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Lidl/Aldi/Discounter – Profite auf Kosten der Allgemeinheit, oder: Die Spirale abwärts. Teil 1/2

lidlattacWer diesen Blog (und auch meinen musikbezogenen Coast Is Clear) seit einer Weile verfolgt, wird wissen, dass der Kampf gegen die Discounterschwemme und den Billigwahn von Anfang an ein wichtiges Thema für mich war. Schon seit längerem wollte ich an dieser Stelle eine ausführlichere Analyse der fatalen Folgen dieses Geschäftsmodells für Umwelt, Menschen und Gesellschaft schreiben – seit einigen Tagen ist ja auch in den Mainstreammedien das Interesse an Aldi, Lidl & Co. neu aufgeflammt. Ausgelöst nicht zuletzt durch den TatortKassensturz“ am letzten Sonntag, in dem es um die schlimmen Arbeitsbedingungen beim fiktiven Discounter „billy“ ging, und die anschließende Diskussionsrunde bei Anne Will mit dem Thema „Harte Bandagen beim Discounter” und Schilderungen von Betroffenen, die unter den Schikanen bei Lidl etc. zu leiden hatten und haben.

Dies nehme ich nun mal zum Anlass, genauer darzulegen, wieso Discounter ein Verarmungsmodell für uns alle (abgesehen von den Discountmilliardären selbst) und grundsätzlich nicht zu akzeptieren sind. So mancher Kritikpunkt an den Billigheimern ist natürlich schon länger bekannt, nur werden entsprechende Diskussionen meines Erachtens oft zu verengt geführt, d.h. sie berücksichtigen in der Regel nur einzelne Aspekte des leider sehr vielschichtigen und auch mit anderen Entwicklungen in der Wirtschaft & Gesellschaft verzahnten Problemfeldes. In meiner Buchrezension von Franz Kotteders Buch „Die Billig-Lüge. Die Tricks und Machenschaften der Discounter“ hatte ich vor einer Weile einige der Angriffspunkte ja bereits angerissen und dort auch erwähnt, dass die Mehrzahl der Discount-Kunden keineswegs zu den Einkommensschichten gehören, die quasi gezwungen sind, zu sparen, wo es nur geht, sondern es sich sehr wohl leisten könnte, andere Geschäfte zu besuchen.

Also, was ist so schlimm an der Aldisierung der Welt? Geld zu sparen und Lebensmittel und sonstige Waren für niedrigere Preise als im „normalen“ Einzelhandel zu kaufen, ist doch eigentlich eine tolle Sache? Ist Geiz nicht geil? Und tauchen Discounter-Produkte nicht bei Waren- und Geschmackstests immer mal wieder auf erstaunlich oberen Plätzen auf, trotz ihres billigen Preises? Wieso also mehr zahlen für eine (vermeintlich) mehr oder weniger vergleichbare Leistung?

Diese Fragen und Entgegnungen sind wohl die häufigsten, die man in entsprechenden Diskussionen zu hören bekommt. Es sind Äußerungen, die ausschließlich die (vermutete) kurzfristige Eigennutzenmaximierung ins Zentrum der Argumentation stellen und die demnach dem in unserem neoliberalen Wirtschaftssystem weithin propagierten Credo des schnellen Profits, der Quartalszahlenfixierung, kurz, dem „Nach mir die Sintflut / Hauptsache, mir geht’s gut“ perfekt entsprechen. Doch wie meistens bei extrem kurzsichtigen Betrachtungsweisen komplexer Abläufe werden die Mittel- bis Spätfolgen, die nicht nur zukünftige Generationen, sondern auch schon die Geizkäufer und Knauser selbst betreffen dürften, sowie die oft skandalösen Bedingungen, unter denen die Billigware aus dem Boden gestampft und vertrieben wird, von solchen Leuten komplett übersehen und unter den Teppich gekehrt.

Beginnen wir mit dem Punkt, den auch der Tatort und Anne Will besonders hervorhoben – den miesen Arbeitsbedingungen bei den Discountern selbst. Jedem, der sein Gehirn mal kurz einschaltet, sollte klar sein, dass die Discounter ihre billigen Preise primär auf Grund extremer Einsparungen erreichen können (und nicht etwa wegen großer Abnahmemengen oder spartanischer Architektur). Und da Mitarbeiter einen wesentlichen „Kostenfaktor“ für jede Bilanz darstellen, wird hier „natürlich“ (der Logik des Marktes folgend) als erstes gespart. Dies wirkt sich derart aus, dass in Discountläden weniger Menschen arbeiten als sonst im Einzelhandel üblich (=> höhere Belastung für den Einzelnen sowie generell steigende Arbeitslosigkeit im Sektor) und diese zudem noch schlechter bezahlt werden und generell unterhalb der üblichen Sozialstandards, wie man sie in reichen Ländern erwarten dürfte, schuften müssen.

aldi_250Beispielsweise verfügen gerade einmal 7 der ca. 3000 Lidl-Filialen in Deutschland über einen Betriebsrat, und auch die anderen Ketten wie Aldi und Schlecker unternehmen alles, um Betriebsräte zu verhindern und diejenigen, die sich gewerkschaftlich engagieren, psychisch unter Druck zu setzen und gar aus der Firma zu mobben (u.a. nachzulesen bei Kotteder). Der als-ob-leben-Blog präsentierte vor einigen Tagen eine kleine Auswahl aus tausenden von Beiträgen, die Betroffene im Discount-, aber auch dem sonstigen Handelsbereich nach der Anne Will-Sendung in den dortigen Blog schrieben und die einen erschreckenden Einblick in die Arbeitssituation heutzutage geben:

Hier mal einen kleinen Einblick in den Arbeitstag von mir und meinen Kollegen im Discounter.2 Frauen haben freiwillig gekündigt, weil sie den Druck nicht mehr aushalten konnten, ein Kollege hat sich runterstufen lassen vom Filialleiter zum stellv. Filialleiter (weniger Stunden) und ein Kollege ist so nervlich kaputt, dass er jetzt beim Arzt war und am Montag zum Nervenarzt überwiesen wurde, ganz zu schweigen von den Kolleginnen, die sich einen neuen Job gesucht haben – und das alles in eineinhalb Jahren.

