Ikea, Aral, Aldi und Ferrero auf dem Prüfstand

Es ist Sommer, und da herrscht allenthalben das große Sommerloch, hervorgerufen durch Temperaturen, die eher zum Faulenzen am Strand als zum Arbeiten animieren, aber natürlich auch durch die Ferienzeit, die mancherorts das öffentliche Leben ausdünnt. Gerade im Fernsehen werden dann oft irgendwelche Sachen ins Programm gewuchtet, mit denen man halt die Sendezeit zu füllen versucht, im Wissen, dass es eh keiner sieht. (Nach einem ähnlichen Prinzip wird ja generell mit vielen kritischen Sendungen umgegangen, die zu nachtschlafener Stunde ausgestrahlt werden, wo sie wenig Schaden anrichten – „Schaden“ heißt hier: möglichst wenig Menschen werden verstört, aus ihrer Lethargie geweckt oder ändern etwas an ihrem (Konsum-)Verhalten.) Von daher kann man sich natürlich fragen, warum der WDR seine prinzipiell ausgesprochen interessante Sendereihe „Markencheck“ nun ausgerechnet, beginnend mit IKEA, in der Sommerzeit über die Bildschirme flimmern lässt, aber sei’s drum.

Die Grundidee dieses „Markenchecks“ gefällt mir eigentlich sehr gut – denn es wird einmal hinter die Fassade geschaut; die Reporter überprüfen nicht nur die Produktqualität (was ich nun nicht so spannend finde), sondern nehmen auch die Produktions-, Anbau- und Arbeitsbedingungen unter die Lupe. Bereits im Januar machte der „Tchibo-Check“ den Anfang, der durchaus auch kritische Töne über die Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen, von denen Tchibo seine Bohnen bezieht, enthielt. Natürlich darf man keine wirklich extrem konzernkritische Ausrichtung erwarten, und es werden immer nur Teilaspekte behandelt. Außerdem liegt ein Fokus eben, wie schon gesagt, auf Produkteigenschaften, womit man dem sonstigen (schädlichen) Treiben des jeweiligen Unternehmens nicht unbedingt gerecht wird.

Die vier Konzerne, die der WDR nun im August näher in Augenscheint nimmt, sind Ikea, Ferrero, Aldi und Aral, immer auch mit solchen Fragen im Hinterkopf:

Auch soziale und ökologische Aspekte sind Thema der Reihe. Der “Ferrero-Check” (8.8.) zeigt, dass in der Türkei, aus der Ferrero den Großteil seiner Haselnüsse bezieht, Kinderarbeit sehr verbreitet ist. Kann Ferrero garantieren, dass für “Nutella” oder “Hanuta” keine Kinder schuften müssen? Auch der Druck auf Aldi-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sowie die Frage, was Aral-Mutterkonzern BP aus Öl-Katastrophen wie der vor Mexiko gelernt hat, werden beleuchtet.

Gerade bei Aral und Aldi dürfte es schwierig werden, hier wirklich angemessen die ganzen notwendigen Kritikpunkte darzustellen, vor allem, wenn die Hälfte der Sendezeit mit Produktanalysen und -tests verschwendet wird. Dass Aral nichts mit Nachhaltigkeit zu tun haben kann, sollte eigentlich jedem klar sein – kein Ölkonzern ist hier von der Mitschuld an der Zerstörung der Erde freizusprechen. BP schon gar nicht. Und über Aldi muss ich ja wohl nichts weiter sagen – das Discountprinzip ist generell, ganz egal, welche Güte einzelne angebotene Produkte auch haben mögen, das Gegenteil von Nachhaltigkeit und in keinster Weise zu unterstützen. Aber mal schauen, was der „Markencheck“ hier zutage fördert – ich bezweifle aber, dass man die Konzerne angemessen in die Zange nimmt. Die Ankündigung bei Aldi klingt ja schon mal so, als wenn man, wie leider in der Regel in den Medien üblich, ausschließlich die Arbeitsbedingungen in den Discountbuden selbst betrachtet und nicht die ganzen Ausstrahleffekte auf die restliche Wirtschaft…

Immerhin, die erste Sendung, der „Ikea-Check“, der letzten Montag lief und HIER noch online zu sehen ist. Ich selbst habe ihn noch nicht gesehen, aber die Reaktionen auf der Markt-Facebookseite zeigen, dass einige Zuschauer erschrocken sind über das, was da zutage gefördert wurde, und Ikea in ihrem Ansehen gesunken ist. Dafür Daumen hoch!

