Die Lüge vom billigen Atomstrom

Manchmal ist es durchaus lohnend, mal bei Videoportalen zu schauen, welche Beiträge kritischer Fernsehmagazine wie Frontal 21 dort die mittlerweile ja vorgeschriebene, mit den Privatsendern ausgehandelte Richtlinie, Sendungen online nach wenigen Tagen aus den Mediatheken zu entfernen, „überlebt“ haben. Beispielsweise Die Atomstrom-Lüge aus dem September letzten Jahres, in dem die Autoren die Behauptungen der Energiekonzerne und gewisser politischer Kreise, dass Atomstrom ja „so billig“ sei (seltsam, dass die Strompreise trotzdem immer weiter steigen, oder?) widerlegen. Denn nur durch milliardenschwere Subventionen ist Atomstrom ja überhaupt konkurrenzfähig geworden. Über den Unsinn, den Ronald Pofalla diesbezüglich abließ („Für die CDU ist Kernkraft Ökoenergie“), der aber perfekt zur aktuellen peinlichen RWE ProKlima-Kampgane passt, wollen wir hier mal besser gar nicht erst reden…

Die Atomindustrie genieße seit Jahrzehnten Subventionen und Privilegien wie kein anderer Industriezweig, kritisiert Hohmeyer weiter. “Kernenergie ist ohne Subvention in Deutschland gar nicht vorstellbar.” Subventionen hätten die Atomenergie von der Stunde Null an begleitet. “Im Prinzip hat man politisch das gewollt”, so Hohmeyer. Er warnt vor einer unnötigen Verlängerung der Subventionen. “Das hat sich nicht gerechnet, das wird sich auch nicht rechnen und war – im Nachhinein betrachtet – ein Fehler.”

(…) Während die Energiekonzerne Milliarden mit der Atomkraft verdient hätten, seien die Kosten für Forschung, Risikovorsorge und Entsorgung sozialisiert und auf den Verbraucher abgewälzt worden, kritisiert auch der energiepolitische Sprecher der Grünen im baden-württembergischen Landtag, Franz Untersteller. “Wenn Sie genauer hinschauen, dann stellen Sie fest: Die Gewinne streichen EnBW, RWE, Vattenfall und Eon ein – die Kosten der Kernenergienutzung zahlt der Steuerzahler”, sagt er gegenüber Frontal21.

(…) Auch von der jetzt diskutierten Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken würde wieder nur die Industrie profitieren, befürchtet der Energiewirtschaftsexperte Felix Matthes vom Berliner Öko-Institut. Das Kernkraftwerk Biblis sei beispielsweise mindestens seit dem Jahr 2000 abgeschrieben, so Matthes. Bei den stark gestiegenen Strompreisen werde das Werk allein im Jahr 2009 voraussichtlich einen Zusatzprofit von einer Milliarde Euro realisieren. Allerdings nicht zum Vorteil des Kunden. “Bei dem kommt von diesen Zusatzprofiten nichts an.” Insgesamt führen acht Jahre mehr Laufzeit nach Berechnungen von Matthes bei den Energiekonzernen zu Zusatzprofiten von etwa 80 Milliarden Euro.

Film ab!

Dazu passt auch dieser Frontal 21-Beitrag zwei Monate vorher über die Endlagerungsproblematiken, die so rein gar nicht mit den Märchenstunden vom „sauberen Strom“ harmonieren wollen:

Und um das Thema abschließend auch mal von einer etwas heiteren Seite zu beleuchten, hier noch ein lustig-ernster (aber dennoch zutreffender) Atomi-Clip aus der N3-Satire-Sendung extra 3:

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4 Kommentare

  1. Leider greift bei “der Bevölkerung” immer noch das Argument vom sauberen Strom. Sogar das Klimaproblem wird als Hintertür für Atomstrompropaganda missbraucht. Nur wer wirklich betroffen ist, interessiert sich für die Enlagerungs-Problematiken, wie ja auch bei vielen anderen Themen nur der schreit, den es unmittelbar angeht…
    In einer Welt, in der von mir geschätzte Personnen ganz arglos Argumente bringen wie: “Kinderarbeit muss es geben, sonst haben die Eltern da nichts zu essen”, in so einer Welt bin ich immer wieder dankbar für Blogs wie diesen, und gleichzeitig macht es mich immer wütender und verzweifelter, so etwas zu lesen.

    • Ja, dieses Argument kenne ich natürlich auch – die Frage, die ich mir dann manchmal stelle, ist, was antwortet man auf solche “Argumente”, dass die Menschen dort sonst nichts zu essen haben bzw. keine Arbeit finden? Da werden die ausbeuterischen Konzernmethoden ja fast noch geadelt, weil sie so nett sind, den Menschen Arbeit zu geben… ich denke ja, dass dies keine Berechtigung dafür sein kann, andere Menschen auszubeuten.

  2. Olaf

    Was regen sich die Grünen eigentlich auf? War es nich Herr Trittin, der einst Atommüll in Granitlagerstätten versenken wollte? Damit die sozialisierten Kosten nicht so hoch sind?

    Wie immer werden etwaige Maßnahmen Jahre dauern und man selbst kann eigentlich nur hoffen, das es in der Region alternative Energiequellen gibt.

  3. “die Frage, die ich mir dann manchmal stelle, ist, was antwortet man auf solche “Argumente”, dass die Menschen dort sonst nichts zu essen haben bzw. keine Arbeit finden? Da werden die ausbeuterischen Konzernmethoden ja fast noch geadelt, weil sie so nett sind, den Menschen Arbeit zu geben…”

    Ich antworte darauf, seit ich mich ausgiebiger damit beschäftige, dass Kinderarbeit zu einem Lohndumping und damit einer Armutsspirale führt. Kindern muss man fast nichts oder auch mal gar nichts bezahlen, also warum sollte man plötzlich die Löhne auf ein humanes Level heben? Ich kann’s ja auch billiger haben. Dadurch verdienen die Leute noch weniger, sind noch ärmer und müssen ihre Kinder verkaufen/arbeiten lassen, und das ganze geht von vorn los. Zudem setzt sich ein ordentliches Fair-Trade-Produkt ja für faire Bedingungen für alle ein (Erwachsene werden besser bezahlt und müssen ihre Kinder nicht zur Arbeit schicken). So meine Hoffnungen.

    Um wieder aufs Ausgangsthema zurückzukommen – wie Heinz Ratz mal auf einem Konzert sagte: “Es ist mir egal, welche Farbe die Marionette hat, mit der die Wirtschaft gerade spielt. Rot, grün, schwarz…”. Auch Politiker sind Gefangene des Systems.

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