Frankfurter Bulle in Grün

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Diese Meldung erreichte mich gestern – passend zum gerade stattfindenden Karmakonsum Greencamp & Business-Konferenz (Strategien für neues Wirtschaften und LOHAS)

Bulle an der Börse Frankfurt grün eingekleidet …

Am frühen Morgen (5:22h) des 18. Juni 2009 haben Wirtschaftsaktivisten im Vorfeld der KarmaKonsum Konferenz 2009 den Bullen vor dem Frankfurter Börsenpakett grün eingekleidet und mit einem Schriftzug < Grünes Wirtschaftswunder > markiert.

Ziel dieser Aktion ist es, die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft auf die Potenziale neuen Wirtschaftens hinzuweisen. In den nächsten zwei Tagen kommen rund 600 Teilnehmer aus ganz Deutschland zur dritten KarmaKonsum Konferenz nach Frankfurt.

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Home von Yann Arthus-Bertrand

Jaja, noch immer muss ich meinen Blog auf Sparflamme laufen lassen (das wird sich diese Woche aber gewiss noch ändern!) – und deshalb stelle ich heute nur einen Film vor, den ich selbst noch gar nicht gesehen habe, der mir aber neulich per Kommentar ans Herz gelegt wurde: Home des französischen Fotografen Yann Arthus-Bertrand, produziert von Luc Besson („Das fünfte Element“, „Léon der Profi“ etc.) Anfang Juni ist er in die Kinos gekommen (nicht nach Kiel, leider), und bei YouTube kann man sich die deutschsprachige Version komplett (in 15 Einzelteilen) anschauen. Arthus-Bertrand meint zu seinem Film:

Wir leben in einer alles-entscheidenden Zeit. Wissenschaftler sagen uns, wir hätten nur 10 Jahre um unsere Lebensweise zu ändern, um das Aufzehren von Rohstoffen zu verhindern und um eine katastrophale Entwicklung des Weltklimas zu verhindern.
Jeder Einzelne muss an dieser gemeinsamen Anstrengung teilnehmen ; und um so viele Leute wie möglich darauf aufmerksam zu machen, habe ich den Film HOME gedreht.
Damit der Film die größt-mögliche Verbreitung erhält, muss er umsonst sein ; unser Sponsor, die PPR Gruppe hat dies ermöglicht. EuropaCorp, der den Vertrieb sicherstellt, hat sich bereiterklärt, keinen Gewinn aus HOME erwirtschaften zu wollen, weil der Film nicht auf wirtschaftlichen Erfolg angelegt ist.
Ich hätte gerne, dass HOME auch Ihr Film wird. Verteilen Sie ihn weiter. Und handeln Sie.

Hier Teil 1 – die restlichen findet Ihr dann auch bei YouTube (unter „related videos“):

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Arbeit…

Da mir momentan die Arbeit am Blog ein wenig schwer fällt, dachte ich mir, dass es passend sein könnte, das neulich im Zeit-Artikel „Wir könnten auch anders“ schon einmal angesprochene Thema der Überhöhung des Status der Erwerbsarbeit in unserer Gesellschaft nochmal aufzugreifen. Anlass dafür ist aktuell der sehr gute Beitrag „Arbeitsplätze erhalten – warum eigentlich?“ von Claudia Klinger in ihrem digital diary, in dem sie sich fragt, wie es eigentlich kommt, dass die Politik ihr Trachten nur noch nach der Maximierung der Arbeitnehmerzahlen ausrichtet, sei die Arbeit auch noch so sinnlos und unbefriedigend.

“Der schönste Platz ist der Arbeitsplatz” – ich hab’ vergessen, welcher SPD-Politiker diesen abgründigen Spruch verzapft hat, doch steht er aus meiner Sicht für eine leider sehr verbreitete Geisteskrankheit, die den Menschen allein nach seiner Produktivität im kommerziellen Erwerbsleben bewertet. Und dabei machen (fast) alle mit, speziell auch alle, die sich das “Soziale” auf die Fahnen schreiben. Wie um Himmels Willen soll da das nötige Downsizing in Sachen Energie und Ressourcenverbrauch geschehen, wenn alle so furchtbar gerne arbeiten – und sei es als der sprichwörtliche Heizer auf der E-Lok?

