Schlagwort: Finanzkrise

Neoliberalismus – Was bleibt von der Ideologie?

Einen sehr schönen Artikel fand man letzte Woche in der Zeit, in dem Susanne Gaschke über „Neoliberalismus: Die Neunmalklugen” sinnierte und sich fragte, was von dieser Ideologie nun, nach den aktuellen Turbulenzen (die ja noch lange nicht ausgestanden sind; der Dax lag heute teilweise mit >10% im Minus…) noch übrig bleibe.

Was haben sie uns nicht alles erzählt über den überlegenen Markt und die Wertlosigkeit des Staates – und was hört man nun? Dröhnendes Schweigen.

Von ihrer Unübersichtlichkeit her ist die gegenwärtige Situation, ist das großartige Scheitern aller neoliberalen Verheißung über die Weisheit der Märkte und die Überflüssigkeit des Staates, mit dem Untergang des Sozialismus verglichen worden. Im Gegensatz zu 1989 fällt allerdings ein Unterschied auf: Damals kam es schnell zu breiten Aufarbeitungsdebatten unter Historikern, politischen Akteuren (…) Diese selbstkritische Betrachtung der eigenen Rolle, dieses kleine bisschen Scham ist in der aktuellen Krise aufseiten der ökonomischen Elite bisher nicht zu entdecken: wahrscheinlich, weil sich ihre Mitglieder tatsächlich nicht als Anhänger einer Weltanschauung unter mehreren, sondern als Inhaber einer unbestreitbaren Wahrheit betrachtet haben.

(…) Von all diesen Menschen könnten auch die Marktradikalen etwas lernen: dass eine Gesellschaft andere Kraftquellen hat und andere Kraftquellen braucht als nur den Profit. Wenn sie es lernen würden, ließe sich einfacher darüber diskutieren, wie der Kapitalismus aussieht, den wir haben wollen.

[gefunden via Pickings]

Erstaunliches hört man auch vom ehemaligen US-Notenbankchef Alan Greenspan, der mit seiner Finanzpolitik nicht gerade unschuldig am aktuellen Desaster ist und nun von einem „Kredit-Tsunami” spricht:

“Ich habe falsch gelegen mit der Annahme, dass Organisationen – speziell Banken – aufgrund von Eigeninteresse ihre Aktionäre und ihr Firmenkapital am besten schützen können”, sagte Greenspan. Er räumte ein, dass die Krise “Mängel” in dem von ihm favorisierten Modell des freien Marktes offenbart habe. [via n-tv]

Eine nette bebilderte Hintergrundgeschichte über die Krise und ihre Hintergründe findet sich ebenfalls jetzt in der Zeit: „Wo ist das ganze Geld geblieben?”.

(Sorry, dass ich derzeit so oft die Finanzkrise hier erwähne(n muss), aber diese Thematik ist nun mal gerade ganz besonders prekär und aktuell.)

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Bailout Pictures presents:

[via]

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Interessantes im Netz: Vattenfalls Grüngewasche und Croupière Merkel

Wenn große Energiekonzerne große Anzeigen- und Imagekampagnen starten, ist davon in der Regel einiges zu erwarten, jedoch ganz sicherlich nicht Aufrichtigkeit und Aufklärung, sondern eher Vernebelung und Grüngewasche, dass sich die Balken biegen. Der Klima-Lügendetektor von Greenpeace hat diese dreisten Lügen in der Vergangenheit schon sehr oft aufgedeckt, am Beispiel von EON, von RWE und jetzt auch wieder von Vattenfall, die gerade eine neue Aktion gestartet haben: „Verbraucher gegen Klimawandel”, „Unterschriften für das Klima”, „die Macht der Konsumenten”. Wie nett. Die Macht der Energieproduzenten für die Klimaverschmutzung fällt hier wie üblich unter den Tisch. Wie im Artikel dann auch resümiert wird:

Bei der Erzeugung von Vattenfall-Strom entstehen in Deutschland laut obligatorischer Stromkennzeichung 655 bis 677 Gramm Kohlendioxid pro Kilowattstunde. Bei einem Ökostromanbieter wie Greenpeace energy sind es dagegen 0 Gramm. Für einen 4-Personen-Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch (4430 Kilowattstunden) ergibt sich daraus folgende Möglichkeit zur CO2-Einsparung:

Wechsel von Vattenfall zu einem Ökostromanbieter: 2950 kg CO2/Jahr

(gefunden via Nachhall-Texter)

Und noch ein interessanter Artikel der Nachdenkseiten zu dem jetzt von der Bundesregierung durchgewinkten Rettungsplan für das Bankensystem und dem erstaunlichen Phänomen, dass plötzlich alle Politiker schon immer gegen die Deregulierungen im Finanzmarkt waren: „Das Casino kracht zusammen. Croupière Merkel flüchtet durch den Hinterausgang“.

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Wege aus der sog. „Finanzkrise”

Nachdem unser Finanzsystem dieser Tage massiv in Taumeln geraten ist, Politiker um Vertrauen in die Banken werben und an allen Orten sogar das Wirtschaftssystem in Frage gestellt, eine Epochenwende prognostiziert bzw. das nahende Ende des Kapitalismus postuliert wurde, haben die Regierungen der Industriestaaten in einer konzertierten Aktion Abermilliarden Dollar zur Stützung der Banken etc. bereit gestellt. Und nun ist zu befürchten, dass abgesehen von ein paar kleineren Korrekturen in Bezug auf verschärfte Aufsicht, den Austausch einiger Marionetten o.ä. alles sehr bald wieder zu business as usual übergeht – bis zur nächsten Krise, in der es dann noch stärker knallen wird. Die grundlegenden Probleme dieses auf permanentes Wachstum ausgelegten Systems bleiben damit unkuriert, und die systemimmanenten Ungerechtigkeiten werden sicher weiter zunehmen, zumal man zukünftig mit dem Hinweis auf die „Finanzkrise” sicher noch so manche soziale Härte zu rechtfertigen versuchen dürfte.

