Nicht zum ersten – und sicherlich auch nicht zum letzten – Mal möchte ich heut das Thema Discounter bzw. die vielen negativen Auswirkungen unseres Billigwahns ansprechen. Denn die Supermarktmacht-Initiative, über die ich vor einer Weile schon mal berichtete und die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die gefährliche Entwicklung hin zu immer größeren, mächtigeren Ketten mit immer mehr „Knebelmacht“, die auf dem Rücken von Zulieferern und Angestellten ausgetragen wird, zu dokumentieren und anzuprangern, hat einen neuen Infofilm veröffentlicht. „Ausbeutung sichtbar machen!“ heißt er:
Der von ecofilm für die Supermarktinitiative produzierte Film zeigt, welche Auswirkungen der Preiskampf der großen deutschen Supermärkte entlang der gesamten Lieferkette hat. Wir fordern, dass Unternehmen gesetzlich zu mehr Transparenz verpflichtet werden und die sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen offen legen müssen.
Es ist Zeit zu handeln! Wir fordern:
- Menschenwürdige Arbeitsbedingungen
- Freie Betriebsratswahlen und ungehindertes Arbeiten der Betriebsräte
- Ökologische Mindeststandards in der gesamten Lieferkette
- Ortsübliche tarifliche Löhne für alle geleisteten Arbeitsstunden
- Ein Ende der unfairen Einkaufspraktiken der Supermarktketten
- Informationspflicht der Supermarktketten über die Umsetzung der Arbeits- und Menschenrechte bei ihren Lieferanten
Heute startet die Supermarktinitiative gemeinsam mit dem CorA-Netzwerk (Corporate Accountability) eine Transparenzkampagne, mit der wir eine gesetzliche Offenlegungspflicht für Unternehmen fordern. Damit die Kundinnen und Kunden ihr Kaufverhalten auf eine informierte Entscheidung gründen können, verlangen wir die Offenlegung von zentralen Informationen zur Unternehmenspraxis in Bezug auf Arbeitnehmerrechte, Korruption, Lobbyaktivitäten sowie Umwelt- und Klimaschutz. Außerdem sollen die Unternehmen ihre Lieferanten und Produktionsstandorte veröffentlichen. Den Auftakt der Transparenzkampagne bildet eine an Bundeskanzlerin Merkel gerichtete Unterschriftenaktion, in der diese Offenlegungspflicht gefordert wird.
Informieren unter www.supermarktmacht.de und Appell unterzeichnen auf www.transparenz-jetzt.de
Martin Bartonitz
Hallo Peter,
sicher sind das wichtige Forderungen. Inzwischen bin ich mit meinen “Forschungen” weiter und bin mir ziemlich sicher, dass wir nur unser Geldsystem umstellen müssen und schon würde es Allen viel besser gehen. Denn dann könnte jeder für seine Leistung die er anbietet Geld heben.
Mehr dazu in meinem Post diese Woche: http://faszinationmensch.wordpress.com/2011/05/28/mit-fliesendem-geld-anstelle-unseres-statischen-geht-es-auch-mit-unserer-gemeinschaft-wieder-richtig-gut-von-einer-fairconomy/
Und Gänsehaut hat mir die Abschlussrede Des großen Dikators gebracht: http://bit.ly/laLwb3
Schwabe
Hi Peter,
mir scheint, Du und insbesondere der Insider, habt euch bei Lidl verrannt.
Sicher und mit meiner Meinung übereinstimmend, ist – Discount und Billigprodukte aus aller Welt und zwar branchenübergreifend, sind das Übelste was die Menschheit sich je ausgedacht hat. Das laute Hurra-Geschrei- wir können billig einkaufen und immer mehr nutzlosen Plunder konsumieren, die Werbebranche mit psychologischen Tricks immer mehr Wünsche weckt, um so den Wachstum zu steigern vermarkten Plunder und plündern die Welt aus….
Kennst du den Film Home, von Yann Atrhus-Bertrand? Ich füge einen Link hinzu. In den Kommentaren findest du/die Leser Tipps wie man ihn kostenlos downloaden kann. Ich selbst habe ihn seit langem im Handel erworben. Dieser Film hat mich aufgewühlt und aufgerüttelt.
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Nachdem man ihn gesehen hat, begreift man erst wie gut es uns geht und welche Auswirkungen unser Verhalten als Verbraucher/Konsument auf andere hat.
