Mai
14
2013
2

Lesetipps: Red Bull | AfD | Fußballmanie | Wachstumswahn | Außenwerbung

Ja, keine Angst, ich lebe noch – und der Konsumpf natürlich auch. :-) Heute will ich Euch wieder ein paar Fundstücke aus dem Netz ans Herz legen. Beginnen möchte ich mit einer interessanten Dokumentation über den österreichischen Brausefabrikanten Red Bull, der sich vor allem im Sportbereich unaufhaltsam ausbreitet – der letzte Coup ist RB Leipzig, ein Kunstprodukt, das drauf und dran ist, in den bezahlten Fußball aufzusteigen. Seit längerem befeuert der Konzern zum Beispiel aber auch die Extremsportszene, wie man in der ARD-Reportage „Die dunkle Seite von Red Bull“ zu sehen bekommt. Nun muss ich ganz ehrlich sagen, dass sich mein Mitleid mit Menschen, die diesen „Fun“sportarten nachgehen, sich also freiwillig in große Gefahr begeben, weil sie den Adrenalinkick suchen, und dann dabei verunglücken, stark in Grenzen hält. Selbst Schuld, wird ja keiner gezwungen, so einen Unfug mitzumachen… Aber natürlich ist es nicht akzeptabel, dass Red Bull diesen Wahnsinn auch noch anheizt und für sein Image ausschlachtet.

Mit seinen Energy-Drinks hat Red Bull ein Milliardenimperium geschaffen. Ein Grund für den Erfolg: Eine bislang einzigartige Marketingmaschine. Red Bull hat die Formel 1 verändert, einen Sprung aus der Stratosphäre gesponsert, Extremsportarten auf die Spitze getrieben. Doch der PR-Hype von Red Bull ist umstritten. Bei einigen Aktionen sind Sportler tödlich verunglückt. Geht Red Bull zu weit?
“Die Story” deckt die Hintergründe mehrerer Todesfälle auf, die mit Red-Bull-Werbemaßnahmen in Verbindung stehen. So stirbt 2009 ein Schweizer Basejumper beim Sprung von einem Züricher Hochhaus. Einige Wochen zuvor springt ein amerikanischer Stuntman mit einem Wingsuit, einem Flügelanzug, aus einem Hubschrauber und kracht gegen eine Felswand. Dieser Sprung ist sogar Teil eines geplanten Kinofilms. Ebenfalls für einen Film springt ein kanadischer Extremskifahrer von einer 300 Meter hohen Klippe in den Dolomiten. Er will vor Kameras einen doppelten Salto-Rückwärts zeigen, danach im Fallen seine Ski abwerfen, im Wingsuit nach unten gleiten, dann seinen Fallschirm ziehen. Auch bei seiner Aktion sollen offenbar Zuschauer an den Werbeslogan „Red Bull verleiht Flügel” denken. Doch das Kunststück misslingt. Der Extremsportler schlägt vor den Augen der Filmcrew auf dem Boden auf. Der Film über ihn wird dennoch fertig gestellt – the show must go on.
Autor Helmar Büchel hat für den ARD-Film „Die dunkle Seite von Red Bull” mit Angehörigen, Freunden und Werbefachleuten in Europa und den USA gesprochen. Viele beklagen, dass der gestiegene Marketingdruck, den auch Red Bull entfacht, Extremsportler zu immer größeren Risiken verleitet. Der Film zeigt auch, wie wenig Red Bull bereit ist, sich mit der wachsenden Kritik öffentlich auseinanderzusetzen.

