Ich hatte vor einigen Wochen ja schon einmal darüber berichtet – bzw. mich auf einen Beitrag der Sendung Markt auf N3 bezogen („Der Mais ist heiß“) –, dass sich die (wie üblich) kurzsichtige Subventionierung von Maisanbau zur Erzeugung von Biogas durchaus nachteilig gestaltet. So gut die Idee ist, Reste aus der Landwirtschaft und nachwachsende Rohstoffe zur Energieerzeugung einzusetzen, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen, so schädlich entwickelt sich dies nun nach einigen Jahren für die dortigen Landwirte, deren Pachten immer weiter steigen, so dass sich Monokulturen amerikanischen Stils ausbreiten und die Biodiversität und oft auch die Böden zerstören. Genauo bleibt natürlich die Möglichkeit der Bevölkerung auf der Strecke, sich regional selbst mit Lebensmitteln zu versorgen, wenn das, was angebaut wird, nur zur Energieerzeugung eingesetzt wird. Denn der auf diesen Felder angebaute Mais wandert ja nicht auf den Teller, sondern in besagte Biogasanlagen, die sich (Dank der Subventionen) finanziell erheblich besser rechnen als schnödes Essen.
quer hat dieses Thema letzte Woche erneut aufgegriffen und zeigt, dass diese neuen einseitigen Anbauprojekte letztendlich auch für die dortigen Moorböden rächen, von denen heutzutage in Bayern nur noch 5% der ursprünglichen Fläche übrig geblieben sind. Abgesehen davon, dass die Trockenlegung der Moore CO2 freisetzt, gefährdet dies auch die dortige Tier- und Pflanzenwelt. „Biogasanlagen als Klimakiller – Maisfelder schlucken Moore“:
In Bayern verschwinden immer mehr Moore und Feuchtwiesen. Schuld sind Biogasanlagen und Billigmilchanbieter. Denn immer mehr Bauern wandeln Feuchtwiesen, die vorher als Weidefläche genutzt wurden, in Maisfelder um – das ist wesentlich lukrativer, da die Maispreise durch den Boom der Biogasanlagen kräftig gestiegen sind. Maismonokulturen statt grüner Wiesen: das sieht nicht schön aus und schadet dem Klima, denn Feuchtwiesen und Moore binden viel mehr Treibhausgase, als Ackerland.
Auch das ARD-Magazin Plusminus befasste sich mit dieser Problematik – „Kampf um Ackerboden: Wie nach der Finanzkrise Renditejäger jetzt von den Äckern vertreiben“, und kritisiert deutlich die Monopolisierung des Landbesitzes in Ostdeutschland, wo sich einige Großunternehmen immer mehr Felder unter den Nagel reißen. Die dort angerissene Entwicklung klingt ausgesprochen bedrohlich und bedenklich, wie ich finde, denn sie entzieht den Menschen nach und nach ihre Lebensgrundlage:
Schwere Zeiten für Bauern in Ostdeutschland: Weil kapitalkräftige Investoren auf Einkaufstour sind, haben sich die Preise für Ackerland verzehnfacht. Klassische Landwirte können da oft nicht mehr mithalten. Es sind Aktionäre und branchenfremde Investoren, die nach Äckern, Wäldern und Weiden greifen. (…)
(…) Außerlandwirtschaftliche Investoren boten auch in der Uckermark Spitzenpreise. Stefan Palme, der dort 240 Hektar Pachtland ökologisch bewirtschaftet, sieht das mit großer Sorge. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich diese Wandlung in den letzten Jahren vollziehe, könne man davon ausgehen, dass es in zehn bis zwanzig Jahren kaum noch landwirtschaftliche Betriebe im herkömmlichen Sinne in Brandenburg gebe, sondern dass das Land aufgeteilt werde zwischen einer Handvoll Investoren, Aktiengesellschaften und Eigentümern von Industriebetrieben. Stefan Palme sieht keine Tendenz, dass sich dieser Prozess verlangsamt – eher, dass er sich beschleunigt.
butterbloemchen
Tja, nun …
Dass Biogasanlagen überhaupt nur sinnvoll sind, wenn sie nicht mehr für die Nahrungsmittelversorgung brauchbare Abfälle nutzen, sollte sich mittlerweile rumgeschwiegen haben.
Problematisch sind nicht die Biogasanlagen per se. Problematisch sind die hohen Preise auf “Energiepflanzen”.
