Auch die Süddeutsche Zeitung widmete sich neulich mal den Thema Außenwerbung/Reklamewände – eine Thematik, die ich hier im Blog bereits einige Male angesprochen habe und die vor allem in den USA für rege Diskussionen sorgt und dort auch aktiven Widerstand hervorruft. Denn der Wildwuchs durch Reklameflächen, das Überhandnehmen von Werbebotschaften in den Stadtbildern der Vereinigten Staaten und auch an Schnellstraßen (wobei die Gefährdung der Verkehrsteilnehmer durch die Werbetreibenden billigend in Kauf genommen wird) hat dort erschreckende Ausmaße angenommen – und konnte erst einmal nur durch die Wirtschaftskrise gebremst werden. „Stumme Werbetafeln – Botschaft des totalen Versagens“ titelt die SZ und wirft die berechtigte Frage auf:
[…] ob die Menschen nicht das Recht auf einen freien Blick haben, wenn sie auf einem Highway unterwegs sind, den sie ja letztlich mit ihren Steuern bezahlt haben? Sind Werbetafeln nicht letztlich eine Form der Umweltverschmutzung, die man verbieten sollte, wie man es im Bundesstaat Vermont schon vor 42 Jahren getan hat?
Im Lichte der gegenwärtigen Wirtschaftskrise kann man sie allerdings auch als Metaphern für einen Aufruf verstehen, eben kein Geld mehr auszugeben. Das wäre ein radikaler Bruch mit den Grundlagen der amerikanischen Gesellschaft. In den USA betragen die Verbraucherausgaben 70 Prozent des Bruttosozialprodukts. Auch wenn das Gesundheitswesen einen großen Teil dieses Werts ausmachen, so zeigt das, dass die Wirtschaft nicht nur stagnieren würde, wenn die Bürger aufhören würden, Unmengen zu konsumieren. […]
Einige schöne Bilder angenehm leerer, dem Geist wieder Raum gebender Plakatwände in Brooklyn begleiten den Artikel.
Zwei weitere interessante Artikel, die mir in den letzten Tagen aufgefallen sind und die gut in meinen Blog passen, stammen aus der taz. Die beschäftigt sich in einer 12seitigen Sonderbeilage mit dem lieben Öl: „Alle gut eingeölt! Die tägliche Ölkatastrophe ist unsere Abhängigkeit von diesem Stoff. Können wir davon lassen?“:
[…] Dabei ging es uns nicht darum, das offensichtliche Versagen der Verantwortlichen zu beschreiben und zu kritisieren. Das haben wir getan und werden es weiter tun. Doch allein mit dem Finger auf andere zu zeigen, reicht nicht. Die Ölpest im Golf von Mexiko ist nur ein weiterer Kollateralschaden, den unsere vom Öl abhängige Wirtschaft in Kauf nimmt. […]
[…] Wir sind als Konsumenten Teil dieses Wirtschaftssystems. Wir hängen am Öl, egal ob wir mit dem Auto, dem Bus oder – geschützt von Mikrofasern und Plastikhelm – Fahrrad fahren. Und damit das weitergehen kann, muss das Öl aus immer tieferen Schichten herausgeholt werden – mit entsprechendem Risiko. So gesehen ist dieses Loch im Golf auch unser Loch, und wir sind nicht nur Opfer, sondern Teil einer jeden Ölpest.
Geht es auch anders? Es wird gehen müssen, denn schon jetzt ist Öl, global gerechnet, zu knapp und teuer, um weiterhin diese zentrale Rolle spielen zu können. […]
Im zweiten taz-Text, den ich hier empfehlen möchte, geht es, passend zur WM, um Adidas und die jüngst bekannt gewordenen Vorfälle hinsichtlich der Arbeitsbedingungen bei Zulieferern des Konzerns – „Adidas verstößt gegen eigene Standards“. Letztlich zeigt der Beitrag, dass Firmen, selbst wenn sie sich durchaus (in kleinem Rahmen) um fairere Verhältnisse bemühen, doch im Zuge dieser profitmaximierenden Globalisierung mitsamt ihrem immensen Kostendruck auf dem Rücken der Menschen prosperieren können. Wer seine ganzen Arbeitsplätze dorthin auslagert, wo man besonders billig und ohne störende Sozialstandardsproduzieren kann, hat bereits damit die Tür aufgestoßen zu solchen Bedingungen, wie sie in dem Artikel beschrieben werden.
Wie fair produziert der WM-Ausrüster Adidas? ArbeiterInnen eines Zulieferers in Südchina sagen, sie leisteten viel mehr Überstunden als der Konzern eigentlich zulassen möchte. […]
Zusätzlich zum Mindestlohn würden die ArbeiterInnen Akkordzuschläge und Überstundenbezahlung erhalten. „Die Mindestbedarfe der Beschäftigten in China sind durch den Lohn abgedeckt“, sagte Frank Henke, oberster adidas-Manager für soziale und ökologische Fragen. Mehr Lohn könne man den ArbeiterInnen in den Zulieferfirmen nicht zahlen, weil adidas seinen „Aktionären gegenüber verpflichtet“ sei, „eine Wertschöpfung zu erzielen“. […]
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