Der Crash-Kurs – bereit für die Krise?

An den Börsen kehrte (bis vorgestern) kurzzeitg so etwas wie Ruhe ein, „die Finanzmärkte“, wie man sie ja in den Medien immer respektvoll nennt, verschwanden also (vorübergehend) ein wenig aus den Schlagzeilen. Etwas, das manche Journalisten bestimmt bedauern, bedeuten stürzende Kurse doch einfach abzugreifende Sensationsmeldungen. Wie dem auch sei, nachdem vor wenigen Wochen noch Weltuntergangsstimmung herrschte, ging es zwischenzeitlich also wieder bergauf – sollte es noch irgendwelcher weiteren Belege bedürfen, dass es bei den sog. „Finanzmärkten“ um Zockerei und Spielcasino-Mentalität geht, so hat der milliardenteure UBS-Fall dieser Tage dies eindrucksvoll unterstrichen.

Doch völlig unabhängig von den kurzfristigen Schwankungen, die leider bei der medialen Betrachtung der wirtschaftlichen Entwicklungen gerne in den Vordergrund gestellt werden, ist unser System bedroht – durch exponentielle Wachstumskurven, Geldschöpfung, Peak Oil und ähnliche langfristig wirkende Einflüsse, die letzten Endes unser ganzes gesellschaftliches Leben (mit-)bestimmen, ob wir das nun wollen oder nicht. Ist also ein Crash unausweichlich? Ein Crash, dem ein Reset des ganzen Systems folgen muss? Im Als ob-Leben-Blog stieß ich auf einen hochinteressanten Videovortrag, den „Crash Course“ von Chris Martenson – „Der Crash Course endlich in deutscher Übersetzung“.

Aufgeteilt in eine ganze Anzahl von Kapiteln geht Martenson hier der Frage nach, welchen Herausforderungen wir uns heute gegenüber sehen, welche Gefahren in der endlosen Fortführung unseres Systems liegen und welche Folgen dies für uns alle, weltweit, haben kann. Den Überblick über die einzelnen Abschnitte findet Ihr HIER – es lohnt sich, die 255 Minuten Lebenszeit zu investieren, um einen klareren Blick für den Gesamtzusammenhang zu bekommen. Zwar ist die deutsche Synchronstimme etwas schluffig, aber die Materie spannend genug, um die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. :-) (Bei YouTube findet Ihr die Beiträge übrigens auch.)

Willkommen zum Crash Course.

Der Crash Course möchte Ihnen die Natur einiger äusserst ernster Herausforderungen und Risiken begreiflich machen, die unsere Wirtschaft und unseren künftigen Wohlstand bedrohen.

Vorweg einige Worte des schweizerisch-deutschen Teams zur deutschen Fassung des Crash Course: Diese ist eine getreue Übersetzung der amerikanischen Fassung und bezieht sich deshalb zu einem grossen Teil auf die Verhältnisse und Entwicklungen in den USA – vor allem in seinem grossen Wirtschaftsteil (Geld-Schulden-Inflation). Es wird vom US-Dollar, den US-Staatsschulden und dem US Häusermarkt gesprochen.

Trotzdem – oder gerade deshalb- sind diese Informationen auch für uns Deutschsprachige in Europa von eminentem Interesse.

Zum einen, weil in einer globalisierten Welt alle Volkswirtschaften eng miteinander verflochten sind, also auch die der europäischen Staaten mit den USA. Die US-Volkswirtschaft ist mit seinem, nach offiziellen Statistiken, 14 Milliarden Dollar starken Bruttosozialprodukt, was in etwa dem amerikanischen Begriff des GDP´s entspricht, immer noch die mit Abstand grösste Volkswirtschaft unseres Planeten. Hinzu kommt natürlich auch die politische und militärische Bedeutung der Vereinigten Staaten.

Zum Anderen nimmt der US-Dollar unter den Währungen der Welt einen Sonderplatz ein: Der US-Dollar ist einzige Weltreservewährung!

Die wichtigsten Rohstoffe, wie etwa Erdöl, werden mit dem Dollar gehandelt. 70-75 Prozent aller Geldgeschäfte auf den Weltmärkten werden mit der amerikanischen Währung abgewickelt. Die Auswirkungen eines Zusammenbruchs der US-Währung auf die gesamte Weltwirtschaft, etwa durch einen Vertrauensverlust auf den Anleihensmärkten, ist in seinen Konsequenzen und seiner Tragweite kaum über zu bewerten.