Ich frage mich sowieso, ob es eine gute Idee ist, Grundnahrungsmittel, wie Reis, Mais, Weizen, Hirse, … wie jedes andere Gut zu handeln.
Zudem frage ich mich, wann endlich die größtenteils fehlgeleiteten Agrarsubventionen endlich abgebaut werden.
Peter M.
“Ich frage mich sowieso, ob es eine gute Idee ist, Grundnahrungsmittel, wie Reis, Mais, Weizen, Hirse, … wie jedes andere Gut zu handeln.
Zudem frage ich mich, wann endlich die größtenteils fehlgeleiteten Agrarsubventionen endlich abgebaut werden.”
Da kann ich Dir nur zustimmen. Dass die Grundnahrungsmittel zum Spekulieren etc. verwendet werden, ist schon ein Skandal. Und die EU-Agrarsubventionen waren vor 50 Jahren mal sinnvoll, heute fördern sie doch letztlich nur den Trend hin zu immer größeren und “effizienteren” Betrieben. Der Weg zur Selbstversorgung wird dadurch verbaut.
“Problematisch sind nicht die Biogasanlagen per se. Problematisch sind die hohen Preise auf “Energiepflanzen”.”
Ja, Biogasanlagen sind an sich eine tolle und sinnvolle Idee. Dass man dafür aber riesige Flächen mit Monokulturen überzieht und normale Landwirtschaft verdrängt, das ist eben das Problem. Dass sich in Ostdeutschland nun große Konzerne die Flächen unter den Nagel reißen und monopolisieren, finde ich erst recht skandalös.
butterbloemchen
Ach ja, was ich zum quer-Beitrag vergessen hatte …
Rinder produzieren jede Menge Methan – und sind somit alles andere als “klimafreundlich”.
Ich gehe stark davon aus, dass man das nicht in die Rechnung hat einfließen lassen.
Sicherlich sind riesige Mais-Monokulturen alles andere als wünschenswert.
Wenn ich sie aber gegen große Rinderbestände tausche, dann gehe ich davon aus, dass dem Klima damit nicht groß geholfen ist.
Es geht hier lediglich um den Fakt, dass Moorböden mehr Co2 speichern, als Mais-Kulturen.
Mehr nicht.
Peter M.
Auf die Sache mit dem Methan und den Rindern geht der quer-Blog auch noch mal ein (Du hast natürlich Recht, dass man die Mais-Monokulturen nicht gegen riesige Rinderherden eintauschen sollte) – ich zitiere:
http://blog.br-online.de/quer/biogasanlagen-als-klimakiller-maisfelder-schlucken-moore-03112010.html
someone
Zu der Problematik Biosprit gegen Nahrung gibt ist die Doku die auf http://www.permaculture.com angepriesen wird ganz interessant. Gefiel mir wegen des Flowerpower-Hippielooks zwar nicht, und der Vortragende meinte auch das er noch nicht alles ausprobiert hätte, aber Berechnungen das Stützen würden. Wie auch immer, ist eben aus amerikanischer Perspektive, aber die sind da auch nicht alle Blöd :-)
Am aufschlussreichsten im Zshg. Sprit gegen Essen fand ich die Aufschlüsselung dessen, wie wenig vom Getreide eigentlich direkt zu menschlicher Nahrung verarbeitet wird. Das waren so unter 5% wenn ich mich recht entsinne. Der Rest ist Methanfurzerfutter, Zuckerersatz (HFSZ/Getreidezuckersirup), sonstige Anwendungen.
Besorgts Euch wenn ihr könnt.
butterbloemchen
Was ich bei meinem Beitrag natürlich wieder frecherweise unterschlagen habe – und was mir grad wieder einfällt – Rinder produzieren signifikant weniger Methan, wenn sie Gras fressen,als wenn sie artfremd mit Mais gefüttert werden.
Das können sie einfach nicht gut verdauen – und die sitzen dann mit E-Coli zu …
Aber das ist ein anderes Thema.
Elke
Danke für diese Zusammenschau! Diese ganze Form der Lebensmittelverwertung hat etwas Abstoßendes. Es handelt sich eben um reine Verwertungslogik. Elke
DOTHEMATH
Gülle (Rinderkot und Harn) wird besonders gefördert!! der ehemalige Landwirt braucht mehr(!) Kühe. Diese kriegen weniger mais dafür mehr SOJAschrot (müssen Ja durchfall bekommen)(extra Biogas Futtermischungen). Diese kommen von ehemaligen Regenwaldgebieten. Klasse sache das….für monsanto. DOTHEMATHDUDE