Schlagwort: Abwrackprämie

Schrottlawine: Die rostige Hinterlassenschaft der Abwrackprämie

Schon fast ist eine der großen Schwachsinnsaktionen der Politik in diesem Jahr der großen Krise wieder vergessen – die Abwrackprämie. Als Subvention für die schwächelnde Autoindustrie und zum Ködern von Wählerstimmen initiiert, habe ich hier in meinem Blog ja einige Male sehr kritisch darüber berichtet (z.B. hier), steht doch diese schönfärberisch als „Umweltprämie“ titulierte Initiative sinnbildlich für unsere auf Verschwendung und sinnlosen Konsum getrimmte Wegwerfgesellschaft. Auch quer widmete sich in seinem Jahresrückblick dieses umstrittenen Themas und zeigte im Beitrag „Schrottlawine: Die rostige Hinterlassenschaft der Abwrackprämie“ die vielen langfristig negativen Folgen auch für die Wirtschaft:

Autoverwerter Kroher versteht die Welt nicht mehr: Da hat ihm die Abwrackprämie so viele ausrangierte Karossen wie noch nie zuvor beschert – und doch liegt sein Geschäft am Boden. Denn mit den Ersatzteilen, die Kroher aus den Altautos ausbaut, ist kein Cent mehr zu verdienen, seit die Abwrackprämie den Gebrauchtmarkt plattgewalzt hat: Kein Mensch braucht mehr Türen oder Kotflügel von älteren VWs oder Opels, seit die alle in der Schrottpresse verschwunden sind. quer zeigt, wie eine Auto-Subvention eine ganze Branche in den Abgrund gerissen hat.

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Interessante Fragen – Bela B., Lidl, Aldi, Cola Light

yellow_signs_3Ich finde es immer wieder spannend, zu sehen, auf Grund welcher Suchbegriffe/Fragen so mancher Besucher auf meinen Blog stößt – und einige dieser Fragen will ich hier jetzt einfach mal direkt beantworten, um die Suche nach Informationen zukünftig zu verkürzen.

bela b. werbung h&m

Seit einiger Zeit kommen auffällig viele Besucher via Google auf meinen Artikel über Tobi Schlegls Buch „Zu spät“ (in dem er Bela B. von der Band Die Ärzte interviewt), die obige Suchbegriffe eingegeben haben. Das hat mich stutzig gemacht – sollte Bela B., der doch in Schlegls Buch noch derart auf nachhaltige Entwicklung und so setzte, wirklich für H&M und damit für unter oft dubiosen Bedingungen hergestellte Massenmode Reklame machen? Tatsächlich – an der Bushaltestelle bei mir um die Ecke prangt so ein Plakat, und der Typ darauf sieht irgendwie Bela B. recht ähnlich. Doch eine weitere Recherche ergibt – es handelt sich dabei um den exzentrischen amerikanischen Schauspieler Vincent Gallo. Wäre das auch geklärt. Und ich bin irgendwie beruhigt, dass Bela B. nicht „umgefallen“ ist.

wieso verdrängen Lidl&co Mitarbeiter die eigene Ausbeutung?

Eine sehr interessante Frage – ich vermute mal, dass viele Mitarbeiter dies zähneknirschend ertragen, weil sie ganz einfach auf das Geld angewiesen sind. Die Discountmilliardäre nutzen die Notlage vieler Menschen halt schamlos aus…

was hat Aldi mit nachhaltigkeit zu tun?

Einfache Antwort: absolut nichts! :-) Discounter sind das Gegenteil von Nachhaltigkeit, auch wenn inzwischen ein paar Biowaren im Sortiment auftauchen – es geht bei diesem Geschäftsmodell letztlich nur um den schnellen, maximalen Warendurchsatz und die Verdrängung anderer Anbieter, koste es die Umwelt & die Gesellschaft, was es wolle. Zu den üblen Folgen des Discountwahns für uns alle habe ich in meinem Blog ja nun schon oft genug berichtet.

cola light mastmittel?

Ja, in der Tat, die künstlichen Süßstoffe, der in Cola Light und ähnlichen Getränken verwendet werden, die ja angeblich die schlanke Linie fördern sollen, werden auch in der Schweinemast zum schnellen Aufpäppeln der armen Tiere eingesetzt (siehe auch hier).