(…) Fest steht: IKEA bewegt sich auf dünnem Eis. In seinem Nachhaltigkeitsbericht schreibt IKEA: „Um unsere niedrigen Preise anbieten zu können, müssen wir weltweit Holz einkaufen. Das bedeutet auch, dass wir Holz aus Regionen beziehen, in denen illegal gefällt wird und andere nicht nachhaltige Forstwirtschaftspraktiken herrschen.“ Und Anders Hildemann ergänzt: „Unsere Aufgabe ist es, erschwingliche Möbel für die Menschen herzustellen. Und um sie erschwinglich zu machen, müssen wir die Kosten niedrig halten.“

Forstexperte Professor Andreas Schulte meint dazu: „99 Euro für einen massiven Kieferntisch mit vier Stühlen ist nur schwer in Einklang zu bringen mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Das muss der Verbraucher verstehen, wenn er den Tisch kauft.“ (…)

(…) Johan Stenebos Erfahrung kennt den Markt: „Wenn man in diesem Markt ist, muss man in Ländern produzieren, die billigere Arbeitskosten als andere haben. Seit dem Anfang von IKEA ist das ganz oben auf der Agenda. Die Menschen in diesen Ländern sind arm. Sie machen jeden Job, den sie bekommen können, egal zu welchen Arbeitsbedingungen. Aber das ist, was ich sage: Einer muss den Preis bezahlen für die billigen Preise. Das hat IKEA die ganze Zeit nicht berücksichtigt. Arbeitsbedingungen sind auf der Agenda, aber eben nicht genug. Sie sollten sich kümmern, auch um die, die ganz weit unten in der Produktionspyramide arbeiten.“ (…)

Die Sendetermine im WDR Fernsehen im Überblick:

1.8.2011, 21.00 bis 21.45 Uhr: Der Ikea-Check
8.8.2011, 21.00 bis 21.45 Uhr: Der Ferrero-Check
15.8.2011, 21.00 bis 21.45 Uhr: Der Aral-Check
22.8.2011, 21.00 bis 21.45 Uhr: Der Aldi-Check

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19 Kommentare

  1. Vogel

    Moin Peter,
    Danke für den Hinweis, hab’ den Beitrag gesehen. Was mich, neben den oben zitierten Stimmen am meiseten erschreckt hat ist die (imho) höchstwahrscheinliche Tatsache, dass IKEA mit Zwangsarbeit aus der DDR seinen Basis gebildet hat!
    Wer sind die Zwangsarbeiter heute? Im Beitrag werden ja auch Kontaktversuche (?) nach Myanmar und Nordkorea genannt…

    PS.: Anners Thema, weswegen ich Dich angemehlt hatte, interessant?

  2. Bluntman

    Habe mir gerade die Ikea Doku angeschaut und finde sie ziemlich oberflächlich und bringt nicht wirklich was Neues.

    Fazit ist: “Verführung: geschickt Qualität: ordentlich Holzherkunft: undurchschaubar Fairness: unzulänglich”

    Das die da produzieren wo es gerade am billigsten ist, sollte doch niemanden überraschen.

    • @ Bluntman: ja, leider sind diese Dokus gerne eher oberflächlich, zumal eben der Fokus halt auch auf dieser Verbrauchersicht (Qualität usw.) liegt, die ich eher uninteressant finde. Von daher bin ich auch etwas skeptisch, ob die drei weiteren Firmen, die unter die Lupe genommen werden und die noch schlimmer sind als Ikea, wirklich angemessen skeptisch dargestellt werden. Gerade bei Aldi und Aral darf eigentlich nichts Positives bei rumkommen…

      Ich halte es aber generell für löblich, dass man sich mal daran macht, einzelne Konzerne kritisch zu durchleuchten – und wie man an den Facebook-Kommentaren sieht, waren die Infos für viele doch neu. Das mit der DDR wusste ich auch schon, nicht allerdings, dass da Strafgefangene ran mussten und dass Ikea sogar mit Nordkorea plante. Von wegen heile Schweden-Welt, die einem die Reklame da vorgaukelt!