Oder:

Folgendes hat sich bei mir zugetragen.
Eine Angestellte im 7 Berufsjahr wurde zu teuer.
Ich bekam vom Bezirksleiter die Anweisung “die muss weg ist zu teuer“
Ich habe nichts unternommen (Diebstahl unterschieben u.a)
Dann wurde ich aus meinem Urlaub zu Feierabend in die Filiale bestellt.
Der Bezirksleiter setzte mich und die Angestellte in den Aufenthaltsraum.
Der BZ-Leiter plusterte sich in seiner Manneskraft auf und warf der Angestellten Diebstahl vor. Sie stritt ab. Er wurde lauter und drohte!! Der BZ-Leiter erhöhte die Drohungen bis die Angestellte endlich nach gab und unter Tränen ihre Eigenkündigung schrieb.
Dann gingen alle nach Hause. Ich wusste nicht wie mir geschah.
Die Angestellte ging vor Gericht.
Ich musste aussagen.
Vor meiner Aussage wurde mir nahe gelegt, dass ich Alleinverdiener bin 3 Kinder und gebaut habe. Ich würde doch wissen, wer mein Arbeitgeber ist.
Ich der Zwangslage und unter Angst meine Existenz zu verlieren habe ich doch die Wahrheit gesagt.
Danach wurde ich so lange gemobbt bis ich selbst gekündigt habe.
Ein ex Aldi Marktleiter

aldi-chefs_250Ähnliche Schilderungen finden sich schon seit längerem auch auf der Seite Chefduzen – es lohnt sich, den dortigen Beitrag bzw. den Thread „Ob Lidl, Schlecker oder Aldi“, durchzulesen (hier als pdf, falls nicht mehr online). Er beginnt mit dem Zitat des Artikels „Fiese Arbeit – Alle unter Kontrolle“ aus der ZEIT vom 17.11.2005:

Ob Lidl, Schlecker oder Aldi – bei den Discountern regieren die Patriarchen. Und die Mitarbeiter dürfen nur eines: Funktionieren

(…) In einigen Filialen von Lidl kontrolliert bereits der Kassencomputer die Kassiererinnen. Pro Minute müssen sie mindestens 40 Artikel über den Scanner ziehen; Neulinge haben vier Monate Zeit, um die hohe Schlagzahl zu erreichen. Erzeugt wird eine Atmosphäre der Angst: Eine Verkäuferin aus Bremen berichtet, aus Furcht vor Kündigung mit hohem Fieber so lange im Laden gestanden zu haben, bis sie zusammenbrach. Lidl will sich zu einzelnen Vorwürfen nicht äußern.

(…) Der US-Handelsgigant Wal-Mart wollte seinen hiesigen Angestellten sogar ins Liebesleben hineinregieren und verbot ihnen Anfang des Jahres »private Beziehungen/Liebesbeziehungen« untereinander. Am Montag erklärte das Landesarbeitsgericht Düsseldorf diesen Teil der »Unternehmensethik«-Richtlinie für rechtswidrig. Wal-Mart betonte, man habe nur Abhängigkeitsverhältnisse verhindern wollen.

Von den Überwachungsskandalen speziell bei Lidl (für die das Unternehmen auch gerichtlich verurteilt wurde) hatte ich an dieser Stelle ja schon mal berichtet – und dass diese Art des „Mitarbeiterhandlings“ sich leider bei den anderen Ketten in ähnlicher Weise wiederfindet, zeigt z.B. dieser Bericht über Bespitzelungen bei Plus (die Staatsanwaltschaft ermittelt auch in diesem Fall).

Dieses war der erste Streich – morgen folgt Teil 2 meines Discount-Diskurses, in dem es um all die anderen üblen Auswirkungen der Billigheimer-Schwemme geht.

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Bertelsmann und die Bertelsmann-Stiftung – die schleichende Untergrabung der Demokratie

krakeDie Auflistung all der Sender, Zeitschriften und sonstigen Firmen, die sich im Laufe der Jahrzehnte unter dem Dach des Gütersloher Medienmolochs Bertelsmann versammelt haben, ist ja eigentlich schon erschreckend genug – doch ich möchte in meinem heutigen Artikel verdeutlichen, wieso diese Marktmacht auf dem Mediensektor nicht nur zu einer Verzerrung der Meinungsbildung führt (das kann man, wie gesagt, allein schon aus der Vielzahl der Beteiligungen schließen), sondern Bertelsmann sich zudem mit der Bertelsmann-Stiftung aktiv um Stimmungsmache und Beeinflussung politischer und sonstiger gesellschaftlicher Kreise bemüht. Hier ist eine Art „Gegenmacht“ entstanden, eine in viele Lebensbereiche herein reichende Krake, die jeden freiheitlich-demokratisch gesinnten, auf Pluralität bedachten Menschen erschaudern lassen müsste.

Tatsächlich wird diese Entwicklung durchaus auch von immer mehr Menschen als Bedrohung empfunden – so findet dieses Wochenende die 4. Bertelsmann-kritische Tagung in Gütersloh statt „Zur Kritik der Staatsmodernisierung durch das Wirken von Bertelsmann in der neoliberalen Ära.” Auf der Website zu dieser Tagung, die an der sich auch Attac und verdi beteiligen, finden sich eine ganze Reihe interessanter Artikel und Texte, die das weltweite Tun des Konzerns genauer unter die Lupe nehmen, beispielsweise auch in Lateinamerika. Es wird auch auf das Informationsportal Bertelsmannkritik.de verwiesen, das eine sehr umfangreiche, fast schon erschlagend detaillierte Wissensdatenbank zu allen Bereichen, in denen sich dieses Unternehmen betätigt, zur Verfügung stellt – die gesammelte Infos gibt es auch als kompakte 106seitige pdf-Broschüre zum Download.

