[Premiere für meinen Blog – den heutigen Beitrag schreibt ein befreundeter Gastautor, unter seinem Pseudonym D. Anger. Der Youtube-Film zu besagtem „Ereignis” in München ist wirklich unglaublich…]
Am 6.12.2008 hat der US-amerikanische Elektronikhersteller Apple den ersten so genannten “Apple Store” in Deutschland eröffnet. Es ist der weltweit 251. direkt zu Apple gehörende Laden. Bereits am Mittag hatten 4000 Neugierige den Münchener Apple Store besucht.
Damit eines klar ist: Ich schreibe diesen Text auf einem MacBook von Apple, ich habe ein iPhone und einen iPod. Ich mag viele Apple-Produkte – insbesondere das Betriebssystem Mac OS X; es ist nicht perfekt, aber das beste mir bekannte System. Ich bin jedoch kein Apple-Fan.
Die Apple-Store-Eröffnung in München und die Reaktion vieler Bürger geben mir zu denken.
Wie vieles Andere lässt sich auch dieses Ereignis aus mehreren Perspektiven betrachten:
- Die Apple-Store-Eröffnung in München war sehr erfolgreich, denn bereits nach wenigen Stunden hatten Tausende den Laden besucht. Die dort tätigen Mitarbeiter werden wahrscheinlich auch in einiger Zeit noch Arbeit haben, da sich der Standort als wirtschaftlich vorteilhaft zeigen wird. Die umliegenden Geschäfte freuen sich, schließlich scheint zum einen das moderne, hippe Image des großen US-Konzerns ein wenig auf den eigenen Standort, und zum anderen wagt womöglich der eine oder andere Kunde des Apple Store den Schritt ins Nachbargeschäft und zückt auch dort die Kreditkarte.
- Es sind tatsächlich so viele Menschen unterwegs, um der Eröffnung eines Einkaufsladens beizuwohnen. Dieselben Menschen werden sicherlich ehemalige Schlagerstars belächeln, die eine Supermarkteröffnung musikalisch untermalen, aber sie selbst sind in diesem Fall die Untermalung. Viele der Anwesenden harren Stunden vor der Eröffnung vor der Ladentür aus. Viele reisen sehr weit, um vor Ort zu sein – ein Besucher erzählt, dass er nur für die Eröffnung aus Lübeck nach München gefahren sei.
Es gibt kaum ein Unternehmen, das das “Habenwollen” – sogar “Habenmüssen” – auf Knopfdruck hervorrufen kann wie Apple. Das Unternehmen hat tatsächlich überzeugende und auch einzigartige Produkte im Angebot. Dennoch ist Apple nichts Anderes als ein gewinnorientiertes Unternehmen, das die eigenen Produkte günstig in China herstellen lässt, sie anschließend um die halbe Welt transportiert, damit sie in Europa und den USA verkauft werden.
So weit, so normal, aber wie kommt es, dass Menschen sich so sehr mit diesem Unternehmen identifizieren?
Wäre es ein Konzert, eine Ausstellung, eine Lesung … wäre es etwas jenseits des materiell orientierten, gäben die Anwesenden ein tolles Bild ab. So wiederum bleibt ein auf Konsum reduziertes Bild zurück – Motto: Ich kaufe, also bin ich.
D. Anger
superguppi
Also das Video hier finde ich persönlich besser:
http://www.dailymotion.com/video/x7kr6e
bill
“Damit eines klar ist: Ich schreibe diesen Text auf einem MacBook von Apple, ich habe ein iPhone und einen iPod. Ich mag viele Apple-Produkte – insbesondere das Betriebssystem Mac OS X; es ist nicht perfekt, aber das beste mir bekannte System.”
Sie kaufen also alles was Apple anbietet, definiert sich nicht genau so ein Apple Fan?
Peter M.
Das musst Du/müssen Sie natürlich meinen Gastautoren fragen. ;-) Man kann ja auch Apple-Produkte kaufen, weil sie einem einfach besser gefallen als die Sachen der Konkurrenz… Übrigens war ich selbst auch bis vor einigen Monaten Apple-Fan, also habe jeden in meiner Umgebung vom Mac & OSX zu überzeugen versucht etc., aber davon bin ich doch jetzt weitgehend weg, diese (von der Firma auch gewollte) emotionale Bindung ans Produkt verblasst bei mir. Mein MP3-Player ist auch schon keiner von Apple. :-)
Anger
Lieber bill,
nein, ein Fan(atiker) ist ein Besessener, das bin ich nicht.
Ich mag viele Apple-Produkte, sehe aber den um die Firma generierten Trubel kritisch. Mir ging es darum zu veranschaulichen, was heutzutage möglich ist: Beeinflussung der Wahrnehmung angeblich mündiger Bürger im Interesse des Konsums.
Andere Unternehmen wären sehr froh, wenn sie nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit bekämen, den Apple bekommt. Insofern ist damit zu rechnen, dass in diversen Marketingabteilungen studierte Leute sich die Köpfe zerbrechen, wie sie einen derartigen Hype auf das Unternehmen X übertragen können. Es gilt also wachsam zu sein, ohne paranoid zu werden.