Nun, dass das Funktionieren unseres Wirtschaftssystems auf stetig steigendem Konsum basiert, ist ja bekannt. Aus dem Grunde werden auch Konjunkturprogramme und Abwrackprämien ins Leben gerufen, und davon, den Menschen möglichst geschickt einzureden, dass ihr erst jüngst gekauftes Handy oder die Markenjeans aus dem letzten Sommer nun total out und überholt seien und so schnell wie möglich gegen etwas Neues, viel Schickeres und Cooleres ersetzt werden müssen, lebt schließlich eine ganze Branche (Stichwort „geplante Obsoleszenz“; siehe den ARTE-Beitrag „Kaufen für die Müllhalde“). Ja, es leben sogar viele Branchen vom dem ewigen (inszenierten) Wechselspiel von Moden und Trends – nicht nur Marketing- und Werbeabteilungen, auch Fernsehsender, die mit „Model“-Shows u.ä. ihre Werbeplätze für die Werbekunden attraktiv machen und die schillernd bunten Märchen vom flüchtigen Konsumglück als Lebensinhalt erzählen.
Ist der „normale“ Konsum von Gütern des alltäglichen Bedarfs etc. schon mit genügend Nachteilen verbunden – für die Umwelt, die Ressourcenausstattung des Planeten, den Geldbeutel der Käufer, dem Shopping-Stress und der Angst, etwa „das Falsche“ gekauft zu haben etc. –, so scheint es besonders perfide, dass die Pharmaindustrie auch offensiv Reklame für rezeptfreie Medikamente betreibt. Nach dem Motto: zwickt es irgendwo im Hals, schnell eine Pille einwerfen oder Tropfen nehmen. Die bekommt man ja auch ohne Rezept in jeder Apotheke, also werden die Sachen auch unproblematisch sein. Aber ist das wirklich so? Die WDR-Sendung Markt ging in „Medikamente – Rezeptfreies Risiko“ dieser Frage nach und zeigt auch, wie groß der Markt an diesen Mitteln zur Selbstmedikation inzwischen geworden ist. Klar, dass sich die Industrie diese lukrative Einnahmequelle nicht durch unnötige Warnhinweise etc. verderben möchte!
Schmerzmittel und Nasentropfen gehören zu den meistverkauften Arzneimitteln in Deutschland. Doch was passiert, wenn man diese rezeptfreien Präparate zu oft und zu leichtfertig anwendet? (…)
Doch nicht nur Kombipräparate sind problematisch. Auch Monopräparate zum Beispiel gegen Kopfschmerzen (Aspirin, Paracetamol, Ibuprofen etc.) können möglicherweise Organschäden verursachen. So steht es auch in den Beipackzetteln. Der Gesamtumsatz der rezeptfreien Schmerzmittel betrug im vergangenen Jahr 950 Millionen Euro.
Schmerztherapeut Küster mahnt: „Da gibt es grobe Schätzungen, dass in Deutschland circa 200 Menschen am Tag mit einer Magenblutung aufgrund der Einnahme solcher Medikamente ins Krankenhaus kommen. Und man muss bedenken: Gut zehn Prozent sterben an der Magenblutung.“ Und Professor Glaeske ergänzt: „Wir schätzen, dass wir etwa 60.000 Dialysepatienten in Deutschland haben, und dass wir eben etwa fünf bis zehn Prozent Dialysepatienten haben, die über Schmerzmittelmissbrauch zur Dialyse gekommen sind.“ (…)
Anonymous
alle halswehmittel aus der apotheke (rezeptfrei) nützen (bei mir) nichts. was dagegen rockt sind essig und honig.
klingt ekelhaft, ist es anfangs vielleicht auch, aber man gewöhnt sich daran:
1-2EL essig (apfelessig, oder leckerer: himbeeressig)
2TL honig (mehr schadet nicht)
in 1 glas mit heißem wasser (so heiß wie es halt aus der leitung kommt)
in kleinen schlucken trinken. empfindlichere sollten vorher was im magen haben.
gegen “mädchenbauchweh” hilft eine wärmflasche, gegen kopfweh oft schon einfach mehr trinken oder ein nickerchen halten.
hausmittel statt konsum! ;)
Michael Schertel
… und 98% des Medikamentenmix landet in der Kläranlage,wo das Meiste aber wieder in die Umwelt wieder kehrt. Die wachsende Zahl der bösartigen Reaktionen bei
Mensch und Tier und Pflanze wird selbst dann noch zunehmen,wir ab sofort nichts mehr schlucken würden.
