Schlagwort: Atomenergie

Noch mal ein paar Fakten zur Atomenergie

Bei der ganzen erhitzte Debatte rund um die Kernkraft, und bei den massiven Auseinandersetzungen bei den aktuellen Castor-Transporten kann es nicht schaden, noch einmal ein wenig Sachlichkeit einziehen zu lassen. Denn die Ablehnung der Atomenergie ist keineswegs nur eine emotionale Angelegenheit, sondern lässt sich mit vielen guten Gründen untermauern. Unlängst hatte ich ja schon die ZDF-Sendung WISO zitiert, die der Frage nachging, was uns als Steuerzahler und als Gesellschaft insgesamt der „billige“ Atomstrom wirklich kostet (HIER). Drei neue kurze Beiträge will ich hier einmal aufführen, die in den letzten Tagen im Fernsehen liefen – für viele meiner Leser sicher nichts Neues, aber eventuell findet der eine oder andere darin ja doch noch ein paar Argumentationshilfen für die nächste Diskussion oder den nächsten Versuch der Überzeugungsarbeit bei Zweiflern und Zögerern. Und wer weiß, eventuell geschieht ja sogar das Undenkbare und ein schwarz-gelber Politiker kommt mal ins Grübeln, was er mit seiner Entscheidung zur Laufzeitverlängerung sich und den folgendenden tausend Generationen alles antut.

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Widerstand gegen Atompläne und Geheimverträge

Nun ist sie also beschlossen, nach viel Trara, die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke, von der schwarz-gelben Koalition als große Energiewende gefeiert. Von einem undursichtigen „Geheimvertrag“ (s. auch HIER) begleitet, rufen die verantwortungslosen und wahnwitzigen Pläne, mit der längeren Laufzeit der Atommeiler den großen Energiekonzerne in den nächsten Jahrzehnten Abermilliarden zuzuschustern und den Ausbau regenerativer Energien letztlich zu behindern, eine Welle des Protests hervor. In Berlin wird am nächsten Wochenende, am 18. September, zum großen Protestmarsch aufgerufen, und 1 Million Menschen aus der ganzen Republik werden erwartet, um für eine zukunftsträchtigere Energiepolitik zu demonstrieren – „Anti-Atom-Demo“.

Außerdem gibt es im Internet verschiedene Petitionen, die sich direkt an die Regierung richten und gegen den Lobbyisteneinfluss.

Campact! will „Merkels Atompläne stoppen“ und bittet um Unterzeichnung der Online-Petition – HIER.

Angela Merkel will Atomkraftwerke durchschnittlich 12 Jahre länger am Netz lassen. Am 28. September soll das Bundeskabinett darüber entscheiden. Dann wollen wir unseren Appell in bundesweiten Zeitungen veröffentlichen – mit mehr als 100.000 Unterschriften.

Auch die NGO Avaaz.org, ein weltweit operierendes Projekt, das sich für viele soziale und politische Aktionen einsetzt, hätte gerne Eure Stimme – „Bürger gegen die Atomlobby“:

Hinter verschlossenen Türen drängt Kanzlerin Merkel auf ein neues Energiekonzept, maßgeschneidert auf die Atomlobby.

Sie nennt es eine “Energie-Revolution”, doch in Wahrheit ist es ein gewaltiger Erfolg für die Profite der Atomkonzerne und ein riesiger Rückschlag für wichtige Investitionen in erneuerbare Energielösungen und den Klimawandel.

Die Unterstützung der Bevölkerung für die Regierung ist gering – Wenn jetzt also genug von uns diesen Skandal aufdecken und unsere Opposition kundtun, könnte der Wille der Bürger die Atomlobby übertrumpfen. Doch wir sind in einem Wettlauf mit der Zeit – die Regierung wird ihr endgültiges Konzept noch diesen Monat vorlegen.

Und schließlich kämpft auch der Berliner Verein Lobby Control seit längerem schon gegen den undemokratischen Einfluss der großen Lobbyverbände auf die Politik. In ihrer aktuellen „Aktion: Atom-Geheimabkommen widerrufen!“ setzt sie sich insbesondere gegen die Klauseln der Absprachen mit den Energiekonzernen zur Wehr:

Fernab von Öffentlichkeit und Parlament hat die Bundesregierung ein Geheimabkommen mit den großen vier Energiekonzernen getroffen, dass den Konzernen längere Laufzeiten und Milliardengewinne zusagt. Nur nach öffentlichem Druck wurde der Vertragsinhalt mit seinen Schutzklauseln für EnBW, EON, RWE und Vattenfall jetzt öffentlich. Diese Nacht- und Nebel-Politik ist undemokratisch und nicht akzeptabel. Es darf nicht sein, dass die Energiekonzerne einseitig die Politik bestimmen und mit der Bundesregierung hinter den Kulissen Deals über Laufzeiten und ihre Besteuerung aushandeln. Fordern Sie jetzt Bundeskanzlerin Merkel auf, das Abkommen zu widerrufen und für demokratische Entscheidungsprozesse zu sorgen! Unterschreiben Sie jetzt den Appell!