Wir wollen die Berechtigung der Bertelsmann-Stiftung und ihren Status der Gemeinnützigkeit in Frage stellen. Mit diesen Informationen wollen wir dazu beitragen, das eigene Unbehagen auf der Arbeit, in der Schule oder im Krankenhaus ernst zu nehmen. Sich die Widersprüche des Alltags klar zu machen ist notwendig, um aktiv werden und organisiert eingreifen zu können.

„Die Bertelsmann-Stiftung ist eine der mächtigsten Denkfabriken im Lande und als solche Leitakteur für ähnlich operierende Berater und Stiftungen. Sie greift aktiv in die Politik auf allen Ebenen von Regierungspolitik bis zur Kommune und zu Netzwerken von Einzeleinrichtungen ein. Dabei versucht sie, wesentliche Bereiche der Gesellschaft betriebswirtschaftlichen Modellen und Motivationstechniken zu unterwerfen. Die soziale Umverteilung von unten nach oben wie Hartz IV, die Gesundheitsreform, die Einführung von Studiengebühren und Studienkonten, Abwälzung gesellschaftlicher Kosten auf die Einzelnen, Unterstützung von undemokratischen kostenträchtigen Privatisierungsvorgängen sind von der Bertelsmann-Stiftung mitentwickelt worden. Ebenso greift das Bertelsmann-Institut Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) mit Vorschlägen zur verstärkten Militarisierung und geostrategischen Ausrichtung der deutschen und europäischen Außenpolitik in die internationale Politik ein.“

518690_magazines_2Wenn man sich ein wenig im Internet umschaut, findet man vor allem abseits der Mainstreammedien (die, wie oben schon erwähnt, zu einem nicht geringen Teil ja direkt oder indirekt von Bertelsmann beeinflusst werden) jede Menge Bedenken und kritischer Kommentare zum Wirken Bertelsmanns und seiner Stiftung in unserer Gesellschaft. Ein paar möchte ich beispielhaft herausgreifen.

Hans-Dieter Hey führt in seinem Artikel „CDU will zurück ins 18. Jahrhundert“ in der Neuen Rheinischen Zeitung einige wichtige Eckpunkte des Bertelsmannschen Treibens auf:

Am 17. Oktober 2007 kam aus Gütersloh frohe Botschaft für Arbeitgeber. Die dort ansässige „Bertelsmann-Stiftung“ teilte stolz mit, dass ein von ihr selbst in Auftrag gegebener Entwurf für ein neues Arbeitsgesetzbuch von der Politik dankbar aufgegriffen wurde. „Was im Sozialrecht möglich ist, sollte im Arbeitsrecht auch möglich sein“, wurde verkündet. Die Bertelsmann-Stiftung hatte zuvor schon maßgeblich an der „Reform der Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe“ mitgewirkt – bekannt als Hartz IV.

(…) Bertelsmann ist nicht der nette Bücheronkel von nebenan. Die Bertelsmann-Stiftung ist ein knallharter neoliberaler Think Tank mit hohem Einfluss in der Politik. Seine Bedeutung wird offenbar immer noch unterschätzt. Der Diplom-Soziologe Steffen Roski, Mitglied im Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler(BdWi) und  bei Attac: “Die ‘Nebenregierung in Gütersloh’ wirtschaftet de facto mit öffentlichem Geld, weil der Bertelsmann-Eigentümer Mohn durch die Übertragung von drei Vierteln des Aktienkapitals auf die Stiftung gut zwei Milliarden Euro Erbschafts- oder Schenkungssteuer gespart habe und die jährliche Dividenden-Zahlung an die Stiftung steuerfrei sei. Insofern gebe sie mit ihrem Jahresetat von rund 60 Millionen Euro nicht mal annähernd soviel aus, wie sie den Fiskus koste. Der Soziologe und internationale Stiftungsforscher Frank Adloff nennt es einen unhaltbaren Zustand, dass sich die Stiftung vor keinem Parlament oder Rechnungshof für den Einsatz dieser Gelder rechtfertigen müsse.“

sender-1117294_parabolicAuf Indymedia wird die Mitverantwortung der Bertelsmann-Stiftung mit der seit einigen Jahren ablaufenden Entwicklung an deutschen Hochschulen (Studiengebühren, mehr auf direkte Verwertbarkeit der Studieninhalte für die Wirtschaft ausgelegte Studiengänge etc.) ausführlich dargelegt: „Bertelsmann und Studiengebühren: Es reicht!“:

Das von der Bertelsmann Stiftung und der HRK gegründete CHE (Centrum für Hochschulentwicklung) fordert erneut allgemeine Studiengebühren. Und sie sind nicht nur im Bildungsbereich aktiv. Es reicht! Warum Kaufen wir eigentlich noch Artikel der Bertelsmann Gruppe?

In eine Pressemitteilung von 31.10.2003 fordert das CHE erneut allgemeine Studiengebühren. Überraschen kann das eigentlich niemand: In Deutschland kommt dem Mitte der 90-er Jahre von der Hochschulrektorenkonferenz und der Bertelsmann Stiftung gegründeten Centrum für Hochschulentwicklung, das CHE, bei der neo-liberalen Umstrukturierung eine Schlüsselrolle zu. Das CHE, mit Sitz in Gütersloh, der Ort, wo sowohl die Bertelsmann Stiftung als auch der Mutterkonzern Bertelsmann ihren Hauptsitz haben, ist mittlerweile als relativ unabhängige (sie sind nur das Kapital vom Mutterkonzern Bertelsmann verpflichtet) und damit auch parlamentarische unkontrollierte Kraft, überall gut vertreten. Schon während der 23. Wahlperiode des deutschen Bundestages (1994-1998) hatte der Leiter vom CHE, Professor Detlef Müller-Böling, enge Beziehungen zum damaligen Wissenschaftsminister Jürgen Rüttgers (CDU). Rüttgers berief Müller-Böling an den runden Tisch, an dem das neue Hochschulrahmengesetz entwickelt wurde. Auch gab es Kontakte zu dem ehemaligen Bundespräsident Roman Herzog (auch CDU), unter dessen Schirmherrschaft der Initiativkreis Bildung tätig wurde. Dieser Impulsgeber des CHE sollte Vorschläge zur Erneuerung des Bildungswesens entwickeln. Auch auf Länderebene ist das CHE aktiv, so leiten sie in Niedersachsen den Wissenschaftlichen Beirat. Mit viel Geduld arbeitet das CHE an die Gewichtsverlagerung von staatlich-normativ-rechtlichen Steuerungsmedien zugunsten pekuniärer, entparlamentarisierter und kontraktualer Steuerungsmedien hin.

