Wen angesichts der Jubelberichterstattungen in den Medien bezüglich des Endes der Krise auch ein merkwürdiges, tendenziell unwohliges Gefühl beschleicht, dem wird der folgende Beitrag des Magazins quer im Bayerischen Fernsehen sicherlich aus der Seele spreche: „Ein Jahr Finanzkrise: Auferstehung des Kapitalismus“. Der satirische Unterton sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass die Autoren letztlich völlig recht haben mit ihrer galligen Analyse. Erschütternd, dass die Bürger hierzulande trotzdem weitgehend ruhig und apathisch bleiben angesichts dieser Entwicklung und mit ihren Kreuzchen für die etablierten Parteien signalisieren, dass sie brav alles hinnehmen, was ihnen zugemutet wird. Wenn nicht mal das milliardenschwere Aufbessern der Bankenkassen zu Lasten der Steuerzahler für einen echten Aufschrei sorgt, was dann? Vermutlich eine Preiserhöhung bei Lidl oder der nächste Skandal von Dieter Bohlen…
Vor einem Jahr geriet der Kapitalismus aus den Fugen: Das Finanzsystem stand kurz vor dem Kollaps, eine Wirtschaftskrise ungeahnten Ausmaßes drohte. Sofort kam der Staat zu Hilfe, rettete Banken mit Rettungsschirmen und die gebeutelte Automobilindustrie mit der Abwrackprämie. Und heute? Alles geht weiter wie früher: Der Dax steigt wieder, die Banken sind dank Bürgschaften erst einmal gerettet. Gewinne bleiben privatisiert, Risiken und Verluste werden sozialisiert. Eindeutiger Sieger nach einem Jahr Krise: der Kapitalismus.
Matze
Also ich wurde am Wochende erst wieder gefragt, ob ich denn was von der Finanzkrise mitbekommen habe.
Diese Frage und dann noch in der Vergangenheitsform haben mich etwas nachdenklich gestimmt. Vll ist das ja der allgemeine Tenor in der Gesellschaft das zu wenige Leute wirklich die Auswirkungen der Finanzkrise spüren und dann am Ende wieder die Parteien wählen die sie immer wählen. Einfach nach dem Motto:”Mir gehts nicht schlecht also warum sollte ich was ändern?” Finde das schon eine sehr dramatische Entwicklung…also ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich dieses Jahr sicher anders wählen werde als die Jahre davor und hoffe das die Leute einfach mal aufwachen, sich zu den Parteien informieren und dann ihre Wahlentscheidung treffen. Naja wie heißt es immer so schön:”Die Hoffnung stirbt wie immer zu letzt” ;)