Der Herstellungsprozess, der sich in mehreren Ländern abspielt, um Ksten zu spwaren ist dabei der schlimmste und umweltschädigende Teil bei Billigprodukten.
Peter M.
“mir scheint, Du und insbesondere der Insider, habt euch bei Lidl verrannt. ”
Hm, wie hängt diese Aussage mit dem Rest Deines Kommentars (dem ich absolut zustimme) zusammen?
Sicherlich haben wir uns bei Lidl nicht verrannt, da dieser Laden, zusammen mit den anderen Discountern, an vorderster Front der Preisdrückerei steht und diesen Druck an Zulieferer und Produzente weiterreicht (mit den entsprechenden Folgen für den Rest der Gesellschaft) – und noch dazu die eigenen Mitarbeiter mies behandelt. Dass die Logik unseres Wirtschaftssystems Billigproduktionen zudem fördert, ist natürlich auch richtig, und wird ja von mir auch oft genug im Blog kritisiert.
Schwabe
Hi Peter,
es ein wenig zu einseitig sich auf wenige Konzerne zu konzentrieren, wie Lidl, Aldi oder Coca Cola. Die agieren sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten in einem System des Kapitalismus, der auf Wachstum aufbaut und seit längeren moralische, ethische und menschllche Aspekte missachtet. So gesehen werden Symptome angegriffen, nicht aber die wurzel alles Übels. Dieses Handeln der politischen Systeme ist weltweit zu beobachten und grundsätzlich ein Problem das die Menschheit selbst verursacht hat und mit deren (Unrechts-) Bewusstsein zu suchen ist. Einzelne Konzerne sind es nicht, sondern die Gesamtheit aller….
Übrigens hast Du meine Frage nicht beantwortet – kennst Du den Film?.
Bitte sieh ihn Dir an- dann verstehst Du was ich meine.
Solidarische Grüße
Schwabe
Peter M.
“es ein wenig zu einseitig sich auf wenige Konzerne zu konzentrieren, wie Lidl, Aldi oder Coca Cola”
Nun, wenn Du Dir meinen Blog näher anschaust, wirst Du sehen, dass ich mich keineswegs “einseitig auf wenige Konzerne konzentriere”, aber AUCH die besonders üblen Unternehmen beleuchte und kritisiere. nicht jede Firma hat so viel Dreck am Stecken wie Lidl oder Nestlé oder KiK… Wenn man nur grundlegende Systemkritik übt, die absolut angemessen ist, führt das halt meiner Erfahrung eher dazu, dass die meisten Menschen abwinken, so nach dem Motto “Da kann ich doch nichts dran ändern”. Wenn man jedoch diese Kritik auch auf einzelne Akteure runterbricht, gewinnt man wieder Handlungsspielraum und kann zudem, wenn man einmal mit einem Übelkonzern angefangen hat, auch den Blick schärfen für das größere Ganze. Für mich gilt es, das Vertrauen, dass viele Konsumenten in einzelne Lieblingsmarken haben, zu erschüttern, um eben diesen Riss in die Vorstellung von der heilen Wirtschaftswelt zu bringen, der dann auch zu weiteren Schritten führt. Bis dahin halte ich es auf jeden Fall für angezeigt, die besonders schlimmen (und leider auch beliebten) Firmen zu meiden und abzustrafen.
Ach so, “Home” habe ich bisher noch nicht komplett gesehen, aber damals in meinem Blog empfohlen. :-)
Insider
@ Schwabe ( oder kenne ich Dich nicht schon?!)
Es geht nicht nur um Lidl, sondern natürlich auch um Aldi, Kik und Co.
Komplex betrachtet um die gesamte Ausbeutungsschar der Discounter. Nur… Lidl ist die Spitze des Eisberges –für viele Ursachen und Auswirkungen, inkl. der Nachahmer.
Denn Du weißt ja sicher auch die berühmte Geschichte mit der Titanic ….. bei einem Eisberg liegt ca 90% der Masse/Größe/der Gefahr unter der Oberfläche…..!
Es gibt bis heute kein Discounter der in den vielen Jahren zum widerholten Male so viele Supergau´s und Negativschlagzeilen verursachte. Er ist derjenige, der als ganzer Konzern (inzwischen in über 22 Länder vertreten, 300.000 tsd. Mitarbeiter, 60 Milliarden Umsatz 2010) mit seinen agressivsten Expansions-Methoden und Preispolitik am meisten auffällt –alle wenigen Mitbewerber übertrumpfen möchte, am schnellsten wächst, um jeden Preis.
Er ist derjenige, bzw. deren Manager der/ die kuriosesten unglaubwürdigsten Reaktionen bzw. Statements abgeben bzw. sich verhalten, wenn mal wieder ein neuer Skandal aufgedeckt worden ist. Dieser riesige Konzern steckt überall drin wo es am schmutzigsten im Einzelhandel und nicht nur dort zugeht. Die alles erdrückende Übermacht tangiert mit diversen unterschiedlichsten Produkten längst andere (branchenfremde) Unternehmen, die entweder zwangsläufig sich selbst an dessen Konzept orientieren (müssen), um selbst nicht unterzugehen,Mitarbeiter ebenfalls entsprechend behandeln, oder tatsächlich überrollt werden. Aber auch für andere,Billigheimer die selbst auch “ganz schnell” Billig Millionär werden möchten. Lidl ist also nebst Aldi –(keineswegs besser, aber von der Kopie L&S fast schon überholt) in vorderster Front der Input für andere. Ob allgemein in der Unternehmenspolitik oder Arbeitsmarktpolitik. Man sagt dazu heute bereits „Systemrelevant“. Dieser Konzern spielt sich als „Erfolgsunternehmen“ auf. Aber Erfolg ist relativ. Und ist damit nichts anderes als der „Leitwolf im Schäfchengewand“. Du solltest dies nur mal zur Kenntnis nehmen.
Dieser Konzern ist kaufmännisch,betriebswirtschaftlich gesehen nicht cleverer und macht etwa mit fairen Mitteln Geschäfte. Sondern ist nur wesentlich rigider, skrupel –und rücksichtsloser. Nur Billig um jeden Preis. Expansion um jeden Preis –auf Kosten der eigenen Mitarbeiter, auch anderer Arbeitsplätze. (andere Discounter natürlich nicht ausgenommen.) Dieser Konzern ist Beratungsresistent, mit den nichtbezahlten Arbeitsstunden der Mitarbeiter, ect.
groß geworden. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Du solltest mal andere Informationen als nur Deinen “Filmhinweis” zur Kenntnis nehmen. Und denke nicht Peter und ich wären die Einzigen die etwas genauer hinschauen. Das weisst Du auch !!!! Du kannst Dich sonst mal zusätzlich bei der Hamburger Verbraucherzentrale erkundigen oder beschweren, warum wir beide und viele andere (!) z.B. die Verbraucherschutzorganisation selbst oder sogar “Human Rights Watch” (ECCHR) –eine internationale Organisation für Menschenrechte -mit Sitz in New York- ausgerechnet ebenfalls auf Lidl (nebst Aldi) ein Auge hat!
Aus o.g. Gründen und mit Recht wird deshalb gerade bei diesem Konzern genauer auf dessen Verhalten, seine Unternehmenspolitik, geschaut. Allerdings, das hat Lidl/Kaufland inzwischen begriffen, irgendwann kann dieses Geschäftsgebaren auf Dauer nicht aufrecht erhalten werden. Schon deshalb nicht, wenn immer mehr Mitarbeiter, Verbraucher, und andere sich kritisch über solche Firmen äußern, auf verschiedenste Weise sich endlich öffentlich dagegen wehren. Ich gehöre auch dazu- deshalb habe ich mich nicht verannt wie Du es ausdrückst. Man sollte dieses Problem zwar komplex betrachten, aber nicht ausschließlich als globales Phanomen betrachten. Als könnte man im Kleinen nichts unternehmen, machtlos gegen diese riesigen Konzerne. Im Gegenteil. (siehe derzeit auch neue politische Umbrüche in Nordafrika,ect.)
Siehe dazu auch div. Statements der kanadischen Journalistin und Kolumnistin Naomi Klein. Sie ist die inoffizielle Sprecherin der Anti-Globalisierungsbewegung. Ihr Bestseller “No Logo” gilt als publizistische Streitschrift gegen die zunehmende wirtschaftliche und kulturelle Macht internationaler Unternehmen. Zitat: „Wir können diese Probleme >nicht global< lösen, bevor wir sie nicht regional thematisieren. „Wir sind die Macher unseres eigenen Schicksals. Das heißt, wir müssen klein anfangen, aber, wie ich schon gesagt habe: Das bedeutet nicht Rückzug, sondern globale Vernetzung kleinerer demokratischer Einheiten“!