Wolfgang Lieb von den NachDenkSeiten referierte letzten Oktober an der Fernuniversität Hagen „Drahtzieher hinter den Kulissen – der Einfluss des Bertelsmann-Konzerns auf die Hochschulen” und geht dort mit der euphemistisch „Hochschulreform“ genannten Umbildung der Studiengänge hart ins Gericht. Wie schon beschrieben, hat die Bertelsmann-Stiftung bei dieser Entwicklung seine Hand sehr wesentlich mit im Spiel.

An die Stelle der Reflexion des Stoffes und der selbständigen systematischen Erarbeitung und Anwendung wissenschaftlicher Methoden auf neue Fragestellungen ist der „workload“ getreten, also der Arbeitsaufwand für das Lernen gemessen in Zeiteinheiten zum Erwerb von „Kreditpunkten“. Die „hohen Schulen“ wurden zu Ausbildungs-Fabriken.

Die Masse der Studierenden wird künftig durch ein Kurzstudium geschleust, der Übergang zu einem „wissenschaftlichen“ Master-Abschluss steht nur noch einem kleinen Teil der Studierenden offen. Der Bologna-Prozess wird als Selektionsinstrument eingesetzt und entpuppte sich als Sparprogramm zu Lasten der Studierenden.

(…) An die Stelle einer der Gesellschaft und der Allgemeinheit verpflichteten demokratisch verantworteten Forschung und Lehre ist die „unternehmerische“ Hochschule getreten, die durch die Gesetze des Wettbewerbs auf dem Wissenschafts- und Ausbildungsmarkt gesteuert werden soll. Steuerzahler und Parlamente werden zu Zahlmeistern degradiert, die die Hochschulen zwar noch weit überwiegend „bezuschussen“ dürfen, aber alle wesentlichen Entscheidungen treffen Hochschulräte, die als eine Art Aufsichtsrat die „Fachaufsicht“ über die Hochschulen führen.

„Manager erobern die Kontrolle an den Unis“ schreibt unverblümt das Handelsblatt vom 12. Oktober 2007, denn die externen Mitglieder der Hochschulräte kommen weit überrepräsentiert aus Unternehmen und Unternehmensverbänden.

Auf Duckhome berichtet Jochen Hoff in „Die Krake MohnBertelsmann fasst fester zu“ über die weitere Ausbreitung des Konzerns über seine 100%-Beteiligung an Arvato u.a. auch auf webmiles, das Payback-System (geplant) und den Adressenvertrieb AZ Direct, mit den entsprechenden Implikationen für die Informationsfülle, die sich fortan in Gütersloh ansammelt.

Eine Vielzahl von kritischen Quellen und Berichte (u.a. von Heise/Telepolis), anhand derer man sich noch weiter zur Bertelsmann-Problematik informieren kann, hat auch Grilleaus Blog zusammengetragen – wem das hier also alles noch nicht reichen sollte, kann sich von weiteren Artikeln erschüttern lassen.

Ansonsten kann ich jedem nur empfehlen, sich möglichst den Produkten aus dem Hause Bertelsmann zu enthalten (siehe die Liste zu Beginn) und insbesondere dem, was in dessen Medien in die Landschaft geblasen wird, nicht unbedingt zu trauen (RTL sendet beispielsweise eh nur Murks ohne Inhalt – das ist BILD mit Ton…).

Nachtrag vom 27.1.2009: Wolfgang Lieb von den NachDenkSeiten hat auf der Bertelsmann-kritischen Tagung wiederum einen, wie ich finde, sehr spannenden Vortrag gehalten – „Das Centrum für Hochschulentwicklung und die Hocchschulreformen“:

Mohn und mit ihm die Bertelsmann Stiftung vertreten eine Art deutschen Sonderweg in die wirtschaftsliberal globalisierte Welt, der auf eine korporatistische Unternehmenskultur setzt,

  • der den Sozialstaat als überdehnt oder gar überholt betrachtet
  • und der eine über den Wettbewerb hergestellte Effizienz als Steuerungsinstrument an die Stelle von Mitbestimmung und demokratischer Gestaltung setzen will

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Der Public Eye People’s Award 2009

public-eye-awards-logo2009Auf diese interessante Preisvergabe möchte ich Euch doch noch unbedingt hinweisen – den Public Eye People’s Award 2009, ein Gemeinschaftsprojekt der Erklärung von Bern und von Greenpeace.

Zusammen zeigen wir den Akteuren der Weltwirtschaft, dass menschen- und umweltverachtende Geschäftspraktiken Konsequenzen haben für die davon Betroffenen, aber auch für das Firmenimage. Die übelsten Unternehmen des Jahres erhalten Schmähpreise, die vorbildlichste Initiative wird mit dem Public Eye Positive Award geehrt.

