Schlagwort: NPD

Berliner FDP-Busting (+ Vollgas für Jörg Haider)

Hurra, endlich darf wieder gewählt werden! Diesmal sind die Berliner die Glücklichen, die in den Genuss eines intensiven Wahlkampfs kommen – von Werbeagenturen ausbaldowerte Slogans werden den Bürgern in derselben Form, wie man auch Waschmittel und Schokoriegel in den Abverkauf bringt, angepriesen und komplexe politische Inhalte mundgerecht zu Simpelparolen runtergebrochen. Dazu Hochglanzfotos von Politikern, ein bisschen Signalton-Farbe, und fertig ist die Politik zum Anfassen und Plakatieren. Dass dabei – genau wie bei „richtiger“ Reklame für Konsumprodukte – vieles verschwiegen, manches verbogen und so einiges dreist behauptet wird (im Wissen, dass es in der Realität doch nicht umsetzbar ist), sind wir ja alle schon längst gewohnt; von daher frage ich mich sowieso immer, ob sich tatsächlich irgend jemand noch von den Konterfeis, die da am Straßenrand stehen oder großflächig von Häuserwänden herab lächeln, überzeugen und in seiner Wahlentscheidung beeinflussen lässt.

Verwandte Beiträge:

Wahl-o-mat 2009

Heute noch mal was etwas abseits des Hauptthemas meines Blogs – der Wahl-o-mat zur Bundestagswahl ist da! Herausgegeben von der Bundeszentrale für Politische Bildung, soll dieser kleine Onlinefragebogen dem potentiellen Wähler einen Anhalt geben, welche Partei seinen Überzeugungen oder Interessen wohl am nächsten kommt. Mein Ergebnis spiegelt meine Wahlentscheidung wohl nicht so ganz wider – zwar sind drei der Parteien, die ich definitiv nicht wähle (CDU, FDP, SPD) am Ende, aber dafür die MLPD und die NPD (die ich beide ebenfalls nicht wähle) ganz weit vorne! Bestätigt sich da mal wieder die landläufige Meinung, dass sich linke und rechte Extreme irgendwo wieder begegnen? Eher liegt es wohl daran, dass der Wahl-o-mat keine der ausländerfeindlichen und rechtsradikalen Ansichten der NPD abfragt und die NPD bei anderen Themen eher (un(glaub)würdiges) Fähnlein im Wind ist. Kritisches zu einigen der tendenziösen Formulierungen des Wahl-o-mat hat der Bleib passiv!-Blog in seinem aktuellen Beitrag „Wahl-o-matologie“ zusammengetragen – diese subtile Beeinflussung durch die vorgegebenen Fragestellungen (die mir oft auch zu pauschal oder vage sind) sollte man auch immer im Hinterkopf haben, genauso wie die arge Verkürzung der Parteiprogramme. Spaß macht es trotzdem, sich durch die 38 Fragen zu klicken.

wahlomat-bundestagswahl2009_startbild

Verwandte Beiträge:

Wahlplakat-Remixe: NPD-Version

Eigentlich lohnt es sich ja nicht, über so einen erbärmlichen Verein wie die NPD überhaupt etwas zu schreiben. Aber im Zusammenhang mit meinem Posting über die Wahlplakat-Remixe (vor allem der CDU) erscheint mir diese sehr löbliche Aktion der ver.di-Jugend doch berichtenswert. Einige Aktivisten haben nämlich in Dresden, das von den NPD-Gesellen flächendeckend zuplakatiert wurde, Adbusting an deren Plakaten vorgenommen und so die Aussagen richtig gestellt. Die Neue Rheinische Zeitung schreibt dazu: „NPD-Plakate enttarnt – ver.di-Jugend steigt in die Wahlen mit einer Offensive gegen Rechts ein“:

Und warum diese Art des Protestes – warum die „Verfremdung“ der Wahlplakate?

Ringo Bischoff: Die Aktion gegen die Nazis ist Teil unserer aktuellen Kampagne „Was soll Politik?“. Wir sind damit in diesem so genannten “Super-Wahljahr“ gestartet, um zu zeigen, was die Jugend hier im Land von der aktuellen Politik und ihren Macherinnen und Machern hält. Ein wichtiger Teil davon sind unsere Ad-Busting Aktionen.

Ad-Busting?

Ringo Bischoff: Ja genau, das ist der Begriff. Er meint das temporäre Verfremden von Wahlplakaten, und ich sage bewusst „verfremden“, nicht zerstören. Die gesamte Kampagne “Was soll Politik?“ ist gedacht als öffentliche Plattform, eine zeitgemäße Form zu zeigen, was wir – und alle anderen – von der aktuellen Politik in diesem Land halten. Und speziell die Jungen zeigen ihren Unmut eben damit, dass sie die Wahlplakate der Parteien verfremden. Das ist ja auch eine altbewährte Art – das Verändern von Plakaten gibt es ja schon lange, das wird in jedem Wahlkampf gemacht.

