Schlagwort: Supermarktmacht

Billig ist unfair – Ausbeutung sichtbar machen!

Nicht zum ersten – und sicherlich auch nicht zum letzten – Mal möchte ich heut das Thema Discounter bzw. die vielen negativen Auswirkungen unseres Billigwahns ansprechen. Denn die Supermarktmacht-Initiative, über die ich vor einer Weile schon mal berichtete und die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die gefährliche Entwicklung hin zu immer größeren, mächtigeren Ketten mit immer mehr „Knebelmacht“, die auf dem Rücken von Zulieferern und Angestellten ausgetragen wird, zu dokumentieren und anzuprangern, hat einen neuen Infofilm veröffentlicht.  „Ausbeutung sichtbar machen!“ heißt er:

Der von ecofilm für die Supermarktinitiative produzierte Film zeigt, welche Auswirkungen der Preiskampf der großen deutschen Supermärkte entlang der gesamten Lieferkette hat. Wir fordern, dass Unternehmen gesetzlich zu mehr Transparenz verpflichtet werden und die sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen offen legen müssen.
Es ist Zeit zu handeln! Wir fordern:

    1. Menschenwürdige Arbeitsbedingungen
    2. Freie Betriebsratswahlen und ungehindertes Arbeiten der Betriebsräte
    3. Ökologische Mindeststandards in der gesamten Lieferkette
    4. Ortsübliche tarifliche Löhne für alle geleisteten Arbeitsstunden
    5. Ein Ende der unfairen Einkaufspraktiken der Supermarktketten
    6. Informationspflicht der Supermarktketten über die Umsetzung der Arbeits- und Menschenrechte bei ihren Lieferanten

      Heute startet die Supermarktinitiative gemeinsam mit dem CorA-Netzwerk (Corporate Accountability) eine Transparenzkampagne, mit der wir eine gesetzliche Offenlegungspflicht für Unternehmen fordern.  Damit die Kundinnen und Kunden ihr Kaufverhalten auf eine informierte Entscheidung gründen können, verlangen wir die Offenlegung von zentralen Informationen zur Unternehmenspraxis in Bezug auf Arbeitnehmerrechte, Korruption, Lobbyaktivitäten sowie Umwelt- und Klimaschutz. Außerdem sollen die Unternehmen ihre Lieferanten und Produktionsstandorte veröffentlichen. Den Auftakt der Transparenzkampagne bildet eine an Bundeskanzlerin Merkel gerichtete Unterschriftenaktion, in der diese Offenlegungspflicht gefordert wird.

      Informieren unter www.supermarktmacht.de und Appell unterzeichnen auf www.transparenz-jetzt.de

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      Am Rande bemerkt: Apple und der Klimaschutz

      appel_musicDer ehemalig reine Computer- und Softwarekonzern und jetzt eher Gadget-Produzent Apple hatte, seinem Kultstatus zum Trotz, viele Jahre keinen guten Ruf bei Umwelt- und Klimaschützern – zu wenig legte Apple offen, welche Gifte bei der Produktion ihrer Rechner anfielen und die Recyclingpolitik von Steve Jobs’ Ideenschmiede ließ auch zu wünschen übrig. Andere Firmen zogen hier in den Rankings regelmäßig an dem Unternehmen aus Cupertino vorbei. Nun bemüht sich Apple offenbar, sich ein ökologischeres Image zuzulegen – in der ZEIT stieß ich vor einigen Tagen auf diese interessante Meldung: „Klimawandel: Apple straft US-Handelskammer ab“. Hintergrund der Angelegenheit: Die US-Handelskammer versucht wohl, Obamas Pläne für mehr Klimaschutz massiv zu torpedieren und durch Lobbyarbeit zu hintertreiben. Aus Protest dagegen sind Apple, aber auch Nike und andere Großkonzerne nun ausgetreten. Das Interessante daran? Nun, der Artikel deutet zum einen an, dass dieser Schritt eher in Richtung Marketinggag tendiert:

      Dass Apple gerade jetzt medienwirksam aus der Handelskammer ausschert, dürfte indes noch andere Gründe haben. Konzern-Chef Steve Jobs versucht derzeit, dem Unternehmen ein grünes Image zu verpassen. Künftig will Apple energiesparende Modelle auf den Markt werfen. Im vergangenen Monat veröffentlichte das Unternehmen erstmals den eigenen CO2-Fußabdruck. Der Austritt aus der Handelskammer passt in das neue Marketing-Konzept.