So, wie die künstlichen Isotope der Atomwirtschaft: Niemand kann dies alles neutralisieren!
Für die schnelle Therapie nehmen immer mehr Menschen dies
alles in Kauf. Traurig.
Lexx
Ich hab in meinem ganzen Leben (ok sind erst 20 Jahre, aber immerhin) mit einer Außnahme (Weisheitszahn-OP) noch nie Schmerzmittel genommen.
Das heißt nicht, dass ich nie Kopfschmerzen habe, aber einfach immer ne Pille einwerfen ist ja auch keine Lösung. Wenn man sich schlecht fühlt, einfach mal “auf den Körper hören” und sich Ruhe gönnen – Spart auch ne Menge Geld ;)
Anonymous
das thema medikamentenabwasser ist ja vor allem auch in sachen verhütungspille ein heißes thema! (abgesehen von allen anderen nebenwirkungen, die sich direkt am eigenen körper schleichend breitmachen…)
frauen, die eine brauchbare alternative suchen, sollten sich unter dem stichwort sympto-thermale methode mal schlau machen.
was mich persönlich sauer macht, ist dass frauenärzte wegen jedem scheiß die pille verschreiben! da kriegen 16jährige beziehungslose mädels wegen ein paar pickeln die pille oder 14jährige weil sie einen unregelmäßigen zyklus haben, der sich meist erst etwas später einpendelt. (mein frauenarzt hat mich über nix aufgeklärt sondern einfach die pille verschrieben wegen einem vermeintlichen überhang an männlichen hormonen, anstatt mich erstmal zum endokrinologen zu schicken… damals war ich 16.)
die pille ist zwar nicht rezeptfrei, aber passt trotzdem zum thema finde ich.
NannyOgg07
Vom regelmäßigen Konsum bin ich weit entfernt. Aber ich stehe dazu dass ich zum Beispiel zur Zeit versuche eine Erkältung schneller in den Griff zu bekommen indem ich eben auch einnehme was die Apotheke hergibt.Ich hab meinen Job am 1.3. gewechselt und war pünktlich zum Wochenende krank. Ich bezweifle dass ich das kommunizieren kann, dass ich am vierten Arbeitstag bereits einige Tage zu Hause bleiben muss.
Der Druck im Job ist aber auch nach der Probezeit enorm, ich arbeite im Krankenhaus, wenn ich krank bin muss für mich jemand aus dem Frei geholt werden, schon allein darüber wird Druck aufgebaut. Ich kennen keine die da wegen ein bisschen Kopfweh daheim bleiben könnte. :-(
Was ich damit sagen will: allein im Kopf setzt eine Verhaltensänderung nicht an, sondern eine Änderung der Lebens- und Arbeitsbedingungen aller Menschen wäre das Langziel…
Tai Fei
@Lexx
sorry aber wieviel Verantwortung hast Du denn bitte mit Deinen 20 Lenzen.
Wenn Du ´nen Job hast und eine Familie versorgen musst, dann kannst Du Dich nicht einfach mal ausklinken, bis es Dir besser geht.
Die Verantwortung auf den “Konsumenten” abzuwälzen ist hier zu einfach. Kaum jemand dürfte wohl Medikamente freiwillig kaufen/konsumieren weils gerade trendy ist. Wie NannyOgg07 schon erwähnte gibt es dafür in unserer Gesellschaft entsprechende Zwänge. Außerdem werden viele Präparate ja überhaupt nicht mehr verschrieben. Man MUSS diese selbst kaufen.
Andreas
Ich bin kein Fan vom stumpfen Einwerfen von Medikamenten. Diese sollten der letzte Weg sein, meiner Meinung nach. Eine Änderung der Lebensbedingungen wäre zu betrachten.
mfg