(…) Schon in den 70gern, als ich als Gymnasiastin und dann als Studentin meine Job-Erfahrungen in der Arbeitswelt machte, wusste ich: DAS will ich nicht! Fast überall traf ich auf Menschen, die sich für ihre Arbeit kaum bis gar nicht interessierten, die da ihre Stunden möglichst früh am Tag hinter sich brachten und in deren täglichem Smalltalk vor allem vom Urlaub, vom baldigen Wochenende und von dem, was man sich alles kaufen wird, die Rede war. Es herrschte eine Langeweile in diesen Behörden und Großunternehmen, dass ich fast Ausschlag vor innerer Ablehnung bekam und mich immer wieder fragte: Warum machen die das so mit, noch dazu “lebenslänglich”?

Mittlerweile hat der Stress die Langeweile in der Arbeitswelt abgelöst, es gibt eine Menge “Arbeitsplätze”, von denen man nicht mal mehr leben kann – aber die Grundhaltung hat sich nicht etwa verändert: Nur ein Arbeitnehmer gilt als nützliches Mitglied der Gesellschaft. Und wer da raus zu fallen droht, fürchtet quasi den Abstieg in die Hölle. Kein Wunder, wenn alle so denken!

Passend dazu rechnen sich die jeweiligen Bundesregierungen schon seit jeher die Arbeitslosenzahlen schön, damit ihre Regierungsarbeit in dem entsprechenden hellen Licht der „Arbeits-Gesellschaft“ (wie die ZEIT die deutsche Gesellschaft titulierte) erstrahlen. Über diese geschönten Statistiken gab es schon viele Beiträge in den einschlägigen Blogs und Foren (z.B. bei Querschüsse), aber unlängst brachte das ARD-Magazin Panorama auch diesen ganz aktuellen Beitrag „5,2 Mio Arbeitslose in Deutschland – Ministerium fälscht Statistiken, der zeigt, wie dort verfahren wird, um der Öffentlichkeit einen Aufschwung vorzugaukeln. Erschreckender Weise machen die meisten Medien bei diesem Spiel einfach mit – selbst so vermeintlich seriöse Sendungen wie die Tagesschau vermelden die „offiziellen Zahlen“ ja als de facto Wahrheit.

In Zeiten von Wirtschaftskrise und Wahlkampf gibt es kaum Wichtigeres als die neuen Arbeitsmarktzahlen. Und bei der Verkündung der neuen Arbeitslosenstatistik konnte die Regierung einen Erfolg feiern. Weniger Arbeitslose – trotz Krise.

Doch dahinter steckt auch ein statistischer Kniff. Denn weniger Arbeitslose, das heißt noch lange nicht, dass mehr Bürger einen Job haben. Tatsächlich hat sich die Zahl der Menschen in Lohn und Brot kaum verändert. Die Regierung hat lediglich die Zählweise geändert, rechnet immer mehr Arbeitslose aus der Statistik heraus. Ein Arbeitsloser weniger ist etwa Wolfgang K. Die Arbeitsagentur hatte ihn zu einem privaten Arbeitsvermittler geschickt. Das reichte aus, um ihn aus der Hauptsumme der Arbeitslosen herauszurechnen, ohne dass er einen Job oder eine Ausbildung bekommen hat. Alle zwei Wochen hat er jetzt einen Termin beim privaten Vermittler.

Schon seit Jahren hat die Arbeitslosenstatistik immer weniger Aussagekraft. Panorama zeigt, welche Tricks sich die Regierung vor der heißen Phase des Bundestagswahlkampfes hat einfallen lassen.

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Nochmal Subversion – Wir sind doch nicht blöd!

Ich hatte neulich schon das Magazin Malmoe vorgestellt, das im Mai den Themenschwerpunkt „Subversion“ hatte. In die gleiche Kerbe schlug auch die Mai-Ausgabe des „Popkultur und Gegenwart“-Magazin Umag. Unter dem Titel Wir sind doch nicht blöd taucht die Autorin ein wenig ein in das schillernde und weite Feld von Subversion, Widerstand gegen die Kommerzkultur und Reklame.

