass sich die Balken biegen. Der Klima-Lügendetektor von Greenpeace hat diese dreisten Lügen in der Vergangenheit schon sehr oft aufgedeckt, am Beispiel von EON, von RWE und jetzt auch wieder von Vattenfall, die gerade eine neue Aktion gestartet haben: „Verbraucher gegen Klimawandel”, „Unterschriften für das Klima”, „die Macht der Konsumenten”. Wie nett. Die Macht der Energieproduzenten für die Klimaverschmutzung fällt hier wie üblich unter den Tisch. Wie im Artikel dann auch resümiert wird:

Bei der Erzeugung von Vattenfall-Strom entstehen in Deutschland laut obligatorischer Stromkennzeichung 655 bis 677 Gramm Kohlendioxid pro Kilowattstunde. Bei einem Ökostromanbieter wie Greenpeace energy sind es dagegen 0 Gramm. Für einen 4-Personen-Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch (4430 Kilowattstunden) ergibt sich daraus folgende Möglichkeit zur CO2-Einsparung:

Wechsel von Vattenfall zu einem Ökostromanbieter: 2950 kg CO2/Jahr

(gefunden via Nachhall-Texter)

Und noch ein interessanter Artikel der Nachdenkseiten zu dem jetzt von der Bundesregierung durchgewinkten Rettungsplan für das Bankensystem und dem erstaunlichen Phänomen, dass plötzlich alle Politiker schon immer gegen die Deregulierungen im Finanzmarkt waren: „Das Casino kracht zusammen. Croupière Merkel flüchtet durch den Hinterausgang“.

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Culture Jamming vs. Kommerzialisierung

(Auch an dieser Stelle noch mal der Beitrag, den ich gerade als „Worum geht’s?” erstellt habe und der dort zukünftig als Einführung in die Absicht meines Bloggens dienen soll.)

Wir leben heute in einer Gesellschaft, die sowohl von permanentem Wachstumsglauben, aber auch vom Glauben an den Segen des Konsums durchdrungen ist. Begleitet werden wir dabei auf Schritt und Tritt von Werbung für Produkte und Marken, von sündhaft teuren, einschleimenden Imagekampagnen, die aus zerstörerischen Großunternehmen harmlose Klimaschützer machen sollen. Von Zeitschriften und anderen Medien, in denen, bedingt auch durch die Konzentrationstendenzen in dieser Branche, die Trennlinie zwischen (redaktioneller) Information, gekaufter Meinung, Produktplacement und direkter Reklame immer schwerer auszumachen ist (wenn nicht ohnehin gleich komplette Verdummung angesagt ist). Öffentlicher Raum wird immer mehr, immer unverhohlener von Konzernen und Markenfetischen beansprucht, Kommerzialisierung durchzieht bald all unsere Lebensbereiche – Einkaufszentren werden zu den neuen Mittelpunkten ehemals öffentlichen Lebens.

In Nordamerika, das uns in dieser Beziehung immer schon ein bis zwei Jahrzehnte voraus war, erlebt man erschreckende Entwicklungen, die deutlich machen, dass Reklame & Marketing nicht nur nervig und störend sind, sondern einen massiven Eingriff in unsere Gesellschaft darstellen. Das geht über die bloße Überrepräsentation großer Marken und Logos weit hinaus – unerreichbare Schönheitsidelae werden produziert, latente Unzufriedenheit der Menschen mit ihrem Leben geschürt und Kaufen (und Schulden machen) als Weg zum Glück propagiert. Natürlich läuft niemand, der irgendwo einen Werbespot sieht, sofort los und kauft das entsprechende Produkt, aber das Gift wirkt schleichend und gerade deshalb so gut, weil wir alle gerne glauben, dass Reklame UNS ja nun wirklich nicht beeinflusst. (Dies wird im sehr empfehlenswerten Buch „Good bye logo” von Neil Boorman treffend beschrieben.)

In den USA sehen wir zudem, dass die zunehmende Marktmacht der großen Konzerne auch die Demokratie und Meinungsfreiheit beeinträchtigt. Weltbekannt wurde bereits 1998 der Fall eines Schülers der Greenbrier High School, der am „Coke Day” an seiner Schule ein Pepsi-T-Shirt trug und deshalb an dem Tag von der Schule verwiesen wurde. Genauso bedenklich: an einer von Coca Cola gesponsorten Universität wollte eine Studentengruppe eine Informationsveranstaltung über die schlimmen Bedingungen, unter denen Arbeiter dieser Firma in Lateinamerika zum Teil tätig sind, abhalten, doch die Verwaltung wollte ihnen dafür keinen Raum zuteilen, da sie ja negativ über ihren Sponsor berichten würden. (Beides nachzulesen in Naomi Kleins Globalisierungsbestseller „No Logo!”, in Kalle Lasns „Culture Jamming” oder auch in de Graafs „Affluenza: Zeitkrankheit Konsum”.) Wenn die Wirtschaft und die Markenkonzerne bereits so früh in der Entwicklung des politischen Verständnisses der Menschen eingreifen, steht viel mehr auf dem Spiel als nur der Verkauf oder das Verbot von brauner Blubberbrause oder fettigen Burgern – die Freiheit des Zusammenlebens wird massiv aufs Spiel gesetzt.