War’s das also schon wieder? Bei meinem nächtlichen Streifzug durchs Internet stieß ich auf einige interessante Stimmen zum Thema.

Der von mir sehr geschätzte sum1-Blog konstatierte vor einigen Tagen „Kapitalismus tot, wir leben” und vermisst von vielen Systemkritikern konstruktive Ansätze für ein echtes Umdenken.

Denn wo bleiben Antikapitalisten wenn der Kapitalismus zu Bruch geht? Sie verlieren ihre Identität. Sie haben nichts mehr was sie hält, aber da die meisten von ihnen nur gelernt haben zu kritisieren allerdings die wenigsten Alternativen aufzubauen sind sie jetzt nicht nur sprachlos sondern auch tatenlos.

sum1 hatte gehofft der Kapitalismus würde uns noch etwas mehr Zeit bis zum Crash geben so, dass es alternative Strukturen bereits geben würde die sofort einspringen könnten. (…) So bin ich am Ende froh wenn den ewigen Nörglern jetzt mal Feuer unterm Arsch gemacht wird. Denn spätetsens wenn Vater Staat nicht mehr genug Kohle haben wird um die “Anarchisten” auszuhalten werden sie sich um alternative Wirtschafts- und Lebensformen bemühen müssen.

Die Diskussion, die sich in den Kommentaren zu seinem Beitrag abspielt, ist auch lesenswert!

Alternativen zum derzeitigen Wirtschaftssystem versucht der Nachhaltig beobachtet-Blog aufzuzeigen, und dass diese auch ein Umdenken im Geld-/Währungssystem bedeuten müssen, führt er an anderer Stelle aus.

Erinnert sich noch jemand, was ursprünglich mal die Funktion von Geld war? Und was ist heute daraus geworden? Etwas so Komplexes und Abstraktes, dass eine kleine Minderheit mit rekursiven Mechanismen gewaltig abzockt. Warum nehmen wir die Sache nicht wieder selber in die Hand?

Peter Richter diskutiert in seinem Blogsgesang in mehreren Postings über die Ursachen der aktuellen Krise und fordert dazu auf, statt der Symptome den Krankheitsherd des Finanzsystems zu behandeln:

Tatsächlich jedoch ist die Krise nur dann nachhaltig zu bewältigen, wenn Regeln gefunden werden, durch die zumindest ein Teil der Gewinne aus einer weitgehend menschenlosen Produktion der Allgemeinheit zugute kommt, ihrer Bildung, ihrer kulturellen Entwicklung, ihrem Lebensumfeld und auch jenen, die für die Produktion nicht mehr gebraucht werden und ihren Beitrag zur Gesellschaft auf anderen Feldern erbringen, vor allem solchen des solidarischen Miteinander (…)

Und in einem anderen Posting beklagt er, dass der Weg des Geldes immer nach oben führt.

Ungeachtet des Super-Gaus im Finanzwesen wollen die dafür Verantwortlichen ungerührt das fortsetzen, was sie herbeiführte – die unverfrorene Umverteilung von unten nach oben.

Oder wie die Berliner Zeitung kommentiert: „Der Staat rettet – sich selber”.

Nach den Anschlägen des 11. September 2001 gab es eine vielzitierte Behauptung: Nichts wird wieder so sein wie vorher. Heute wissen wir: Alles ist genau so wie vorher, abgesehen vom Ausbau des Überwachungsstaates, vielleicht.

Eine wenig erbauliche Aussicht… wir sollten alles daran setzen, dass zukünftig nicht so weitergewurschtelt wird!

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Geld als Schuld

Die derzeit tobende Finanzkrise führt aktuell nicht nur das neoliberale Gedöns vom „perfekten, sich selbst regelnden Markt” ad absurdum (denn kein Markt war in den letzten Jahren so dereguliert worden wie der Finanzmarkt – mit den nun zu “bewundernden” Folgen), sondern lässt uns auch im Fernsehen ungewöhnliche Allianzen erblicken (in einer Talkshow war CSU-Mann Gauweiler beispielsweise ganz auf einer Linie mit dem Vertreter Der Linken, was die Konsequenzen angeht, die nun gezogen werden sollten), aber auch so erstaunliche Diskussionen erkennen wie vor einigen Tagen bei „Hart aber fair”, wo CDU- und Wirtschaftsvertreter sich so darstellten, als wäre es schon immer ihr ureigenstes Anliegen gewesen, das Banken- und Finanzwesen rigoros einzugrenzen. Hinterher sind eben alle schlauer…

Dass all diese Probleme nicht nur auf Verfehlungen einzelner Akteure, sondern letztlich auch auf die grundsätzliche Konstruktion unseres Wirtschafts- und auch Geldsystems zurückzuführen sind, zeigt vielleicht auch der Film «Money as debt – Geld als Schuld» von Paul Grignon sehr anschaulich. In den 47 unterhaltsamen Minuten erfährt unsereins vieles über unser Geld, wo es herkommt, wie es sich vermehrt, welche Gefahren hierin lauern – sehr interessant und aufschlussreich! Tatsächlich war mir vieles davon so vorher auch nicht bekannt.

>> Link zu dem Film in 5 kleineren Häppchen
>> Interessanter Artikel von Thomas Plettenbacher (Attac Österreich) zur Finanzkrise

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