Ich hoffe, keiner meiner Leser liebäugelt mit dem Gedanken, bei der nächsten Wahl seine Stimme den Leute von der „Alternative für Deutschland“ (AfD) zu geben? Falls doch, sollte er oder sie sich vielleicht mal den Artikel „Die deutsche Tea-Party“ von Jens Berger in der taz durchlesen:

Es war nur noch eine Frage der Zeit, dass auch das deutsche Parteiensystem durch eine bürgerliche Protestpartei rechts von der Union erweitert würde. Jetzt, mit der Alternative für Deutschland, scheint sie da zu sein. Es ist ebenfalls keine große Überraschung, dass die AfD in ersten Stellungnahmen von progressiven Geistern wegen ihrer – zweifelsohne vorhandenen – rechtspopulistischen Tendenzen gebrandmarkt wird.

Doch diese Kritik greift zu kurz, orientiert sie sich doch an der klassischen Gesäßgeografie, dem Rechts-links-Schema. Wer die AfD auf ihren Rechtspopulismus reduziert, verkennt die eigentliche ideologische Gefahr, die von dieser Partei ausgeht. (…)

Diese Position übertrifft in Sachen Marktradikalität die FDP bei Weitem und kann als Marktfundamentalismus bezeichnet werden kann. Sie basiert auf den theoretischen Werken von Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek (der sogenannten Österreichischen Schule) und den philosophischen Schriften von Ayn Rand.

Der Paläolibertarismus fordert die Unterwerfung aller Lebensbereiche unter die Marktideologie. Soziale Autoritäten wie Familie und die Kirche sollen dabei das Individuum vor dem Staat schützen, der für Paläolibertäre das Feindbild ist. (…)

Auch Kerstin Ludwig hat auf Carta sich das „Wahlprogramm der AfD“ mal näher angeschaut:

(…) Die Alternative für Deutschland ist keine. Denn abgesehen von den Fehlern, die ich im Wahlprogramm finde: Es wird an keiner Stelle gesagt, wie das umgesetzt werden soll. Es wird eine Reihe von Forderungen gestellt, es werden Probleme beschrieben, aber nirgends Lösungen angeboten.

Die Forderungen werden in populistischer Manier aufgelistet – und wenn man hinguckt, sieht man … genau.

Mit Forderungen allein bietet man keine Alternative. Das geht nur, wenn man auch Lösungsvorschläge macht. Wenn man klar Ross und Reiter benennt. Wenn man auch sagt, wie das Ganze finanziert werden soll. Einfach nur eine Reihe von Forderungen aufstellen und dann bei der Lösung kneifen, ist feige.

Feige Politiker haben wir schon mehr als genug. Wir brauchen Mut. Und Rückgrat. Beides kann ich bei der AfD nicht erkennen.

Und, auch schon im Champions League-Fieber? Falls ja, so befindet man sich in bester Gesellschaft, denn Fußball ist längst salonfähig geworden. Und lenkt, getreu dem Motto „Brot und Spiele“ die Menschen gut von den eigentlichen Problemen der Welt ab, wie auch Die Zeit in „Fußballmanie lässt die Politik dahinsiechen“ konstatiert:

(…) In Zukunft soll das Bruttosozialprodukt als Indikator für die Leistungsfähigkeit unseres Landes abgeschafft werden. Es ist nicht mehr fähig, die aktuelle Lebenssituation der Bundesbürger abzubilden – es gilt als veraltet. Bei der Einführung eines neuen Maßstabs sollte man dringend das Fußballinteresse einbeziehen; es zählt heute zu jenen Faktoren, die das Lebensgefühl in Deutschland wesentlich ausmachen. Als die wichtigsten Fragen der Zeit werden hier die Halbfinalbegegnungen der Borussia und der Bayern gegen die übermächtig erscheinenden spanischen Fußballklubs diskutiert.

