Update von der Discounterfront: Neuer Skandal um Lidl, und Aldi- & Lidl-Umsätze „brechen ein“

Lidl versucht ja nun seit den letztjährigen Bespitzelungsskandalen mit millionenschweren TV-Reklamespots das ramponierte Image wieder etwas aufzupolieren (die typische Vorgehensweise ertappter Konzerne – es wird dabei vermutlich mehr Geld ins Image als in die tatsächliche Verbesserung gesteckt). Dies könnte sich nun erst recht als herausgeworfenes Geld erweisen, denn Spiegel Online berichtet aktuell von einem neuen Skandal rund um den Billigheimer: „Mitarbeiterkontrolle: Lidl führte geheime Krankenakten“:

Der Fall wurde durch einen Zufallsfund in einer Mülltonne bekannt: Der Discounter Lidl hat die Krankheiten von Mitarbeitern laut SPIEGEL-ONLINE-Informationen in firmeninternen Unterlagen festgehalten – obwohl das arbeitsrechtlich bedenklich ist. Datenschützer reagieren empört. (…)

Am spektakulärsten aber sind die Namenslisten aus einzelnen Filialen, in denen die Krankheiten der Mitarbeiter säuberlich notiert sind. Von Grippe, Rückenleiden und Bluthochdruck bis zu Klinikaufenthalten, künstlichen Befruchtungen und privaten Problemen. All diese Einträge stammen aus der Zeit nach der Entdeckung der Spitzelmethoden. Der Fund passt deshalb so gar nicht zu den Beteuerungen von Lidl, nach Aufdeckung des Spitzelskandals im vergangenen Jahr seine Lektion gelernt zu haben. (…)

So wundert sich der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, über derartige Notizen. „Dass jemand sich einer Operation unterzogen hat oder beim Psychologen war, das sind alles hochsensible Daten. Solche Daten dürfen nur erfasst werden, wenn es dafür einen Grund gibt.” Schaar ist der Ansicht, dass dies erneut ein Fall für die zuständige Aufsichtsbehörde ist. “Die müssen das prüfen. Dass man dabei zu dem Ergebnis kommt, das ist unzulässig, halte ich für ziemlich wahrscheinlich“, sagt Deutschlands oberster Datenschützer.

Es gibt jedoch auch Erfreuliches von der Discounterfront zu vermelden – der Spiegel schreibt in einem anderen Artikel nämlich: „Discounter: Umsätze von Aldi und Lidl brechen ein“:

Obwohl die Discounter in diesem Jahr bereits vier Mal – begleitet von großem Werbegetöse – die Preise für zahlreiche Produkte gesenkt hätten, seien nicht mehr Kunden in die Märkte gekommen. Im Februar hätten die Umsätze von Aldi um 7,4 Prozent und von Lidl laut GfK um 6,2 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen, berichtet das Blatt.

Sehr gut, ein Anfang ist gemacht! :-)

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7 Kommentare

  1. Abteilungsleider

    Der geringer Umsatz kommt wohl weniger über Aufklärungsversuche. Die Auflkärung gibts schon lange und trotzdem war den meisten Leuten wichtiger ihre eigene Bilanz gut aussehen zu lassen. Auch wohlhabende Klientel ist Discounter Fan.
    Ich meine die negative Umsatzsteigerung ist der Krise (TM) zu verdanken. Ich denke an Effekte aus gesteigerter Arbeitslosigkeit / Kurzarbeit, wodurch effektiv Geld bei breiten Discounterclientelschichten fehlt und die schlechte Stimmung. Viele sparen ja zur Zeit stimmungsbasiert.

    • Also in dem Artikel steht explizit, dass der Umsatzrückgang dadurch zustande kommt, dass Lidl & Aldi zwar immense Werbung betrieben haben und die Preise senkten, aber damit dennoch nicht mehr Kunden in die Läden locken konnten. Was ich für ein sehr positives Signal halte, dass es offenbar doch noch eine gehörige Menge an Menschen gibt, die nicht nur kurzfristig aufs Geld schauen.

  2. m.ro

    “Negative Umsatzsteigerung” ist schön gesagt Herr Abteilungsleider. Leider verstehe ich Ihren Post überhaupt nicht.

    Wodurch der Umsatzrückgang zustande kommt, weiß keiner so recht. Bisher konnten die Discounter durch stark werbeunterstütze Preissenkungen mehr Kunden in ihre Filialen locken, was unterm Strich eben bisher (!) auch Umsatzsteigerungen bedeutete. Wenn der Umsatz jetzt zurückgeht, heißt das noch nicht, dass weniger Menschen dort einkaufen. Evtl. haben die sich auch verkalkuliert, die Konsumenten haben nur die vergünstigten Artikel eingekauft, so dass nicht der übliche Effekt der Durchschnittskalkulation eintrat. Sehr günstige Preise für Artikel des täglichen Bedarfs (Milch, Butter …), andere Artikel zu “üblichen Marktpreisen”.

    Merke: Umsatz = Preis x Menge

    Generell dürfte aus erhöhter Arbeitslosigkeit/Kurzarbeit etc. folgen, dass eben noch mehr Menschen als zuvor bei Discountern einkaufen. Wenn Geld bei “Discounterklientelschichten” fehlt, dann ist’s zappenduster. Wo soll denn noch günstiger eingekauft werden? Discounter ist schon ganz unten! Dann geht es nur noch ans Einschränken, Lebensmittel von den Tafeln oder wie in den USA mit Gutscheinen vom Staat.

    Manche Ministerien in den USA denken da schon weiter als das Finanzministerium. Tipps, wie man durch “harte wirtschaftliche Zeiten” kommt und mit den Folgen umgehen soll, die “finanzielle Schwierigkeiten für Ihre körperliche und geistige Gesundheit” haben können:
    http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30052/1.html

    • Was die “Discounterklientelschichten” angeht, so ist es ja nun leider so, dass tatsächlich 80% der Discounterkunden nicht zu diesen “Schichten” zählen, sondern zum sog. “Mittelstand”. Das heißt, viele von denjenigen könnten es sich problemlos leisten, auch woanders einzukaufen und faire Preise zu zahlen, machen es nur nicht, weil sie eben “Eigenportemonnaie-fixiert” sind und nicht merken, dass sie mit dieser “Geiz ist geil”-Mentalität sich selbst den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Von daher richten sich meine Anti-Discount-Appelle hier im Blog auch weniger an die, die aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen sind, zu sparen, wo es nur geht, sondern an diejenigen, die bei Aldi einkaufen, um den dritten Jahresurlaub oder den SUV gegenzufinanzieren…

  3. Der Deutschlandchef von LIDL wurde entlassen! :D *freu*

    • Nicht schlecht – einer weniger. :-) Trotzdem wird sich bei Lidl nichts wirklich ändern, fürchte ich – das Discountsystem führt unausweichlich immer wieder zu neuen Skandalen, weil es halt auf Ausbeutung und Preisdrücken basiert…

  4. m.ro

    Die Skandalküche brodelt weiter ;-)

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,545393,00.html

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