Hier ein paar der umgetexteten Exemplare (Fotos: Florentine Sievers), die leider nicht lange hingen, bis sie NPDler entfernten:

verdinpd1_400

verdinpd2

verdinpd4_400

verdinpd5_400

Weniger cool war übrigens die Aktion einiger CDU-Plakatierer, die in Rinteln einfach Plakate der Piratenpartei überklebten. Armselig, wie tief diese Alt-Partei inzwischen gesunken ist…

Verwandte Beiträge:

Amazon verkauft antisemitische Propaganda und Rechtsrock

nazis-scheiayfrisurAls ich diese Meldung neulich bei Störungsmelder las, war ich doch erschrocken – „Amazon jetzt ohne NPD – aber weiterhin mit antisemitischer Propaganda und Rechtsrock“. Bisher hatte ich Amazon als zwar mittlerweile großen, aber dennoch eher unauffälligen Konzern im Konzert der Globalisierung wahrgenommen. Aber wie schon bei Google, das ja auch klein und unscheinbar-sympathisch begann, werden eben auch die Internet-Firmen irgendwann zu ganz normalen Unternehmen mit all ihren Nachteilen. Worum geht es jetzt aktuell bei Amazon? Nun, ein NPD-Ortsverein hatte sich als Amazon-Partner beworben und war auch zugelassen worden, so dass sie ihre reche Scheiße über die Amazon-Site vertreiben konnten. Erst nach heftigen Protesten hat Amazon diese Partnerschaft dann aufgekündigt. Dennoch gibt es nach wie vor zweifelhafte Produkte offen zu kaufen bzw. werden sie über Amazon Marketplace angeboten.

Ein Grund für die Reaktion des Versandhauses könnte eine Strafanzeige des American Jewish Committee (AJC) sein, die vergangene Woche gestellt wurde. Nach eigener Aussage fand das AJC rund 60 rechtsextreme Bücher in denen gegen Juden gehetzt, der Nationalsozialismus verharmlost oder der Holocaust geleugnet wird. Die Bücher würden vor allem von Antiquariaten und Privatpersonen, aber auch von Amazon selbst vertrieben.

Besonders übel finde ich ja die Stellungnahme Amazons, wieso man trotz der Proteste zunächst weiterhin Bücher und Schriften aus dem NPD-eigenen „Deutsche Stimme“-Verlag verkaufen wollte:

„Es gibt eine Nachfrage dafür, die wollen wir befriedigen.“

Ganz schön unsympathisch. Aber Geld und Moral, das ging ja schon immer schlecht zusammen… Eine echte, aus eigenem (ethischen) Antrieb gespeiste Auseinandersetzung mit rechtem Gedankenschlecht, das man nach wie vor bei Amazon finden kann, gibt es bei diesem Unternehmen offenbar nicht, auch wenn die Produkte aus diesem Verlag nach langem Zögern doch noch aus dem Sortiment  genommen wurden:

„Amazon ist ein Händler, keine Regulierungsinstitution“, sagte Pressesprecherin Christine Höger dem Störungsmelder. „Deswegen werden Kunden bei uns auch in Zukunft Titel finden, in denen bedenkliche Inhalte bezüglich des Nationalsozialismus geäußert werden.“

Tja, wir leben halt immer noch in einer Art Demokratie, in der Meinungsfreiheit herrscht… mehr als bedenklich finde ich diese Haltung trotzdem. Selbst das Handelsblatt konstatiert in „Mit Amazon zum SS-Sturmbataillon” über die damals im Juni noch bestehende Zusammenarbeit mit dem NPD-Ortsverband:

(…) Amazon trägt zur Finanzierung der Neonazis bei, und zwar bewusst und wohlüberlegt: Auch das ist schließlich ein Markt, der bedient werden will. Denn so gut wie alle anderen deutschen Buchhändler bieten ja aus ethischen Gründen keine Nazi-verharmlosenden oder verherrlichenden Titel an. Amazon springt in die Bresche – ein Kalkül, das atemberaubend niederträchtig ist. Zum Glück ist niemand gezwungen, bei diesem Unternehmen zu kaufen, das Umsatz mit der SS-Rune macht.

Aufschlussreich ist, was die weniger im Vernebeln geschulten Kundenberater über die Geschäftspolitik sagen. Auf die Frage, ob Amazon auch antisemitische Literatur anbieten würde, denn auch dafür gebe es ja eine Nachfrage, kommt wie selbstverständlich die Antwort: Das würde man rechtlich prüfen und eventuell ins Angebot aufnehmen. (…)

Verwandte Beiträge:

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén