Sicher erinnert Ihr Euch noch an die Dokumentation „Das System Wiesenhof – wie ein Geflügelkonzern Menschen, Tiere und die Umwelt ausbeutet“, die vor einigen Wochen im Fernsehen lief und die aufzeigte, mit welchen Methoden Wiesenhof seine Vormachtstellung auf dem Geflügelmarkt ausbaut. Natürlich sind solche tierquälerischen Mittel letztlich gang und gäbe in der Massentierhaltung und somit keinesfalls ein exklusives Problem von Wiesenhof, doch gerade als Marktführer hat der Konzern natürlich eine besondere Verantwortung.
(Eine Verantwortung, aus der ich auch den Konsumenten nicht entlassen kann, der möglichst täglich möglichst billig „sein Fleisch“ auf dem Tisch stehen haben oder sich mal eben im Vorbeigehen bei McDoof einen Billigburger reinpfeifen will. Wer nur ein paar Euro fuffzich fürs Kilo Fleisch bezahlt, darf nicht erwarten, dass hier artgerechte Haltung vorliegt oder gar hohe Qualität geliefert wird. Der Dreck, der da in Discountern in Massen unter die Massen gestreut wird, hat sich nicht nur geschmacklich von dem entfernt, was man früher mal unter Fleisch verstand, sondern ist neben dem Tierleid auch mitverantwortlich für viele Umwelt- und Klimaprobleme, die mit der Fleischproduktion (das Wort allein!) einhergehen.)
Nun hat mich der Vegetarierbund Deutschland auf eine Online-Petition hingewiesen, in der es darum geht, dem Firmengründer P.-H. Wesjohann das Bundestverdienstkreuz wieder abzuerkennen – ich ermuntere hiermit alle Leser, sich daran zu beteiligen! Auch wenn der Herr seinen Orden vermutlich trotzdem behalten darf, geht es hier doch auch darum, weiterhin Aufmerksamkeit für diese Missstände zu erzeugen. Übrigens haben inzwischen einige Supermärkte in Österreich als Reaktion auf die laut gewordenen Vorwürfe Wiesenhof-Produkte ausgelistet! (siehe HIER)
HIER geht es zur VEBU-Petition – und untenstehend der dazugehörige Text:
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Auf Vorschlag des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff erhielt PHW-Firmengründer Paul-Heinz Wesjohann (PHW) am 09.02.2004 das Verdienstkreuz am Bande. Der Wiesenhof-Chef habe sich durch sein „vielfältiges und langjähriges Engagement sowohl in seinem Unternehmen, als auch in verschiedensten ehrenamtlichen Positionen um das Wohl der Allgemeinheit verdient gemacht“, so heißt es auf der Internetseite des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums.
Spätestens seit der ARD-Reportage „Das System Wiesenhof“ muss sich Paul-Heinz Wesjohann, der die Geflügel-Marke Wiesenhof nach Außen vertritt, der massiven Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt verantworten. Mit Tierquälerei, Billigfleisch und Billigarbeiter wird Profit gemacht.
Wer die Reportage gesehen hat wird die Bilder nicht mehr vergessen können: Schreiende Puten, die vom sogenannten Fangtrupp auf brutale Weise in Käfige katapultiert, in Schlachtanhänger gepfercht, mit dem Fuß gestoßen und sogar totgetrampelt werden. Überquellende Müllcontainer mit larvenübersäten Tierkadavern direkt vor dem Betrieb. Zahlreiche Puten sterben noch vor der eigentlichen Schlachtung an den katastrophalen Haltungsbedingungen.
Paul-Heinz Wesjohann hat klar gegen die ethische Vorbildfunktion, für die er damals das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam, verstoßen. Ein Verdienstorden in seinen Händen scheint deshalb nicht länger vertretbar. Aus diesem Grund fordert der VEBU eindrücklich die Aberkennung des Bundesverdienstkreuzes von Wiesenhof-Chef Wesjohann – sollte er es anstandshalber nicht freiwillig abgeben.
Micher
Wenn der Gründer einer Proteinspachtelfirma das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommt, dann sollten wir uns vielleicht alle selbst welche verleihen. Das käme an den Wert einer solchen “nationalen” Auszeichnung besser heran. Was der Staat von dem Menschen denkt, das ist doch eh der Öffentlichkeit vollkommen entrückt. Möglicherweise ist das nur bei mir so, aber der soll sein Altmetall behalten, da er es eh nur mit ins Grab nimmt oder als Bienchen hinter seinem geschmähten Namen verbucht. Den kann er nämlich nicht ändern. Genausowenig wie das, was er getan hat. Solche Charaktermasken dienen doch letztlich nur der Ablenkung vom Konzern, der dahintersteht und im Zweifelsfall immer eine zum Klingenhüpfen parat hat.
P.S. Den Leuten, denen der Typ als Vorbild dient, ist wahrscheinlich auch eine Aberkennung egal, wenn sie überhaupt davon wissen. Bei den Verantwortlichen ist es ja schon eine Seltenheit, wenn frau weiß, wie die aussehen. Kommen eben nur herausgekrochen, wenn es ein Opferlamm braucht.