Kartell des Schweigens: der Biosprit-Wahnsinn; und die Sojarepublik Paraguay


„Biosprit“, das klingt doch irgendwie toll. So ökologisch, so nachhaltig, so sinnvoll. Und danach, dass man einfach weiterhin dem ungehemmten Autogenuss frönen kann, ohne dass man etwas ändern muss – einfach Biosprit und in den Tank und alles wird gut. Ist der Gedanke wirklich so abwegig? Treibstoff aus nachwachsenden Rohstoffen, das ist doch genau das, was die Menschheit immer gesucht hat – Unabhängigkeit von Öl und Benzin und damit auch Unabhängigkeit von den Drohpotentialen der ölexportierenden Länder. Mit der Einführung des E10-Kraftstoffs durch die Bundesregierung wird dieser Plan auch weiter vorangetrieben – zum Vorteil von uns allen?

Leider nicht, denn für diese „nachwachsenden Rohstoffe“ werden anderswo Regenwälder gerodet bzw. Felder in Monokulturen umgewandelt – alles, damit wir weiterhin schön die 500 Meter zum Bäcker mit dem Auto zurücklegen können und die Zersiedelungspolitik der letzten Jahrzehnte (die auch dazu führt, dass Arbeitsplatz und Wohnung immer weiter auseinander liegen und somit Arbeitnehmer immer größere Strecken fahren müssen) ungebremst weitergehen kann. Report München setzte sich genau mit diesen Entwicklungen kritisch auseinander – „Biosprit: Das Kartell des Schweigens – Wie neueste Erkenntnisse verschwiegen werden“. Man kann angesichts solcher Vorgänge schon ein wenig am Verstand der Beteiligten zweifeln – wieder einmal scheint der kurzfristige Profit und kurzsichtiger Aktionismus über der Lebensfähigkeit zukünftiger Generationen zu stehen…

Indonesien: Statt Urwald immer mehr Palmölplantagen. Palmöl für unsere Küchen, Kosmetik und Biokraftstoffe. report MÜNCHEN zeigt aktuelle Bilder aus Borneo und von der dortigen Ökokatastrophe. Eine verheerende Klimabilanz ist die Folge, doch Teile der EU-Kommission wollen das offenbar verschweigen.

(…) Palmöl mit einer verheerenden Klimabilanz – doch Teile der EU-Kommission wollen das offenbar lieber verschweigen. report MÜNCHEN liegen interne Unterlagen vor.
Neue Erkenntnisse zur Urwaldvernichtung durch die Biosprit-Nachfrage wurden offenbar über Monate unterdrückt. Wörtlich heißt es in einer vertraulichen E-Mail: “Hypothetische Werte einer indirekten Landvernichtung… sollen aus dem Text entfernt werden”. (…)

Genauso betroffen wie asiatische Länder sind natürlich auch die regenwaldreichen Staaten Südamerikas. Am  Beispiel von Paraguay hat das Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika schon vor einiger Weile gezeigt, wie Monokulturen und Sojaanbau letztlich die dortige regional ausgerichtete Landwirtschaft zerstören und vom Export abhängig machen, und dass der Regenwald und andere Naturgebiete besonders unter diesem neuen Trend zu leiden haben. „Billigfleisch und Bisprit – die Sojarepublik Paraguay“:

Fleisch, ein Steak von Aldi, ein Schnitzel von Lidl, einen Döner an der Ecke, eine Wurst vom Grill. Und so günstig. Eigentlich wissen wir ja von einigen Schattenseiten dieses „viel Fleisch für wenig Geld”! Gammelfleisch, Massentierhaltung, Tierquälerei bei Haltung und Transport. Aber die Art, wie die Menschen in Europa oder in Nordamerika Fleisch verzehren, hat noch ganz andere Auswirkungen: Wir wissen ja aus der Schule oder von Greenpeace: Für ein Kilo Rindfleisch muss etwa die zehnfache Menge pflanzlicher Nahrung in das Tier gepumpt werden. Und wo kommen diese Aber-Millionen Tonnen Tierfutter her? Zum Beispiel aus Paraguay. Zum Beispiel aus Soja.

Ganz aktuell befasst sich auch das Handelsblatt mit den Biokraftstoffen – „Umstrittener Klimahelfer: So treibt der Biosprit die Rohstoffpreise“ und zeigt, dass dadurch Mais, Weizen und andere Nahrungsmittel teurer werden. Mal wieder ein Beispiel dafür, wie fremd vielen politischen Entscheidern offenbar das Berücksichtigen von Zusammenhängen ist.

Mais ist so teuer wie zur Zeit der Lebensmittelkrise 2008. Auch die Preise von Zucker und Weizen steigen. Ein Grund dafür ist der steigende Verbrauch von Pflanzenkraftstoffen. Dazu trägt auch die Einführung des neuen E-10-Benzins an deutschen Tankstellen bei. (…)

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1 Kommentar

  1. Arron Bozic

    Herr Gabriel hatte uns gewarnt, dass das Einführen von E10 keine gute Idee ist. Tja, leider werden zuständige Minister dann aus dem Amt gehoben. Sein Nachfolger hatte immerhin 16 Monate Zeit, sich darum zu kümmern. Norbert Röttgen hat dennoch, wie üblich in dieser Regierung, einfach überhaupt nichts getan. Jetzt stellt sich die Frage: In welchem Interesse geschieht das alles mit E10? Sicher nicht im Interesse der Autofahrer und Verbraucher. Aber der Autofahrer muss das volle Risiko tragen. Und: wenn wie überlegt Alle E10 tanken würden, wie viele Felder müssten dann ausschließlich dafür angebaut werden? Meint Irgendeiner, dass hätte keine Auswirkungen auf die Preise der Nahrungsmittel. Anstatt dafür zu sorgen, dass die Massenproduktion einfach umweltfreundlichere Fahrzeuge baut, schütten wir Nährmittel in den Tank. Wer mehr Informationen zur neuen Benzinsorte E10 sucht, kann sich auf —- (bitte keine Werbung!) informieren.

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