Meine letzten Lesetipps sind schon wieder eine Weile her, da wird es Zeit für ein Update, denn wieder bin ich auf viele interessante Artikel im Web gestoßen, die sehr gut zu meinem Blog passen. Beispielsweise der kritische Kommentar von Ulrich Schulte in der taz „Lidl: Billiges Kalkül“, in der der Autor der durchaus berechtigten Frage nachgeht, wem die neue „Charmeoffensive“ des völlig zu Recht verfehmten Discounters nützt – neben der peinlichen Fernsehreklame zur Aufpolierung des ramponierten Images steht Lidl plötzlich mit Mindestlohnforderungen auf der Matte. Ja, tatsächlich, Lidl, einer der Ausbeuterbetriebe „par excellence“, zusammen mit Aldi und den anderen Billigbuden mitverantwortlich für Kostendruck und Sozialabbau (auch in den Zulieferbetrieben) schwingt sich nun dazu auf, plötzlich Mindestlöhne im Einzelhandel zu befürworten. Was steckt dahinter?
Schlagwort: Konsumwahn
Wie ich letzte Woche schon anmerkte, ist am 27. November internationaler Buy Nothing Day, ausgerufen vom kanadischen Adbusters Magazin. In Deutschland findet der „Kauf-Nix-Tag“ traditionell nur begrenzt Anklang – umso erfreuter war ich, also ich gerade eine Pressemitteilung einer Dresdner Gruppe rund um den dortigen Umsonstladen erhielt, die für diesen Tag in Dresden diverse Aktionen planen. Natürlich veröffentliche ich diesen Text an dieser Stelle auch gerne:
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Einladung zur Veranstaltungsreihe um den Kauf-Nix-Tag
Dresden, 22.10.2010. Am 27. November findet der 18. Internationale Kauf-Nix-Tag statt. Auch in Dresden möchte eine freie Gruppe Engagierter kreativ und kritisch auf diesen Tag aufmerksam machen. Mit Filmen, Straßentheater, Chorgesängen, kostenlosem Essen, T-Shirtgestaltung und einem Radiobeitrag laden die Akteure interessierte Menschen ein, sich mit Konsumkritik und Ansätzen alternativer Lebensformen auseinanderzusetzen!
Das Programm:
- Film- und Diskussionsabend am Donnerstag, 20:00 Uhr in der Veränderbar, Görlitzerstr. 42, Hinterhaus
- Konsumtempel-Anbetungen und politischer Chor am Freitag, ab 17:00 Uhr, Wiener Platz
- Umsonst-Volxsküche, Textilgestaltung und Film am Samstag, ab 17:00 Uhr im Umsonstladen im Sonnenhof, Alaunstr. 68
- Radiobeitrag am Sonntag, ab 20 Uhr auf coloradio Dresden
Für Interviews und Rückfragen stehen zur Verfügung:
Gruppe Kauf-Nix-Tag DD, Mail: konsumglobal_dd@gmx.de
Das ausführliche Programm findet sich auf: http://umsonstladen.fueralle.org
Hintergrund: Internationaler Kauf-Nix-Tag
Der Kauf-Nix-Tag (Buy Nothing Day) ist ein konsumkritischer Aktionstag.
Seit 1992 wird dieser Tag am letzten Samstag im November organisiert, in einigen Ländern auch einen Tag früher. In bereits über 80 Ländern wird in jedem Jahr Ende November versucht Menschen dazu zu bewegen, über die Konsequenzen des westlichen und vor allem ihres eigenen Konsumverhaltens nachzudenken.
Initiiert wurde der Tag in den neunziger Jahren von einer medien- und konsumkritischen Gruppe um Kalle Lasn, den Mitbegründer der kanadischen Adbusters Media Foundation in Vancouver.
Der Zeitpunkt für den Aktionstag ist gut gewählt: Der Buy Nothing Day folgt immer auf den amerikanischen Feiertag Thanksgiving und gilt traditionell als der größte Einkaufstag des Jahres. Der Buy Nothing Day wendet sich auch dem vorweihnachtlichen Einkaufs-Stress zu.
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[Premiere für meinen Blog – den heutigen Beitrag schreibt ein befreundeter Gastautor, unter seinem Pseudonym D. Anger. Der Youtube-Film zu besagtem „Ereignis” in München ist wirklich unglaublich…]
Am 6.12.2008 hat der US-amerikanische Elektronikhersteller Apple den ersten so genannten “Apple Store” in Deutschland eröffnet. Es ist der weltweit 251. direkt zu Apple gehörende Laden. Bereits am Mittag hatten 4000 Neugierige den Münchener Apple Store besucht.
Damit eines klar ist: Ich schreibe diesen Text auf einem MacBook von Apple, ich habe ein iPhone und einen iPod. Ich mag viele Apple-Produkte – insbesondere das Betriebssystem Mac OS X; es ist nicht perfekt, aber das beste mir bekannte System. Ich bin jedoch kein Apple-Fan.
Die Apple-Store-Eröffnung in München und die Reaktion vieler Bürger geben mir zu denken.
Wie vieles Andere lässt sich auch dieses Ereignis aus mehreren Perspektiven betrachten:
- Die Apple-Store-Eröffnung in München war sehr erfolgreich, denn bereits nach wenigen Stunden hatten Tausende den Laden besucht. Die dort tätigen Mitarbeiter werden wahrscheinlich auch in einiger Zeit noch Arbeit haben, da sich der Standort als wirtschaftlich vorteilhaft zeigen wird. Die umliegenden Geschäfte freuen sich, schließlich scheint zum einen das moderne, hippe Image des großen US-Konzerns ein wenig auf den eigenen Standort, und zum anderen wagt womöglich der eine oder andere Kunde des Apple Store den Schritt ins Nachbargeschäft und zückt auch dort die Kreditkarte.
- Es sind tatsächlich so viele Menschen unterwegs, um der Eröffnung eines Einkaufsladens beizuwohnen. Dieselben Menschen werden sicherlich ehemalige Schlagerstars belächeln, die eine Supermarkteröffnung musikalisch untermalen, aber sie selbst sind in diesem Fall die Untermalung. Viele der Anwesenden harren Stunden vor der Eröffnung vor der Ladentür aus. Viele reisen sehr weit, um vor Ort zu sein – ein Besucher erzählt, dass er nur für die Eröffnung aus Lübeck nach München gefahren sei.
Es gibt kaum ein Unternehmen, das das “Habenwollen” – sogar “Habenmüssen” – auf Knopfdruck hervorrufen kann wie Apple. Das Unternehmen hat tatsächlich überzeugende und auch einzigartige Produkte im Angebot. Dennoch ist Apple nichts Anderes als ein gewinnorientiertes Unternehmen, das die eigenen Produkte günstig in China herstellen lässt, sie anschließend um die halbe Welt transportiert, damit sie in Europa und den USA verkauft werden.
So weit, so normal, aber wie kommt es, dass Menschen sich so sehr mit diesem Unternehmen identifizieren?
Wäre es ein Konzert, eine Ausstellung, eine Lesung … wäre es etwas jenseits des materiell orientierten, gäben die Anwesenden ein tolles Bild ab. So wiederum bleibt ein auf Konsum reduziertes Bild zurück – Motto: Ich kaufe, also bin ich.
D. Anger