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Die Durchkommerzialisierung der digitalen Welt – Teil 2: Apple

© michaelaw, stock.xchng

Nachdem ich im ersten Teil meiner kleinen Serie über die Kommodifizierung und Konzernisierung der digitalen Medien (vor allem des Internets) Facebook und seine Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir mit dem Web umgehen, beleuchtet habe, ist heute ein anderer großer „Player“ an der Reihe – Apple. Apple sorgt in anderer Form dafür, dass sich das digitale Nutzungsverhalten der Menschen ändern kann und dem Kommerz Vorschub geleistet wird, denn das Unternehmen bringt mit dem iPhone und dem iPad Geräte auf den Markt, die proprietäre Software benutzen und bei denen Apple versucht, den Daumen auf die Datenströme zu haben. Dies könnte in letzter Konsequent eine Beschneidung der Meinungsfreiheit bedeuten, wie in den letzten Monaten in diversen Medien kritisiert wurde. Ein Beispiel für skeptische Berichte ist „Wenn Apple zensiert“ im Medien-Monitor:

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Lesetipps: Die dunkle Seite des iPads, „freedrom from porn“ und eine neue Flagge für BP

Nachdem Apples iPad unter großem Marketing- und Mediengetöse nun also auch in good ol’ Germany gelandet ist, nutzt die taz die günstige Gelegenheit der gesteigerten Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, um in der Titelgeschichte der neuen Ausgabe auf „Die dunke Seite des iPads“ hinzuweisen und in „Freitod verboten“ die Hintergründe näher zu erläutern.

Die Firma Foxconn produziert in China für den Apple-Konzern das iPad. Eine Reihe von Selbsttötungen in der chinesischen Belegschaft zeigt die Arbeitsbedingungen in den Fabriken der Elektronikindustrie. […]

[…] Der jüngste Freitod des 23-Jährigen erfolgte, nur Stunden nachdem Foxconn-Chef Terry Gou erstmals in der Firmengeschichte Journalisten zum Besuch des Fabrikgeländes eingeladen und persönlich herumgeführt hatte. Bis dahin galt Longhua als “verbotene Stadt”, zu der Fremde und vor allem Journalisten keinen Zutritt hatten. Die einzige legale Gewerkschaft gilt ohnehin als Handlanger des Managements. Noch im Februar wurde ein Reuters-Fotograf, der von außen Aufnahmen gemacht hatte, von Werkschützern getreten und bedroht. […]

[…] Bereits am Dienstag hatte in Hongkong die Aktivistengruppe Sacom (“Schüler und Lehrer gegen das Fehlverhalten von Konzernen”) vor einem Foxconn-Büro protestiert, iPhones aus Pappe verbrannt und zum Boykott des neuen 4G aufgerufen. “Wir wollen das Bewusstsein der Konsumenten wecken, welchen Preis Arbeiter für die Produktion des iPhones zahlen”, sagte Debby Chan Sze-wan von Sacom. […]

Andreas Ingerl beleuchtet den taz-Artikel in „Foxconn, Apple und die taz“ durchaus kritisch, weil dort gewisse Zahlenzusammenhänge suggeriert werden, die nicht ganz stimmig sind, und eher einseitig auf Apple rumgehackt wird, obwohl Foxconn auch für viele andere große Unternehmen produziert. Was an den unhaltbaren Zuständen bei der Produktion unserer Elektronikspielereien natürlich nichts substanziell ändert – auch und vor allem in diesem Konsumbereich sollte sich jeder gut überlegen, ob er unbedingt dauernd das neueste Gerät braucht, um glücklich zu sein.

Apropos Apple – der Blog von Johannes P Osterhoff dokumentiert eine schöne Plakatnappingaktion aus dem Berliner U-Bahnhof Rosenthaler Platz. „Steve Jobs offers iPad users “freedom from porn.” And yet the iPads’ measures will offer an unprecedented porn experience. An ad-busting from Berlin Mitte.“ Da sag noch mal einer, das iPad hätte keinen praktischen Nutzen! ;)

As one can see in the relaxed posture Apple imagines for its future users, the iPad is about to offer an entirely new porn experience. The user experience of the device and its dimensions will make it a perfect hand for porn viewers. […]

ffp1_closer

british-pollutersWo wir grad bei Adbusting sind – Greenpeace England ruft gerade zu einem Wettbewerb aus, das bisherige BP (British Petroleum)-Logo und den Werbespruch umzuarbeiten und besser an die Realitäten anzupassen. „Wanted: Neues Logo für BP“ erklärt Greenpeace auf der deutschen Seite – und die ersten kreativen Vorschläge sind bereits eingetrudelt.

