
Das Wochenende naht, da wird es Zeit für ein wenig Lesestoff, den man gemütlich im Strandkorb schmökernd zu sich nehmen kann. Eine sehr schöne Aktion machte unlängst im Internet die Runde – die Website „I can stalk you“. Wie Pressetext.de zu berichten weiß, „schockt I can stalk you Twitter-User“. Wer also bisher naiv in seiner Facebook- und Twitter-Web 2.0-Welt sein digitales Dasein auslebte, unbeleckt von möglichen Konsequenzen der eigenen großzügigkeit mit seinen persönlichen Daten, der dürfte nun vielleicht ins Grübeln kommen:
 Das Veröffentlichen von persönlichen Fotos auf Internetportalen wie  Facebook oder Twitter kann für die betreffenden Nutzer böse Konsequenzen  haben. Neben dem Bildinhalt selbst gefährdet vor allem der zunehmende  Trend des sogenannten “Geotaggings” die Privatsphäre der User. Um auf  diese Problematik aufmerksam zu machen, haben US-Sicherheitsexperten nun  eine eigene Webseite gestartet, die den Twitter-Feed kontinuierlich  nach Fotomaterial durchforstet, das mit Geo-Daten bestückt ist. Unter  dem Titel “I Can Stalk You” http://icanstalku.com wird den Besuchern dann unverblümt vor Augen geführt, wie leicht es ist, ihnen mithilfe dieser Informationen nachzustellen. (…)
Ebenfalls auf Pressetext fand sich ein erfreulicherer Artikel, in dem es um einen zunehmenden Trend geht, Dinge nicht mehr zu kaufen, sondern via Internetplattformen zu leihen. Dieser Gedanke, nicht jede Sache selbst besitzen zu müssen, sondern – ressourcen- und geldbeutelschonend – nur zeitweise zu leihen, ist natürlich sehr begrüßenswert und vielleicht ein erster Schritt hin zum Umdenken und weg vom Besitzdenken. „Leihen statt kaufen – Nachbarschaftshilfe im Netz“:
Produkte verleihen und ausborgen  anstatt zu verkaufen oder zu kaufen – auf dieser Idee basiert das  Geschäftsmodell einer Reihe von neuen Start-up-Firmen wie SnapGoods http://snapgoods.com.  Über den Online-Dienst können User Gegenstände anbieten und gegen eine  Gebühr verleihen, beziehungsweise Dinge gegen Bezahlung ausborgen,  berichtet die New York Times.  Auch andere Webfirmen wie NeighborGoods http://neighborgoods.net oder ShareSomeSugar http://www.sharesomesugar.com arbeiten mit dieser Idee: Menschen, die im Idealfall nicht weit  voneinander entfernt wohnen, sollen im Internet zusammenfinden und so  voneinander profitieren. Das gemeinsame Prinzip der Dienste ist es, dass  alleine der Zugang zu Dingen den Kauf obsolet machen soll. So bekomme  man die Möglichkeit zu teilen, anstatt sich jeder ein eigenes Exemplar  anzuschaffen. (…)
Für eine gewisse Verwunderung sorgte bei mir (und anderen Lesern) sicherlich der Artikel „Eine Umfrage zeigt: Die Deutschen zweifeln am Kapitalismus“, der in der ZEIT erschien und eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung vorstellt. Wie kann das sein, fragt man sich, dass ausgerechnet die Bertelsmänner so eine Studie in Auftrag geben bzw. durchführen? Denn wie bei allen Untersuchungen (nicht nur von Bertelsmann!) muss man sich immer fragen, mit welcher Intention solche Umfragen in die Welt gesetzt werden. Telepolis und gegen-stimmen haken da kritisch nach, und ich denke auch, dass Bertelsmann die zunehmende Unzufriedenheit der Menschen an einem Wirtschaftsystem, das nur auf (quantitatives) Wachstum ausgerichtet ist, sehr wohl erkennt – und dann in ihm genehme Bahnen lenken will. Das heißt, statt tiefgreifender grundlegender Änderungen doch nur eine begrünte „soziale“ Marktwirtschaft, also einem gezähmten Kapitalismus. Dieser wird so leider nicht funktionieren, fürchte ich…
(…) Zudem ist die Wachstumsskepsis nicht mehr nur Teil der politischen  Debatten. Sie ist – zumindest als Idee – auch im Privaten angekommen.  Immerhin vier von fünf Deutschen finden, dass »jeder seine Lebensweise  dahingehend überdenken sollte, ob wirtschaftliches Wachstum für ihn  alles ist«. (…)
In ihrer Sendung Zeitfragen ging Deutschlandradio Kultur der mehr als berechtigten Frage nach: „Arbeit macht das Leben süß? Über den Druck auf Angestellte und Freischaffende“ (Download als mp3):
Die  Urgroßmütter haben es noch gewusst: Arbeit macht das Leben süß. Dahinter  verbarg sich die romantische Umschreibung, dass der Mensch gefälligst  hart arbeiten müsse – weil er es eben muss – basta. Eine Pflicht, die  man nicht zu hinterfragen hat. (…)
(…) Werden die Leistungen  nicht mehr erbracht, findet man Wege, langjährige Mitarbeiter vor die  Tür zu setzen. In Einzelhandels-Unternehmen spricht man dann gar von  “Aufarbeiten”: Unliebsamen Mitarbeitern, die den Anforderungen nicht  mehr gewachsen, aber nur schwer kündbar sind, werden Aufgaben  zugewiesen, von denen klar ist, dass sie deren Pensum nicht schaffen  können. Gerade im Bereich der Arbeiten, für die nur eine geringe  Qualifikation nötig ist, können sich Unternehmen das leisten – die  “Reservearmee” auf dem Arbeitsmarkt ist groß genug.
Aber auch in  anderen Bereichen ist der Druck auf diejenigen, die durch Arbeit ihr  Geld verdienen, deutlich gewachsen. Von wegen Ausbeutung – das muss man  jetzt schon selber machen: Selbstausbeutung heißt der Trend. Und wer  sich ohne Festanstellung durchs Leben kämpft, kann schnell merken, dass  es nicht nur schön ist, sein eigener Herr zu sein, denn notgedrungen ist  man ein strenger Herr zu sich selbst.
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