Es ist ja schon eine Weile her, dass ich etwas zu dem schä(n)dlichen Treiben der Discounter geschrieben habe – heute erscheint es mir angebracht, dieses Thema mal wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Denn die Christliche Initiativ Romero e.V., die „Partei ergreift für die Menschen und Organisationen, die (z.B.) in Mittelamerika ihre Gesellschaft gerechter und zukunftsfähiger gestalten wollen“, hat ein neues Faltblatt namens „Brennpunkt billig – Ausbeutung zum Schnäppchepreis“ herausgebracht, in dem es um die schlimmen Arbeitsbedingungen in den Fabriken geht, die für Aldi, Lidl und Deichmann deren Billigbilligbillig-Waren herstellen. Jeder, der tatsächlich immer noch in diesen Läden einkauft, sollte sich den Flyer einmal herunterladen (hier als pdf), durchlesen und anschließend noch mal in sich gehen und darüber nachdenken, wen und welche Geschäftspraktiken er oder sie mit seinem/ihren Geld da unterstützt… (dazu empfehle ich wie üblich auch meine beide Discount-Grundsatzartikel „Profite auf Kosten der Allgemeinheit Teil 1“ und Teil 2)
Schnell noch bei Aldi oder Lidl einen Pullover und einen Schlafanzug in den Einkaufskorb? Keine Frage: Die Angebote sind meist verlockend, und jedE zweitE deutschE KonsumentIn greift deshalb auch beherzt zu. Die Billigtempel in Deutschland boomen: Angeheizt durch die Verarmungsprozesse im Zuge der weltweiten Finanzkrise und der Wirtschaftrezession seit 2008.
Allerdings geht die Billigproduktion zu einem großen Teil auf Kosten der ArbeiterInnen in den asiatischen, osteuropäischen und mittelamerikanischen Zulieferbetrieben, die unter miserablen Bedingungen arbeiten müssen.
Eine Näherin in Bangladesch beschreibt diese menschenunwürdigen Zustände, die in ihrer Fabrik an der Tagesordnung sind, denn auch mit den Worten: „Sie sagen Dinge, die ich nicht vor Ihnen wiederholen will. Du fühlst dich so schmutzig, dass du die Arbeit aufgeben möchtest.“
Dazu passt dann auch noch diese erschreckende Meldung, die ich vor einiger Zeit im sum1-Blog gefunden habe – „H&M-Fabriken brennen in Bangladesh“:
(…) Ja da werden Textilarbeiter/innen erschossen die etwa unsere Klamotten für H&M schneidern. Echt? Wo denn? Na da wo die meisten hergestellt werden, in Bangladesh (neben China, Indien etc.). Einfach mal aufs Etikett schauen bei H&M-Klamotten, das steht oft “Made in Bangladesh”.
Nachdem nun also “wegen der Finanzkrise” Menschen entlassen, Löhne gekürzt oder gar nicht erst bezahlt wurden ist die Situation in Bangladesh erneut eskaliert, da gibt es nämlich permanent Hungerrevolten und Ausschreitungen, einfach mal nach Bangladesh riots in Google.com suchen. (…)
(…) Wenn Du also einen H&M Pulli trägst denk dran, dafür hungern und sterben Leute.
Harald
Du hast ja recht, aber die teueren Anbieter, die Markenartikler zum Beispiel, produzieren die woanders, haben deren Arbeiter bessere Bedingungen, sind diese Artikel wirklich den verlangten Preis wert?
Hast Du vertrauen, das die teurerere Ware auch die bessere Ware ist? Oder fühlst Du Dich dort auch nur abgezockt.
Also ich habe vielfach das Gefühl die Waren unterscheiden sich nur durch das Preisschild und das Markenlogo…
Trozdem wichtig, Deine Aufklärungsarbeit…
Peter M.
Auf jeden Fall sind Markenartikler auch nicht unbedingt besser, wie man ja bei Nike, Adidas etc. sieht – deshalb sollte man all diese Großkonzerne sowieso besser meiden (bei Kleidung ist das leider mittlerweile schwer geworden, da das Produzieren unter inakzeptablen Bedingungen etc. zur Norm geworden ist – Globalisierung und Profitmaximierungslogik sei “Dank”). Das Problem bei den Discountern ist aber halt, dass sie auf ALLEN Ebenen der “Wertschöpfungskette” für Ausbeutung und Zerstörung sorgen (ja auch für die Verkäufer hier vor Ort) und zudem den Preis-/Kostendruck für alle anderen zusätzlich erhöhen. Und sie zerstören das Gefühl der Menschen für wirklich angemessene Preise – inzwischen denken doch viele Leute, dass ein T-Shirt mit 1-2 € vollkommen fair bewertet sei, ohne zu berücksichtigen, welche Folgeschäden dieser Billigpreis für die Gesellschaft und Umwelt hat… Zum Glück gibt es ja schon Alternativen, also Labels usw., die unter anständigen Bedingungen produzieren – nur ist es da mit dem Schnäppchenwahn dann natürlich vorbei. Wobei ich eh der Ansicht bin, lieber weniger zu konsumieren und dafür was Vernünftiges, statt dauernd Moden hinterherzurennen und damit Ausbeutung und Ressourcenverschwendung zu unterstützen und zu finanzieren.
Zur Asozialität der Discounter kommt in den nächsten Tagen noch ein weiterer Beitrag, übrigens.
sum1
Harald: wenn Du Dir teuer leisten kannst ist fair trade Dein freund. bei kleidung zumindest. bei lebensmittel weiß ich aus eigener erfahrung: fairer handel ist oft sogar billiger weil die zwischenhändler wegfallen.
bei kleidung wird es auch mal so weit sein. mit nike, adidas etc. können sie preislich auf jeden fall schon konkurrieren.
Gudrun
Also ich habe gestern noch gelesen, das Aldi und weitere Discounter bald Fairtrade Produkte in ihr Sortiment aufnehmen wollen. Das ist schonmal ein Schritt in die richtige Richtung! Aber wie meine Vorredner schon erwähnten, sind Aldi und Co nicht die einzigen Firmen die die Ware möglichst günstig einkaufen und somit die Bedingungen bei der Produkterzeugung oder der Bezahlung schon mal auf der Strecke bleiben können. Ich hoffe das sich immer mehr Geschäfte und Ketten zu den Fair Trade Produkten durchringen werden.
punksympathisant
Ich hab auch viel H&M-Kleidung, hab da auch schon ein paar mal das “Made in Bangladesh” gelesen… Ich dachte mir zwar schon immer, was der Sinn davon ist, das da herzustellen. Eigentlich kanns den NäherInnen ja nicht schlecht gehen, wenn ich mir die Preise für sowas anschaue, aber in Zukunft muss ich dann wohl noch woanders Kleidung herkriegen… Von Deichmann das war mir bisher nicht bewusst!