Ist es nicht wunderbar, wenn man die derzeitige Posse der Politiker sieht, wie sie sich über Steinbrücks (fürwahr fragwürdige) Nebeneinkünfte echauffieren und Transparenz fordern. Naürlich nur bei den anderen Parteien, sonst müsste man am Ende noch offenbaren, aus welchen Kanälen Leute von CDU oder FDP so ihr Geld erhalten. Für mich ist es schon reichlich rätselhaft, wieso es gestattet ist, dass gut bezahlte Bundestagsabgeordnete noch so viel Zeit aufwenden, um „nebenbei“ stattliche Summen zu verdienen. Aber gleichwie – gerade aus den Reihen der FDP sind natürlich jegliche Vorwürfe an Mitglieder anderer Parteien bezüglich undurchsichtiger Einkünfte besonders lächerlich, sind die „Liberalen“ doch DIE Klientelpartei schlechthin. Das ARD-Magazin Panorama ist der Sache mal etwas näher auf den Grund gegangen und hat dabei das Firmengeflecht der FDP unter die Lupe genommen. „Verdeckte Geldflüsse“ Unglaublich, obwohl man nichts anderes erwarten konnte…
Nach den großen Parteispendenskandalen der letzten Jahrzehnte hatten die Parteien Besserung gelobt. Mehr Transparenz, schärfere Kontrollen. Schluss mit dubiosen Geldflüssen durch dunkle Kanäle. Seitdem hat sich viel geändert. Das Geld fließt allerdings nach wie vor. Nur über noch verschlungenere Wege. Eine Partei hat es dabei zur Meisterschaft gebracht. Achim Pollmeier, Matthew D. Rose und Kim Otto haben versucht, den Überblick zu behalten im schier undurchdringlichen Firmengeflecht der FDP.
Zum Thema „Abgeordnete und ihre Nebentätigkeiten“ hat die Deutsche Welle auch noch ein bisschen was Gehaltvolles geschrieben.
(…) Die UN-Konvention gegen Korruption (UNCAC) hat Deutschland zwar im Jahr 2003 unterzeichnet, aber seit neun Jahren nicht in eigenen Gesetzen verankert. Die Beeinflussung von Abgeordneten über Geldzahlungen, Beraterverträge oder lukrative Nebenjobs ohne tatsächliche Gegenleistungen bleibe daher nahezu folgenlos, meint der Geschäftsführer von Transparency International in Deutschland, Christian Humborg: “Das ist eine Schande für einen demokratischen Staat wie die Bundesrepublik.” Deutschland verhalte sich damit nicht anders als Staaten wie Sudan, Somalia oder Syrien. (…)
Apropos Geld – der Euro ist ja nun sowas von tot. Seit langem schon, jedenfalls wenn man den Alarmisten beim ehemaligen Nachrichtenmagazin Spiegel Glauben schenken will. Meedia.de hat sich den Spaß gemacht, ein wenig in den Spiegel-Titelseiten der vergangenen Jahre zu blättern und dabei beachtliche Parallelen festgestellt – „Der Spiegel und die vielen Euro-Tode“. (Gleiches lässt sich natürlich auch bei anderen Magazinen zu anderen Themen finden – da werden Sachen gerne im Ein-/Zwei-Jahresrhythmus leicht verändert wieder auf die Bühne gezerrt. Qualitätsjournalismus eben.)
Wenn es nach dem Hamburger Nachrichtenmagazin Spiegel ginge, dann müsste der Euro schon längst weg sein. Untergegangen, verbrannt, zerbrochen, zerbombt, vernichtet. Viele Male hat der Spiegel den Euro auf seinem Titelbild schon sterben lassen und dabei fleißig Welt- und Gelduntergangsstimmung geschürt. Auch auf dem Spiegel-Titel dieser Woche zerfließt der Euro mal wieder. Wir haben die Euro-Untergangs-Titel der vergangenen drei Jahre des Spiegel mal zusammengefasst.
Bei all solchen Nachrichten frage ich mich ja bekanntlich schon zuweilen, ob es nicht besser ist, den Zustrom von solchen Informationen zu bremsen. Vor allem die normalen Nachrichten wie Tagesschau etc. meide ich tatsächlich schon seit langem, weil hier oft profanen Ereignen eine Pseudo-Wichtigkeit zuerkannt wird, die den Blick aufs große Ganze verstellt. Dieser Meinung ist auch Rolf Dobelli in Der Zeit – „Klarer Denken: Hände weg von News“:
(…) Wir sind so gut informiert und wissen doch so wenig. Warum? Weil wir vor zweihundert Jahren eine giftige Wissensform namens »News« erfunden haben, Nachrichten aus aller Welt. News sind für den Geist, was Zucker für den Körper ist. News sind appetitlich, leicht verdaulich – und langfristig schädlich.