Abwrackprämie Nachhaltigkeit

Diese Frage ist eben grad eingetrudelt – nein, auch die Abwrackprämie ist nicht nachhaltig, trotz des von der Politik ausgegebenen euphemistischen Namens „Umweltprämie“. Die Vernichtung von funktionsfähigen Sachwerten ist nicht besonders clever, und die Produktion eines Neuwagens kostet soviel Energie und belastet die Umwelt so stark, dass man mit diesem neuen Wagen erst einmal jahrelang fahren muss, um das wieder reinzuholen, selbst wenn das neue Auto 1 oder 2 Liter pro 100 km weniger verbrauchen sollte. Leute, die nur wenig fahren, werden diesen Rucksack an Umweltbelastung durch die Produktion vermutlich nie wieder reinholen. Das Ganze ist nichts weiter als eine Subventionierung der Autobranche aus Steuermitteln und ein Versuch, sich bei den Wählern einzuschleimen. Also sehr erbärmlich! (Siehe auch hier.)

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Die bessere Umweltprämie – Initiative für neue Fahrräder

umweltpraemie_fahrradÜber die irreführend als „Umweltprämie“ verbrämte Abwrackprämie habe ich hier ja schon einige Male kritisch berichtet – dass dieses künstliche Ankurbeln von Autokonsum langfristig niemandem weiterhilft, sollte klar sein. Ähnliches hat sich wohl auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gedacht, denn er schlägt eine Umweltprämie vor, die diesen Namen auch verdient: jeder, der ein neues Fahrrad kauft und dafür sein mindestens 9 Jahre altes Auto oder sein betagtes Fahrrad abwrackt, erhält 2.500 € vom Staat. Von dem Geld kann er sich zum einen das neue Rad leisten und für den Rest dann z.B. Fahrausweise für den öffentlichen Nahverkehr. Rein von der ordnungspolitischen Lenkungswirkung her ist das sicherlich sinnvoller als Autos noch mehr zu fördern, weil hierdurch eben der ÖPNV und auch das Fahrradnetz gestärkt würden. Diese Initiative kann jeder Bürger unterstützen und beim VCD eine vorbereitete E-Mail an das Bundesamt für Verkehr und Ausfuhrkontrolle senden. [via]

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„Verschrotten für die Konjunktur“

abwrdsc_0726In der Sendung Kulturzeit auf 3sat gab es letzte Woche einen gelungenen Beitrag zu der beknackten, von der Politik heuchlerisch „Umweltprämie“ genannten Abwrackprämie – Verschrotten für die Konjunktur – die verkehrte Welt des Kapitalismus. Darin wurden Menschen gezeigt, die ihre gebrauchten Autos, die noch deutlich mehr wert waren als die von der Regierung ausgelobten 2.500 € und die sich auch nicht von einem Angebot des Schrotthändlers, ihnen 3.000 € dafür zu geben, von der Verschrottung abhalten ließen. „Als hätten die Leute ihr Hirn ausgeschaltet“, so der treffende Kommentar. Leider steht der Beitrag nicht als Video online, aber eine Zusammenfassung als Text befindet sich auf der 3sat-Website.