HIER dürft Ihr noch bis zum 27. Januar mit abstimmen, wer „ausgezeichnet“ werden soll – die nominierten Firmen sind Nestlé, UBS, Tesco, bkw energie, Newmont Mining und BNP Parisbas. Auf der Website könnt Ihr Euch über die Hintergründe, die zu der Nominierung durch die Jury geführt haben, näher informieren. Zum Beispiel über Newmont Mining:

Die Newmont Mining Corporation im Goldrausch: Im Osten Ghanas möchte das amerikanische Bergbauunternehmen eine riesige Goldmine errichten und dabei ein einzigartiges Waldgebiet zerstören. Trotz lokaler und internationaler Proteste bleibt die Newmont Mining Corporation jedoch blind gegenüber den sozialen und ökologischen Folgen ihrer Goldgier: Wenn das Mammutprojekt realisiert wird, verlieren rund 10’000 Kleinbauern ihr Land, Tausende von Menschen werden zwangsweise umgesiedelt. Von einer angemessenen Entschädigung will der Konzern jedoch nichts wissen. Im Juli 2008, vor einer öffentlichen Anhörung zum Projekt, zahlte Newmont einflussreichen Dorfvorstehern hohe Geldsummen. Um Gold zu gewinnen, setzt der Konzern auf Zyanid. Durch diese Art des Abbaus entsteht giftiges Abfallgestein, das sowohl die Böden als auch die Flüsse massiv verschmutzt. In einem derart kontaminierten Gebiet ist es unmöglich, Landwirtschaft zu betreiben, und das in einem Land, in dem über 60% der Menschen von der Landwirtschaft leben. Auch die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt Ost-Ghanas ist bedroht, wenn das geschützte Waldgebiet wie geplant zerstört wird.

Von ähnlichem Kaliber sind auch die anderen Firmenprofile, d.h. wen Ihr auch wählt, es trifft auf jeden Fall ein Unternehmen, das es sich „redlich“ verdient hat. :-) [via]

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Genmanipulation – Folgen und Gefahren – Bayer & Monsanto

campact-gen-kopfbild_no0Es gab einmal eine Zeit, da war das Thema „Genmanipulation“ in aller Munde und Gegenstand auch der öffentlichen Mainstream-Diskussion. Doch irgendwie haben es die großen Konzerne geschafft, dass Genfood im Schatten der „Finanzkrise“ nun tatsächlich und im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde gelangt ist, jedoch ohne den medialen Aufschrei früherer Tage. Damit diese gefährliche Entwicklung nicht komplett in den Hintergrund tritt, hilft es nur, das Thema immer wieder auf die Tagesordnung und ins Bewusstsein zu hieven. Glücklicherweise bietet das Internet eine ideale Plattform zum Verbreiten von Information auch gegen den Mainstreamblabla. In den vergangenen Wochen und Monaten fand  ich so doch eine Reihe von interessanten und auch erschreckenden Beiträgen über die Konzerne, die ihren Profit über die Gesundheit jetziger und zukünftiger Generationen setzen und den Erdball mit genmanipulierten Produkten überziehen, allen voran Bayer, Monsanto und Nestlé (letztere setzen sich ja auch offen für die Förderung des Genfoods in der EU ein).

Über den Blog Für eine bessere Welt wurde ich auf eine neue Studie von foodwatch aufmerksam, die untersucht haben, ob die genveränderte Reissorte „Golden Rice“ wirklich Vorteile bringt, in diesem Falle die versprochene zusätzliche Anreicherung des Reis mit Vitamin A. Sie kommen zu dem ernüchternden Schluss:

Insgesamt stellt sich das ‘Golden Rice’-Projekt als eine Kampagne zur Durchsetzung gentechnisch veränderter Nahrungsmittel dar, der öffentlichkeitswirksam ein humanitäres Kleid übergestreift wurde: Ein Projekt, mit dem gleichermaßen die Standards für die Risikoprüfung von gentechnisch verändertem Saatgut abgesenkt und die Kritiker der Gentechnik-Nahrung moralisch unter Druck gesetzt werden sollen sowie die Ablehnung der Verbraucher durchbrochen werden soll. Vor allem für die Politik sollten die Vorgänge um den ‘goldenen Reis’ eine Mahnung sein. Denn sie greift nur zu gerne die Heilsversprechen der Gentechnikindustrie auf, um sich vor den geeigneten, aber unbequemen Maßnahmen – wie etwa den Welthunger durch ein faires Welthandelsystem für Agrarprodukte zu bekämpfen – zu drücken.

Und wirklich, die von den Befürwortern der genveränderten Lebensmittel so oft beschworene Verbesserung der Lebensumstände der Menschen erweist sich leider als reines leeres Versprechen – aus dem sich allerdings hervorragend Profit schlagen lässt. Die längerfristigen Folgen auf die Gesundheit von Natur & Mensch sind jedoch noch gar nicht richtig erforscht und bekannt; hier scheint ähnlich naiv-dreist und kurzsichtig vorgegangen zu werden wie einst bei der Atomkraft, welche in den 50ern auch mal als saubere Energiegewinnung galt. Alarmierende Studien über gesundheitliche Schäden auf Grund von Genmanipulationen gibt es zuhauf, aber die passen natürlich nicht ins saubere Bild der Genlobby. Duckhome berichtet, wie Monsanto und Bayer mit der Risikotechnologie Genmanipulation zum Schaden vieler Leute auch in den ärmeren Ländern vorgehen. Das Perfide an beispielsweise genmanipuliertem Getreide ist, dass diese Firmen nach der Änderung auch nur eines Gens der ursprünglichen Pflanzen diese zum patent anmelden und somit fortan Lizenzen dafür verlangen können. In Verbindung mit der sog. „Terminierung“ der Gene, die verhindert, dass Bauern wie seit vielen Generationen üblich einen Teil der Ernte für die nächste Aussaat zurücklegen, sondern sich wieder für teures Geld neues „Wundersaatgut“ kaufen müssen, erzeugt dies einen immensen Druck. Auf Duckhome finden sich viele weitere Artikel über die mehr als fragwürdigen Methoden der Gen-Weltkonzerne, die man sich gar nicht alle durchlesen kann, ohne dass einem schlecht würde…

Wem das noch nicht genügt, der sollte sich vielleicht mal die 44minütige französische Arte-Dokumentation „Genmanipulation, Folgen und Gefahren“ anschauen:

Also, was kann man tun? Sicher ist es sinnvoll, nichts von bekanntermaßen Genfood propagierenden und produzierenden Unternehmen wie Nestlé zu kaufen (>> Auflistung einiger Marken, die inzwischen zu Nestlé gehören) und sich vor allem mit Bionahrungsmitteln zu ernähren (sofern es der eigene Geldbeutel hergibt). Aber man kann auch aktiv Aktionen und Kampagnen unterstützen, die diesen Wahnsinn stoppen wollen.

bild-1Bantam Mais will herausfinden, wo zur Zeit in Deutschland überall schon genmanipulierter Mais angepflanzt wird. Dazu soll jeder in seinem garten oder auf dem Balkon Bantam Mais anpflanzen, woraufhin er das Recht hat, zu erfahren, wer in seiner Nachbarschaft Gentechnikmais anbaut. Außerdem soll in einer Online-Unterschriftenaktion das Verbot des Monsanto-Genmais Mon810 bewirkt werden.

