Schönheitssalon für Fünfjährige – Abartiges aus unserer Mediengesellschaft

Na, mal Hand aufs Herz – wer von Euch sieht zumindest gelegentlich das reklameverpestete Privatfernsehen, und dort am besten noch solche Sendungen wie „Germany’s Next Topmodel” oder ähnlichen Castingquark? Ich hoffe mal, dass sich keiner meiner Leser angesprochen fühlt ;-) – ich jedenfalls bekomme die Abgründe und Auswüchse des Kommerzfernsehens nur noch via fernsehkritik.tv mit und bin nach den wenigen Ausschnitten dann bereits mehr als bedient. Neben den unsäglichen Sendungen, in denen Leute bloßgestellt und vorgeführt werden – schönfärberisch als „Doku-Soap“, „Scripted Reality“ o.ä. bezeichnet –, die mit Sicherheit nicht dazu beitragen, Menschlichkeit und Solidarität zu erzeugen, sind es vor allem die oben von mir genannten Formate, in denen abstruse Schönheitsideale aufgebaut und ausgeschlachtet werden, die mir sauer aufstoßen.

Denn mitnichten ist das alles nur „bloße Unterhaltung“ (so nach dem Motto: wen’s nicht interessiert, der muss es ja auch nicht einschalten!), die da vor sich hin dudelt und als Beiwerk zu den Werbestrecken dient (und von daher vorwiegend kommerziellen Charakter hat) – sondern solche Sendungen sickern nach und nach ins Bewusstsein breiter Bevölkerungsschichten ein, erzeugen Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen und lassen eben überhöhte und künstlich aufgebauschte Vorbilder entstehen. Dieses Thema hatte ich ja in meinem Blog schon einige Male am Wickel, ich erinnere da an die britische Dokumentation Starsuckers, die zeigte, was solche Inhalte mit Menschen und der Gesellschaft anstellen, oder an meinen Artikel „Ausbeutung: Casting-Idole und ihre Wirkung“. Aber man kann meines Erachtens gewisse Dinge durchaus öfter thematisieren, und dies will ich heute tun.

Denn die BR-Sendung quer brachte unlängst einen Beitrag, der einen durchaus zum Nachdenken anregen könnte – „Marktlücke Prinzessin: Schönheitssalon für Fünfjährige“. Ich weiß nicht, wie Ihr das findet, aber mri läuft es da kalt den Rücken runter, wenn ich das sehe:

Dass in München vor kurzem ein Beauty-Salon speziell für junge Mädchen eröffnet hat, ist nichts Exotisches mehr. Casting-Agenturen für kleine Prinzessinnen, Makeup für Sechsjährige, glamouröse Hochfrisuren – immer mehr versucht die Industrie unsere Kleinsten bereits zu erwachsenen Frauen zu machen, die einem rückwärtsgewandten Rollenbild entsprechen. Doch nun formiert sich Widerstand.


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4 Kommentare

  1. Und wieder bin ich sprachlos.
    Da wir keinen Fernseher mehr haben und nur noch ausgewähltes Fernsehen schauen, konnten wir diesen ganzen SchönheitsKlischeeMist gut umgehen.
    Trotzdem macht mir so ein FernsehBeitrag echt Angst.
    Wenn ich mir die Frage stelle, in was für eine Welt wir Kinder setzen, gehen mir als Erstes automatisch Umweltzerstörung, unser Klimawandel, Atomenergie und ähnliches durch den Kopf.
    Natürlich GermanysNextDingsbums kommt dann auch irgendwann als Gedanke auf.
    Allerdings nach so einem Beitrag, über Schönheitssalons für 5-Jährige, die ja schon so reif für ihr Alter sind…

    Ich hoffe dann immer, dass es mir gelingen wird, meine Kinder trotz dieser bestehenden Stereotype zu selbständigen, glücklichen Erwachsenen zu erziehen, die ihre Kindheit haben als Kinder leben und genießen können. Die, wenn sie denn groß sind, wissen wer und was und wie wertvoll sie sind. Weil sie sie selbst sind. Und nicht Heidi im Kleinformat. Oder ach so schön. Oder ach so nachretuschiert.

    Das AusklangsZitat trifft ins Schwarze: “Ob kleine schöne Erwachsene, große glückliche Erwachsene werden, das verrät unser Märchen nicht!”

  2. Sind diese “Erwachsenen”, die ihre Kinder derartig objektivieren nicht schon pathologisch krank? Sie sollten ihr Geld eigentlich besser in eine Selbsttherapie stecken und ihre Kinder dafür einfach nur spielen lassen was sie wollen.

  3. ach, immer diese Kommunisten-Hippies von Konsumpf.de :P

    freut euch doch mal

    hier, zurücklehnen & genießen:
    http://www.youtube.com/watch?v=KysaOoW_Xvc

    let the brainwash begin ;)

  4. Das ist wirklich schlimm. Vor allem denken manche Mütter noch, sie würden ihre Töchter damit in ihrer Weiblichkeit stärken..und gleichzeitig ist der Umgang mit anderen “Frauenthemen” wie Geburt, Stillen etc. in der Gesellschaft total verquer und pathologisch.
    Habe gerade erst selber darüber gebloggt.

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