Subversiv kann vieles sein: Street Art, politische Aktionen, gefakte Werbung und sogar Klauen. Aber die 150 Graffiti-Tags in Reih und Glied, die gerade im Pariser Grand Palais ausgestellt werden, sind es nicht – weil eigens fürs Museum gesprayte und noch dazu genormte Tags die ursprüngliche Funktion der Street Art, nämlich die Aneignung von öffentlichem Raum, verloren haben. Subversion hängt nicht im Museum, sondern sie rüttelt auf und unterwandert Herrschaftsverhältnisse und Normen, um eine gesellschaftliche Weiterentwicklung zu erreichen. Nichts davon passiert, wenn Widerstandformen in den Händen von Marketingstrategen oder in einer Ausstellung landen. Was noch lange nicht heißt, dass es vorbei ist mit der Rebellion: Widerstand ist möglich – wenn er sich ständig neu erfindet und kapitalistische Mechanismen nicht nur entlarvt, sondern auch kreativ aneignet.

megainfarktDass auch mein Blog in der Linkliste zum Thema empfohlen wird, ist natürlich nicht der Grund, den Artikel zu erwähnen :-) – sondern vielmehr, dass ich in dem Beitrag neben schon bekannten Aktionen wie dem Guerilla Gardening (dem heimlichen und illegalen Wiederbegrünen von brachen oder hässlichen Flächen in der Stadt) durchaus auf einige Facetten aufmerksam wurde, von deren Existenz ich bislang nichts wusste. So beispielsweise das Projekt der Gruppe Mega Infarkt, das mit der widerwärtigen MediaMarkt-Reklame arbeitet und diese in ihr Gegenteil verkehrt (siehe dieses pdf):

Unter dem Slogan “Lasst euch nicht verarschen, ihr bestimmt den Preis” machen sie Werbung fürs Klauen – oder um es in ihren Worten zusagen: Sie plädieren für Ladendiebstahl als persönliche Armutsbekämpfungsstrategie, den rückwärtslaufenden Stromzähler als ausgleichende soziale Gerechtigkeit und die Schutzehe für Bleiberecht.

(…) Bei der Messe werden die Mitglieder von Mega Infarkt versuchen, Ungerechtigkeiten im Alltag der Besucher aufzuspüren und gemeinsam Gegenmittel zu entwickeln. Denn Subversion bleibt wirkungslos, wenn sie nicht im täglichen Leben der Menschen passiert. Weil jeder einzelne von uns bestimmt, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft verändert. Und zwar jeden Tag aufs Neue.

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Surftipp: No Impact Man

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Schon seit einer ganzen Weile will ich Euch diesen interessanten Blog hier vorstellen – No Impact Man. Aufmerksam wurde ich darauf bereits vor längerem im Greenpeace Magazin, denn die Geschichte dahinter ist durchaus spannend: Colin Beavan hat sich anno 2007 vorgenommen, ein Jahr so CO2-neutral wie nur irgend möglich zu leben, sprich, Atmosphäre und Klima minimal zu belasten. Dies nicht etwa irgendwo auf einer einsamen Alm in den Bergen, sondern mitten in New York! Wie schon im Buch „Good-bye Logo“ von Neil Boorman beschrieben, erntete Colin damit ebenfalls erst einmal erstaunlich viele Anfeindungen – offenbar ist das Konsumieren, Verbrauchen, Dingeanhäufen mittlerweile so tief in das Wertesystem von Europäern und Nordamerikanern eingedrungen, dass man jeden, der davon abweicht, als Bedrohung dieses „American Dream“ ansieht.

I can’t stand my so-called liberal self sitting around not doing anything about it anymore. The question is: what would it be like if I took the situation (or at least my tiny part of it) into my own hands? I’m finding out.

For one year, my wife, my 2-year-old daughter, my dog and I, while living in the middle of New York City, are attempting to live without making any net impact on the environment. In other words, no trash, no carbon emissions, no toxins in the water, no elevators, no subway, no products in packaging, no plastics, no air conditioning, no TV, no toilets…

What would it be like to try to live a no impact lifestyle? Is it possible? Could it catch on? Is living this way more fun or less fun? More satisfying or less satisfying? Harder or easier? Is it worthwhile or senseless? Are we all doomed or is there hope? These are the questions at the heart of this whole crazy-assed endeavor.

You might be thinking, Colin Beavan is cracked–no one can cause literally NO impact on the planet, right? Well, what I’m talking about is no NET impact.

Jedenfalls haben Colin und seine Familie durchgehalten und dieses Projekt nicht nur in einem Buch, sondern auch in ihrem Blog, der seitdem auch stetig weitergeführt wird uns sich mit vielen brisanten Themen beschäftigt. So listet er in seinem Beitrag A list of companies we know we can’t trust all die Firmen auf, die bewusst und via ihrer PR-Agenturen, Verharmlosung bezüglich Klimawandel, aber auch Umweltzerstörung (CO2-Ausstoß ist nicht alles!), betrieben und die Bürger hinters Licht, sprich: im eigenen Konzerninteresse dreist belogen haben, darunter Chrysler, ExxonMobile (Esso), Ford, Shell, DuPont, Goodyear und viele mehr.

The companies who exhibited this gross disregard for human life continue to wield power in the ongoing discussion about how to ameliorate the climate crisis. It is important to know, therefore, exactly which companies are prone to lie and distort the truth so we know not to believe them in the future.

Auch interessant seine 10 Tipps, seinen Lebensstil zu ändern – No Impact Man’s Top Ten Eco-Lifestyle Changes.

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Europawahl: PIRATEN ziehen ins Europaparlament ein

piratenpartei-logoUnd nochmal krankheitsbedingt heute nur etwas „Fremdfutter“ – wenngleich erfreuliches. Denn die Piratenpartei hat es bei den Europawahlen am Sonntag durch ihr gutes Abschneiden in Schweden tatsächlich ins EU-Parlament geschafft! Derzeit sammelt die Piratenpartei übrigens noch Unterschriften, damit sie auch zur Bundestagswahl zugelassen wird – 3/4 der Stimmen hat sie schon zusammen, also bitte unterstützen. Selbst, wenn Zweifel daran, ob sich durch Wahlen noch groß was bewegen lässt, angebracht bleiben, heutzutage mehr denn je zuvor („Würden Wahlen wirklich etwas verändern, so wären sie verboten“, wie mal sinngemäß ein berühmter schlauer Kopf, komm jetzt grad nicht auf den Namen, sagte).

Hier die dazugehörige Pressemitteilung:

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Die Europawahl am vergangenen Wochenende war für die Piratenpartei ein voller Erfolg. Bei ihrer ersten bundesweiten Teilnahme an Wahlen erreichte die Piratenpartei in Deutschland mit 0,9% der abgegebenen Stimmen das beste Wahl-Ergebnis ihrer jungen Geschichte und konnte 229.117 Wähler für sich gewinnen. In Schweden, dem Ursprungsland der PIRATEN-Bewegung, konnte die Piratpartei mit ihrem Spitzenkandidaten, dem 54-jährigen Informatiker Christian Engström ein Rekord-Ergebnis von 7,1% einfahren. Damit ziehen zum ersten Mal PIRATEN in das Europäische Parlament ein.

Andreas Popp, Spitzenkandidat der deutschen PIRATEN freut sich über das Ergebnis: “Wir sind zum ersten Mal zu einer Europawahl angetreten und obwohl wir bei vielen Wählern noch kaum bekannt waren, haben wir ein solch tolles Ergebnis erzielt. Das zeigt uns, dass sich viele Bürger mit unseren Zielen identifizieren und dass weiteres Potential besteht. Es zeigt auch, dass Bürgerrechte, Datenschutz und ein faires Verständnis von Patent- und Urheberrechten wichtige moderne Themen sind, die die Menschen beschäftigen. Ganz besonders danken wir allen, die uns unterstützt haben. Ohne sie wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.
Unser Minimalziel von 0,5% haben wir übertroffen. Wir sind jetzt in der staatlichen Parteienfinanzierung und jetzt geht es erst richtig los! Ab morgen konzentrieren wir uns auf die Wahlzulassung zur Bundestagswahl! Denn auch hier heißt es: Klarmachen zum Ändern!”.