  3. Bluntman

    @Vogel: Das war dir neu, dass Ikea in der DDR produziert hat? Das hat Volker Pispers schon ewig in einem seiner Texte verarbeitet.

    Heute produzieren die größtenteils wohl in Weißrussland, zumindest laut der Doku. Viel wird auch aus China kommen, da “Made in China” als Herkunft ebenfalls genannt wird.

  4. Vogel

    Sry, hab’ den obigen Kommentar von Ralf Galleisky noch ‘mal nachgelesen, da kommt ein Begriff vor, dem man unbedingt noch ‘mal nach gehen muss: “preiswert”

    Billig ist nie PreisWert, Billig iss nur billig: Jemand anders (Arbeitskräfte, 3. Welt, Umwelt …) zahlt einen großen Teil der echten, der vollen Kosten!

    PreisWert ist: Ich zahle den Preis den es mir wert ist! Das kann niemals billig sein!!, denn das würde bedeuten: Es ist mir nichts oder nur wenig wert, es ist eben billig, es taugt gerade so für das, was mir unwichtig ist.

    Beispiel: Mir ist gute Ernährung viel Wert. Konsequenz: Möglichst wenig vorgefertigte, billige Nahrung! Möglichst viel selber machen, backen, bruzeln, einlegen etc. Und weil es mir wichtig ist, hab’ ich auch Zeit dafür und lasse anderes nicht so wichtig sein.

    :-)

  5. Vogel

    @Bluntmann
    Nö, nich neu, das Ausmaß war mir nicht bewusst. Ohne DDR hätte IKEA sehr wahrscheinlich nicht so schnell so stark wachsen können.

  6. Bluntman

    Dem stimme ich zu, aber wenn es nicht die DDR gewesen wäre, hätten die irgendein anderes Land gefunden.

    Wie beschrieb es Pispers: “Wir hatten immer schon 1-Euro-Jobber. Nur haben wir sie dank der Mauer nicht sehen müssen”.

    Super Captchas. Habe gerade Morrissey eingeben müssen. :-)

  7. Idealistin

    letztlich entscheidet das Sozialgewissen eines Unternehmers wie und unter welchen Umständen er produzieren lässt. So betrachtet hat Kamprad keines (Sozialgewissen), genauso wenig wie D. Schwarz (Lidl), Karl Albrecht u. a. Multimilliardäre, Konzernlenker etc.
    Dahinter steckt nichts weiter als modernes Raubrittertum auf Kosten der Gesellschaft, skrupellos hinnehmend das Menschen u. U. dafür ihr Leben lassen müssen.

    Seit Menschengedenken verdient eine kleine Minderheit am Elend anderer, das durchzieht alle Zeitepochen. Genaugenommen handeln sie (wir) genauso primitiv wie vor Millionen Jahren, nur die Umgangsformen, die Methoden und das Umfeld haben sich verändert (verfeinert), sind dazu effektiver, gefährlicher geworden, die Folgen drastischer für die Umwelt.

    Andersdenkende Minderheiten, Warnungen werden verkannt, belächelt – damals wie heute.

    Unternehmer die mit reinem Gewissen in den Spiegel schauen gibt es m.E. kaum. Die meisten von ihnen „bewerten“ sich und ihr Handeln an den Bilanzen ihrer Unternehmen. Sieger im Wettbewerb sein und das Streben danach, andere zu übervorteilen, um Erfolge vorweisen zu können.