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Studie der Citibank: Atomenergie ist unwirtschaftlich

Passend zur Fernsehdoku vom Dienstag kam unlängst eine Studie der Citibank (!) heraus, die belegt, was unsereins sowieso schon immer ahnte: Kernkraft ist unwirtschaftlich und kann nur durch massive staatliche Subventionen (sprich: unser Steuergeld) am Leben gehalten werden. Interessant, dass diese Studie also direkt aus dem Herzen der Großkonzernwirtschaft stammt! Die Linkszeitung berichtet in „Atomenergie ist unwirtschaftlich“ näher darüber:

(…) Eine ungeschminkten Wirtschaftlichkeitsberechnung aufgrund aktueller Daten bringt zutage, daß Atomkraftwerke erst nach 30 Jahren Betriebsdauer, wenn sie weitgehend abgeschrieben sind, Profite bringen. Unter dem recht eindeutigen Titel “New Nuclear – The Economics say no” (Neue Atomenergie – Die Ökonomie sagt nein) rechnen die AnalystInnen der US-Bank vor, daß bei einem Baupreis von über 5 Milliarden Euro und einem jährlichen Erlös abzüglich laufender Kosten von 300 Million Euro ein AKW mehr als 16 Jahre lang Strom produzieren muß, bevor es den ersten Profit abwirft. (…)

“Alle Modelle, bei denen ein privater Betreiber das komplette Risiko des Kernkraftprojektes übernimmt, sind zum Scheitern verurteilt”, verriet ein hoher E.on-Manager gegenüber der FAZ. Flapsig habe er das Fazit gezogen: “Ohne Staatskohle keine Kernkraft.” Kein Wunder sei es da, daß RWE jüngst aus dem Bauprojekt im bulgarischen Belene ausgestiegen sei. Dies habe nicht am Protest deutscher AtomkraftgegenerInnen gelegen, sondern daran, daß dem deutschen Strom-Konzern das finanzielle Risiko zu groß wurde. (…)

(…) Auf der Baustelle in Olkiluoto sind 4000 bis 5000 Leute beschäftigt, die rund 400 Euro pro Kopf und Tag kosten. So kostet jeder verlorene Tag zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro, plauderte ein deutscher Energiemanager gegenüber der FAZ aus. Auch in Ländern wie China oder Indien, wo AKW-Neubaupläne bislang noch mit staatlichen Vorfinanzierungen angegangen werden konnten, ist eine Kostenexplosion zu verzeichnen. Daß dieser Effekt weltweit zu beobachten ist, bestätigt eine interdisziplinäre Gruppe von WissenschaftlerInnen der US-amerikanischen Eliteuniversität MIT. Die ForscherInnen sprechen von einer dramatischen Eskalation der Kosten sämtlicher großen Industrieprojekte, bei denen Ingenieurleistungen gefragt sind. Aber besonders schlimm seien die Kostenentwicklungen bei Atomkraftwerken.

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Albtraum Atommüll

Auf diesen tollen Film, der gerade bei Arte lief und den man sich noch einige Tage lang im Netz anschauen kann, möchte ich unbedingt hinweisen (danke an Blogleserin Pan Dora für den Tipp!). Gerade FDP-Jünger und andere Atomfreaks sollten mal ein Auge hierauf werfen – „Albtraum Atommüll“:

Während die Gefahren der Erderwärmung immer mehr ins öffentliche Bewusstsein dringen, preisen Industrielle und Politiker die Atomkraft als die geeignetste Energiequelle der Zukunft an: sauber, kontrollierbar und gefahrlos für Umwelt und Gesundheit. Für den Verbraucher ist es schwer, den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen zu beurteilen. Der Dokumentarfilm “Albtraum Atommüll” versucht, Licht ins Dunkel zu bringen.

Die Wellen schlagen hoch, wenn um das Für und Wider der Atomkraft gestritten wird. Lohnt es sich wirklich, diese Art der Energieproduktion zu fördern, während die meisten europäischen Länder schon beschlossen haben, sie aufzugeben? Im Mittelpunkt der Debatte steht die Angst vor der Zeitbombe Atommüll, der Achillesferse des Atomzeitalters.
Obwohl sich die Vertreter der Atomindustrie in Verharmlosung üben, macht der Atommüll den Menschen Angst, denn die Wissenschaftler können bis auf weiteres keine akzeptable Lösung anbieten, und die Politiker sprechen möglichst nicht darüber. Viele Fragen bleiben offen: Wie gefährlich ist der Atommüll? Wie wird damit umgegangen? Welche Lösungen werden angeboten?
Der Dokumentarfilm “Albtraum Atommüll” macht sich in Frankreich, Russland, den USA und Deutschland auf die Suche nach der Wahrheit über den Atommüll. Dabei geht es nicht zuletzt auch um Fragen nach der Informationspolitik zu diesem Thema, es geht um die verschiedenen Akteure und Interessengruppen und darum, inwieweit man überhaupt von einem “demokratischen Umgang” mit dem Thema Atomkraft sprechen kann.

bild-4Mehr Infos zu dem Thema gibt es auch auf der Website von ausgestrahlt.de.