Jens Seipenbusch, stellvertretender Vorsitzender der Piratenpartei Deutschland ergänzt weiter: “Mit Christian Engström und den Schweden haben wir ab jetzt aktive Freibeuter direkt in Straßburg und Brüssel vor Ort, die ein wachsames Auge auf alle Vorgänge und Gesetzesvorhaben haben werden. Von diesem Frühwarnsystem werden auch die deutschen Bürgerinnen und Bürger profitieren. Mit der Piratenpartei werden ab jetzt auch die wichtigen Themen der Informationsgesellschaft im Europaparlament konsequent vertreten. Die Piratenpartei Deutschland gratuliert Christian Engström und der schwedischen Schwesterpartei zu ihrem grandiosen Wahlerfolg.”

Auch Thorsten Wirth, Kandidat zur Europawahl und Sitzenkandidat der hessischen Landesliste zur Bundestagswahl freut sich außerordentlich, kritisiert aber die teilweise undifferenzierte Berichterstattung: “Wir sind da. Aus dem Stegreif 0,9% und auf einmal entdeckt uns die Presse. Einige Journalisten halten es dabei leider immer noch für ausreichend, aus unserem Namen unser Programm ableiten zu können. Es ist also herrlich, zu sehen dass unser Name es vermag, die Oberflächlichkeiten einiger Journalisten zu entlarven. Die Journalisten, die sich einmal die Zeit genommen haben, sich mit unseren Zielen auseinander zu setzen, schreiben sehr viel differenzierter. Wir haben jetzt etwas erreicht und die Erwartungen sind hoch. Wir werden noch viel arbeiten müssen, um uns und diesen Erwartungen gerecht zu werden. Ich danke allen, die uns gewählt haben!”.

[Quelle]

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Charlotte Roche interviewt Klaus Werner-Lobo

Da ich derzeit vor mich hin kränkel und keine großartigen eigenen Texte zusammenbekomme, will ich Euch heute dennoch dieses nette kleine Interview ans Herz legen, das Charlotte Roche vor einiger Zeit im Stern (!) mit Klaus Werner-Lobo, u.a. Autor der Bücher „Schwarzbuch Markenfirmen“ und „Uns gehört die Welt!“ geführt hat. Darin kommt so manch heißes Eisen rund um Globalisierung und kapitalistische Weltordnung zur Sprache. Die Überschrift des Artikels, „Von Muschis und Multis“ ist natürlich grausig, aber vom Stern kann man wohl nichts anderes erwarten – man muss wohl eher froh sein, dass er sich dieses Themas mal annimmt.

(…) Wenn Sie sich etwas wünschen dürften, um die Welt besser oder erträglicher zu machen, was wäre das?

Dass jeder seine persönlichen und beruflichen Möglichkeiten nutzt, um aktiv an der Gestaltung der Welt teilzunehmen. Das geht nur, wenn wir an unsere eigenen Träume glauben, anstatt die Erwartungen anderer zu erfüllen. In der Schule, durch die Werbeindustrie und die Konkurrenzgesellschaft lernen wir Wettbewerbsfähigkeit, Konsumwahn und Ellbogenqualitäten statt Teilen und Mitgefühl. Mädchen sollen aussehen wie Barbie-Puppen, Jungs sollen noch immer vor allem ökonomisch erfolgreich sein. Glücklich macht das niemanden, es erzeugt nur scheinbare Gewinner und vor allem das Gefühl, ein Loser zu sein wenn man es in diesem System nicht “schafft”. Wenn wir wieder mehr miteinander reden und uns über die Hintergründe von Missständen informieren, werden wir merken, dass Solidarität und Zivilcourage glücklicher machen als “Geiz ist geil”.
(…) Gibt es etwas, das Sie besonders wütend macht?
Ja, der Zynismus der Mächtigen. Die Deutsche Bank wirbt zum Beispiel für Aktienspekulationen auf die Nahrungsmittelkrise. Da heißt es auf der Homepage des Bankenfonds DWS: “Die Weltbevölkerung wächst stetig, die landwirtschaftlichen Nutzflächen schrumpfen und Ernteausfälle häufen sich. Diese Herausforderung ruft der Agrarwirtschaft viel Innovationskraft ab, von der auch der DWS Invest Global Agribusiness profitieren kann.” Das muss man sich mal vorstellen: Übersetzt heißt das, dass wir damit Geld verdienen sollen, dass andere hungern.