Natürlich setzt sich auch die Plattform für Online-Demokratie Campact! für ein Verbot von Gennahrungsmitteln aus und fördert eine Vielzahl von Aktionen, seien es Unterschriftensammlungen oder großflächige Plakate.

Greenpeace darf in dieser Aufzählung nicht fehlen – die Umweltschützer haben absendefertige Protest-E-Mails im Angebot, mit denen man den Politikern Druck machen kann (aber ob diese auf den Bürger statt auf die Wirtschaftslobbys hören, darf leider bezweifelt werden, jedenfalls beim derzeitgen politischen Personal, sie informieren aber auch sonst ausführlich zu dieser Thematik und bieten Nachrichten und Hintergrundberichte. Der Firma Müller Milch / Weihenstephan widmen sie sogar eine eigene Seite

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Werbung gegen Realität, Teil 8: RWE

verschmutzung-_chimney_2Wer auf der Suche nach dreisten und schamlosen Reklamelügen ist, wird beim Klima-Lügendetektor regelmäßig fündig. Vor allem die besonders klimaschädlichen Industrien wie Energieversorger und Autobauer versuchen sich via Werbung nachträglich reinzuwaschen bzw. übles Geschäftsgebaren zu verschleiern.

Neuestes Beispiel: RWE. Am Werbeetat wird bei diesem Konzern traditionell nicht gespart, und so machte RWE unlängst mit einer Anzeige im Special der ZEIT zum 90. Geburtstag von Helmut Schmidt von sich reden, in der sie peinlich und platt von „Emissiönchen” schwadronierten – zu dumm, dass der International Herald Tribune just zuvor ein vernichtendes Urteil über den EU-Emissionshandel zog: „Polluter’s Windfall: Carbon into gold”. Ursprünglich sollten Luftverschmutzer wie die RWE Emissionsrechte ersteigern und so dazu angehalten werden, möglichst wenig CO2 auszustoßen. In der Praxis sieht diese hübsche Idee (die in Wirtschaftsbüchern auch als „Internalisierung externer Kosten” bezeichnet wird) leider nicht mehr so positiv aus, denn ein Großteil der Rechte werden den Konzernen geschenkt, wobei diese ihre Strompreise dennoch so berechnen, als müssten sie dafür zahlen. Dies darf man getrost als vom Bürger bezahlte Subvention an die Großindustrie bezeichnen.

Four years later, the carbon trading system has created a multibillion-euro windfall for some of the Continent’s biggest polluters, with little or no noticeable benefit to the environment so far.

After heavy lobbying by giant utilities and smokestack industries, which argued that their competitiveness could be impaired, the EU all but scrapped the idea of selling permits. It gave them out for free, in such quantities that the market came close to collapsing because of a glut.

But in line with the original strategy, utilities in countries from Spain to Britain to Poland still put a “market value” on their books for the permits and added some of that putative cost to the prices they charged industrial customers for electricity. And they did not stop there. In one particularly contentious case, regulators in Germany accused utilities of charging customers for far more permits than they were entitled to.

Nowhere was this behavior more evident than at RWE, a major German power company, which has acknowledged that it is the biggest carbon dioxide emitter in Europe. Bank analysts and environmental advocates estimate RWE had received a windfall of roughly €5 billion, or $6.5 billion at current exchange rates, in the first three years of the system, ending in 2007 – more than any other company in Europe.

Vor diesem Hintergrund sind Anzeigenkampagnen, wie RWE sie regelmäßig schaltet, sicherlich zynisch und erbärmlich zu nennen. Der Klima-Lügendetektor titelt dann auch süffisant „Millionen Tönnchen Emissiönchen”.

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Mediamarkt & Saturn, die zweieiigen Zwillinge

Reklame löst bei mir seit geraumer Zeit eher die gegenteilige Reaktion von dem aus, was das werbende Unternehmen beabsichtigt: das Ansehen dieser Firma sinkt in meinen Augen spürbar ab (nach dem ironischen Motto: „Wenn die es nötig haben, so massiv für ihren Kram zu werben, wird er wohl nicht so gut sein”) und ich kaufe fortan, wenn möglich, keine Produkte mehr von diesem Laden. Je aufdringlicher, lauter und unausweichlicher die Reklame, desto größer die Chance, dass das Unternehmen für mich gestorben ist – insbesondere bei Fernsehwerbung, denn dort werben ja auf Grund der damit verbundenen hohen Kosten eh immer nur die gleichen großen Konzerne.

So gesehen ist es nur logisch, dass ich auch keinen Fuß in einen MediaMarkt oder Saturn (gibt’s hier in Kiel eh nicht) setze, denn deren Werbekampagnen sind, so erfolgreich sie leider sind, sicherlich mit die nervigsten überhaupt. Wobei es ohnehin absurd ist, dass sich diese beiden Geschäfte solche „Werbeschlachten” liefern, gehören sie doch beide zum selben Konzern (der MediaMarkt Saturn Holding). Hier wird einem also wieder einmal Wettbewerb vorgegaukelt, den es de facto gar nicht gibt.

Der MediaMarkt hat mich aber schon vor einigen Jahren für immer als Kunden verloren, als Berichte über ihren damaligen Geschäfts„stil” durchsickerten – ihr „Staranwalt” S., auch noch bekannt als unsympathischer Moderator aus R.SH-Zeiten, mahnte kleine Geschäfte in großem Stile ab, oft auf Grund kleinlichster Vorwürfe. Während des dann folgenden Rechtsstreits gaben viele der kleinen Läden auf, da sie gegen den großen Konzern natürlich keine Chance hatten. „Marktbereinigung” nennen die Wirtschaftler das wohl in ihrer kalt-berechnenden Weise. Aktiv forciert durch die Großen, in diesem Falle.