Angesichts dieser Fußballmanie kann man sich fragen, was mit diesem Land los ist. Es gibt schließlich nicht nur das Europa der Champions League, sondern auch das Europa der Nationen, die unter der Finanzkrise und ihrer innenpolitischen Instabilität leiden. Von den Turbulenzen des politischen Europaprojekts nimmt das deutsche Publikum in den Abendnachrichten Kenntnis – und freut sich auf Real und Barça. (…)

Zum Thema Sedierung passt natürlich auch Konsum und Reklame – Claudia Klinger hat sich im Digital Diary ihre Gedanken zum Wachstumswahn und dem Konsum gemacht: „In Teufels Klauen – zur Krisenlage

(…) Diesseits anderer Krisen-Faktoren ist DAS aus meiner Sicht die stärkste Wurzel der Krise: Es gibt kein natürliches Wachstum mehr. In Europa haben länger schon alle, die genug Geld oder Kreditwürdigkeit besitzen, um MEHR zu kaufen, keinen Bedarf nach MEHR. Man hat alles, was man zum Leben braucht und viele haben sogar weit mehr als das. Ja, einige beginnen sogar, zuviel Besitz als Last zu begreifen und sich von der Konsumismus-Religion angeödet abzuwenden: ab ins Abenteuer Richtung Down-Sizing, Entschleunigung, “weniger ist mehr”…. Gleichzeitig verarmen immer mehr Menschen oder geraten zumindest in Angst, ihren Status Quo zu verlieren und fallen damit auch als Wachstumstreiber aus. Wachstum aber wird benötigt, denn unser Geld/Finanzsystem funktioniert auf Dauer nur mit Wachstum.

Klar, ab und zu gelingt es noch, eine neue Produktlinie zu kreieren und z.B. allen einzureden, dass man hochwertige Espresso-Maschinen haben muss, und anstatt Kaffeebohnen oder Pulver mehrfach so teure “Pads”. Aber das sind seltene Glücksfälle, deren Erfolge zudem prekär bleiben: eine Waschmaschine MUSS man haben, wogegen eine Espressomaschine verzichtbar ist, wenn sie nach Ablauf der Garantie-Zeit per Obsoleszenz allzusehr nervt.

Auch Smartphones und Tablets sind eine neue, boomende Produktkategorie. Gefühlt wichtiger als die Waschmaschine, weshalb viele bereit sind, in kurzen Abständen die jeweils neuesten Gadjets zu kaufen. Der deutschen Wirtschaft hilft das allerdings nicht groß auf, “wir” machen ja immer noch lieber in Maschinen, Autos und Waffen. (…)

Apropos Reklame – „Übergroße Außenwerbung – Reklame soll aus dem Stadtbild verdrängt werden“, wie der Tagesspiegel Berlin berichtet. Bravo!

(…) Eine Stadt ohne Werbung? Schwer vorstellbar für die meisten von uns, wenn auch Berlin vermutlich weniger dicht mit Reklameflächen zugestellt ist als viele vergleichbare Städte. Die Ausnahme ist Sao Paulo in Brasilien, wo seit 2010 jegliche Außenwerbung verboten ist – ein Vorbild für den 26-jährigen Politikwissenschaftler Jan Korte, der diese Idee in Berlin durchsetzen will. „Amt für Werbefreiheit und gutes Leben“ heißt die Facebook-Seite, die er jetzt zusammen mit rund 30 Freunden gegründet hat. Dort beschreibt man sich als „Fachbehörde für einen Kiez ohne kommerzielle Außenwerbung“.

Kortes Überzeugung ergibt sich logisch aus dem Facebook-Titel: „Werbung verhindert gutes Leben“.

Dahinter steckt einer der gegenwärtig höchst aktuellen kapitalismuskritischen Gedankengänge: Werbung reizt demnach zum Konsum an, was im Sinne der vielbeschworenen Nachhaltigkeit des Lebensstils verwerflich sei – der „Konsumterror“, zentrales Schlagwort der Studentenbewegung, ist unter anderen Vorzeichen auferstanden. Außerdem heißt es, Werbung erzeuge Stress, verschlechtere also die Lebensqualität durch visuelle und auditive Reize und wirke durch neue technische Ansätze immer stärker manipulativ. (…)