Da hilft auch der Slogan Beyond Petroleum (jenseits des Erdöls) nicht viel: Der Energiekonzern BP steckt bis zum Hals in der braunen Masse. Das Markenzeichen von BP, eine leuchtend grüne Sonne, passt so gar nicht zu seinem dreckigen Geschäft mit dem Öl. Greenpeace sieht dringenden Überarbeitungsbedarf und hat zum Wettbewerb aufgerufen: Gesucht werden Logo-Entwürfe, die zeigen, wofür der Ölmulti wirklich steht. […]

[…] Greenpeace hat den Flaggenwechsel bereits im BP-Hauptquartier in London eingeleitet und in einer Protestaktion die Firmenflagge unter dem Slogan British Polluters durch eine ölverschmierte ersetzt. Nun sind unsere User an der Reihe: Die ersten Logoentwürfe sind bereits eingegangen und hier zu bestaunen. Die Vorschläge reichen von Burning Platform über Blind Profit bis hin zu Back in Black. Einzige Voraussetzung für die Teilnahme am Greenpeace-Wettbewerb: Der Entwurf muss sich am ursprünglichen BP-Logo orientieren. Die drei Gewinnerbeiträge bilden das Hauptmotiv der internationalen Greenpeace-Kampagne gegen BP. […]

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Apple

Nein, keine Angst, ich will jetzt nicht auch noch in die allgemeine, medial geschürte iPad-Euphorie einstimmen. Tatsächlich habe ich sogar extra ein wenig gewartet, bis ich mich an das Thema heranwagte, obwohl der Rummel um Apples neues Spielzeug ein Musterbeispiel dafür ist, wie Markenfetischismus und Marketing heutzutage funktionieren und somit ein fast schon prädestiniertes Thema für den Konsumpf darstellt. Auch das NDR-Medienmagazin ZAPP schilderte, wie unkritisch in den Medien über Apples neues iPad berichtet und damit Reklame gemacht wurde – sogar in den Tagesthemen wurde man über die Produktvorstellung informiert…!

Nicht alle springen jedoch auf den Jubelzug auf, denn mittlerweile hat Apple das Image, das sie in früheren Jahrzehnten (nicht ganz zu Unrecht) hatten – als querdenkende, fast schon rebellische Underdogs –, doch abgelegt und ist im Massenmarkt angekommen. Und bedient sich nun auch der gleichen Methoden, wie sie im kapitalistischen Verdrängungswettbewerb üblich sind und wie man sie früher dem „Erzfeind“ Micro$oft berechtigterweise vorhielt. Wiederum ZAPP zeigte letzte Woche die dunklen Seiten dieser Entwicklung auf, dass Apple (und andere privatwirtschaftliche Unternehmen) die neuen Vertriebswege bestimmen – „Verlage: Der Pakt mit Apple“:

(…) Zeitungen, Magazine, Fernsehsender: Alle großen deutschen Zeitungen bringen spezielle Inhalte auf das iPhone oder planen sie wenigstens. Täglich laden sich 10 Millionen Apple-Kunden diese Miniprogramme herunter – ein gigantischer neuer Medienmarkt. Stolz werben die Macher für ihr neues Angebot. Auch der “Stern” ist von Anfang an dabei. Es scheint so einfach für den Nutzer und für den “Stern”. Bis Apple das Angebot eines Tages plötzlich löscht. Christian Hasselbring, Geschäftsführer von Stern.de, erklärt: “Wir haben keinerlei Benachrichtigung oder Vorwarnung oder so bekommen, sondern stellten dann plötzlich über unsern technischen Dienstleister fest, dass die App im Store nicht mehr verfügbar war.” In ihrem Werbefilm für die “Stern”-App heißt es: “Überzeugen sie sich”. Zwei Wochen lang ist das unmöglich. Apple sperrt das “Stern”-Angebot, die Begründung auf Nachfrage des Magazins: Bilder wie das Bild einer italienischen Politikerin mit entblößten Brüsten seien unangemessen. (…)

Auch auf Macnotes.de wird in „AOL-Revival, der Tod der URL und Apples Rolle“ Nachdenkliches geschrieben:

(…)  Statt einer “Universalmaschine Browser” werden dem User eine ganze Batterie von “Spezalmaschinen” präsentiert, die alle auf ihre Art den Medienzugriff möglichst beschränken. Der universale Zugriff auf Webinhalte wird einerseits immer mehr versteckt, andererseits scheint er immer weniger gewünscht. Zudem fallen die lästigen Begleiterscheinungen des “Standardbrowsers” – Möglichkeit für lokale Kopien, Quelltextansicht etc. – auf der App-Ebene in der Regel weg. (…)

Der Hype um die Apps befördert diesen Trend natürlich aufs effektivste und verschafft ihm eine technisch passende Plattform – denn in einer App ist ohnehin in der Regel nur der Content des Anbieters. Die “App-Metapher” auf dem Desktop tut ihr Übriges – unter der App-Auswahl eines iPhone oder iPod ist “das Web” nur eine (visuell gleichberechtigte) Wahl unter anderen. Und natürlich weckte Apple mit iPhone, iPad und Co. die Begehrlichkeiten all jener, die bereits vor der Jahrtausendwende angesichts des kostenlosen Contents im Web die Hände über dem Kopf zusammenschlugen. Eine zweite Chance, bei der man den Fehler vermeiden möchte, freien und kostenlosen Zugang zu Inhalten zum Standard zu machen? (…)

Noch schärfer formuliert es Georg Erber in Readers Edition – „Apples iPad – ein weiterer Schritt zur Kommerzialisierung des Internet“:

(…) Mit dem iPad plant er daher sehr viel mehr als nur mittels eines Jumbo-iPods einen Nischenmarkt zu befriedigen. Apple will über die volle Breite multimedialer Inhalte durch eine Integration mit den eigenen Vertriebsplattformen ein weltweites Internet-Imperium in Konkurrenz zu Firmen wie Google aufbauen. Mithin ist der iPad ein erster Schritt zu einer disruptiven Innovation in einen entstehenden multimedialen mobilen Breitbandinternetmarkt. Der iPad ist nur der sichtbare Ausdruck für eine sehr viel komplexere Markterschließungsstrategie. Man sollte daher ein waches Auge auf die nächsten Schritte von Steve Jobs und Apple in diesem Bereich haben.

Und, abschließend noch der Artikel „Apples Angriff auf den offenen Computer“ in Bits of Freedom:

(…) Solche geschlossenen Plattformen sind langfristig eine Gefahr für den Wettbewerb und die Entwicklung neuartiger Programme und Dienste. Wie sähe das Internet heute aus, wenn es in den 90er Jahren ein „AOLPad“ gegeben hätte, das unter der Kontrolle von AOL gestanden hätte? Hätte z.B. jemals so etwas wie Skype Verbreitung gefunden, wenn auf sämtlichen Endgeräten die Telekommunikationsanbieter ein Wort mitgeredet hätten? Apple nutzt seine marktbeherrschende Stellung bei der Hardware, um konkurrierende Plattformen für die Verbreitung digitaler Inhalte zu blockieren. Microsoft ist in Vergangenheit für ein sehr viel weniger wettbewerbswidriges Verhalten mit Kartellverfahren überzogen worden und musste zahlreiche technische Standards offen legen. (…)

Trotz allem benutze ich aber nach wie vor lieber einen Mac als einen Windows-PC. :-)

Der Hype um die Apps befördert diesen Trend natürlich aufs effektivste und verschafft ihm eine technisch passende Plattform – denn in einer App ist ohnehin in der Regel nur der Content des Anbieters. Die “App-Metapher” auf dem Desktop tut ihr Übriges – unter der App-Auswahl eines iPhone oder iPod ist “das Web” nur eine (visuell gleichberechtigte) Wahl unter anderen. Und natürlich weckte Apple mit iPhone, iPad und Co. die Begehrlichkeiten all jener, die bereits vor der Jahrtausendwende angesichts des kostenlosen Contents im Web die Hände über dem Kopf zusammenschlugen. Eine zweite Chance, bei der man den Fehler vermeiden möchte, freien und kostenlosen Zugang zu Inhalten zum Standard zu machen?Im Endeffekt ist das zugrundeliegende Prinzip jedoch dasselbe: Statt einer “Universalmaschine Browser” werden dem User eine ganze Batterie von “Spezalmaschinen” präsentiert, die alle auf ihre Art den Medienzugriff möglichst beschränken. Der universale Zugriff auf Webinhalte wird einerseits immer mehr versteckt, andererseits scheint er immer weniger gewünscht. Zudem fallen die lästigen Begleiterscheinungen des “Standardbrowsers” – Möglichkeit für lokale Kopien, Quelltextansicht etc. – auf der App-Ebene in der Regel weg.

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