Technologisch ist die Maschine längst ausgereift und bietet kaum Neues. Trotzdem: Ein neues Auto ist wie eine neue Braut, für die man bereit ist, viel Geld auszugeben. Eine Liebesgöttin, die man auf Touren bringt, bis sie die richtige Betriebstemperatur hat. Welch ein Genuss, sicher durch Feuchtgebiete zu steuern. Werbung, die kommerziellen Erziehungsprogramme der Autoindustrie, hat eine symbolische Sprachgewalt entwickelt, die den Kunden hypnotisiert – bis zur Erregungsstarre. “Das ist keine technologische Sache”, erklärt Winzen. „Das ist ein ganz tiefes Identifikationsfantasma: Der menschliche Leib erweitert sich auf die Blechgrenze. Das hat etwas Schönes, etwas Faszinierendes, Größenfantasien, und es hat etwas Abgründiges, dass die intime Beziehung zwischen Mensch und Maschine die ganze Zeit abläuft. Das heißt, wenn ich Gas gebe, kreuzt sich Mensch und Maschine. Ich bediene das Gaspedal und dieses Bedienen ist ein zwielichtiges Wort.“
(…)
Und der Staat gehorcht der Autolobby und der Metallgewerkschaft. Beflissen macht er sich zum Komplizen, fördert die Massenvernichtung von Gebrauchswerten. Doch die Zerstörung ist nur ein kurzes Strohfeuer, keine nachhaltige Ankurbelung der Konjunktur. Man kann keine Überkapazitäten abbauen, wenn die wachsende Mehrheit kein Geld mehr für Autos hat. Abwracker Manke berichtet: „So mancher Mitarbeiter stand schon fassungslos da und hat den Kopf geschüttelt vor dem einen oder anderen Auto, das er verschrotten sollte, und das eigentlich noch neuwertig aussah, und noch gut funktionierte. Er selber hat vor dem Haus noch die Rostlaube stehen, mit der er gerade so mit Ach und Krach durch den TÜV gekommen ist. Es ist schon ein Ärgernis, dass er dies noch verschrotten muss.“
(…)
Es wird Zeit, sich eine neue Schlüsselindustrie zu suchen. Nicht die betagten Autos haben es verdient, abgewrackt zu werden, sondern die Wachstumsfantasien der Autoindustrie.

Dazu passt auch dieser etwas ältere Beitrag von 3sat nano – „Man vergisst, dass ein Auto produziert werden muss – Die Produktion eines Wagens verbraucht Unmengen des energieintensiven Stahls“:

„Selbst wenn wir einen Wagen kaufen, der ein Liter weniger verbraucht, benötigen wir 20 Jahre, bis die Kohlendioxid-Menge wieder eingeholt ist, die bei seiner Herstellung freigesetzt worden ist“, rechnet Dieter Teufel vom Umwelt- und Prognose-Institut vor. „Es wird vergessen, dass ein Auto erst einmal produziert werden muss“, stimmt Peter Steinfurt, Chefredakteur der Zeitschrift “Oldtimer-Markt”. Ihn ärgert manche Autowerbung, die “Öko” vortäuscht: „Das ist gut für die Wirtschaft – aber nicht unbedingt für die Umwelt.“

Der Cartoonist Perscheid hat das Thema ebenfalls in gewohnt bissiger Manier kommentiert und fordert die Abwrackprämie für Neuwagen als ultimatives Konjunkturpaket – ich verlinke den Cartoon lieber nur statt ihn hier zu verwenden (Copyright-Bedenken!).

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Surftipp & Aktionstipp: Autowechsel jetzt

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Sollte die Abwrackprämie der Bundesregierung (von selbiger ja forsch als „Umweltprämie“ tituliert – für wie blöd werden die Bürger eigentlich gehalten? (das war eine rhetorische Frage ;-) ) tatsächlich einen wirklichen Vorteil bringen – neben der kurzzeitigen Ankurbelung der Autoindustrie, was ich jetzt mal nicht als unbedingt positiv bewerte –, so liegt er wohl in der Hoffnung begründet, dass die Leute von großen, umweltzerstörenden auf kleinere, ein paar Prozent weniger umweltzerstörende PKW umsteigen.

Um die anscheinend unbelehrbaren Fahrer der Minipanzer (SUVs, Geländewagen) ein wenig zum Umdenken zu bewegen, haben BUNDjugend und Grüne Jugend ein gemeinsames Projekt aus der Taufe gehoben und mit einer schön gestalteten und informativen Website versehen: Autowechsel jetzt. Dort erfahren wir ein wenig mehr über die Hinter- und Beweggründe und die grundsätzlichen Nachteile dieser perversen Egomanie-Boliden, die das Straßenbild verschandeln und die Straßen für alle anderen Verkehrsteilnehmer unsicherer machen. Wer mithelfen will, kann sich dort (natürlich wieder ablösbare) Aufkleber „Think big, drive small“ bestellen, die man auf die Windschutzscheiben der entsprechenden Karren pappen kann, und einen sog. „Strafzettel“ als zip-Datei herunterladen, zum Ausdrucken und hinter die Scheibenwischer klemmen. Viel Spaß beim Subversieren!

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