Noch mehr zu diesem Thema findet ihr im Alarmschrei-Blogbeitrag „Neulich im Kapitalismus”, in dem noch diverse andere unangenehme Facetten der Vorgehensweisen der Elektronikriesen beleuchtet werden. Kritik oder Satire sieht man dort beispielsweise auch gar nicht gerne – so „lustig” man sich auch seinen Reklamespots gibt, so humorlos und dünnhäutig reagiert man doch auf alles, was einen Schatten auf das so leuchtende Billigimage von MM oder Saturn werfen könnte. Die Satireseite media-bloed.de bekam zum Beispiel eine Abmahnung, was von einigen Blogs auch süffisant kommentiert wurde.

Übrigens: wie bei großangelegter Reklame nicht anders zu erwarten, ist die Aura der besonders günstigen Preise, die diese Firmen umgibt, auch Tinnef, denn die meisten Sachen findet man im Internet oder sogar in lokalen Läden mindestens ebenso preiswert.

»Nach Angaben von Stiftung Warentest sind Saturn und Media Markt keinesfalls billiger als andere Geschäfte«.

Klar, diese aufwändigen, plärrigen, bunten Reklamefeldzüge der beiden müssen ja auch irgendwie bezahlt werden, und warum nicht gleich vom Kunden selbst, obwohl der doch angeblich „nicht blöd” ist…

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Lidl Brother is watching you – die Kamera von & für BILD

Die nächste Stufe der Verrohung und Verblödung ist gezündet, und dies, wie sollte es anders sein, von zwei der abstoßendsten Wirtschaftsakteuren in diesem unseren Lande – die BILD-„Zeitung” vertreibt jetzt seit neuestem eine Kamera, ausgerechnet über den Discountwiderling Lidl mit dessen einschlägigen Erfahrungen in punkto Bespitzelung der eigenen Mitarbeiter. Der Clou daran: die Kamera ist mit einer direkten Hochladefunktion zu Bild.de ausgestattet und öffnet somit dem Spannerjournalismus neue Türen, zumal die „tollsten” Fotos von BILD mit entsprechenden Geldprämien bedacht werden. Radio Alice (Bayerischer Rundfunk) schreibt dazu in seinem Beitrag „Ausschaltung ausschalten”:

Unter der Überschrift “Wir sind die neuen Video-Reporter” versucht das Zentralorgan des Deutschen Spannertums, neue Hobby-Berichterstatter zu gewinnen. Damit stößt Bild tiefer in ein von den etablierten Medien bislang kaum erforschtes Territorium vor: Den Bürgerjournalismus. (…)

Bild pervertiert so das einstige basisdemokratische Ideal der Gegenöffentlichkeit. Das hat Bertolt Brecht 1932 in seiner Radiotheorie formuliert: Jeder Empfänger soll Sender werden. Brecht wollte eine Gegenöffentlichkeit zu den Medien schaffen, in denen die Kommunikation strikt von oben nach unten verlief. Diesem Ideal kommen allenfalls noch Internetseiten wie Indymedia oder auch Wikipedia nahe. Dagegen dienen die Bürgerjournalisten auf Bild und auch auf Twitter nicht der Basisdemokratie sondern Unternehmen – meist ohne es zu merken.

Die Süddeutsche Zeitung sieht das ähnlich kritisch – „90 Gramm Pressefreiheit”:

Kein Mensch kann sich mehr sicher sein, dass hinter der nächsten Hauswand nicht ein Leserreporter mit Kamera wartet und das Ganze schneller filmt als sein Schatten. Dabei gilt auch bei dieser Form des Journalismus der Schutz der Privatsphäre. (…)

Die Menschen beschweren sich derzeit, dass durch das BKA-Gesetz der nächste Schritt zum Überwachungsstaat getan wird und sich keiner mehr seiner Privatsphäre sicher sein kann. Über den Volksjournalismus à la Bild echauffiert sich kaum jemand. Und doch: Es ist der erste Schritt zur Überwachungszeitung.

Und im der BILD auf die Finger schauenden BILDblog sind auch schon die ersten Auswirkungen dieser Initiative dokumentiert – „Supi, beim Nachbarn brennt’s!”.

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Deutsche Bank – Leistung, die Leiden schafft

Banken sind Institutionen, die eine seriöse Aura um sich zu verbreiten suchen und in großkotzig aufgemachter Reklame gerne ihre ach so große Kundenzentrierung und Kompetenz herausstreichen. Dass Banken jedoch letztlich Konzerne sind, die sich im Prinzip herzlich wenig um die Menschen und ihre Belange scheren, solange die (eigenen) Bilanzen stimmen, sollte auch klar sein. Die derzeitige „Finanzkrise” zeigt auch wieder deutlich, dass diese Branche ausgesprochen kurzsichtig und ignorant arbeitet und den kurzfristigen Profit letztlich über alles andere stellt. Schließlich tritt der Staat (= wir) bei Fehlspekulationen helfend zur Seite!

Zu den ganz besonders unsympathischen Vertretern der Zunft gehört seit jeher die Deutsche Bank. So hat sie vor einigen Monaten in einer reichlich geschmacklosen (aber letztlich herzerfrischend offenen, da ungeschminkt profitorientierten) Art Werbung für den eigenen Nahrungsmittelfonds gemacht. Der Hintergrund: Anleger kaufen Fondsanteile und freuen sich fortan, wenn die Preise auf dem Weltmarkt – nicht zuletzt getrieben durch genau diese Spekulationen auf die Preise – nach oben schießen. Dass dabei ein Großteil der Menschheit in den armen Ländern ohnehin schon unter den steigenden Preisen für Grundnahrungsmittel (und um die geht es der Deutschen Bank hier – Reis, Getreide etc.) leidet und sich oft kaum die nötigen Lebensmittel mehr leisten kann, ist dabei selbstverständlich von untergeordneter Wichtigkeit. Hauptsache, im reichen Europa klingeln die Kassen und es kann wieder ein neues protziges Firmenhochhaus in die Gegend geklatscht werden. Als Krönung hatte die Dt. Bank für diesen Fonds auch noch Werbung auf Brötchentüten gemacht (inzwischen aber wenigstens das eingestellt). Guten Appetit, kann man da nur sagen!