Zum Abschluss möchte ich Euch noch auf ein interessantes Projekt hinweisen, das aktuell via Startnext finanziert wird, also Eure Mithilfe benötigt – „Gemeinnütziges Portal in Händen einer Community – Nachhaltiger Konsum“:

Nachhaltiger Konsum ist ein Projekt, ganz in den Händen einer Community die nicht nur am Umsatz beteiligt wird, sondern aktiv an der Gestaltung mitwirkt und weitreichende Mitbestimmungsrechte besitzt. Es ist gemeinnütziges Portal welches nicht nur auf die oftmals verheerenden Folgen unserer Konsumgewohnheiten hinweisen möchte, sondern auch direkt Alternativen bietet und sich dabei lediglich aus Spenden finanziert.

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Jun
04
2012
--

Lesetipps: Red-Bull-Kapitalismus | Kreuzfahrten | Soziale Netzwerke | Gärtnern in der Stadt

Da ist er also, der Juni. Kein Sommer in Sicht, also ideale Voraussetzungen, um ein bisschen was zu lesen. Beispielsweise das Feature des Freitag über den Red Bull-Konzern und seine epidermische Ausbreitung im Sportbereich. Mal unabhängig davon, was man nun von der Blubberbrause halten mag, ist das Vorgehen von RB „beispielhaft“ – in dem Sinne, dass man sieht, in welche Richtung sich der Sport bewegen wird, da er den gleichen Gesetzen der kompletten Durchkommerzialisierung unterworfen ist, wie andere Lebensbereiche auch. Schön ist das nicht. „Red-Bull-Kapitalismus“:

Red Bull ist mehr als ein Getränk, ein Energiespender, ein Lebensgefühl. Ja, es ist mehr als nur ein Produkt. Es verkörpert die aktuellste Form des Kapitalismus

Getränke eignen sich als Prophezeiungen des jeweils neuesten Stadiums des Kapitalismus besonders gut. In ihnen sind die Aspekte von Lebens- und Genussmittel, Differenz und Mainstreaming, Image und Illusion besonders ausgeprägt – und das umso mehr, als sich die Welt gerade das Rauchen abgewöhnt. Die meisten von ihnen kokettieren damit, mehr als ein Getränk zu sein, Lifestyle und Lebensfreude auszudrücken oder auch einen besonderen Status zu haben: die legale Droge. Wenn im Folgenden also vom verflüssigten Kapitalismus im weiteren Sinne und den Red-Bull-Kapitalismus im engeren Sinne die Rede ist, dann um zu beschreiben, wie die Macht vom Produzenten auf den Distribuenten übergegangen ist. (…)

Der entscheidende Impuls für eine Distributionsdominanz in Postdemokratie und Neoliberalismus ist die Verknüpfung eines (mehr oder weniger virtuellen) Produkts mit den Sphären der Freizeit und der Medien, aber auch mit anderen kontrollierbaren und übernehmbaren „Events“ und Institutionen wie Kunst, Pop und sogar Medizin, Politik und Bildung – kurz gesagt: die Blödmaschinen. Die Dominanz kann sich auf dem Freizeit- und Kulturmarkt realisieren, weil sie zu Blödmaschinen geworden sind, und umgekehrt werden Medien, Spektakel und „kulturelle“ Institutionen zu Blödmaschinen, weil sie sich für die Herstellung und Festigung der Distributionsdominanz oligarchischer Interessen zu Beihelfern machen lassen. Die Medien sind nicht einfach „Opfer“ von Ökonomisierung und Privatisierung, sondern sie sind Teil der Wandlung des Produktions- in den Distributionskapitalismus. Daher geht es eben nicht allein um die „Kultivierung“ einer Marke wie „Red Bull“, sondern vielmehr um die Red-Bullisierung kultureller Institutionen. (…)

