Eines der grundlegenden Probleme unseres Wirtschaftssystems liegt bekanntlich im auf Zinsen und Schulden basierenden Währungssystem begründet – dadurch, dass private Banken Geld aus Schulden schöpfen und gegen Zinsen verleihen, wird dann der sattsam bekannte Wachstumsdruck auf die „Realwirtschaft“ bzw. die Bürger ausgeübt. Über diese Problematik hatte ich hier im Blog ja schon einige Male berichtet, beispielsweise anhand der Filme „Der Geist des Geldes“ oder „Geld als Schuld“. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um zu vermuten, dass diese Form der Geldschöpfung, so wie sie derzeit vor sich geht, ein Instrument ist, um Menschen im Hamsterrad Arbeiten -> Konsum -> Arbeiten etc. auf Trab zu halten. Von daher ist es nur zu begrüßen, wenn sich Initiativen gründen, die eine Reform dieses Systems bewirken wollen.
Eine der aussichtsreicheren scheint mir das Projekt „Liebe Angela Merkel – Expertenrunde nachhaltiges Geldsystem“ zu sein, weil sich hier die Stimmen und Expertise vieler verschiedener Koryphäen auf diesem Gebiet sowie politische wie wirtschaftliche Unterstützer versammelt haben. Zu den (zumindest in „der Szene“) bekannten Namen zählen u.a. Prof. Bernd Senf, Raimund Brichta (n-tv), Prof. Dr. Margrit Kennedy und Helmut Creutz, aber auch Professoren aus Volkswirtschaftslehre und Physik. Gedacht ist die Website zum einen als eine Informationsplattform für Interessierte (so gibt es spannende Artikel und Interviews, auch aus der Mainstreampresse, zu lesen), es sollen Diskussionen angestoßen und zudem Unterschriften gesammelt werden, um dieses Anliegen auch in den Bereich der Politik zu tragen. Gerade dort sind alternative Währungssysteme oder Regiogeld nämlich kein Thema obwohl sie doch gerade in Zeiten der „Finanzkrise“ Lösungsinstrumente darstellen können.
Ist unser Geldsystem so ausgestaltet, dass es wirklich nachhaltig funktionieren kann?
Daran gibt es erhebliche und begründete Zweifel, die auch zu den tatsächlichen Ursachen der gegenwärtigen Finanzkrise führen, dadurch unsere Realwirtschaft und damit uns alle bedrohen.
Diese Ursachen liegen allerdings tiefer als jene, über die zurzeit in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Sie werden weder von der Politik noch von den Medien nachdrücklich zur Kenntnis genommen.
Folglich findet auch keine Debatte über ein anderes – nachhaltigeres – Geldsystem statt, obwohl diese genauso wichtig wäre wie die Diskussion über Nachhaltigkeit in anderen Bereichen, etwa im Klimaschutz.
m.ro
Danke für die Info, Peter! Die Initiative kannte ich noch nicht.
Ich finde es sehr erfreulich, dass sich so hochgradige Denker (oder wie auch immer man sie bezeichnen will) zusammenfinden und dieses wichtige Thema bekannt machen.
In deinem ersten Absatz musste ich allerdings über das “bekanntlich” stutzen. Wenn es so wäre, gäbe es diese Initiatve nicht. Darüber hinaus ist es selbst in den diese Zusammenhängende eigentlich untersuchende Wissenschaft gänzlich unbekannt. VWL: keiner kann die Frage beantworten, was denn Geld eigentlich ist. Vielmehr wird über die Funktion das Wesen definiert. Und selbst auf Nachdenkseiten oder bei Joachim Jahnke (exemplarisch für weitreichenstarke “andere” Informationen) gibt es dazu nichts bzw. wird dies sogar als falsch angesehen.
Peter M.
Okay, das “bekanntlich” war vielleicht etwas übertrieben – ich bezog mich dabei auf regelmäßige und aufmerksame Leser dieses Blogs bzw. anderer, die sich mit dem Thema befassen. ;-)