    Trigema –Chef wie Grupp, oder Karl Ludwig Schweisfurth ( habe ich als Kind mal kennengelernt und Vorbesitzer von Herta) sind Ausnahmen, die aus tiefster Überzeugung nachhaltiger wirtschaften und sich gegen skrupellose Profitmaximierung aussprechen. Erfolgswillen ist also keine Sache die mit Ausbeutung einhergehen muss – ganz im Gegenteil. Echter, ethisch sauberer Erfolg baut auf Nachhaltigkeit auf und lässt andere Beteiligte, aber auch Unbeteiligte am Erfolg teilhaben! Denn eine gesunde Umwelt und eine gesund wachsende Wirtschaft stellen einen Erfolg für die Allgemeinheit dar und nutzen jedem, in der Gesellschaft, einschließlich aller existierenden Arten und dem Planeten selbst.
    Unsere Lebensgrundlage!

  8. Ich frage mich mal wieder, wieso eigentlich immer IKEA als Möbelhersteller untersucht und (oft sicher sogar zu Recht) angeprangert wird.

    Mehrmals pro Woche fallen mir aus mehreren Tageszeitungen immer die gleichen Supersonderangebots-Prospekte anderer sehr namhafter und ebenfalls bundesweit verbreiteter Möbelhäuser in die Finger.

    Wenn ich mir deren Angebote der immerselben (und überwiegend quer über alle Anbieter identischen) Billigstmöbel anschaue – preislich wie qualitativ meist noch klar unterhalb des bekannten schwedischen Programms angesiedelt, dann frage ich mich, ob wirklich niemand mal in die dunklen, schier unwirklichen Gemeinschafts-Produktionsabgründe dieser Hersteller schauen mag?

    Ist IKEA als Angriffs- bzw. Aufklärungsziel einfach zu populär und deswegen so reizvoll?

    • @ Boris – ich denke, da hast Du absolut Recht, was die anderen Möbelhäuser angeht, die so massenhaft werben – die verkaufen sicherlich Produkte, die unter NOCH schlimmeren Bedingungen hergestellt werden. Allerdings stellt sich IKEA halt mit seinem Marketing und seinem sympathischen Schwedenimage halt stark in den Wind, weil sie damit suggerieren, dass es sich bei Ikea um ein freundliches, faires Familienunternehmen handelt – was halt nicht stimmt. Mich würde es auf jeden Fall auch interessieren, wie das bei anderen Anbietern ausschaut. (Man kann es sich aber nach der Ikea-Doku fast schon denken…)

  9. IKEA ist nach den Standards unserer Gesellschaft ein erfolgreiches Unternehmen. Punkt.

    Dass ein erfolgreiches Unternehmen in unserem System praktisch dazu verleitet wird, ähnliche Methoden anzuwenden, liegt in der Funktionsweise des Kapitalismus. Nicht die ehrlichen Arbeiter schneiden gut ab, sondern diejenigen, die die effektivste Ausbeutung betreiben. Es bringt auch nichts, an gelegentlich bekannt werdenden Symptomen rumzudoktern, wenn sich an der Ursache nichts ändert.

  10. Vogel

    @Boris @Peter
    Keine Frage: Es gibt viele böse Buben – und, klar, die Nachahmer sind eher noch schlimmer.
    Bedenkt: 1) IKEA hat den Markt bereitet, 2) IKEA erzeugt mit seinem “schwedisch sein” falsche Bilder (es sei denn, wir ham’ uns vertan und die Schweden sind in Wahrheit falsche Fuffziger??), 3) Wir sind nun ‘mal auch die Abnehmer und so mit in der Verantwortung!! (ohne jezz über Henne/Ei oder über durchschnittlich einssiebzig hoch gestapelte Zellhaufen zu philosophieren ;-))

  11. Vogel

    @Viator

    Es bringt auch nichts, an […] Symptomen rumzudoktern, wenn sich an der Ursache nichts ändert.

    D’accord, ganz genauso isses (ohne Ironie). Und an der Stelle stell’ ich mir die gleiche Frage, wie Du Sie Dir vermutlich stellst: “Unn nu?”

  12. Hinterfrager

    Die Diskussion darum, weshalb meist das bekannte schwedische Möbelhaus beleuchtet und dokumentiert wird, während die vielen anderen Billig-Produkte-Anbieter ungehindert ihre massive Dauerwerbung unbeobachtet weiterbetreiben können, geht in genau die richtige Richtung.