EDIT. Danke für den Hinweis, die Doku kann man sich nun auch in 10 Teilen auf YouTube anschauen – hier Teil 1:

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Atomausstieg selber machen

Ich möchte heute als Nachtrag zu meinem Entega-Schummelstrom-Text von neulich hier noch die Pressemitteilung der löblichen Aktion Atomausstieg selber machen posten – denn nur darauf zu warten, dass die Politik oder gar die Energiebetreiber auf die einträglichen AKW verzichten, bringt ja nichts.

Pressemitteilung; Vorsicht vor Schummelstrom!
Verdeckte Angebote der Atomkonzerne

Ob Entega, Eprimo oder Naturenergie – unter neuen Namen versuchen die vier marktbeherrschenden Energiekonzerne E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW ihr ausgedehntes Konzerngeflecht zu verbergen. Dem Kunden wird ein Wettbewerb auf dem Strommarkt vorgetäuscht, der kaum existiert. Wechselwillige Stromkunden landen immer wieder bei denselben Konzernen.

Häufig bieten die Tochterfirmen auch vermeintlichen Ökostrom an. Für die Umwelt bringt dies wenig, festigt aber die Macht der Konzerne. Entega hat nun vollmundig angekündigt bis 2009 der „größte Ökostromanbieter Deutschlands“ werden zu wollen. „Der Ökostrom von Entega ist Schummelstrom“, meint Florian Noto, Sprecher von „Atomausstieg selber machen“. Die Vertriebsgesellschaft Entega verkaufe den Strom der HEAG Südhessische Energie (HSE). „Die HSE gehört zu 40 Prozent der Thüga AG, die Teil des E.ON-Konzerns ist“, erklärt Noto. „Wer bei Entega Ökostrom kauft, finanziert somit wieder die Geschäfte und die Politik von E.ON.“ E.ON ist in Deutschland an elf Atomkraftwerken beteiligt, plane vier neue Kohlekraftwerke und habe im Jahr 2007 über fünf Milliarden Euro Gewinn gemacht. Über das hundertprozentige Tochterunternehmen Thüga halte E.ON Anteile an insgesamt 110 regionalen Energieversorgern, die in die Strategie des Mutterkonzerns eingebunden seien.

Anke Siegert von der GRÜNEN LIGA rät, sich für einen unabhängigen Stromanbieter zu entscheiden. „Wer für Ökostrom bezahlt, will sicher nicht, dass das Geld wieder bei den vier marktbeherrschenden Atomkonzernen landet.“ Als bundesweit verfügbare Alternative kämen nur die Ökostromanbieter Lichtblick, Greenpeace Energy, Naturstrom und EWS Schönau in Frage, die ihren Strom aus unabhängigen Quellen beziehen. Diese vier Versorger werden von Atomausstieg selber machen empfohlen, einem Bündnis von 21 Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen.

Ähnliche Strategien wie E.ON verfolgen auch die anderen Energiekonzerne. RWE hat mit eprimo einen sogenannten Energiediscounter gegründet, der einen „PrimaKlima“-Tarif anbietet. PrimaKlima ändere an der Stromzusammensetzung des RWE-Konzerns „überhaupt nichts“, so Siegert. EnBW binde über die Tochterfirma NaturEnergie AG umweltbewusste Stromkunden, die sich eigentlich von dem Atomkonzern trennen möchten.

Nach Ansicht von Atomausstieg selber machen treiben die „offensichtliche Gier“, die Atommüll-Skandale in Asse und Morsleben und die Pläne für dutzende neue Kohlekraftwerke immer mehr Stromkunden weg von den vier marktbeherrschenden Energiekonzernen. Das Bündnis hatte sich 2006 gegründet und wird von 21 Organisationen getragen: .ausgestrahlt, Bund der Energieverbraucher, BBU, BI Lüchow-Dannenberg, BUND, Campact, DNR, DUH, Forum Umwelt und Entwicklung, genanet, Greenpeace, Grüne Liga, IPPNW, Jugendbündnis Zukunftsenergie, KLAR, Mütter gegen Atomkraft, NaturFreunde, NABU, Robin Wood, urgewald und WWF.

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