Übrigens steht die Deutsche Bank mit diesen Spekulationen nicht alleine da, wie man an diesen genauso kaltschnäuzigen Empfehlungen des Investor-Verlags sieht. Solchen Leuten ist alles egal, solange nur die eigene Kasse klingelt.

Dass es auch anders geht, also Geldanlage, die nicht alle zivilisatorischen Prinzipien von Moral und Ethik ignoriert, sondern sogar ökologisch & sozial sinnvoll ist, zeigt beispielsweise die GLS Bank, auf die ich neulich gestoßen bin – hier werden die Gelder nicht für dubiose Geschäftspraktiken oder in umwelt- und sozialschädliche Tätigkeiten und Unternehmen investiert, sondern fließen in Projekte, die der Allgemeinheit zugute kommen. Finde ich löblich und eine sehr interessante Alternative! Einen „grünen Investmentguide für Einsteiger“ mit weiteren Tipps gibt es auf Utopia.

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Warum die Jeans bei Lidl, Kik & Co. so billig sind

Gestern fand sich auf Spiegel Online der Artikel „MADE IN BANGLADESCH – Warum die Jeans von Lidl und Co. so billig sind” (gefunden via Reset.to), der sich mit den verheerenden Auswirkungen der Discounterschwemme auch auf dem Kleidungssektor befasst – insbesondere die Sozialstandards in den produzierenden Ländern werden mit Füßen getreten, was die logische Konsequenz daraus ist, dass alles immer nur möglichst billig sein muss, koste es (die Gesellschaft), was es wolle. Discounter sind nun mal einfach ein für alle Seiten zerstörerisches Geschäftskonzept.

Hohe Gewinne mit Niedrigpreisen: Discounter wie Lidl und Kik lassen ihr Textilsortiment vor allem in Bangladesch produzieren – und kümmern sich wenig um die Arbeitsbedingungen. Die verstoßen massiv gegen internationale Sozialstandards, zeigt eine Untersuchung.

“Weil die Discounter ihre Waren hier in Deutschland zu absoluten Billigpreisen anbieten wollen, üben sie enormen Druck auf die Hersteller aus. Und das führt dazu, dass die Arbeiter in den Produktionsländern unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen”, sagt Gisela Burckhardt von der “Kampagne für Saubere Kleidung” (CCC).

Doch bis dahin will sie [Shahida Sarker von der National Garment Workers Federation aus Bangladesch] auch die Konsumenten in die Pflicht nehmen: “Wer die Arbeitsbedingungen ändern will, muss auch bereit sein, mehr für seine Kleidung zu zahlen.”

In einer Umfrage der Zeitschrift „Textilwirtschaft” gaben nur fünf Prozent der Befragten an, überhaupt darauf zu achten, wie die Bekleidung hergestellt wird, die sie kaufen und nur 30% der Leute wären bereit, mehr für sozialverträglicher produzierte Kleidung zu zahlen… So lange dies so ist, können Lidl, Aldi & Co. also weiterhin auf der ausbeuterischen Billigschiene ihre Profite einfahren. Weitere Infos siehe meinen Nachtrag vom 29.11.

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Neue (Unterschriften-)Aktion: Mit Vattenfall ins Klimachaos

Über Vattenfalls erbärmliche Versuche, sich mit Hilfe teurer Imagekampagnen und Fernsehreklame in ein grüneres Licht zu stellen, hatte ich neulich schon berichtet. Nun hat Greenpeace eine neue Aktion gestartet: „Mit Vattenfall ins Klimachaos”, in der sie den Grünwaschungs-Behauptungen des Konzerns entgegen tritt.

Was steckt hinter der Vattenfall-Initiative Klimaunterschrift? Greenpeace entlarvt, was Vattenfall wirklich meint:

(1) Vattenfall sagt: “Wir wollen, dass es einen weltweit gültigen Preis für CO2-Emissionen gibt.”

Vattenfall meint: “Wenn sich die ganze Welt erst einmal auf einen einheitlichen Zertifikatspreis einigen muss, wird das ewig dauern. In der Zwischenzeit pfuscht uns keiner rein, wenn wir weiter dreckige Kohle verbrennen – und damit machen wir ja unser Geld.”

In Europa kämpft Vattenfall deshalb dafür, dass die Zertifikate weiterhin kostenlos verteilt werden.

(2) Vattenfall sagt: “Wir fordern die Politik auf, klimafreundliche Technologien zu fördern.”

Vattenfall meint: “Gebt uns Milliarden Euro für die CO2-Abscheidetechnik. Vielleicht kann so in zwanzig oder dreißig Jahren das Kohlendioxid aus dem Rauch der Kohlekraftwerke abgefangen und unter der Erde verpresst werden. Dann könnten wir mit unserer Kohle bis in alle Ewigkeit so richtig Geld verdienen. Nur leider ist die Technik so verdammt teuer.”

In Brüssel hat Vattenfall-Chef Lars Göran Josefsson deshalb jetzt zehn Milliarden Euro als Staats-Hilfe für diese Technik eingefordert.

(3) Vattenfall sagt: “Wir fordern Klimaschutzstandards für Produkte.”

Vattenfall meint: “Klimaschutz ist Verbrauchersache. Sollen doch die einfachen Bürger mit ihren klimafreundlichen Waschmaschinen die Welt retten – wenn sie glauben, das wäre nötig. Aber unsere Kohlekraftwerke, die lasst gefälligst in Ruhe.”

Und es gibt eine Unterschriftenaktion, in der Vattenfall aufgefordert wird, sich tatsächlich klimafreundlicher zu verhalten statt nur große Töne zu spucken.

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