Vor diesem Hintergrund ist in den letzten 20 Jahren der Widerstand gegen die Überkommerzialisierung bzw. das Bewusstsein für diese Entwicklung in der Gesellschaft gewachsen, und durch den Kanadier Kalle Lasn und seine Adbusters Foundation hat diese Bewegung auch eine bekannte (und nicht immer ganz unumstrittene) Gallionsfigur. Lasn und Culture Jammer weltweit bekämpfen die Werbebotschaften, die tagtäglich auf uns einprasseln, sie versuchen sie zu parodieren, in ihr Gegenteil zu verkehren, sie kapern Werbetafeln, um damit in den alltäglichen Diskurs, aber auch die alltägliche Wahrnehmung und die Hirne der einzelnen Menschen Informationen einsickern zu lassen, die über die Hintergründe der glänzenden Markenfassenden aufklären. Auch soll der Konsum seinen Status als goldenes Kalb, um das sich unser aller Leben zu drehen hat und der als das Allheilmittel für all unsere Probleme angepriesen wird, endlich wieder verlieren.

An diesem noblen und dringend notwendigen Quest möchte ich mich auch mit meinem Blogprojekt Konsumpf beteiligen. Ursprünglich war er als reiner Culture Jamming/Anti-Werbung- und Konsumkritik-Blog geplant, doch wie das halt so ist, wenn man sich einmal mit diesem Thema beschäftigt, stellt man schnell fest, dass viele dieser Probleme auf unserer Welt miteinander verbunden sind und monokausale Erklärungsversuche fehl schlagen. Von daher werde ich immer auch Überlegungen und Fundstücke aus den Bereichen Globalisierungskritik, Konzernkritik, Umweltpolitik/Ökologie, Nachhaltigkeit, Mediendemokratie und komplementäre/alternative Währungssysteme mit einfließen lassen.

Kurz gesagt soll Konsumpf (m)eine Stimme gegen die Wurstigkeit im real existierenden Dasein sein.

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Willkommen im Konsumpf!

Nicht erst seit der aktuell besonders heftig brodelnden Finanzkrise gerät unser derzeitiges Geld- und Wirtschaftssystem und die dahinter stehende Konsum”kultur” aus den verschiedensten Richtungen immer öfter ins Kreuzfeuer der Kritik. Schlagworte wie politischer bzw. nachhaltiger Konsum (LOHAS), Globalisierungs- und Konzernkritik oder auch Kapitalismusschelte machen dabei auch in den Medien vermehrt die Runde.

Dies ist, wie ich finde, eine erfreuliche Entwicklung, zeigt es doch, dass die Menschen nicht mehr alles widerspruchslos hinnehmen und manche auch beginnen, ihre Macht als Konsument zu entdecken und ihre eigenen Konsumgewohnheiten zu hinterfragen. Denn eins ist klar: in der Art, wie vieles bei uns und in der Welt im Moment (schief)läuft, sei es in Wirtschaft, Ökologie, Politik oder Gesellschaft, kann und darf es nicht einfach weitergehen! Probleme wie die immer weiter zunehmende Konzentration von Marktmacht in den Händen weniger Konzerne beispielsweise bedrohen nämlich nicht nur Vielfalt und Auswahl, sondern letztlich sogar unsere Demokratie.

In meinem Konsumpf-Blogprojekt möchte ich Neuigkeiten und Erkenntnisse, die mir bei der intensiven Auseinandersetzung mit den verschiedenen Thematiken begegnen, weitergeben, möchte das Thema Culture Jamming/Adbusting, also den Einsatz gegen Reklame und Überkommerzialisierung, verstärken – und vielleicht auch für ein wenig Struktur und Klarheit im oft doch auch verwirrenden Dschungel der Informationen & Stimmen geben.

Ich werde in den nächsten Tagen vornehmlich erst einmal die konsumkritischen Beiträge, die ich bisher in meinem Musikblog Coast Is Clear “eingeschmuggelt” hatte, in den neuen Blog übernehmen. Denn leider sind diese unverändert aktuell.

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