Hat Sie eigentlich eine der von Ihnen genannten Firmen mal verklagt? Ein gutes Image ist für Markenfirmen doch so ziemlich alles.
Deswegen nenne ich diese Konzerne ja auch das “gut organisierte Verbrechen”. Die sind so gut organisiert, dass fast alles, was sie tun, legal ist, weil sie großen Einfluss auf unsere Regierungen haben. Aber sie wissen auch, dass meine Vorwürfe stimmen. Und dass sie bei einem Prozess damit rechnen müssten, sich ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stellen. Die schweigen das Problem lieber tot, das ist aus ihrer Sicht auch gescheiter.

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Information Deformation

Sehr guter Film von Bill Farren (Education for Wellbeing) über unsere angebliche „Informationsgesellschaft“, in der offenbar doch immer weniger Menschen wichtige von unwichtiger Information unterscheiden können bzw. es viel zu viel Fokussierung auf Detailwissen statt einem Blick auf die Zusammenhänge und das große Ganze gibt. Unsere auf kurzfristigen Profit ausgelegte und nur bis zum nächsten Quartalsende schauende Wirtschaft befeuert diesen Trend noch zusätzlich.

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Weise Worte (10)

»Nur die Wachsamen werden ihre Freiheiten behalten,  und nur diejenigen, die pausenlos und verstehend vor Ort sind, dürfen darauf hoffen, sich selbst effektiv mit demokratischen Strukturen zu regieren. Einer Gesellschaft, in der die meisten Mitglieder nicht vor Ort sind, weder in der Gegenwart noch in der nahen Zukunft, sondern irgendwo anders, in den irrelevanten Welten des Sports und der Seifenopern, der Mythologien und metaphysischen Spinnereien, wird es nicht leicht fallen, dem Vordringen derjenigen Einhalt zu gebieten, die uns manipulieren und kontrollieren werden.«

Aldous Huxley – «Schöne Neue Welt» (1946!)

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Werbung wird immer aufdringlicher und intrusiver

Beim Anblick des Artikels „Billboard Boats, Inflatable Billboards, Truck Billboards: The Latest Affronts to Our Visual Landscape“ im amerikanischen Ban Billboard Blight-Blog wurde mir mal wieder bewusst, wie schlimm die Kommerzialisierung in den USA schon voran geschritten ist und was uns, die wir die dortigen Entwicklungen ja gerne mit 5–10 Jahren Verspätung übernehmen, in der näheren Zukunft an der Reklameterrorfront erwartet. Denn in diesem Zusammenhang scheint der Begriff „Terror“ nicht übertrieben – jeder bislang werbefreie Platz im öffentlichen Raum soll, wenn es nach einigen besonders „kreativen“ Marketingabteilungen geht, mit Kaufpropaganda zugepflastert werden. Man beachte hierbei z.B. den unglaublich dreisten Text, den die Werbefirma im ersten Beispiel ihrem Clip beifügt, vor allem die freche Behauptung, dass Werbung ja viel zu wenig Platz einnimmt bzw. in ihren Entfaltungsmöglichkeiten bisher zu begrenzt ist!! Keine Ahnung, in welcher Parallelwelt solche Menschen leben, man möchte aber gerne hingehen und sie einmal ordentlich schütteln (oder einfach mal eine reinhauen), damit das Resthirn wieder zu arbeiten beginnt…:

In today’s world, with more educated and discerning consumers who have a wider range of entertainment and media options than ever, it is extremely difficult for many companies’ advertisements to reach the targeted markets. Mobile advertising is the perfect way to get your message out on the streets and to the consumers. (Citi Mobile)

Think about it for a second… Thousands of beach goers relaxing at the beach, looking towards the ocean. Just offshore, a Billboard Boat slowly passes by with your name on it… Your message will be read, and it will be remembered. (Coastal Ad)

They can be displayed on any surface you can imagine including water, sand, snow, grass, dirt and pavement. The systems can be displayed on oceans, lakes, beaches, ski slopes, golf courses, rooftops, parking lots, events, construction sites, sports stadiums, and car dealerships, just to name a few. (BBi Displays)

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