Viele der für die Vereinigten Staaten beschriebenen Mechanismen und Zusammenhänge gelten in abgewandelter Form auch für Europa, so wird . in Europa in ähnlicher Weise wie in den USA Geld aus dünner Luft, ohne materielle Deckung (etwa durch Gold) geschaffen.

Deshalb sind die grundlegenden Thesen des Crash Course auch für uns Menschen in Europa von zentraler Bedeutung.

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4 Kommentare

  1. Naja, Peter, spätestens wenn “Wir sind Papst!” wieder Deutschland verlassen hat, werden sich die JournalistInnen wieder auf ihre moralischen Verpflichtungen diesseits des monetären Styx besinnen und mit neuen Schwankungen inner- und besonders außerhalb der ebenfalls beträchtlich vom Kurs abgekommenen Kirche zu berichten wissen. Aber da der Papstbesuch schließlich auch etliche Millionen an Euro fordert, müssen eben die Finanzhaie für kurze Zeit Pause machen. Eigentlich ja nicht schlecht, um die eigenen Gebisse von den klebrigen Geldflüssen zu reinigen und die Erschöpfungszustände vom endlosen Geldschöpfen auszukurieren. Und Du wirst sehen, schon bald wird es wieder heißen: “Wir sind Neoliberalismus!” Zumindestens in Österreich, aber Deutschland liegt auch nicht weit. Dass dabei die Ära “Wir sind Schüssel!” seine Gültigkeit verloren hat, spielt bei unseren unzähligen “Wir sind Unschuldsvermutung!” keine große Rolle.
    Übrigens: Wenn der deutsche Synchronsprecher über Sinn und Wert einer Billion sinniert, klingt das ähnlich langweilig wie der Ostersegen. Aber den gibt es zumindest billiger.

  2. Sehr interessante Videos.
    Auch wenn streng betrachtet alles dargebrachte bereits hinlänglich bekannt und nachzulesen ist.
    Die ein oder andere Information, vor allem zur sinkenden Sparrate der US-Amerikaner, ist – wenn auch nicht überraschend – doch interessant.

    Inhaltlich deckt sich sehr vieles davon mit dem, was ich auch bereits gelesen habe und glaube.

    Bleibt eigentlich nur die spannende Frage: was wird schlussendlich der Auslöser für den kompletten Zusammenbruch sein?
    Dass dieser unausweichlich ist und hart werden wird, ist uns, die wir uns mit dem Thema mehr oder mindern tiefgehend beschäftigen, wohl klar – vor allem, wenn sich nichts gravierend ändert.

    Ist es
    Tor 1) die platzende Schuldenblase weltweit oder
    Tor 2) Ressourcenmangel/Peak Oil oder ist es
    Tor 3) Kluft zwischen Arm und Reich und das Aufbegehren derer, die irgendwann um ihr täglich Brot kämpfen?

    Einige Indizien sehen wir täglich für alle drei Auslöser in den “Nachrichten”

    Die Vorbeben sind also schon zu spüren.
    Wann kommt der Tsunami?

  3. Düdum Didai

    Viele der Dinge, die in den Videos angesprochen werden, kann man garnicht oft genug wiederholen.

    Gut an der Aufmachung ist, dass keine Panik erzeugt wird. Selbstverständlich wird es nach dem Crash ein Leben geben. Hoffentlich ein anderes, reiferes und zwischenmenschlich angenehmeres. Das wäre schon ein voller Erfolg. Jedenfalls besser als mit Vollgas immer wieder die gleichen Klippen hinunter zu fahren.

    Von seinem Standpunkt hat der Author sicher recht, wenn er die Überbevölkerung als Problem sieht. Dass er immer und immer wieder darauf herum reitet ist wenig schön. Er könnte bei einiger Überlegung stattdessen auf gangbare Lösung gekommen sein wie all die Milliarden vernünftig ernährt werden können. Die Energie, die wir heute in den Transport, auch von Lebensmitteln, stecken, könnten wir mit etwas intelligentem Verhalten, z. B. iss was bei dir um die Ecke wächst, sicherlich zu 50% einsparen und stattdessen in die Nahrungsmittelproduktion stecken wo heute noch Menschen unter Mangelernährung leiden.

  4. Idealistin

    Hallo,

    ich habe hier noch ein prima, zum Thema pssendes Interview entdeckt.

    \”Der Crash kommt\”

    http://mediathek.viciente.at/2011/08/michael-mross-der-crash-kommt-auszug/

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