Ebenfalls sich ausbreitend wie die Pest sind Kreuzfahrten – früher ein exklusiver Luxus für wenige, heute längst Massentourismus. Mit den in unserem Wirtschaftssystem nahezu zwangsläufigen Folgen: Umweltverschmutzung, Ausbeutung und Profitmaximierung auf dem Rücken der Kunden. Darüber berichtete vor einer Weile pressetext.at: „Kreuzfahrten: Kundenabzocke auf Dreckschleudern. Schifffahrtsbranche anlässlich des Titanic-Jahrestages unter Druck“:

Kreuzfahrten sind weniger sicher als Anbieter propagieren, nehmen Kunden wie auch Beschäftigte aus und schaden der Umwelt. Mit scharfer Kritik durchkreuzt Ross A. Klein von der Memorial University in St. John’s http://ucs.mun.ca anlässlich des 100. Jahrestages der Titanic-Katastrophe die gängigen Vorstellungen über die “weißen Riesen der Weltmeere”. Mit sozial- und umweltverantwortlichem Urlaub hat die Branche gar nichts zu tun, so das Resümee des Kreuzfahrt-Kritikers. (…)

(…) Ein weiterer Kritikpunkt der Meeres-Kolosse sind deren verheerende Ökobilanz. “Pro Passagierkilometer produziert ein typisches Kreuzfahrtschiff mehr als drei Mal so viele Treibhausgase pro Kilometer als eine Boeing 747. Grund dafür ist das Schweröl, mit dem die Schiffe unterwegs sind”, erklärt Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms http://greenpeace.at auf Anfrage von pressetext. (…)

Kommen wir mal lieber zu erfreulicheren Trends – wie dem, dass auch in Städtenimmer mehr Selbstversorgung via eigenen oder Gemeinschaftsgärten betrieben wird. Karmakonsum brachte vor kurzem eine Rezension des Buches „Gärtnern in der Stadt“ von Martin Rasper, das sich mit dieser Entwicklung befasst:

Nachdem das Buch deutlich gemacht hat, warum das Gärtnern gerade in Zeiten einer vernetzten Welt über die private Ebene hinaus auch eine sehr politische Angelegenheit ist, gibt es zu guter Letzt noch wunderbar nützliche Tipps für die eigene Umsetzung, die nachdem man dieses Buch gelesen hat, nicht lange auf sich warten lassen dürfte. Um mit den etwas schrägen Worte aus dem Buch zu schließen: „Vielleicht haben die Gärten sich vorgenommen, die Welt zu retten. Wir sollten sie dabei unterstützen.“

Übrigens, die Webseite gutenahrung.de hat eine interessante Infografik über die Essgewohnheiten der Deutschen veröffentlicht:

Nahrung und Ernährung Deutschland
Via: Gute Nahrung

Was täten wir nur ohne die „sozialen Netzwerke“ im Internet? Kaum etwas (vielleicht noch neben Ebay und Pornoseiten) hat dem Netz so zum Durchbruch bei der breiten Masse verholfen wie die Möglichkeit, sich mit seinen Freunden und virtuellen Bekannten zu vernetzen und auszutauschen. Claudia Klinger macht sich in „Von der Personalisierung des großen Gesprächs“ so ihre Gedanken über die möglichen (negativen) Folgen und Nebenwirkungen einer Facebook-„Gefällt mir“-Kultur:

(…) Ok, das kann und darf jeder machen, wie er mag. Erwähnenswert erscheint es mir, weil ich ja selber merke, dass das Kommentieren auf Blogs abgenommen hat, und dass sich immer mehr Menschen den andersartigen Strukturen der “Sozialen Netze” unterwerfen, um sich auszutauschen. Anders als Blogartikel und Foren sind Gespräche in diesen Netzen nicht nach Themen strukturiert, sondern entlang an Personen – eine grundstürzend ANDERE Situation mit Folgen für das “große Gespräch der vielen mit den vielen”, die kaum mal diskutiert werden.

