Hühnerwahnsinn – Das eiskalte Geschäft mit dem Geflügel

Die EU-Subventionspolitik steht ja schon seit vielen vielen Jahren in der Kritik – gerade im Landwirtschaftssektor werden oft völlig falsche Anreize und Lenkungssignale gesetzt (wie man bereits in frühere Jahrzehnten mit den „Butterbergen“ und „Milchseen“ zu spüren bekam). Im Zuge der allgemeinen neoliberalen Exportorientierung der westlichen Industrieländer versucht man nun, Überschüsse in andere Regionen zu verkaufen – Dank Exportförderungen für die Landwirte funktioniert es auch hervorragend, z.B. Geflügelteile, die hierzulande als „nicht fein“ genug gelten, nach Afrika auszuführen und dort mit einem künstlich niedrig gerechneten Kampfpreis in die lokalen Märkte zu pressen. So nimmt der vom EU-Steuerbürger finanzierte Unsinn billiger und billigster Fleischproduktion immer groteskere Züge an und zerstört zudem auch noch die regionale Wirtschaft vor Ort. Die Phoenix-Doku „Hühnerwahnsinn – das eiskalte Geschäft mit dem Geflügel“ (via Nokturnal Times) geht den Zusammenhängen auf den Grund und zeichnet dabei ein wenig erfreuliches Bild unserer auf Wachstum und Expansion getrimmten Wirtschaftswelt.

90.000 Tonnen gefrorene Hühnerteile importiert Ghana jährlich, produziert in den Schlachthäusern Europas oder Amerikas. Die Schwemme der Hühnerteile aus den Industrienationen zerstört in den afrikanischen Entwicklungsländern die lokalen Märkte, treibt dort Hühnerfarmer und verarbeitendes Gewerbe in den Ruin. (…)

Der Film verfolgt die Hühner-Teile auf ihren verschlungenen Wegen von Deutschland, Frankreich und den Niederlanden nach Afrika. Am Beispiel Ghana und Togo wird dokumentiert, welche Auswirkungen die Exporte auf die örtlichen Märkte haben und was der europäische Hühnerwahnsinn für die Menschen dort bedeutet. Der Film gibt aber auch einen Einblick in ein Geschäft, in dem täglich Hunderttausende Hühner vom Schnabel bis zur Kralle verarbeitet werden. Der Druck auf die Hühnerzüchter wächst nicht nur in Afrika: Riesige Mengen von tief gefrorenem Hühnerfleisch aus Brasilien werden inzwischen billig nach Europa verschifft und vernichten selbst in traditionellen Hühnerzuchtgegenden immer mehr Arbeitsplätze. Autor Joachim Vollenschier zeigt ein globales Hähnchen-Roulette, das in einer Verkettung von Wellnesswahn und Geschäftemacherei die Existenz und Gesundheit von Menschen ruiniert.

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8 Kommentare

  1. Wasabi

    In erster Linie sind es doch die Tiere, die leiden.
    Verzeihe man mir also das mangelnde Mitleid mit Menschen(Hühnerzüchtern in Afrika),die ihren Lebensunterhalt mit Tierleid finanzieren(oder halt eben nicht).
    Das erinnert mich an “Food inc.”, wo Arbeiter in Schlachtbetrieben über die schlechten Arbeitsbedingungen klagten(aufgerissene Fingernägel etc…).
    Das ist doch irsinnig.
    Sehen wir es so: Würde man Hühner nicht nur wegen ihres Brustfleisches züchten sondern wäre auch der Rest ein gefragtes Produkt,müsste man weniger Hühner züchten und hätte quantitativ weniger Tierleid.
    Trotzdem irsinnig.

    • @Wasabi – da hast Du auf jeden Fall Recht, dass die Tiere die Hauptleidtragenden der ganzen Sache sind. Allerdings finde ich es auch wichtig, die Sache nicht nur aus Tierschutzperspektive zu betrachten, da erfahrungsgemäß viele Leute das als “nachrangig” ansehen. Von daher ist es gut, wenn die gaze Fleischproblematik von verschiedenen Warten aus beleuchtet wird. Außerdem geht es in dem Beitrag vom Prinzip her nicht nur spezifisch um die Hühnerzucht, sondern um ähnlich gelagerte Probleme mit vielen anderen Wirtschaftszweigen oder Produkten (also auch Gemüse etc.).

  2. Wasabi

    autsch, gleich zwei mal den gleichen Fehler gemacht, irrsinnig natürlich mit zwei rr

  3. Kai Mahlen

    Hallo,
    seit ca. 1/2 Jahr lese ich sehr interressiert auf Deiner Seite. Die Links zum Hühnerwahnsinn sind leider etwas verkehrt (Teil 3 = Teil 2). Hier ein Link zum kopletten Film (knapp 45 min.) von Infowargermany. Läuft besser.

    http://www.youtube.com/watch?v=PGMyT4JuAno

    Gruß
    Kai

    • @Kai – nein, die Links stimmen, lediglich die Vorschaubilder bei Teil 2 und 3 sind die gleichen (warum auch immer). Aber danke für den Hinweis, ich tausche die YT-Filme gleich mal aus, da die andere Version ja auch eine höhere Auflösung hat.

  4. Ich will mal als “Insider” mal eine Gegenstimme erheben: Ich will mal sagen, daß zwar die Tiere Leidtragende sind, aber auch die Menschen. Ich selber bin Bioland Geflügelhalter – also glaubt mir bei uns werden die Tiere sehr liebevoll gehalten!- doch sollten wir uns fragen wer die Hauptschuld trägt? Daß sind die Verbraucher in der EU! Wie der Film zeigte: Fleisch soll nicht nach Fleisch aussehen und man pickt sich nur das Beste heraus. Billig solls ja auch sein. Wie soll man denn da noch produzieren? Und die Leidtragende sind die Menschen in Westafrika. Auch mit anderen Agrarprodukten aus der EU! Die Tiere würden da unten viel besser gehalten werden, denn selbst was in Togo als “Massentierhaltung” gilt, ist bei uns schon fast Hobbyhaltung. Wir müssen über die Politiker diesen EU Wahnsinn (nicht nur in der Agrarindustrie) beenden und als Verbraucher den Großbetrieben und Konzernen die rote Karte zeigen. DANN kann es auch den Tieren besser gehen. Aber glückliche Tiere kosten eben. Und Vegetarisch zu werden hilft auch nicht: Man überläßt das Feld nur jenen, denen die Tiere eh schon egal sind!

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