Zufällig hat das Magazin quer im Bayerischen Fernsehen in seiner neuesten Ausgabe auch die Massentierhaltungproblematik thematisiert – allerdings aus einem anderen Blickwinkel, denn der Beitrag „Kritische Masse – Dorf kämpft mit Schweinemast“ zeigt, die die Tierfabriken ganz konkret vor Ort das Leben der Menschen negativ beeinträchtigen. Der Beitrag ist zwar eher zahm und stellt nicht zuletzt auch das „Not in my backyard“-Phänomen dar – d.h., dass Menschen sich erst gegen etwas wehren, wenn die negativen Folgen direkt in ihrem Wohnumfeld sichtbar werden; die Leute wollen billiges Fleisch, aber die entsprechenden Produktionsstätten nicht im eigenen Ort; sie wollen mehrmals pro Jahr in den Urlaub fliegen, aber natürlich keine Startbahn vor dem eigenen Schrebergarten etc. Dennoch beleuchtet die Sendung ein paar interessante Facetten der Massentierhaltung und zeigt den Wahnwitz der industriellen, nur am Profit orientierten Landwirtschaft.
Im niederbayerischen Hohenthann hat die Schweinemast in den letzten Jahren immer größere Ausmaße angenommen: Mittlerweile kommen auf etwa 4000 Einwohner 200.000 Mastschweine pro Jahr. Damit steht der Ort beispielhaft für eine Entwicklung, die auch vor Bayern nicht Halt macht: Die bäuerliche Landwirtschaft verschwindet, Großbetriebe entstehen. Von der Politik gefördert, exportiert Deutschland billiges Fleisch bis nach Indien und China. Die Leidtragenden sind die Anwohner der Mastbetriebe – auch in Hohenthann.
Lieselotte Vonundzu
Die “not in my backyard”-Logik führt leider auch dazu, dass die Leute abstreiten, dass etwas in ihrem “backyard” passiert. Oft musste ich mir schon anhören, dass die Leute sagen “Also ich kaufe meine Wurst ja bei uns im Dorf bei unserem Schlachter um die Ecke, da ist das nicht so mit der Massentierhaltung”, ohne aber jemals nachgefragt zu haben, wo der Schlachter denn sein Fleisch herbekommt. Und beim Landwirt nebenan fragt man auch nicht nach, wie viel Platz die Tiere denn haben und ob sie nach draußen können. Überzeugte Fleischesser schaffen es immer wieder, es alles so hinzudrehen, dass sie selbst nicht betroffen sind… und das macht es leider so anstregend, sie vom Vegetarismus oder vom Bio-Fleisch zu überzeugen.
bas
Danke für deinen Beitrag. Im Dorf meiner Eltern gab’s ein ähnliches Szenario mit einer Massen-Hühnerfarm (billiges Geflügel im Discounter: Yeah! Ammoniakgestank und Tiertransporte: Pfui!) – wenn auch nicht in einem ganz so großen Ausmaß.
Nich unbedingt die bayerische Massentierhaltung betreffend, trotzdem ein dazu passender Artikel: McDonalds will sich stufenweise aus der Massenschweinemast zurückziehen.
http://markbittman.com/mcdonalds-to-phase-out-gestation-crates
Und wie es auch immer passen will: Vor ein paar Minuten dann noch über ein Zitat von Mahatma Gandhi gestolpert:
“Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt.”
Gut, in dieser Beziehung ist unsere Nation also nicht besonders fortschrittlich.
Jonas
Es ist ganz wichtig, dass jeder über Massentierhaltung, die schlechten Transportbedingungen und auch die Tierquälerei, die damit einhergeht, bescheid weiß. Die Öffentlichkeit muss begreifen, dass alles Konsequencen hat.
“Alleine kann ich ja nichts ändern”: Das ist eine sehr beliebte Aussage – wenn aber viele Einzelne anfangen etwas zu ändern, werden es viele.
Zum Thema Massentierhaltung hab ich eine Website gefunden, die sich um Aufklärung bemüht. Schaut die euch doch mal an die Schnitzelzentrifuge.