Vor drei Jahren startete ich ein Experiment. Ich beschloss, keine News mehr zu konsumieren. Ich kündigte sämtliche Tageszeitungsabos. Fernseher und Radio wurden entsorgt. Ich löschte die News-Apps vom iPhone. Ich berührte keine einzige Gratiszeitung mehr und schaute bewusst weg, wenn im Flieger vor mir jemand die Zeitung aufspannte. Die ersten Wochen waren hart. Sehr hart. Ständig hatte ich Angst, etwas zu verpassen. Doch nach einer Weile stellte sich ein neues Lebensgefühl ein. Das Ergebnis nach drei Jahren: klareres Denken, wertvollere Einsichten, bessere Entscheidungen und viel mehr Zeit. (…)
Zum Abschluss noch zwei Artikel, die thematisch nicht direkt zu dem bisherigen passen, deshalb führe ich sie einfach mal so auf. Das Klimaschutzkochmobil hat eine anschauliche Grafik veröffentlicht, die den Wasserverbrauch unterschiedlicher Nahrungsmittel zeigt und verdeutlicht, was für eine Umweltsünde Fleischkonsum darstellt (einfach auf das Bild klicken, um es in lesbarer Größe zu sehen):
Der Eifelphilosph macht sich in „Der Maschinengott des Todes und die Menschen: Anleitungen zum Widerstand“ seine Gedanken über unsere moderne Wirtschaftsgesellschaft. Etwas längerer, aber lohnenswerter, da durchaus streitbarer Artikel:
Sonntag, 7.10. 2012. Ein Tag, an dem man eigentlich dankbar sein sollte, dass es die Kirche gibt. Warum? Ganz einfach: ohne Kirche kein Sonntag. Wird gerne vergessen, aber ist halt so. Sonntagsarbeit galt als “Sonntagsfrevel”: die Seele drohte Schaden zu nehmen (siehe Wikipedia). Nun – die Maschinenwelt hat keinen Sinn für solch’ romantischen Unsinn, der Sonntag wird zunehmend zu einem ganz normalen Tag, an dem der Bürger seinen Produktionsdienst abzuleisten hat. Dieser Produktionsdienst ist in unserer Kultur elementar wichtig – so wichtig wie das Gebet für die Kirche. Rational ist er nicht mehr zu begreifen – eher im Gegenteil. Wird die moderne kapitalistische Kultur nicht gestoppt, dann wird sich die Erde in einen leblosen Müllplaneten verwandeln, dessen Werte als elektronische Informationen auf einer Riesenfestplatte gespeichert sind, die sicherheitshalber in einem Satelliten die Erde umkreist. Vielleicht werden wir in einer Million Jahre dann von Teleskopen von der Venus beobachtet, von Leuten, die sich fragen, warum es wohl auf der Erde gar kein Leben gibt – und warum sie dem Mars so ähnlich ist. Manche Romantiker werden davon träumen, das es vielleicht dereinst Leben auf der Erde gegeben hat – so wie dann auf der Venus. Sie werden ausgelacht werden, während sie durch ihre Teleskope starren und die Zukunft ihres eigenen Planeten direkt vor Augen haben.
Viele werden nun denken: hier wird übertrieben.
Schön, wenn man noch so naiv sein kann.
Das geht wohl nur mit ganz viel privaten Verblödungsfunk und öffentlichen Wohlfühlmedien, deren Aufgabe vor allem darin besteht, den WAHREN GLAUBEN zu vermitteln, der besagt, das unser Gott der einzig wahre ist, das alle anderen Götter gar nicht existieren und das jemand fürchterliche Frevel begeht (dem Sonntagsfrevel gar nicht so unähnlich), wenn er an nicht so lebt wie wir. Unser Gott? Nun – öffentlich wahrnehmbar ist es der “Gibt-kein-Gott”- Gott, der Atheismus, der eine der stärksten und ignorantesten Formen von Glauben darstellt. Das aber ist nur ein Eckpfeiler jener neuen Religion, die uns alle in ihren Dienst zwingt. Ein anderer Eckpfeiler ist “der Markt”, der als Hand des neuen Gottes auf Erden wahrnehmbar ist. Jeder zittert vor ihm, jeder fürchtet sich vor ihm und wirft sich ehrfürchtig und demütig in den Staub, sobald er naht.
Ist natürlich irrationaler Mumpitz wie jede Religion. Und wie so oft: die Priester wissen das. Sie verdienen gut an diesem Glauben. Der Spiegel demonstriert das gerade sehr gut: in einer Infografik wird erläutert, wie Hedgefonds automatisch Bürger enteignen. Die Enteignung geht inzwischen sogar soweit, das sogar Marineschiffe beschlagnahmt werden (siehe ebenfalls Spiegel) – der erste Schritt zu Auflösung auch der militärischen Souveränität der Staaten scheint getan. Sollte man sich merken, wird irgendwann ein historischer Tag, vielleicht sogar ein Feiertag der neuen Religion. (…)
klaua mair
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