    Es ist ohne Frage wichtig, hinzuschauen und zu recherchieren, woher die Materialien für die offenbar kundenfreundlichen und preisgünstigen Produkte kommen, ob Qualität verkauft wird oder Schund und WIE sie ermöglicht werden.
    Dann bittesehr überall – also bei allen Anbietern mit gleichem Maß und gleicher (Un-)Sachlichkeit. Wohl keine Pfanne – auch der anderen Anbieter – für 1,99 € würde wohl diese offensichtlich manipulative Destruktion des ‘ehrenwerten’ TÜV Rheinland ungebrochen überstehen.

    Zu oberflächlich war mir auch die Aussage im Beitrag, dass man die Möbelhaus-Mitarbeiter nicht interviewen durfte… Echter Journalismus hätte hier wohl auch Möglichkeiten gefunden, wenn es denn beabsichtigt gewesen wäre, Meinungen von Mitarbeitern zu präsentieren. Ich habe zumeist den Eindruck, dass die Mitarbeiter eher begeistert für dieses Unternehmen arbeiten. Auch hier ist es wichtig, sich die anderen Möbelhäuser anzuschauen – alles Vollzeitverkäufer bei Höffner, Roller, Krüger, XXL und wie sie alle heißen?

    Stattdessen palavert der Verdi-aner…, der ja den ganz tollen objektiven Einblick hat.
    Der Mitarbeiter, der mehr Stunden arbeiten möchte, hat mich ebenfalls nicht überzeugt. Auch ein Arbeitsvertrag ist ein Vertrag – und eine einseitige Änderung nunmal nicht möglich. Entweder man einigt sich oder derjenige, der unzufrieden ist, sorgt dafür, dass seine Bedürfnisse (woanders) besser befriedigt werden. Eigeninitiative statt ausheulen an Verdis Brust würde aufzeigen, dass die ‘Gewerschaft(en)’ schon so lange überflüssig ist (sind), seit sie zum Spielball der Politik geworden ist (sind).

    Und zum Thema ‘Zwangsarbeit’. Was erlegt man HartzIV-Empfängern auf, wenn sie sich und ihre Kinder ernähren wollen? Wo sind hier die ‘Gewerkschaften’ HEUTE in UNSEREM Land?

    Oder was bedeuten staatlich gewollte und unterstützte Personal-Leasing-Agenturen?

    Menschen wacht auf!

    Es kommt immer darauf an, auf welcher Seite der (IKEA)-Suppenschüssel einer steht und von wem er sich einschenken lässt –

    auch ein WDR-Journalist…

  13. Idealistin

    @ Hinterfrager,

    andere Häuser zu hinterfragen ist sicherlich richtig und notwendig, da sich die Kritik fast ausschließlich auf große Konzerne ausrichtet/ausrichten kann, da dort die Masse einkauft.

    Wo ich keinesfalls zustimme ist bei dem Mitarbeiter der seinen Vertrag Ver.di aufstocken lassen möchte und bei Ver.di vorgesprochen hat.. Es ist richtig – Vertrag ist Vertrag und man kann diesen nicht zwingend einseitig änder- aber es gibt Ausnahmeregelungen, insbesondere wenn die vertraglich festgelegten Stunden beim Abschluss „erzwungen“ wurden – nach dem Motto entweder einen 80 Stunden Vertrag oder gar keine Arbeit…

    Ich habe selbst bei einem Discounter gearbeitet und weiß daher wie diese Unternehmen Arbeitnehmer (oder potenziellen) mit rigiden Methoden in die Knie zwingen. Entweder beugt man sich, oder man ist (bleibt) arbeitslos. Da die Argen diese Vorgehensweisen nicht unterbinden können, sondern ganz im Gegenteil Arbeitslose auch an jene Firmen vermitteln die knallharte Arbeitnehmerpolitik betreiben, hat man im Prinzip keine andere Wahl als zuzustimmen, es sei denn man möchte als Hartz IV-Kandidat enden und obendrein Restriktionen in Kauf nehmen, weil man ein Arbeitsangebot ausgeschlagen hat. So ist nun mal die Realität. Im Niedriglohnsektor- der Einzelhandel gehört dazu – ist das die Regel, da in diesen Bereich Massen an Arbeitskräften zur Verfügung stehen.