      NOCH interessanter finde ich allerdings den absolut angebrachten Kommentar eines Lesers, der verdeutlicht, dass wirklich sinnvoller Umweltschutz noch ganz anders aussieht:

      Auch das Weglassen von allerlei sinnlosen Gadgets dürfte mehr sparen, als grüne Tarnfarbe.

      Denn solange alle paar Monate neue Modelle auf den Markt geworfen werden (natürlich nicht nur von Apple, sondern generell von der Unterhaltungselektronik-, Mode- und Konsumgüterindustrie), die dann wieder sinnlosen Konsum – und damit Ressourcenverbrauch – animieren sollen, ist alles Senken von irgendwelchen CO2-Ausstößen Makulatur. Ein grundsätzliches Umdenken – Produkte, die lange halten und die nicht künstlich erzeugten Moden gehorchen – wäre hier angesagt und würde der Menschheit längerfristig vor noch größerem Schaden bewahren. Niemand braucht ernstlich alle halbe Jahre ein neues Handy mit noch mehr Funktionen oder ähnlichen Klimbim!

      (Ja, ich gebe es zu, ich war auch mal Apple-Fan und bin nach wie vor Mac-Benutzer – aber mein Rechner hat nun auch schon bald 7 Jahre auf dem Buckel und ich fühle mich nach wie vor nicht bemüßigt, ihn durch was Neues zu ersetzen. :-) )

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      Supermarktmacht – Billig um jeden Preis?

      Zunehmende Marktmacht und Konzentration auf vielen Märkten ist eines der Kernthemen meines Blogs (und auch einer der Auslöser, mich mit den ganzen Problematiken rund um Globalisierung & Co. zu beschäftigen). Dies betrifft nicht nur die von mir besonders verfehmten und “bekämpften” Billigbuden, die Discounter-Ketten, auf deren schädliche Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt ich an anderer Stelle noch ausführlicher eingehen werde (man lese aber auch meine älteren Beiträge über Lidl, HIER und HIER). Gerade in Deutschland hat die Marktkonzentration schon bedenkliche Ausmaße angenommen – inzwischen werden 90% des Einzelhandels von nur noch 6 Großkonzernen bestimmt, die somit große Einflußnahme auf Preise und Zulieferer ausüben. Und, v.a. im Falle der Discounter, auch das Lohnniveau und die Arbeitsbedingungen drücken.

      Seit einigen Monaten haben Organisationen wie ver.di, Germanwatch, BUND, Südwind, Misereor und Oxfam eine eigene Initiative gegründet, die die Gefahren dieses Prozesses bewusst machen und stoppen will – Supermarktmacht.

      „Je größer der Marktanteil der wenigen verbleibenden Supermärkte, desto mehr können sie ihre Einkaufsmacht gegenüber den Zulieferern ausspielen“, kritisiert Marita Wiggerthale, Handelsexpertin bei Oxfam Deutschland. Schon jetzt drückten die Supermarktkonzerne ihre Lieferanten im Preis und wälzten Kosten und Risiken auf sie ab. „Die Zulieferer müssen sich mit Zuschüssen an der Neueröffnung von Supermarkt-Filialen beteiligen, Listungsgebühren bezahlen oder rückwirkend geltende Konditionsänderungen hinnehmen“, so Wiggerthale. Der daraus resultierende Preis- und Kostendruck bewirke, dass Arbeiter/innen in den Lieferländern noch länger unter menschenunwürdigen Bedingungen zu Hungerlöhnen produzieren müssten.

      Auch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten bei den Discountern in Deutschland verschlechtern sich zunehmend. Niedriglohn- und Minijobs verdrängen normale Arbeitsverhältnisse. “Arm sein trotz Arbeit wird in Deutschland und Europa zur Normalität“, warnt Uwe Woetzel, Experte für Arbeitsrechte bei der Gewerkschaft ver.di. „Besonders betroffen sind Frauen, Migranten und Menschen aus strukturschwachen Gebieten, die überwiegend bei Lidl, Aldi, Norma, Netto und anderen Billig-Ketten arbeiten.“ Extremer Leistungsdruck und Überwachung seien bei vielen Discountern an der Tagesordnung. Grundlegende Arbeitsrechte von Beschäftigten werden nicht respektiert und das Organisationsrecht von Arbeitnehmervertreter/innen behindert.

      Auf der Website erfahrt Ihr mehr über die Hintergründe, die Forderungen und auch, worauf man als Verbraucher achten kann. (NICHT beim Discounter einzukaufen halte ich schon mal für einen guten und sinnvollen Schritt.)

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