Wenn Personen wichtiger werden als Themen

Eine Diskussion unter dem Original-Artikel im Blog des Verfassers ist ein duch Thema und Autor/in definier- und erinnerbarer “öffentlicher Ort”. Ein virtueller, jedoch beständiger Platz, der als Agora dienen kann, wo man sich den gemeinsamen Belangen widmet.

Wogegen in den sozialen Netzen nur chaotische Vernetzungen verschiedenster Individuen existieren, die vielfach “Things” (Artikel, Videos…) verlinken, wobei gelegentlich unter solchen Verlinkungen Gespräche entstehen. Gespräche, die aber niemals “alle” zu gleichen Bedingungen lesen können, denn A ist ja mit B, C und D vernetzt, wogegen ein User E es nicht mitbekommt, wenn er nicht auch A abonniert/eingekreist hat.

So ergeben sich geschichtslose Kurzzeit-Stimmfühlung-Partys, die binnen Stunden, spätestens Tagen aus der “Sicht” geraten. Letzteres gilt auch für die seltenen hochkarätigen Diskussionen – z.B. die kürzliche Diskussion über Urheberrecht, die ich jetzt nur wieder finden kann, indem ich in den Postings von Stefan Münz zurück blättere, durch dessen Hinweis ich sie fand. Wobei ich mich nur deshalb an die Herkunft der Info erinnern kann, weil ich Stefan seit den Anfängen des Webs kenne. Für die meisten meiner “Vernetzten” gibt es solche Erinnerungsstützen nicht. (…)

Dass Facebook auch ein Tummelplatz für Leute mit „aggressivem Narzissmus“ ist, vermeldet der Guardian: „Facebook’s ‘dark side’: study finds link to socially aggressive narcissism“ (mal ehrlich – geahnt haben wir das doch schon immer! :-) :

Researchers have established a direct link between the number of friends you have on Facebook and the degree to which you are a “socially disruptive” narcissist, confirming the conclusions of many social media sceptics.

People who score highly on the Narcissistic Personality Inventory questionnaire had more friends on Facebook, tagged themselves more often and updated their newsfeeds more regularly.

The research comes amid increasing evidence that young people are becoming increasingly narcissistic, and obsessed with self-image and shallow friendships. (…)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Feb
14
2011
2

Die Konzernisierung des Medialen, am Beispiel von Red Bull

Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber für mich ist Red Bull so ziemlich das ekligste Getränk, das einem so aus den Kühltheken entgegenwabert. Kandierte Kassenpisse kann nicht viel schlimmer sein. Aber offenbar sind die Geschmacksnerven vieler Menschen mittlerweile so verkümmert, dass ihnen auch so etwas schmeckt. Naja, ist ja auch nicht so wichtig, das muss schließlich jeder selbst wissen, was er trinkt. Interessanter daran finde ich jedoch vielmehr, dass man an Red Bull gut sehen kann, wie die ohnehin schon weit vorangeschrittene Durchkommerzialisierung der Medien weiter betrieben wird.

Die NDR-Sendung Zapp berichtete in „Die Marketingstrategie von Red Bull“ über genau diesen Trend, dass sich große Konzerne eine Art Hofberichterstattung erkaufen und ihren Markennamen massiv in alle Kameras drücken – die eigentlichen Inhalte, z.B. Sport, rücken dabei immer weiter in den Hintergrund. Es geht nur ums „Event“ und darum die eigenen Produkte werbewirksam zu präsentieren. Interessant auch, die Kommentare mancher User bei YouTube zu diesem Beitrag zu lesen, denn einige finden das ganz normal und nicht weiter bedenklich – während ich die fortschreitende Präsenz von Unternehmen und Marken ja bekanntlich sehr skeptisch sehe.

Ob Formel 1, Fußball oder Fernsehen – der Getränkehersteller hat überall seine Finger im Spiel. Und mit einem kleinen Medienimperium bringt er subtil sein Logo unters Volk.

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken

Konsumpf 2008 - Powered by WordPress | Aeros Theme | TheBuckmaker.com WordPress Themes