    Als 80 Stunden-Kraft macht man regelmäßig Überstunden- so meine Erfahrung. Eigentlich sind 100 – 140 Stunden die tatsächliche Stundenzahl die man ableistet- in manchen Unternehmen- vorzugsweise bei den großen Discountern oftmals sogar unbezahlt- man legt das als „Firmeninteresse“ aus. Gewerkschaftsmitglieder werden nach Möglichkeit entlassen, da sie rechtlichen Beistand und auch Aufklärung erhalten. Wer regelmäßig Überstunden macht, hat das Anrecht auf Erhöhung der Vertragsstunden (Gewohnheitsrecht) Wenn alle Kriterien erfüllt sind, muss der AG dem Wunsch nachkommen, bevor z. B. jemand neues eingestellt wird. Ich habe das bei Lidl erzwingen müssen, auch Erfolg gehabt, weil die rechtliche Regelung, eindeutig für mich sprach.

    Fakt ist – diese Unternehmen wollen „Köpfe“ sehen, flexibel einsetzbar- damit Ausfälle leicht zu überbrücken sind, aber auch um Sozialleitungen zu sparen – denn Gratifikationen zahlen die meisten nur anhand der Vertragsstunden, nicht nach tatsächlich geleisteter Stundenanzahl, dazu noch die umsonst geleisteten Arbeitsstunden, damit steigt der Gewinn um einige Prozentpunkte. Profitmaximierung auf Kosten der AN -So geht das und so kann man billige Preise generieren und gleichzeitig Millionengewinnen einfahren! Dann zur Vervollständigung noch die anderen Aspekte wie die Herkunft der Rohstoffe und die Bedingungen bei Herstellungsprozessen. Insgeamt ein Paket um hohe Gewinnen zu erzielen mit vielen kleinen unterdrückten Arbeitnehmern, die kaum (in anderen Ländern gar nicht ) von ihrem Einkommen leben können. Dazu eine verschandelte Umwelt. Einseitigkeit ist zwar gegeben im Bericht, aber das liegt zum großen Teil daran, dass die Unternehmen sich nicht äußern wollen – aus gutem Grund!! Kapitalismus außer Kontrolle geraten.

    Es grüßt
    Idealistin

  14. Carsten

    In der Markencheck-Reihe kam diese Woche ARAL auf den Prüfstand. Dabei wurde natürlich auch der Mutterkonzern BP erwähnt und dass dieser immer wieder negativ auffällt, nicht erst seit Deepwater Horizon.
    Aktuell ist auch Shell mal wieder in den Schlagzeilen und die anderen Konzerne sind wahrscheinlich auch alle nicht viel besser.
    Aus beruflichen Gründen bin ich auf ein Auto angewiesen. Kann mir jemand sagen, wo ich besser tanken sollte und wo man es auf jeden Fall lassen sollte?
    Gruß
    Carsten

    • @ Carsten – also wirklich “gute”, nachhaltige Tankstellen/Mineralölkonzerne gibt es nicht, dafür ist der ganze Prozess der Ölförderung und alles, was da hinten dran hängt (Unterstützen von Diktaturen, Umweltzerstörung…) einfach zu schmutzig. Ich würde halt generell um die großen Ketten einen Bogen machen, insbesondere Shell, BP und Esso (Exxon! Wohl einer der schlimmsten Konzerne überhaupt). Texaco ist auch nicht unterstützenswert, und Jet, naja. Von denen weiß man halt nicht so viele konkrete “Sünden”. Von daher sind die freien Tankstellen noch das kleinere Übel, finde ich.

  15. Carsten

    Mineralölförderung und nachhaltig ist ja schon ein Widerspruch in sich. Aber “das kleinere Übel” zu finden, darum ging es. Jet ist Conoco Phillips und die werben damit “the fifth largest refiner in the world” zu sein. Also dürften die auch keinen Deut besser sein.

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